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Team Robotta Globallo
Thema Zu den Formen und Inhalten des Lohnarbeitsverhältnisses ( original )
Status sporadische Bearbeitung seit 2004
Letzte Bearbeitung 3/2007
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1. Zu den wesentlichen gegenwärtigen Formen der ARBEIT
1.1. Zu Form und Inhalt produktiver Arbeit
1.2. Zu Form und Inhalt unproduktiver Arbeit
1.3. Unproduktive Lohnarbeit oder Schwarzarbeit oder Informelle Arbeit
1.4. Reproduktionsarbeit/Hausarbeit, Subsistenzarbeit
1.5. Die globale LOHNSKLAVENPYRAMIDE mit der altertümlichen Sklaverei als deren Untergrund
1.6. Resümee der unterschiedenen gegenwärtigen Formen der Arbeit
2. Kurze Darstellung der fünf zentralen gesellschaftlichen Verhältnisse aus MarxEngels Feuerbachkritik
3. Aus dem mxks-Wörterbuch gefischt und wiederum überarbeitet: Stichwort ARBEIT

1. Zu den wesentlichen gegenwärtigen Formen der ARBEIT

Die vier wichtigsten gegenwärtigen Formen der Arbeit werden durchdekliniert am Beispiel einer Frau, als die der Wirklichkeit geschuldete Protagonistin der ARBEITSFORMEN
  • Die konkrete Arbeit der Herrichtung des gleichen Mittags-Menüs in jenen 4 unterschiedlichen gesellschaftlichen Formen der Arbeit:

  • als vertraglich fest angestellte Köchin in einem Restaurant,
  • als vertraglich geregelter privater Dienst bei gutsituierten Leuten,
  • als vetragslosen privaten Dienst ´unter der Hand´ bei alten Leuten,
  • als Hausfrau/Mutter für ihre Liebsten des Familienkreises.
 
[Zu den gegenwärtigen Formen der Arbeit: produktive Lohnarbeit, unproduktive Lohnarbeit, Reproduktionsarbeit, Sklavenarbeit - und ihren wesentlichen inhaltlichen Unterschieden]

1.1. Zu Form und Inhalt produktiver Arbeit

Nur jene Arbeit zählt im Kapitalismus als produktiv, welche Kapital produziert. Die hierfür notwendige Arbeitskraft wird nur unter der Bedingung mittels Kapital gekauft, dass ihre Verausgabung Mehrwert erzeugt über den Wert hinaus, den die Ware Arbeitskraft selbst im Einkauf den Kapitalisten kostet. Die Form, in der die Arbeit historisch hier verallgemeinert erscheint, ist die Lohnarbeit - der Wert der Arbeitskraft wandelt sich hierbei in die Form des Lohnes. Die Erzeugung von Mehrwert = Profit ist der einzige Inhalt der kapitalistischen Produktionsform. Dabei ist der einzelne Arbeiter produktiv als durchschnittlicher Teilarbeiter des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters. In der kapitalverdrehten Sprache der Nationalökonomie heisst dies, dass "der Arbeitsplatz profitabel" sein muß.
produktive LOHNARBEIT = KAPITAL = PRIVATEIGENTUM
Im vorgegebenen Fall ist die Frau - unsere Protagonistin der ARBEITSFORMEN - als Köchin in einem Restaurant fest angestellt - einem Betrieb, der seinem ökonomischen Inhalt nach Profit produzieren muß. Sie erhält einen vereinbarten Arbeitslohn nach den im Arbeitsvertrag festgelegten Arbeitsstunden (über die regelmäßig zusätzlich unbezahlten Überstunden schweigen wir an dieser Stelle höflich). Falls der Restaurantbetreiber mit seiner Angestelltentruppe keinen Gewinn einfährt, sich also sukzessiv bis zur Pleite überschuldet, wird das Restaurant geschlossen, werden alle einschließlich der Köchin, entlassen - wie lecker auch immer gerade ihre hausmannskost-ähnlichen Menüs den Gästen gemundet haben.
 
[Zu Inhalt und Form produktiver (Lohn-)Arbeit]

1.2. Zu Form und Inhalt unproduktiver Arbeit

Obige Darstellung produktiver Lohnarbeit umschifft die theoretische Klippe, ob alle industrielle Arbeit produktiven Charakter hat. Dem ist nicht so.
  • Alle betriebswirtschaftlichen Arbeiten des Industriesektors ist unproduktive Arbeit im obigen Sinne - die Angestellten/Arbeiter der betriebswirtschaftlichen Abteilungen der Industrie erzeugen selbst keinen Mehrwert, denn ihre Arbeit setzt keinem Arbeitsprodukt Wert zu, sondern beschäftigt sich mit Ein-/Verkauf fertiger Ware - sie sind unproduktive Lohnarbeiter.
  • Dies hat sich nicht verändert, nachdem diese kommerziellen Arbeiten mit der historischen Herausbildung des Bankwesens sowie des Handels heute hauptsächlich von deren Angestellten/Arbeitern erledigt werden.
  • Diese sind allesamt unproduktive Lohnarbeiter, setzen dem Produkt keinen Wert zu, erzeugen also selbst keinen Mehrwert, , verhelfen vielmehr (ökonomisch inhaltlich betrachtet) ihren Kapitalisten, dass das in ihrem Geschäft angelegte Kapital seinen kommerziellen Profit realisiert.

  • Unproduktive Lohnarbeiter sind zudem alle Staatsbediensteten, deren Arbeitsinhalt die Aufrechterhaltung der den privat-kapitalistischen Büros komplementären öffentlichen Funktionsräume ist. Ihr Lohn wird als Staatsmaschinerie-Konsumtion durch Staatsschuld und Steuereintreibung beglichen - wobei letztere von der Mehrwertmasse abgeht, also Profit-schmälernd wirkt.

  • Unproduktive LohnarbeiterInnen sind zudem alle jene, deren Arbeitskraft sich nicht gegen Geld als Kapital tauscht, also produktive Arbeit nach sich zieht, sondern sich - bei vorhandenem Arbeitskontrakt - gegen Geld als Zahlingsmittel tauscht, welches Teil des privaten Geldeinkommens desjenigen ist, für den danach private Dienste geleistet werden. Hier wird weder Wert noch Mehrwert produziert, das Arbeitsprodukt nimmt keinen Warencharakter an, sondern wird (ökonomisch inhaltlich betrachtet) als unmittelbarer Gebrauchswert erzeugt. - Die haargenau selbe Situation würde umschlagen von unproduktiver zu produktiver Arbeit, zur kapitalistischen Waren-, Wert-, Mehrwertform des Arbeitsprodukts, wenn sein Arbeitskontrakt nicht mehr mit einer Privatperson sondern mit einer Kapitalgesellschaft geschlossen wäre.
Im gegebenen Falle geht die Protagonistin der ARBEITSFORMEN regelmäßig die Woche zu gutsituierten Privatpersonen, die sie in einem vertraglich gesicherten Hausangestelltenverhältnis monatlich entlohnen. Dort richtet sie das gleiche Menü an wie im Restaurant. Diese bezahlen ihr diesen privaten Dienst aus ihren privaten Geldeinkommen.
Zudem gibt es noch das im Weltmaßstab übermächtige Schwergewicht der Schwarzarbeit als unproduktive Lohnarbeit:
 
[Zu Inhalt und Form unproduktiver (Lohn-)Arbeit]

1.3. Unproduktive Lohnarbeit oder Schwarzarbeit oder Informelle Arbeit

Schwarzarbeit oder zeitmodisch Informelle Arbeit ist der steuerstaatlich diffamierte Ausdruck historisch gewandelter Formen von Nachbarschaftshilfe - ohne welche die Mehrzahl der Erdbevölkerung überhaupt nicht überleben würde - sie wird inzwischen als "Informelle Arbeit" von europäischen akademischen Spießerkohorten in nicht zu überbietendem Zynismus als Krisenlösung für die Metropolen angepriesen - auf dem anderen Pol prangern zeitgeistig-moralinsaure Kapitalismuskritiker den gegenwärtigen Klassenkampf von oben mit dem Proletariat in der Defensive durch Druck der Reservearmee und die Krisenzyklus an als Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse.
Im gegebenen Falle geht unsere Protagonistin der ARBEITSFORMEN regelmäßig die Woche zu alten Leuten gegen Cash auf die Kralle das gleiche Menü wie im Restaurant kochen. Diese bezahlen ihr diesen Dienst mit 6 € pro Stunde aus ihren Renteneinkünften - ohne dass ein Rechnungsformular ausgefüllt wir - wodurch dieses Honorar/ Dienstentgeld steuerstaatlich nur dann zur Geltung kommt, wenn die Bezieherin der Barzahlung es aus eigenem free-lancer-ICH-AG Antrieb in ihren Einnahmen der Steuererklärung mit einbezieht. Da bei diesem privaten Dienst offensichtlich keine Mehrwert erzeugende, Wert setzende Arbeit verrichtet wird - obwohl der stoffliche Inhalt dieser konkreten Arbeit indentisch ist mit jener der zwei anderen Formen der Arbeit - wird auch diese Form der Lohnarbeit als unproduktiv bezeichnet - betrachtet vom Inhalt kapitalistischer Formbestimmtheit: dieser private Dienst produziert kein Kapital sondern einen schlichten Gebrauchswert.
 
[Zu Inhalt und Form unproduktiver Lohnarbeit als Schwarzarbeit]

1.4. Reproduktionsarbeit/Hausarbeit, Subsistenzarbeit

Hausarbeit heisst im gegebenen Falle, dass unsere Protagonistin der ARBEITSFORMEN zu Hause für ihre Liebsten ebenfalls dieses Leib und Magengericht kocht, beziehungsweise umgekehrt: gerade, weil dieses Gericht ihnen so gut mundet, hat es die Mutter in ihrer Lohnsklaven-Funktion als berufsmäßige Köchin im Restaurant als Gericht auf die Speisekarte setzten können. Zu Hause zahlt ihr niemand einen Cent für ihre Mühen, vielmehr ist sie höchst dankbar für jedes noch so spärliche Lob. Hier handelt es sich um kein Geschäft auf Rechnung des einen - zu gunsten des Produzenten kann hier also kein Geld fliessen - hier wirkt keine Arbeitskraft als Kapital produzierend - hier handelt es sich (ökonomisch inhaltlich betrachtet) um die privaten Familienangelegenheiten des Menschen als sozialem Naturwesen innerhalb kapitalistischer Verkehrsverhältnisse - wie sehr auch immer die deutsch-feministische Mütterbewegung die absurde Leier staatlich bezahlter Hausarbeit klappert. Und auf dem anderen Pol propagiert die sogenannte ´Bielefelder Schule´ den miesen Zwang weltweiter massenhafter Subsistenzarbeit von Frauen gar als rückwärtsgewandte metropolitane feministische Tugend.
 
[Zu Inhalt und Form der Reproduktionsarbeit]

1.5. Die globale LOHNSKLAVENPYRAMIDE mit der altertümlichen Sklaverei als deren Untergrund

Die Pyramide derjenigen, die am Anfang des 3. Jahrtausends unserer christlichen Zeitrechnung die absolut betrachtet riesengroße Kapitalmasse als modernen Vampir samt seinem staatlicheen Leviathan tagtäglich aufs neue mehrwertgeschwängert reproduzieren und sich somit als Lohnsklaven-Klasse selbst stets aufs Neue konstituieren, ist nach ILO-Annahme (International Labor Organisation) in etwa so aufgebaut:
Die obere Spitze besteht aus den die übergroße Kapitalmasse bewegenden 500 Millionen Lohnsklaven mit Arbeitsverträgen im weitesten Sinne - also der Betriebsformen des Weltmarkts mit vergleichsweise hoch organisch zusammengesetztem Kapital als global verteilten konzentrierten nationalen Gravitationszentren relativer Mehrwertproduktion.
- Die Arbeitsverträge der vielleicht weltweit 100 Millionen Arbeiteraristokraten der Metropolen werden zur Zeit Kapital-sei-Dank nach hundertjähriger Blütezeit auf proletarisches Niveau zurechtgestutzt unter dem Druck der wachsenden industriellen Reservearmee. Diese Armee wächst entsprechend dem kapitalistischen Populationsgesetz stetiger Erzeugung von Überbevölkerung schubweise mit jedem (durchschnittlich 10 Jahre dauernden) industriellen Krisenzyklus durch Ersetzung lebendiger Arbeit durch tote, vergangene Arbeit in Form von Maschinerie.
Diese Pyramidenspitze sitzt auf einer den großen Batzen der Mehrwertmassen schaffenden proletarischen Basis: das 1 bis 1,5 Milliarden Lohnsklaven umfassende Arbeiter-Innenheer vertragsloser Tagelöhner (zeitgeistig-moralinsauer = prekarisierter Arbeitsverhältnisse) - working poor in den Worten von Karl Marx - welche durch Verausgabung ihrer Arbeit niedrig organisch zusammengesetztes Kapital in Bewegung setzen - also eher in Betriebsformen von "Schwitzbuden" mit wenig Kapitaleinsatz pro Arbeitskraft arbeiten - mit überlangen tagtäglichen Arbeitszeiten als mobilen, flüchtigen, global verstreuten Gravitationszentren der absoluten Mehrwertproduktion.
Hierunter liegt nach Schätzungen von Experten ein Sockel von 25 Millionen tatsächlicher Sklaven - welche also nicht wie die Lohnsklaven für eine festgelegte Zeitspanne für festgesetzten Lohn ihr Arbeitsvermögen als Ware verkaufen, sondern selbst als Ware gehandelt werden, als historisch erste mobile Form von zinstragendem Kapital - diese 25 Millionen sind zwar relativ wenige Menschen im Vergleich zur weltweiten Gesamtarbeiterzahl - absolut betrachtet hat es jedoch in keinem Zeitabschnitt der Geschichte soviele Sklaven gegeben wie gegenwärtig.
Hierunter liegt als gesellschaftliches Fundament - gerade auch des biologischen Nachschubes - das familiale Reproduktionsfeld samt weit verbreiterter Subsistenzarbeit aller 6 Milliarden menschlichen Erdenbewohner.
Dass trivialer Weise alle nicht-bourgeoisen Klassen - also mehr als 99% der Erdbevölkerung - ihre Reproduktionsarbeit im vollen Umfang tagtäglich selbst erledigen müssen - und zwar zum alleralleraller größten Teil die Frauen und Kinder - bedürfte keiner Erwähnung, wären nicht immer wieder welche vom kleinbürgerlichen Wahn befallen, gerade auf die Ungerechtigkeit der Minderbewertung der Hausarbeit hinzuweisen. Diese Schlaumeier wollen das Entweder Oder dieser besten aller Welten nicht akzeptieren - ein bißchen Kapitalismus ist doch ganz nett, wenn er doch ach nur ein bißchen gerechter wäre, rücksichtsvoller auf kleine Kinder und auf das Klima etc wäre. Sie wollen nicht wahrhaben, dass hier ausschließlich Mehrwert setzende Lohnarbeit zählt, so, wie in jeder bisherigen Produktionsweise nur die reichtumsschaffende Arbeit zählte und zuvor die Natur selbst in mannigfachen Gestalten als Schöpfergottheiten verehrt wurde. Dass die Nachbarschaftshilfe - Schwarzarbeit die gesellschaftlich notwendigen komplementären Verkehrsverhältnisse zur produktiven Lohnarbeit und häuslicher Reproduktionsarbeit sind, ist Folge gesellschaftlicher Arbeitsteilung und Kombination der Arbeit auf historisch hoch entfalteter Stufenleiter in getrennt privater, kapitalistischer Eigentumsform.
 
[Zum allgemeinen gegenwärtigen Aufbau der LOHNSKLAVENPYRAMIDE des Weltproletariats - des Weltmarkts]

1.6. Resümee der unterschiedenen gegenwärtigen Formen der Arbeit

  • Die gegenwärtige übergreifende Form der Arbeit ist die produktive Lohnarbeit - sie umfaßt soziologisch gesehen die zwei oberen Teile der gerade abgehandelten LOHNSKLAVENPYRAMIDE.
  • Produktiv ist sie in jenem Sinne, dass die produktiven Arbeiter fortwährend den stofflichen Inhalt des gesellschaftlichen Reichtums in kapitalistischer Form schaffen, also stetig Mehrwert produzieren um des Profitmachens als reinem Selbstzweck.

  • Produktive Arbeit ist zur übergreifenden Form der Arbeit der bürgerlichen Welt geworden, da sie den spezifisch kapitalistischen Reichtum der Nationen schafft und dabei alle alten Formen der Arbeit durch sie vernichtet, aufgelöst, abgelöst werden.
  • Die Reste überkommener Arbeitsformen sind nur scheinbar sozial von nur untergeordneter ökonomischer Gewichtigkeit - weil sie nicht im Bruttosozialprodukt eines Staates statistisch erfaßt werden.
  • Zugleich ist die Lohnarbeit als verallgemeinerte historische Form auch gegenwärtig noch in der Phase ihrer Durchsetzung im globalen Maßstab.
  • Erstmals in der Geschichte sind die mit Familienanhang ohne Lohnarbeiter selbstwirtschaftenden Bauern heute die Minderheit der Weltbevölkerung bei sich beschleunigender ursprünglicher Akkumulation - vor allem in der Volksrepublik China und Indien, sowie durch Kriegsführung in zahlreichen Flächenstaaten.
  • Dieser Prozess der formellen und reellen Subsumtion der Arbeit unter das Kapital wird notwendig komplementiert durch das soziale Reproduktionsfeld der Familie/Clan/Comunity/Nachbarschaft - im Sinne vorstehender LOHNSKLAVENPYRAMIDE.

  • Was nichts anderes bedeutet, als dass sämtliche Formen der Arbeit der historischen Klassengesellschaften (Sklavenhalter, Feudalaristokratie, Bourgeoisie) gegenwärtig zeitgleich existieren, in Auflösung begriffen sind und in sich abwandelnder Gewichtigkeit den Weltmarkt als Totalität reproduzieren.
 
[Resümee zu den wesentlichen inhaltlichen Unterschieden der verschiedenen Formen der Arbeit]

{ In vorstehenden Erörterungen sind die gegenwärtigen Formen der Arbeit des Weltmarkts im Mittelpunkt gestanden. Aber - fragen manche - hat die Arbeitswelt heute überhaupt diese zentrale Stellung in der Gesellschaft? (d.V.)}

 
[Frage nach der heutigen gesellschaftlichen Stellung der Kategorie ARBEIT - Übergang zur Antwort im nächsten Kapitel]

2. Kurze Darstellung der fünf zentralen gesellschaftlichen Verhältnisse aus MarxEngels Feuerbachkritik

Gerade postmoderne Fragen von Arbeit, Sprache, Bewusstsein, Ideologie schliessen die althergebrachte philosophische Grundfrage des Verhältnisses von Denken und Sein ein. Was ist primär und was abgeleitet und wie sieht ihre Wechselbeziehung aus? Die schlichte Antwort ist historisch-materialistisch gegeben mit der knappen Darstellung der fünf zentralen gesellschaftlichen Verhältnisse, wie sie Marx und Engels als überhistorisches Grundgerüst aller Produktionsweisen 1845 in ihrer Feuerbachkritik formulierten. Danach
  • besteht die wohl unabstreitbare Priorität menschlicher Verhältnisse in PRODUKTION,
  • damit die Menschen etwas haben zur KONSUMTION
  • und sich somit in FAMILIENFORMEN BIOLOGISCH REPRODUZIEREN können,
  • was unweigerlich zu KOOPERATION übergeht
  • und notwendig KOMMUNIKATION SPRACHE heraustreibt.

  • Dies geschieht über den Zeitraum mehrerer Millionen Jahre in einer Einheit von Arbeit und Leben und wird erst in der bürgerlichen Gesellschaft in getrennte Sphären herausgesetzt und somit analysierbar. (Herausgegeben im Dietz-Verlag, MEW 3, S. 28 - 30)

 
[Nach Marx/Engels Feuerbachkritik]

{ HINWEIS: Hierzu gibt es unter KURSMATERIAL Audiofiles, welche audiomäßig die dort ebenfalls abgelegten visuell-animierten Powerpoint-Präsentationen unterstützen: der Rubrik: Historischer Materialismus: ´Zur Anthropogenese´, ´Zur Entwicklung der Stammesgesellschaften´ ´Zur zentralen gesellschaftlichen Stellung der Arbeit´. Ferner unter Rubrik: Kapitalverhältnisse: ´Historisch-logische Entwicklung der Waren-, Wert- und Geldformen der Arbeitsprodukte bis zum antiken Handels- und Wucher"kapital"´. Dort werden ebenfalls Links zu den entsprechenden Audiodateien gesetzt. (d.V.)}

 
[Hinweis auf hierzu gehörige Audiofiles sowie Powerpoint-Präsentationen]

3. Aus dem mxks-Wörterbuch gefischt und wiederum überarbeitet: Stichwort ARBEIT

Zur Abrundung und die Bequemlichkeit fördernd: Hier zu den grundlegenden Bestimmungen der Kategorie Arbeit - zugleich Überarbeitungsschritt des mxks-Wörterbuch (SIEHE Menüleiste) Stichwort: ARBEIT
Bei Marx tauchen verschiedene historische und überhistorische Inhalts- und Formbestimmungen der Kategorie Arbeit auf, was von sämtlichen Neukantianischen Strömungen - die zugleich die akademische Lufthoheit besitzen - zu gezielten Störmanövern bezüglich eines kommunistischen Verständnisses der Kategorie Arbeit ausgenutzt wird, aber zugleich auf deren tatsächliches theoretisches Unverständnis verweist.
 
[Zur KATEGORIE ARBEIT]
Die Arbeit ist vom historisch-materialistischen Standpunkt die zentrale gesellschaftliche Kategorie überhaupt. Ihrem Inhalt nach ist sie der stoffliche gesellschaftliche Reproduktionsprozess. Sie ist überhistorischen - ontologischen - Charakters, also allen Gesellschaftsformationen gemeinsam. Zugleich sind die unterschiedlichen historischen Formen der Arbeit - wie die ihnen kongruenten Eigentumsformen als juristischer Ausdruck dieser Produktionsverhältnisse - geradezu das wesentliche Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen historischen Gesellschaftsformationen.
  • Der geringen Produktivität der gemeinsamen Arbeit der Stammesverbände entsprach deren Eigentumsform: das Gemeineigentum an sämtlichen Produktionsmitteln und Arbeitsprodukten.

  • Mit wachsender Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit - also einem aneignungsbaren Mehrprodukt - gab es jeweils gewaltsame Übergänge
    • zunächst zu privat-familialem unverkäuflichem Grundbesitz noch innerhalb der Gentilverbände
    • sodann zu sich ablösenden Kasten-/Klassengesellschaften
    • auf Grundlage unterschiedlicher, aufeinander aufbauender, sich einander ablösenden gesellschaftlich übergreifender historischer Formen von Eigentum und somit der Arbeit:
  • Sklavenarbeit - Grundeigentum der Sklavenhalterklasse
  • Fronarbeit der Leibeigenen Bauern - Form des Eigentums: feudales und kirchliches Grundeigentum, vereinzelte freie Bauern, städtisches ständiges Privateigentum samt Privatarbeit
  • Lohnarbeit - bürgerliches = kapitalistisches Privateigentum an sämtlichen stofflichen Elementen der Gesellschaft als Besitzanteil am nationalen Gesamtkapital.

  • Es unterliegt im historischen Maßstab keinem Zweifel, dass die bürgerliche Form Lohnarbeit = Kapital durch die Dynamik der Produktivkräfte diese Produktionsverhältnisse sprengen wird und in der gesellschaftlichen Gesamtarbeit, geplant und durchgeführt von den frei assoziierten Produzenten, aufgehoben werden wird als globaler klassenloser, staatenloser Gesellschaft.
 
[Zur überhistorischen gesellschaftlichen zentralen Stellung der KATEGORIE ARBEIT sowie ihrem historischen Formwandel]
1. Arbeit (als solche) ist ziel- und zweckgerichtete menschliche Tätigkeit ganz allgemein, Verausgabung von Muskel, Hirn in ganz spezifischer nützlicher Form. Diese Bestimmungen der Kategorie Arbeit sind unabhängig von der gesellschaftlichen Ordnung, mithin überhistorisch und mit Engels : 'Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen', ontologisch. Der Mensch ist selbst Teil der Natur, Naturwesen wirkt somit als Naturkraft auf die Natur ein. In diesen ersten allgemeinen Bestimmungen wird die Materialität und Physis des Menschen betont, welche notwendige und hinreichende Bedingung seiner Bedürfnisse ist. Hegel fasst die Arbeit so, dass die Naturkraft Mensch einen zunehmenden Hebel zwischen sich und die Natur schiebt und somit vermittelnd Naturkraft auf Naturkraft wirken läßt.
" Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln. [MEW 23, S. 57]. "
Arbeit in diesem Sinne also heißt: Menschen erhalten/reproduzieren die Gesellschaft. Oder nach Individuum geschieden: 'ein Mensch erzeugt etwas'.
 
[Zu den ontologischen (= überhistorischen gesellschaftlichen Sein) Bestimmungen der KATEGORIE ARBEIT]
2. In der kapitalistischen Warenproduktion enthüllt sich der (überhistorische) Doppelcharakter der Arbeit in ihren Bestimmungen konkreter und abstrakter Arbeit.
" Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinn, und in dieser Eigenschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit bildet sie den Warenwert. Alle Arbeit ist andrerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besondrer zweckbestimmter Form, und in dieser Eigenschaft konkreter nützlicher Arbeit produziert sie Gebrauchswerte. [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 61] "
Eine Scheidung beider Pole der Arbeit macht erst in dieser historisch speziellen Form der gesell Prod einen Sinn, da Arbeit als solche hier erst praktisch wahr wird, weil jeder Arbeiter mit relativer Leichtigkeit von einem Job zum anderen wechseln kann - und nicht mehr ein Leben lang an seinem "Beruf" klebt. Dementsprechend entwickelte sich der Doppelcharakter der Arbeit als wiss Kategorie erst in der Herausbildung der kap Warenproduktion, im marxschen Denken, als Wiederspiegelung der gesell Realität. Die Herausarbeitung des Doppelcharakters der Arbeit ist der wichtigste Beitrag Marx´schen zur Kritik der politischen Ökonomie überhaupt. Er bezeichnet ihn im ´Kapital´ als den Springpunkt der politischen Ökonomie und von den bürgerlichen Nationalökonomen unbegriffen. Entwickelt hat er ihn in ´Zur Kritik der politischen Ökonomie´ (MEW 13)
 
[Zum Doppelcharakter der Arbeit, wie sie sich in der Ware darstellt]
- Konkrete menschliche Arbeit ist raum-zeit-materiale Bestimmung der Arbeit in jeweils einer speziellen nützlichen Form der Arbeit der Herstellung eines speziellen Gebrauchswert. Der Begriff kommt seiner Wirksamkeit nach - wie sein Gegenpol, die abstrakte Arbeit - in der Verdoppelung des Charakters der Arbeit, erst in der Warenproduktion zur Erscheinung.
 
[Zur konkreten Arbeit als des einen Pols/Moments der KATEGORIE ARBEIT]
- Abstrakte Arbeit bestimmt die gesellschaftliche Gemeinsamkeit des Umfangs aller Arbeiten der gesellschaftlichen Reproduktion. Wodurch Produkte verschiedener konkreter Arbeiten einander vergleichbar sind, nämlich Produkte menschlicher Arbeit überhaupt zu sein. Dieser Begriff braucht zu seiner Voraussetzung nicht nur die gesellschaftliche Arbeitsteilung, sondern spezieller, dass sich die (arbeitsteilig erzeugten) Produkte gegeneinander austauschen und dies auch noch im Vergleich zueinander, was beides sie zu Waren macht. Nur die Notwendigkeit, verschiedene Arbeitsprodukte unabhängig betriebener Privatarbeiten gegeneinander auszutauschen und sie dabei relativ zueinander bewerten zu müssen und damit einen gemeinsamen Maßstab zu benötigen, führt zur Bestimmung der abstrakten Arbeit. Hier wird von den qualitativen besonderen Raum-(Zeit)-materialen Bestimmungen der einzelnen Arbeit abgesehen und als Abstraktion ausschließlich die quantitative, also zeitliche, also physiologische Bestimmung der Arbeit erhalten. Als allgemein menschliche, abstrakte Arbeit ist sie gesellschaftliche Substanz der Warenwerte.
 
[Zur abstrakten Arbeit als des anderen Pols/Moments der KATEGORIE ARBEIT]
3. Die Kategorie der entfremdeten Arbeit als auf vier Ebenen vermittelte menschliche Entfremdung entwickelt Marx 1844 in den "Ökonomisch-philosophischen Manuskripten" in Abgrenzung zur klassischen Nationalökonomie des Adam Smith. Sie ist - aus heutiger Sicht - eine wichtige Etappe der Bestimmungen der Lohnarbeit. Unter dem Einfluss von Feuerbachs anthropologischen Materialismus wandte er sich bereits hier von Hegels idealistischer Philosophie ab, wobei er das große Verdienst Hegels hervorhebt, die Arbeit als den Selbsterzeugungsakt des Menschen zu begreifen - selbst wenn dieser Arbeit idealistisch zum Denkakt verkürzt ("Kritik der hegelschen Phänomenologie"). Indem aber Marx seine gesamte Argumentation auf dem Verständnis von der Wesenhaftigkeit des Menschen aufbaut, wird die noch bestehende Nähe zu Hegels philosophischem Ansatz offensichtlich. Die idealistischen Rudimente, wie sie danach noch in 'Zur Judenfrage' und 'Kritik der Hegel'schen Rechtsphilosophie (Einleitung)' auftauchen, werden von Marx/Engels gemeinsam in der Feucherbach-Kritik (Deutsche Ideologie) materialistisch gewendet. Das unwandelbare menschliche Wesen wird als Ensemble gesellschaftlicher Verhältnisse historisch aufgehoben.
In der 'Kritik der politischen Ökonomie' ist die Entfremdung in der Offenlegung des Geheimnisses des Fetischismus der Ware aufgehoben - der enteigneten kapitalistischen Ware als dem Ausgangspunkt für obige Ableitung der entfremdeten Arbeit.
Siehe auch Kurzreferat 'Karl Marx: "Die entfremdete Arbeit" in "Pariser Manuskripte"'.
 
[Zur Entfremdung der KATEGORIE ARBEIT in ihren Daseinsformen der Klassengesellschaften]
4. Gerade die Kategorie Arbeit ist in den letzten 30 Jahren in groteskesten Formen und Weisen von selbsterwählten Marxkennern verhunzt worden. Die Plattheit zielte zentral auf das Herunterreissen des Doppelcharakters jedweder Arbeit auf ihr Moment als abstrakte Arbeit. Diese Einseitigkeit ergibt sich aus der Fixiertheit auf den Fetischcharakter der Ware. Dieses der Warenform geschuldete Verkehrungsverhältnis führen manche neukantianische Sekten auf den Wert selbst zurück. Grundlegend hierfür ist, dass der Kantianismus die Kategorien Raum und Zeit nur als subjektive Anschauung des Wandels der Gegenstände kennt. Hierdurch kann er den Übergang des abstrakten Moments der Arbeit (als prozessierende objektive Raum-Zeit-Einheit mit ihrem konkreten Moment) in das erstarrte Wertkristall der Ware nicht begreifen: denn dieser Übergang ist nicht anzuschauen, sondern hier Arbeits- als Verwertungsprozess (Produktionsprozess), dort fertige Ware mit Preisschild, also Ware ist Geld (Zirkulationsprozess). Aus diesem nicht Sehen können schliessen sie darauf, dass der Wert (als Oszillationszentrum der Warenpreise) selbst nicht objektiv existiert, sondern subjektive Kategorie ist, eine Kopfgeburt, ein Gedankenkonstrukt ist, dass der Wert selbst der Fetisch ist. Wenn dieser Fetisch herrscht, gibt es ihrer Meinung nach auch keinen Gebrauchswert der Waren und alle Arbeit = abstrakte Arbeit.
 
[Zur Verhunzung der KATEGORIE ARBEIT in den neukantianischen Verflachungen der Kritischen Theorie-Epigonen]
ARBEITSKRAFT
Unter Arbeitskraft oder Arbeitsvermögen verstehen wir den Inbegriff der physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existieren und die er in Bewegung setzt, sooft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert. Jede Gesellschaft bildet die Arbeitskraft auf ihrem jeweiligen historischen kulturellen Niveau verschieden aus. (Kapital BdI S.175)
Die Unterscheidung von AK und Arbeit, als Anwendung der Arbeitskraft, ist notwendig zum Erklären des Mehrwertes. Sie reflektiert die Warenförmigkeit der AK in ihrem Doppelcharakter. Der GW der AK ist die Arbeit selbst - nämlich mehr Wert zu produzieren, als die AK selbst kostet. Diesen TW der AK zahlt der Kapitalist in Geldform an den Arbeiter fort und konsumiert den GW der Ware AK produktiv, indem er sich das mehrwertgeschwängerte Produkt des Produktionsprozesses aneignet mittels Eigentumstitel.
Die Arbeitskraft ist wichtigste, erste gesellschaftliche Produktivkraft - zusammen mit der äußeren Natur und Wissenschaft und Technik.
 
[Zur KATEGORIE ARBEITKRAFT]

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last update : Sun Aug 12 20:53:49 CEST 2007 Robotta Globallo
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