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Subject: Karl Marx und der Materialismus 1.Teil


Hallo Krisis-Listige

Zum besser Verständnis M. Dahlmanns Position im kürzlich geposteten

Sohn-Rethel-Faschismustheorie-Beitrag hier ein in BAHAMAS Nr. 33

veröffentlichter Vortrag seines ideologischen Vordenkers und

Weggefährtens J. Bruhn, einem der (wenn nicht dem) Chefideologen des

ISF-Freiburg. Der "Kreis" zeichnet ja auch verantwortlich für den ça

ira-Verlag (http://www.isf-freiburg.org/), dessen Publikations-Programm

sich anerkanntermassen durch beispielhafte Qualität auszeichnet.

Da sich der Text ja auch explizite als Kritik an den Hauptstandpunkten

der KRISIS-Chefideologen versteht, erscheint es mir durchaus

gerechtfertigt, ihn in diesem Rahmen zur Diskussion zu veröffentlichen.

Ausserdem hoffe ich, dass der Beitrag auch bei E.Schmidt entsprechend

provokativ einfährt, und er sich, wie im linken Diskurs üblich, wieder

mit der gewohnten Arroganz und Ueberheblichkeit verbalgewaltig vernehmen

lässt. Auf jeden Fall ist dadurch immer wieder etwas für Farbe und Leben

in der Liste gesorgt.


Gruss

Jean aus Zürich




Karl Marx und der Materialismus

Thesen über den Gebrauchswert des "Marxismus"

Joachim Bruhn

(aus BAHAMAS 33 – 2000)


I. Teil


Dieser Text basiert auf einem 1995 bei der Mannheimer Rosa

Luxemburg-Gesellschaft gehaltenen Vortrag, der für den Abdruck

sprachlich

überarbeitet und an einigen Stellen ergänzt wurde. Wir veröffentlichen

diesen Text, weil er in sehr bündiger Form, ohne aber deshalb zu

simplifizieren, die erkenntniskritischen Punkte entwickelt, die den

kategorischen Bruch mit jenem unseligen Gerede, es müsse der

revolutionären

Intelligenz um die "Vermittlung von Theorie und Praxis" gehen,

motivieren. Der Autor selbst legt Wert auf den Hinweis, dass es sich bei

diesem Text

um ein "work in progress" handelt, das beständig erweitert, aktualisiert

und verbessert werden wird. Wer sich einen Überblick über den

aktuellsten

Stand verschaffen und das hier Entwickelte noch ausführlicher referiert

bekommen möchte, sei verwiesen auf das von der ISF publizierte Bändchen:


Der Theoretiker ist der Wert, Freiburg 2000. Die

Red.



„Identität ist die Urform von Ideolo-

gie. ( ) Darum ist ldeologiekritik phi-

losophisch zentral: Kritik des konstituti-

ven Bewusstseins selbst".

T.W. Adorno, Negative Dialektik, S. 151


"Marx hatte den histori-

schen Materialismus gegen den

vulgärmetaphysischen poin-

tiert. ( ... ) Materialismus ist seit-

dem keine durch Entschluss zu

beziehende Gegenposition

mehr, sondern der Inbegriff der

Kritik am ldealismus und an

der Realität, für welche der

Idealismus votiert, indem er sie

verzerrt.",

Negative Dialektik, S. 197


Dem Himmel sei Dank, so möchte man sogar als Materialist sagen, liegt

die Zeit, als sich unzählige trotzkistische, stalinistische,

spontaneistische

und maoistische Organisationen, Parteien und Parteiaufbauorganisationen

mit Marx und Engels-Zitaten bis aufs Messer bekämpften und traktierten,

so ungeheuer weit zurück, dass sich die Jüngeren nicht mehr daran

erinnern können; und auch den Senioren des linken Radikalismus ist diese


schaurige Geschichte, die doch die ihre ist, bis zu rückstandslosen

Verdrängung leid geworden. Dass sich an der Interpretation und Exegese

einiger

weniger Zeilen von Karl Marx, Friedrich Engels, W.I. Lenin oder Leo

Trotzki die Geister bis zur tödlichen Feindschaft scheiden konnten, das

ist eine

Erfahrung, die man nicht unbedingt noch einmal machen möchte.


Gleichwohl bezeugte diese leidenschaftliche Scholastik und bewies diese

unerbittliche Dogmatik noch in ihrem unbestreitbaren Charakter als

Zerfallserscheinung der Protestbewegung neben ihrem ganz und gar nicht

zufälligen, inquisitorischen Jesuitismus einen Willen zur revolutionären


Erkenntnis, der später ganz abhanden kam. Wie auch immer verbogen und

verstellt galt doch, dass die soziale Revolution nicht ohne wahre und

wahrhaftige Erkenntnis zu haben sei. Erst seitdem der Pragmatismus nicht

mehr durch die Zentralkomitees wissenschaftlich-sozialistisch

legitimiert

wird, ist er so recht unerträglich geworden.


Gewiss: Diesen Intellektuellen war es um die "Wahrheit" in einem ganz

traditionellen Sinne zu tun, um "die Wahrheit" nämlich als zu

erkennende, dann anzuerkennende und schliesslich vor dem ZK vorbehaltlos

zu bekennende. Ging es doch um die konstruktive und erbauliche

Wahrheit, um die, mit der sich in einem die perfekte Staatlichkeit in

Gestalt einer "Diktatur des Proletariats" machen und mit der sich zum

anderen

die gesellschaftlich fundamentale Spaltung in geistige und körperliche

Arbeit zum perspektivischen Nutzen eben dieser revolutionären

Intelligenz

sollte fortschreiben lassen. Alles unterwarf diese Intelligenz einer

radikalen Kritik, nur nicht sich selbst, nicht ihre Erkenntnisweise,

nicht ihre

Denkformen (1), nicht ihre schon geschichtsnotorische Neigung zur

Rationalisierung und Ideologieproduktion. Und darin ist die wiederum

spätere,

nach dem Untergang der studentischen Revolutionszirkel in der grünen

Volkspartei um sich greifende Verlumpung der einstigen Kader zur

sozialwissenschaftlichen Intelligenz beschlossen, d.h. der "Abschied vom

Proletariat" (André Gorz) und vom Marxismus. Wo es zur "Diktatur des

Proletariats" nicht langte - zum Parlamentarismus war es allemal genug.



Soziologie: geistige Konterrevolution


Und so scheinen es heute nur noch Bürger zu sein, die den Karl Marx

lesen, die ihn mit Argusaugen lesen, einfach deshalb, weil sie

begründete Angst

vor dem kritischen und subversiven Potential haben, das sein

Materialismus birgt, aller Irrungen und Wirrungen einer

Arbeiterbewegung zum Trotz,

die sich auf ihn berief. So beobachtet die Frankfurter Allgemeine

Zeitung argwöh nisch die kleinste Regung, durch die etwa der Begriff der


"Charaktermaske" erneut polemisch und damit gefährlich werden könnte.

Denn „als die Achtundsechziger mit Rudi Dutschke von den bürgerlichen

`Charaktermasken `, jenen `austauschbaren Funktionsträgern ` in Politik

und Wirtschaft sprachen, deren Menschsein nur den unmenschlichen

Charakter des von ihnen repräsentierten kapitalistischen Systems

verschleiere, glaubten sie sich einig mit Karl Marx ... Tatsächlich aber

hat das

Kompositum beim Autor des `Kapital ` eine brei tere, weniger pejorative

Bedeutung ..." (FAZ 19.7.95), was Ralf Dahrendorf, Wolfgang Fritz Haug

und andere Soziologen mühelos beweisen können. Entspannt lehnt man sich

zurück, weil das gefährliche Unwort wieder einmal nur als "soziale

Rolle" definiert wurde, weil das polemische Potential des Begriffs

soziologisch kleingehackt und verniedlicht wurde. Hierin bewährt sich

die

Soziologie als das Bollwerk, das die Bürger vor der Erkenntnis des

Sozialen errichtet haben; und sie legitimiert sich darin als jene

Instanz, die das

Mysterium der kapitalisierten Gesellschaft für den gesunden

Menschenverstand zubereitet. Denn diese Gesellschaft setzt ihren ganzen

Eifer darein,

sich, wie der Soziologenklassiker Norbert Elias ein Buch betitelte, als

"Gesellschaft der Individuen" auszugeben, als eine Veranstaltung von

nichts als

Kommunikation und Interaktion zwischen vereinzelten Einzelnen, die sich

auf ihre Unverwechselbarkeit und Originalität, d.h. auf ihre Funktion

als

Urheber des Sozialen wie als Autor ihrer eigenen Vergesellschaftung bis

hin zum Narzissmus mächtig viel einbilden. Und die Wissenschaft, ja

geradezu die wissenschaftsförmige Religion dieser Einbildung ist die

Soziologie, die seit ihrer Installation durch Auguste Comte Mitte des

19.

Jahrhunderts mit vollem Recht der Versuch einer „sozialen Physik"

geheissen wird, d.h. die Strategie einer antirevolutionären

Sozialplanung von

Staats wegen, d.h. des Unterfangens, wie es dann bei Adolf Hitler und

bei John Maynard Keynes heissen wird, eines antimarxistischen

Sozialismus'.

Es ist mit Sicherheit eines der traurigsten Kapitel des Untergangs der

Protestbewegung, dass sie irgendwann auf die Idee verfiel, Soziologie

sei,'weil sie

vom Sozialen handle, irgendwie links und daher klandestin mit dem

Sozialismus verbandelt. Die Trauer über den Verlust des bürgerlichen

Individuums, die, Hans-Jürgen Krahl zufolge, den Protest motivierte,

transformierte sich verdächtig schnell in die Begeisterung über die

Wiederentdeckung der interaktiven Kommunikationskompetenz. Das

bürgerliche Individuum war zwar mausetot, aber es reinkarnierte sofort

als

kommunikativer Tausendsassa und postmoderne Quasselmaschine. Die

"Charaktermaske" hatte in diesem System weder sachlich noch begrifflich

einen Platz, denn von der Wertform des Individuums, d.h. von der

Subjektform, kann dort nicht die Rede sein, wo sich, in welcher

Terminologie

auch immer, "System" und "Lebenswelt", "Struktur" und "Handlung",

"Arbeit" und "Interaktion" kontrastieren.


Die Attacke, die die marxsche Kritik der Charaktermaske aufs seiner

selbst so pathologisch selbstsichere und gewisse bürgerliche Individuum

führt, ist

allerdings so radikal, dass das gängige Bonmot von der Doppelrevolution

Sigmund Freuds und Karl Marx', d.h. von Freud, der gezeigt hat, dass wir


nicht Herr sind im eignen Leib und Geist, und von Marx, der

demonstrierte, dass wir nicht Souverän sind unserer eigenen

Gesellschaft, schnell

vergessen wird, wenn es an die theoretischen und praktischen

Konsequenzen dieser Einsicht geht. „Die Personen", sagt Marx im

Kapital, „existieren

hier nur füreinander als Repräsentanten von Waren und daher als

Warenbesitzer. Wir werden überhaupt ... finden, dass die ökonomischen

Charaktermasken der Personen nur die Personifikationen der ökonomischen

Verhältnisse sind, als deren Träger sie sich gegenübertreten"(2). Es

stellt

sich hier genauso dar wie im Verhältnis von Gebrauchswert und Tauschwert

überhaupt: Gebrauchswert muss sein, damit Tauschwert sein kann, aber

diese Existenz des Gebrauchswerts ist nicht konstitutiv, sie ist blosse

Vorhandenheit. Der Gebrauchswert ist funktionell, d.h. eine formelle,

bloss

äusserliche Voraussetzung und Bedingung des Tauschwerts. Wie der

Gebrauchswert nur "den stofflichen Träger des Tauschwerts"(3) darstellt,

so

stellt das menschliche Individuum nur die fleischliche Unterlage und das

körperliche Fundament, die physische Basis, d.h. den

Arbeitskraftbehälter

der kapitalen Subjektivität dar, eben die Charaktermaske. Daher gilt

zwar, dass es das Kapitalverhältnis nicht ohne die Menschen geben kann,

aber es

gilt ebenso, dass dieses Verhältnis keinesfalls von den Menschen selbst

konstituiert wird. Der "stoffliche Träger", der natürlich mit all seiner


Stofflichkeit für das Kapital zu haften hat, ist nicht der materielle

Autor.


Jedenfalls scheint es kein Zufall zu sein, dass die marxsche "Kritik der

politischen Ökonomie" ausgerechnet durch jene trübe Mixtur aus

soziologischer Interaktionsphilosophie und postmodernem Strukturalismus

ersetzt wurde, die gegenwärtig die gesellschaftswissenschaftlichen

Fachbereiche der Universitäten beherrscht.(4) Hier entpuppt sich "der

Konsument als Ideologe" (Ulrich Enderwitz) und entwickelt eine zwar

haltlos

abgespaltene, dafür um so resolutere Strategie der Selbstbehauptung, die

die aggressive Identifikation des Individuums mit der Subjektform zum

Zwecke hat. Die Trauerarbeit über den Verlust des bürgerlichen

Individuums wird im nun ausbrechenden Subjektivitätsfasching ohne

weiteres

Federlesen bewältigt.


Die antiautoritäre Protestbewegung von 1968 war als "geistige Aktion"

(Karl Korsch) in jenem Moment beendet, als Marx zum

Prüfungsgegenstand wurde und bei Suhrkamp massenhaft Doktorarbeiten mit

Titeln wie „Marxismus und Soziologie", „Marxismus und

Psychologie", "Marxismus und Historiographie" erschienen. Die Idee kam

auf, der Marxismus habe sich an den bürgerlichen Wissenschaften zu

beweisen, sei er doch selbst eine Wissenschaft, wenn auch eine vom

proletarischen Standpunkt aus gedachte.



Aber der Materialismus, der auf Marx gründet, wenn er ihn auch zu

überschreiten hat, kann unmöglich eine "Wissenschaft" sein, ist er doch


etwas substantiell anderes, nämlich die geistige Reproduktion der

gesellschaftlichen Totalität des Kapitals im Medium ihrer Kritik.

Materialismus ist keine Wissenschaft, sondern Kritik - dies wäre eine

erste Definition. Die prinzipielle Opposition und der unbedingte

Antagonismus

des Materialismus zum wissenschaftlichen Denken liegt darin begründet,

dass der Wahrheitsbegriff aller bürgerlichen Wissenschaft, ganz egal, ob


Soziologie oder Physik, im Begriff der Abbildung beschlossen ist:

wissenschaftlich denkt, wer korrekt abbildet. Wissenschaft betreibt, wer

die

Erkenntnis unter das Diktat der formalen Logik, der Widerspruchsfreiheit

setzt, wer erfolgreich gegen die subjektiven Irritationen der Erkenntnis


angeht, um der Sache ganz inne zu werden. Und so besteht der

wissenschaftliche Prozess entweder in der Verifikation oder

Falsifikation der

Erkenntnis. Die stillschweigende Prämisse dieses Verfahrens jedoch ist:

Die zu untersuchende Sache ist an sich intelligibel, in ihr steckt schon

eine

Logik, eine Art objektive Vernunft, ein geistig Reproduzierbares, das

der menschliche Verstand zu erkennen vermag, weil er in letzter Instanz

ihr

Urheber ist. Und eben das bestreitet der Materialismus auf das

Entschiedenste. Denn das Kapitalverhältnis ist die

gesellschaftspraktisch gewordene

Anti-Vernunft, deren rechter theoretischer Begriff schon keine Theorie

mehr wäre, sondern ganz im Gegenteil die praktische Aufhebung dieses

Verhältnisses. Das Kapital mag intellektuell rekonstruierbar sein, d.h.

in seiner Genesis nacherzählbar, aber an sich, d.h. in seiner Geltung,

ist es nicht

intelligibel und darum ist das, Kapital in einem strengen Sinne erst

dann richtig erkannt und theoretisch angemessen gewürdigt, wenn es

abgeschafft

und durch den Kommunismus ersetzt worden ist. Der Kommunismus ist der

Begriff des Kapitals - vorher kann es keinen geben, sondern bestenfalls

seine Antizipation in der Praxis der Kritik. Die paradoxe Pointe wäre

also die: vor dem Kommunismus ist der Materialismus unbeweisbar, im

Kommunismus ist er dann überflüssig und nutzlos. Das kommt daher, dass

der Kommunismus nicht die Verwirklichung des Materialismus sein kann

- andernfalls wäre diese Philosophie, keine Kritik. Diese Konstruktion

stammt zwar von Hegel, stimmt aber trotzdem, wie überhaupt Marx dem

Materialismus dort am nächsten ist, wo er nahe bei Hegel ist. Die

bürgerliche Wissenschaft, deren aufrichtiger Erkenntniswille auch dann

nicht

bestritten werden soll, wenn stets nur Ideologie dabei herauskommt,

muss, weil sie abbilden will, das an der Sache objektiv Unverständliche,

d.h. das

an sich Irrationale der "Selbstverwertung des Werts" rationalisieren,

d.h. ihre subjektive Vernunft in die Sache hineintun und - ganz im

psychoanalytischen Sinne projizieren. Erkenntnispsychologisch betrachtet

liegt hier das Fundament jener Praxis der sekundären Humanisierung des

Zwangscharakters gesellschaftlicher Reproduktion, in der sich die

Humanwissenschaften, der gesunde Menschenverstand und die (deutsche)

Ideologie so einig sind.


Das Subjekt kennt nichts ausser sich, weil es ganz und gar äusserlich

ist; um so mehr beharrt es darauf, die Substanz des Sozialen zu sein, je


energischer es in seiner totalen Funktionalität denunziert wird. Marx

hat diesen Sachverhalt auf den ersten hundert Seiten des "Kapital" am

Beispiel

des Geldes, dem Urphänomen der Ideologie, und seiner Behandlung durch

die Nationalökonomie entwickelt.



Materialismus statt Marxismus


Der Grund, weshalb man vom 'Materialismus' im Unterschied zum

'Marxismus' sprechen sollte, ist ein gewisser Argwohn noch gegen die

Reaktion, die gegen die Soziologisierung und sodann Verabschiedung des

Marxismus aufgeboten wurde: Es war dies das Projekt einer

'Rekonstruktion des authentischen marxschen Denkens'. Sicher: die

Arbeiten aus dem Umkreis dieser Rekonstruktionsbemühung sind nicht nur

für

Marxologen die einzig lesenswerten (5), aber sie leben entweder von der

Unterstellung, Marx sei von allen, selbst vom Genossen Engels

missverstanden worden oder habe sich gar, nun in Althusserscher

Zuspitzung, selber missverstanden, d.h. nicht im wirklichen und vollen

Bewusstsein

seiner höchsteigenen theoretischen Innovation gelebt. Die

Arbeitshypothesen der Rekonstruktionsbemühung tragen aber weder

historisch, d.h.

ausweislich des Marxschen Verhältnisses zu Anarchisten und deutschen

Sozialdemokraten, noch theoretisch, d.h. ausweislich des marxschen

Schwankens zwischen einer durchaus idealistischen, d.h.

schöpfungsmythischen Philosophie der Arbeit einerseits, der

materialistischen

Wertformanalyse andrerseits.


'Theoretisch' betrachtet: Der Materalismusversuch von Marx konnte erst

dadurch zum "Marxismus" und dann zur Systemideologie des

"Marxismus-Leninismus" sich verdinglichen, weil Marx selbst beständig

zwischen einem durchaus idealistischen, d.h. hegelianischen Begriff von

theoretischer Kritik als praktischer Aufhebung des Unwesens und einem

allerdings positivistischen Begriff von Wissenschaft oszillierte. Der

erste

Band des "Kapital" sollte ursprünglich, als er 1867 erschien, Charles

Darwin gewidmet sein, und Marx erklärte sich darin als ein

Naturwissenschaftler

des Sozialen, eine Idee, die die später im Marxismus-Leninismus

unzutreffende Vorstellung einer "bewussten Anwendung des Wertgesetzes"

tendenziell vorwegnahm. Zur Illustration dieses Befundes genügt im

übrigen die Besprechung des ersten Bandes des "Kapital", die Friedrich

Engels

1867 für den "Baden-Württembergischen Staatsanzeiger" verfasste: "Wenn

wir auf das ... Werk Rücksicht nehmen, so geschieht es sicher nicht

wegen

der spezifisch sozialistischen Tendenz, die der Verfasser ... offen zur

Schau trägt. Es geschieht, weil dasselbe, abgesehen von der Tendenz,

wissenschaftliche Entwicklungen und tatsächliches Material enthält,

welche alle Beachtung verdienen. ... Deutsche Geschäftsleute, welche

ihre

Industrie nicht bloss vom alltäglichen Erwerbsstandpunkt betrachten ....

werden hier eine reiche Quelle der Belehrung finden und uns dafür

danken,

sie hierauf aufmerksam gemacht zu haben"(6). Zwar: Der Spott ist

unüberhörbar, mit dem der Bourgeoisie dies Danaergeschenk überreicht

wird, aber

die feinsinnige Unterscheidung von "Tendenz" und "Wissenschaft" ist doch

alles andere als taktisch oder ironisch gemeint.


Daraus folgt: man kann den Sozialreformismus eines Karl Kautsky oder

Rudolf Hilferding und man kann den jakobinischen Staatskapitalismus

eines W. I. Lenin wegen allerhand kritisieren, aber nicht unbedingt

dafür, den Karl Marx missverstanden zu haben. Auch den Achtundsechzigern


wird man daher keinen allzu grossen Vorwurf machen können, dass sie den

Marxismus erst als Wissenschaft betrachteten, um ihn später, als sich

das

Proletariat als "revolutionäres Subjekt" nur falsifizieren liess, ganz

aufzugeben. "Marxismus als Wissenschaft" - das war doch allererst ein

akademisches

Karriereprogramm, eine Methode, sich mit einem ganz neuen Angebot auf

dem Wissenschaftsmarkt durchzusetzen, sich einen Winkel im

ideologischen Staatsapparat Universität zu erobern. Es war dies die

grosse Zeit der Erörterungen "über die Bedeutung des sozialistischen

Standpunkts

für das Verständnis der Kritik der politischen Ökonomie" (W. F. Haug,

1978). Und es war die Zeit, in der Marxist sein hiess, die bürgerliche

Wissenschaft erst einzuholen und dann zu überholen, wie Elmar Altvater

dies 1977 auf einem berliner Teach-in zur Frage "Wozu

,Kapital'-Studium?"

ausdrückte: "Man muss bürgerliche Wissenschaft sehr gut beherrschen

können, um überhaupt befähigt zu sein ein guter Marxist zu werden."(7)



Gegen den proletarischen Positivismus


„Tendenz" und „Wissenschaft", „Werturteil" und "Tatsachenbehauptung":

Der Positivismus eines Max Weber hatte längst vor Weber und dann

verstärkt durch Karl Kautsky und Rudolf Hilferding in den Marxismus

Einzug gehalten, und so war dieser Marxismus, sollte er es nicht schon

von

Hause aus gewesen sein, spätestens um die Jahrhundertwende zum

'Positivismus der Arbeiterklasse', zum proletarischen Positivismus

geworden.

Exemplarisch hat Rudolf Hilferding dies im Vorwort zu seinem 1909

erschienen Buch "Das Finanzkapital" aufgeschrieben: "Wie die Theorie, so


bleibt auch die Politik des Marxismus frei von Werturteilen. Es ist

deshalb eine wenn auch intra et extra muros weitverbreitete, so doch

falsche

Auffassung, Marxismus mit Sozialismus zu identifizieren. Denn logisch,

nur als wissenschaftliches System betrachtet, also abgesehen von seinen

historischen Wirkungen, ist Marxismus nur eine Theorie der

Bewegungsgesetze der Gesellschaft ... Die sozialistische Konsequenz ist

Resultat der

Tendenzen, die in der warenproduzierenden Gesellschaft sich durchsetzen.

Aber die Einsicht in die Richtigkeit des Marxismus, die die Einsicht in

die

Notwendigkeit des Sozialismus einschliesst, ist durchaus keine Abgabe

von Werturteilen und ebensowenig eine Anweisung zu praktischem

Verhalten.

Denn etwas anderes ist es, eine Notwendigkeit zu erkennen, etwas

anderes, sich in den Dienst dieser Notwendigkeit zu stellen."(8) Dass

das Denken

zwischen der nichts als subjektiven Meinung und den sehr objektiven

Fakten zu unterscheiden habe - dieses fundamentale Dogma der Ideologie

und

ihrer einzelwissenschaftlichen Rationalisierungsformen hatte sich, als

Alltagsreligion der bürgerlichen Gesellschaft, längst in den Köpfen

ihrer

vermeintlichen proletarischen Antagonisten festgesetzt.(9) Es rächte

sich hierin, dass das "Kapital" als die "Bibel der Arbeiterklasse"

(Engels) zwar jede

Menge Geschichtsphilosophie bot zum Zwecke der futuristischen

Versöhnung, aber keine Kritik der Denk- und Erkenntnisform, keine

Analyse der

intellektuellen Warenform, keine Rekonstruktion des kantischen Apriori

aller Erkenntnis, keine Kritik der Ideologie als Ausdrucksform

gesellschaftspraktischer Identifizierung. Die Rekonstruktionsbemühungen

um einen "authentischen Marx" vermögen gegen die positivistische

Reduktion der Erkenntnis schon deshalb systematisch nichts ins Feld zu

führen, weil man Marx so lange "rekonstruieren" mag wie man will und

dennoch keine Erkenntniskritik und keine Explikation des Zusammenhangs

von Warenform und Denkform finden wird. Nota bene: Es ist daher

kein Zufall, dass sich die Protagonisten der "Rekonstruktion" im

spiessigsten Akademismus meist sehr wohlfühlen, dass ihnen die

'Unterscheidung

zwischen Forschung und Darstellung', die Marx im Nachwort zur zweiten

Auflage des "Kapital"(I0) trifft, 'gar nicht als gewissermassen

revolutionstheoretisches Problem bewusst wird' - so tief sitzt in ihnen

die Angst, die Kollegen könnten ihre Arbeiten als "Konstruktion a

priori"

werten. Daher bringen sie es nur bis zur Sekundär- und Tertiärliteratur

und werten jedes Kolloquium, zu dem sie eingeladen werden, als

Fortschritt

der Aufklärung. Und so kommt auf hundert Bücher zur Interpretation des

marxschen "Kapital" kaum eines gegen das Kapital.



Aus alldem folgt eine zweite Bestimmung des Materialismus: weil der

Materialismus die geistige Reproduktion der gesellschaftlichen Totalität


des Kapitals im Medium der Kritik ist, kann diese Kritik sich näher nur

als 'Ideologiekritik' qualifizieren. Diese leistet den Nachweis, dass es

gar nicht

die wirklichen, empirischen Individuen sind, die denken, wenn sie

denken, sondern nur ihr in die Subjektform gebannter unbedingter Wille

zur

Selbsterhaltung, der nichts anderes reflektiert als den Zwang zu eben

dieser privatistischen Existenz. Marx zerstört nicht nur die

liberalistische

Illusion, die Menschen machten ihre Gesellschaft selbst, sondern auch

die nicht weniger hybride, sie dächten ihre Gedanken selbst, nur unter

Regie

der falschen Lehrer. Dies ist der Nerv und das Motiv, die Individuen als

"stoffliche Träger" der Denkform zu erkennen: 'dass die Individuen

gedacht

werden', dass sie in weiterer Steigerung die intellektuelle Leistung,

die sie als geistige Synthesis aus sich heraus zu vollbringen meinen,

tatsächlich nur

vollbringen in Gestalt einer Verdoppelung der kapitalen Synthesis, dass

sie schliesslich das Kapitalverhältnis auf dem Wege des Denkens

reproduzieren, während sie es zugleich sozial praktizieren und materiell

produzieren. Indem sie das Kapital denken, akkumulieren sie es (Max

Stirner

lässt schön grüssen); indem es das Kapital ist, was da in ihnen denkt,

hat es sich selbst reproduziert. Das Resultat dieser Analyse ist

drastisch und

elementar: "Der Körper wird via Arbeitskraft in die Gesellschaft

eingebaut. Die Gesellschaft dagegen wird via Geist in den Körper

eingebaut".(11)

Die "Charaktermaske" ist zugleich eine "Denkmaske", und Ideologie wird

hier strikt verstanden als 'Zwangslogik des Denkens', als objektive

Nötigung zur intellektuellen Identifikation, daher als "notwendig

falsches Bewusstsein". Oder anders und in Anwendung auf die geneigte

Leserschaft:

dass die Intellektuellen, wenn sie das tun, wofür sie nach Stand und

Neigung schliesslich da sind, nämlich denken, haarscharf dasselbe tun

wie die

Arbeiter in der Fabrik, nämlich Hilfestellung leisten bei der Verwertung

des Kapitals - allerdings nicht, worauf eine der Freiheitsillusionen

dieser

Intellektuellen gründet, im Verhältnis zu einem individuellen Kapital,

sondern im Verhältnis zum ideellen Gesamtkapitalisten, zum Staat als dem


"general intellect".



Dass Ideologiekritik die Methode sei, die Intellektuellen (und die

Arbeiter natürlich auch) ihrer notorischen Freiheitsillusion beim Denken

zu

berauben, war den "68ern" ein durchaus bewusstes Motiv, wenn auch die

brechtsche Polemik gegen die Kopflanger etwas zu kurz gegriffen als

blosse

Kritik des Auftragsdenkens verstanden wurde. Nicht aus Jux und Tollerei

ging man in die Fabriken, nicht aus Spassvergnügen zum Militär.

Allerdings verstand man den Marxismus nicht nur als

sozialistisch-kommunistische Wissenschaft, sondern auch als 'positive

Theorie der

proletarischen Revolution', und darin liegt nun ein drittes Moment

beschlossen, in dem der Materialismus mit Marx über den Marxismus

hinausgehen und definitiv mit ihm brechen muss. Weil bei Marx der

Widerspruch zwischen einer "Kritik der politischen Ökonomie" - wie,

immerhin, der Untertitel des "Kapital" lautet - und einer

wissenschaftlichen Theorie der kapitalistischen Entwicklung unauflösbar

prozessiert, bedarf

es einer revolutionären Geschichtsphilosophie, um den Gegensatz, gar

Widerspruch zwischen subjektiver "Tendenz" und objektiver Faktizität zu

schlichten. Die abgepresste Versöhnung findet sich ganz hinten im ersten

Band des "Kapital" unter dem Titel "Geschichtliche Tendenz der

kapitalistischen Akkumulation": "Mit der beständig abnehmenden Zahl der

Kapitalmagnaten ... wächst die Masse des Elends, des Drucks, der

Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Empörung der

stets anschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen

Produktionsprozesses selbst geschulten, vereinten und organisierten

Arbeiterklasse. Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise,

die

mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der

Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen

Punkt, wo sie

unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird

gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die

Expropriateure werden expropriiert" (MEW 23, S. 790 f.). Und weiter:

"Die kapitalistische Produktion erzeugt mit der Notwendigkeit eines

Naturprozesses ihre eigne Negation. Es ist die Negation der Negation."

(ebd., S. 791)



Gegen alle Subjekt-Ontologie


Ein als positive Theorie der kapitalistischen Entwicklung verstandener

Marxismus setzte sich zugleich als Theorie der proletarischen Revolution


wie als Handreichung zum Erwerb proletarischer Weltanschauung. Diese

Theoriegestalt allerdings war eine Kompromissbildung zwischen dem

spontanen Materialismus der deutschen Handwerkerkommunisten der 1840er

Jahre und dem marxengelsschen "wissenschaftlichen Kommunismus".

Das proletarische Naturrecht der Wilhelm Weitling, Schapper u.a. war gut

genug gewesen, den linken Jakobinismus eines Gracchus Babeuf

proletarisch anzuverwandeln und über die Jahrzehnte der Restauration zu

retten, aber die Revolutionen von 1848 in Berlin, Paris und Wien

offenbarten seine revolutionäre Impotenz angesichts des kapitalistischen

Übergangs von der bloss formellen zur reellen Subsumtion der Produktion,


der Etablierung des Weltmarkts und der Nationalisierung der

Gesellschaften zu bürgerlichen. 1848 war die erste Krise des kapitalen

Weltmarkts, die

eine der Revolutionsbedingungen, die internationale Gleichzeitigkeit

erfüllte; die proletarischen Geheimgesellschaften aber zerbrachen

darüber.

"Eigentum ist Diebstahl", das proletarische Naturrecht eines Pierre

Joseph Proudhon taugte nicht dazu, das Recht der Arbeiter auf ihr

Mehrprodukt

zu begründen, weil sich dies Recht nicht nur als nicht begründbar

herausstellte, sondern überdies als proletarische Variante einer

bürgerlichen

Eigentumsideologie (vgl. Marx' Polemik gegen die Idiotie vom gerechten

Lohn). Der "wissenschaftliche Kommunismus", der sich als Ideologiekritik


des proletarischen konstituiert hatte, nahm den plebejischen Handwerkern

die Illusion, sie seien die legitime, die jakobinische Avantgarde aller

Entrechteten und Beleidigten; aber zur Wiedergutmachung dieser

historischen Degradation definierten Marx und Engels die Arbeiterklasse

als eine

Art überdimensionierten kollektiven Handwerker, als einen

demiurgenhaften Gesamtarbeiter, dem das Kapitalverhältnis zum

dialektischen Hebel

seiner Revolution werden sollte. Nichts anderes ist der Gehalt der oben

zitierten Passage aus dem Kapitel des "Kapital" über "Die historische

Tendenz...". Dieser Kompromissbildung halber, die die altständische

"Ehre der Arbeit" in neuem Gewande grandios wiederauferstehen liess,

wurde

die "Kritik der politischen Ökonomie" mit Ambivalenz geschlagen. In der

Konsequenz feierte die revolutionäre Geschichtsphilosophie eben das als

den Konstitutionsprozess antagonistischer, ja revolutionärer

Subjektivität, was die ökonomische Kritik als den Prozess ihrer

substantiellen

Liquidierung hätte notieren müssen. Denn Marx und Engels zogen aus dem

Gedanken, dass das Kapital sich historisch auf einer ihm fremden und

äusserlichen Produktionsweise erhebt und sich diese zunächst formell,

d.h. als bloss juristisches Eigentum subsumiert, ehe es sodann zur

reellen

Subsumtion voranschreitet, d.h. die Kapitalgestalt der Produktion

realisiert (12), nie die auf der Hand liegende Konsequenz, es könne auch

die

lebendige Arbeit unwiderruflich in die kapitalimmanente Funktion des

variablen Kapitals bannen, eine Konsequenz, die sie vielmehr im

Angesicht

der aufkommenden Gewerkschaftsbewegung noch ängstlich mieden. Ihre

eigene Bestimmung des Kapitals als des automatischen Subjekts verschwand


wieder hinter der des Kapitals als 'Quasi-Subjekt', das sich zwar mit

allen Insignien der Produktivität lebendiger Arbeit ausstattet, aber

doch dem

revolutionären Röntgenblick transparent wird als der historische

Mummenschanz, den der kollektive Gesamtarbeiter mit sich selber treibt.

Die

"Negation der Negation" jedenfalls, von der das Zitat spricht, bestimmt

das Kapital als Selbstentfaltung der Arbeit in entfremdeter Gestalt,

d.h. recht

eigentlich als Gattungsmacht. Aus dieser Konstellation entstand die

proletarische Apologie des Kapitals, in deren Namen Marx die

"revolutionäre

Ungeduld" der Anarchisten verurteilte.



Karl Marx und der Materialismus

Thesen über den Gebrauchswert des "Marxismus"

Joachim Bruhn

(aus BAHAMAS 33 – 2000)


II. Teil


Subversiver Gehalt der Wertformanalyse


Wohl kaum irgend anders tritt die merkwürdige, fast okkulte Präsenz des

Materialismus im marxschen Denken so deutlich hervor wie am

Gegenstand des 'Verhältnisses von Arbeit und Wert'. "Das Kapital" liest

sich als der permanente Versuch, den Wert in Arbeit zu gründen, und es

liest

sich zugleich als das ebenso permanente Scheitern dieses Unterfangens:

Die Autonomie des Werts erweist sich als irreduzibel, der Versuch seiner


Rückbindung an Arbeit und seiner Ableitung aus Arbeit als Ausdruck eines

ideologischen Bedürfnisses. Materialismus und Marxismus sind einander

in Marx überkreuzende, sich konterkarierende und vermischende

Erkenntnisstrategien, die sich in unauflösbare Widersprüche verwickeln,

denen

Marx nur durch die Flucht nach vorne, in die mit den Mitteln der

Geschichtsphilosophie erpresste Versöhnung hinein, zu entkommen

wusste(13).

Mit der 'Wertformanalyse' präsentiert Marx die materialistische Kritik

kapitalistischer Vergesellschaftung. Die zentrale Frage dieser Kritik

ist nicht

die nach dem Ursprung und seiner historischen Entfremdung, sondern eine

ganz andere: 'Wie ist gesellschaftliche Synthesis möglich in einer

Gesellschaft, die auf nichts anderem gründet als auf der systematischen

Negation von Gesellschaftlichkeit überhaupt?' Welche Form muss eine

soziale

Vereinheitlichung annehmen, die die radikale Vereinzelung aller zur

Voraussetzung hat? Wie lässt sich Einheit begründen und praktizieren,

wenn

Einheit überhaupt radikal ausgeschlossen wird? Woher kann Allgemeinheit

kommen, wenn das Besondere sich schon allemal Einheit genug ist, wenn

es die Einheit im "als ob" (Kant) fingiert? Und was macht Menschen zu

Menschen in einer Gesellschaft, deren Konkurrenzhaftigkeit darauf

hinausläuft, dass homo homini lupus ist? Anders gefragt und zwar in

jener Form gefragt, in der die Philosophie spätestens seit Abälard

fragt: Wie wird

es möglich, die konkret so verschiedenen Individuen unter der Kategorie

"Deutsche" zum Volk zu synthetisieren? Wie ist es möglich, Äpfel und

Birnen zu vergleichen und zusammenzuzählen? Ist der Begriff des Obstes

als ihr Allgemeines etwas, was ihnen ontologisch zukommt? Wohnt in den

Äpfeln und Birnen eine "Obsthaftigkeit", die die Frucht zum Exemplar

macht? Oder ist diese Allgemeinbestimmung nur subjektive

Verbaldefinition,

über die sich vielleicht ein Konsens erzielen lässt, der allerdings nie

Objektives reflektieren wird? Was ist an den Gebrauchswerten, das sie

kommensurabel macht? Marxens Antwort darauf ist die Anerkennung der

Berechtigung dessen, was sich die Theologie immer unter der Figur Gottes


und der Hl. Dreifaltigkeit gedacht hat und was nun als Kapital im

Zentrum der Gesellschaftlichkeit lauert: Eine Gesellschaft, die als

Negation von

Gesellschaft funktioniert, kann ihre notwendige soziale Synthesis nur

finden, indem sie das Verhältnis der Negation selbst unmittelbar

empirisch,

sinnlich und handgreiflich im Geld darstellt. Im Geld wird 'praktisch',

was 'undenkbar' ist; im Geld wird konkret, was über den Verstand geht;

im

Geld wird dinglich, was gesellschaftliches Verhältnis ist; im Geld

inkarniert der gesamte soziale Nexus: Die komplette Gesellschaft in der

Hosentasche, das ist das Geld als paradoxe Einheit des Besonderen mit

der Allgemeinheit des Besonderen, d.h. "unmittelbare Austauschbarkeit",

d.h.

unmittelbare Allgemeinheit(1 4), d.h. Identität der Identität und der

Nicht-Identität. Das Geld ist die Inkarnation der Gesellschaft, d.h. die

pure

Form als materialisierte, d.h. die pure Abstraktion, die sich selbst

vergegenständlicht. Die"Obsthaftigkeit" der Birnen und Pflaumen, das

Deutschtum

der Individuen kommt ihnen weder an sich selbst zu, noch ist ihnen

dieser ihr Charakter rein äusserlich. Zugleich kommen ihnen diese

einander

logisch ausschliessenden Bestimmungen jedoch real zu, indem sie

praktisch verglichen und also gleichgesetzt werden. Das Geheimnis der

sozialen

Synthesis, d.h. des "Geldrätsels"(I5) ist die abstrakte Wertförmigkeit

der sinnlichen Dinge, die sich den Dingen im Geld sinnlich konfrontiert,


worüber sie zu Waren werden und das Sinnliche zum Gebrauchswert - ein

Begriff, dessen Perversität schon Marx annotiert hatte (16). Der

Gebrauchswert, der "stoffliche Träger" des Tauschwerts, entlarvt sich

darin als so sinnlich unschuldig nicht, decouvriert sich vielmehr als

Resultat der

Produktion für andere, für den Austausch, d.h. als "gesellschaftlicher

Gebrauchswert" (17). Die Unmittelbarkeit der Synthesis ist darin als

Phänomen

nicht des Tauschs, als die sie sich darstellt, sondern als eine der

Produktion demonstriert: der erste Hinweis auf das Kapital im Gang der

marxschen

Wertformanalyse. Das Problem der Vermittlung ist gelöst, indem die

Vermittlung als im Geld sinnlich seiend erkannt wird. Vermittlung ist

Prozess,

der inkarniert, ist die im Geld erstarrte Negation der

Gesellschaftlichkeit durch die Gesellschaft, ist nichts als Form, die

sich selbst als ihr exklusiv

eigener Inhalt setzt. Zugegebenermassen: Das alles ist nur schwer

verständlich und ich habe es selbst auch nicht verstanden, denn es

handelt sich dabei

um 'gesellschaftspraktisch gewordene Metaphysik'. Das Ganze wird auch

dadurch nicht leichter, dass dieses Geld selbst wiederum nur die zwar

phänomenal persistierende, aber doch zugleich funktional verschwindende

Darstellung der Vermittlung ist, dass die Abstraktion, die sich

materialisiert hat, sich objektiviert hat nur als Moment der

Subjektwerdung eben jener Wertförmigkeit in Gestalt des Kapitals und

seiner unendlichen

Akkumulation, d.h. seiner Metamorphose zum "automatischen Subjekt"(18).

"Automatisches Subjekt" ist ein Begriff, den man sich auf der Zunge

zergehen lassen muss, um die Ungeheuerlichkeit dessen zu ermessen, was

hier bei Marx als rigoroser Materialismus auftritt: Das Kapital wird

hier als

in sich selbst subsistierendes Wesen (und eigentlich: 'Unwesen')

gefasst, das seine welthistorisch durchschlagende Geltungsmacht ganz

autark aus sich

selbst bezieht, als ein Unwesen, das sich die historischen

Voraussetzungen seiner Existenz anverwandelt hat und sie nun als seine

exklusiven Resultate

darstellt, als ein Unwesen wahrhaft göttlicher Statur, das sich selbst

erzeugt, das keiner Genesis, keiner Ableitung, keiner wie immer

gearteten Kautele

oder Generalklausel oder äusseren Einschränkung und Grenze unterliegt.

Das "automatische Subjek" ist in völIiger Freiheit restlos und absolut

determiniert - es kann alles, aber ausser Ausbeuten kann es nichts - und

gerade in dieser seiner vollendeten Zwanghaftigkeit ist es von

grenzenloser

Willkür - es kann alles ausbeuten, das aber ist der Nihilismus. Dieses

Kapital hat, weil es sich nur sich selbst verdankt, auch nur eine

einzige Grenze:

sich selbst(19); und nur eine einzige Bedingung seiner historischen

Existenz: abermals und ebenfalls sich selbst. Es wird scheitern, aber an

sich selbst,

an seiner inneren, an seiner logischen wie historischen Unmöglichkeit.

'Das Kapital ist unmöglich - und genau das macht seine enorme

Durchschlagskraft aus'. Christoph Türcke hat in seinem Buch "Vermittlung

als Gott" gezeigt, warum dieser gesellschaftspraktisch gewordene

Kapitalgott nicht gedacht, gerade von Marx nur metaphorisiert werden

kann : Denn was ist die Formel vom "automatischen Subjekt" anders als

eine

dialektisch wohlerwogene Kapitulation?



Daraus folgt eine vierte Bestimmung des Materialismus: Der Materialismus

ist, so sollte gezeigt werden, keine Wissenschaft, er ist die

geistige Reproduktion der kapitalen Totalität im Medium einer Kritik,

die nur als Ideologiekritik auftreten kann. Der Gegenstand dieser Kritik

ist

jedoch in letzter und erster Instanz kein anderer als das "automatische

Subjekt" in seiner geldförmigen Leiblichkeit wie seiner akkumulativen

Spukhaftigkeit, d.h. die 'Kritik einer reinen Abstraktion', die

praktisch geworden ist. Das Kapital ist praktizierender Idealismus, und

der

Materialismus ist nichts ausser seiner ideologiekritischen

Rekonstruktion zum Zwecke seiner praktischen Abschaffung (nota bene:

nicht Aufhebung)

und Zerstörung, ist nichts als das intellektuelle Moment der, wie

Michail Bakunin so schön und so richtig gesagt hat, "negativen

Revolution", nichts

anderes als der geistige Aspekt einer Revolution, die kein positives

Programm hat ausser ein "Programm der Abschaffungen"(20): "Das Schlechte


abschaffen ist menschlicher als das Gute suchen"(21).


Der Materialismus ist dergestalt "bloss" der Nachweis dessen, dass das,

was hier herrscht und uns beherrscht, losgelassener Idealismus ist, d.h.


kapitalproduktive Abstraktion, d.h. Ausbeutung der nun wirklich

anthropologischen Lücke (22). Bestimmt ist der Materialismus nicht als

philosophische Gegenposition zum Idealismus, sondern - dies würde eine

Diskussion der marxschen Krisentheorie provozieren und ihrer Verhunzung

durch Kurz & Klein (23) - das Bewusstsein der inneren, sowohl historisch

wie logischen Unmöglichkeit dieses Idealismus.


Es versteht sich, dass diese Perspektiven der marxschen Wertformanalyse

aufs Gröbste zu denen der positiven Philosophie der Arbeit

kontrastieren, die Marx im "Kapital" leider ausserdem vertritt, die er

gar in seinen sozialdemokratischsten Momenten der Wertformanalyse zu

supponieren trachtet. Das historische Versprechen, mit dem das später

zur proletarischen Systemphilosophie verdinglichte marxsche Denken

antrat,

war, die vom Kapital gesetzte logische Notwendigkeit wie historische

Unausweichlichkeit der Weltrevolution darzutun. Das machte sie

attraktiv, erst

für die Funktionäre und Bürokraten der Arbeiterbewegung, dann für die

intellektuellen Komödianten der Studentenbewegung. Insbesondere die

letzteren hofften, sie könnten unter den Auspizien dieses Denksystems

ihre klassenspezifischen Werturteile mit den sozialen Tatsachen in eins

setzen,

d.h. die kapitalistische Denkform (24) mit revolutionären Mitteln

perpetuieren.



Kapitalkritik und Revolutionstheorie


Die ganze Revolutionstheorie jedenfalls steht und fällt mit der

Philosophie der Arbeit, und so kommen wir zu dem allerdings paradoxen

Resultat,

dass die Wertformanalyse, in deren Fortgang erklärt wird, warum das

Kapital sich totalisiert und dann tatsächlich totalitär wird und warum

die

proletarische Revolution daher nicht stattfinden wird, dass also diese

Analyse materialistisch ist und die Revolutionstheorie es nicht ist.

(25) Marx war

aber noch aus einem sehr respektablen Grund Theoretiker: weil er nämlich

dem Gebot der Vernunft folgte, nichts zu dulden und sich von nichts

beherrschen zu lassen, was sich nicht unter die Bestimmung der

intellektuellen Rekonstruktion wie geistigen Reproduktion setzen lässt.

Marx war

Theoretiker im verzweifelten Bemühen, das Kapital, das sich aus der

funktional gespaltenen Gattung abgeleitet hatte, doch noch einer

Ableitung

höherer, revolutionär durchzusetzenden Potenz zu unterwerfen: Der einer

mit sich versöhnten Menschheit. Theoretiker war er daher aus Vernunft,

Kritiker, indem er erkennen musste, dass sich das Kapital seinem

Begriffe nach nicht unter die Bestimmungen der Vernunft zwingen lässt,

Kritiker,

indem er dem Rationalisierungszwang des Denkens widersteht und sich den

Verlockungen der Projektion verweigert, d.h. dem ontologischen

Bedürfnis widersteht, die eigene Vernunft als die objektive der Sache

auszugeben. Das Utopieverbot, dem Marx als Theoretiker und erst recht

als

Kritiker gehorcht, ist der genaue Reflex des antiautoritären und

antipolitischen Charakters seiner Theorie, die sich als das

Selbstbewusstsein der

spontanen Vernunft des Proletariats wissen konnte. Ausserhalb dieser

Konstellation kann es keine Revolutionstheorie geben, die anderes wäre

als

Manipulation und Politik. Nach dem historischen Ausfall des

Subjekts/Objekts, das selbst nur verschwindendes Moment im Übergang zur

reellen

Subsumtion war, macht es den subversiven Charakter der Kritischen

Theorie aus, dass sie, wenn auch selbst bei Adorno nicht immer negativ

genug,

auf dieser Konstellation als auf einer zwar entleerten, aber einzig

vernünftigen insistiert, bezeichnet sie doch die unhintergehbare

Bedingung der

Möglichkeit des Kommunismus.



Mit dieser Feststellung kommen wir schlussendlich zur fünften und

letzten Bestimmung dessen, was Materialismus sein soll: Er ist, wie nun

in aller Länge und Breite dargelegt, keine Wissenschaft, sondern die

geistige Produktion des Kapitals als eines "automatischen Subjeks", eine


Reproduktion, der jeder affirmative Charakter abgeht, weil sie als

Ideologiekritik auftritt und die daher kein revolutionäres Subjekt kennt

oder

antizipiert, die ein solches Subjekt weder kommissarisch verwaltet noch

avantgardistisch herbeimanipuliert und die daher, und nur deswegen, im

tatsächlich authentischen Sinne des Wortes eine 'revolutionäre Kritik'

zu nennen ist. Die Wahrheit solcher Kritik ist, mit Spinoza und Adorno,

das

Zeichen ihrer selbst und ihres Gegenteils, will doch ihr Gestus, die

unsachliche Polemik, die schlaglichthafte Evidenz dessen provozieren,

dass das

Ganze das ganz und gar Falsche ist: Wer sich zum Kapital nicht polemisch

verhält, verhält sich unsachlich zu ihm. Darin besteht die Wahrheit

materialistischer Kritik als spurlos verschwindende. Es wird hier nichts

offeriert, zu dem man sich bekennen, kein Programm, das befolgt, kein

archimedischer Punkt, aus dem alles weitere deduziert werden könnte,

kein Ursprung, der zum Sinn inmitten von Entfremdung taugte, keine

Methode, deren Gebrauch Schulungssache wäre, keine Utopie, in deren

Perspektive das kapitale Chaos sich ordnen würde, und nichts Konkretes,

in

dessen Namen der Abstraktion der Krieg erklärt werden könnte.


Konsequenz dessen ist die Liquidation der traditionellen Frage nach der

"Vermittlung" und damit die Transformation des klassichen Schemas

von Theorie und Praxis in die 'Konstellation von Kritik und Krise': die

kategorische Kritik des Kapitalverhältnisses "von aussen", in der

Hoffnung

allerdings, es käme ihr die Krise "von innen" entgegen. Materialistische

Kritik ist kein Subjekt, sondern der individuelle Vorschein der sozialen


Liquidation des Kapitals; sie ist nicht organisierbar, und der

kollektive Kritiker, der sich unter Umständen bilden möge, kein

Lieferant für

Zentralorgane. Das versetzt das materialistische Denken in eine

knifflige Position, in der es dem Theoretiker unbequem wird, denn der

Kommunismus wird nicht die Bewahrheitung oder Verwirklichung von Theorie

sein. Die Segnungen, die noch der wissenschaftliche Sozialismus für

"Klassenverrat" bereithielt, entfallen ersatzlos, und es wäre zu

untersuchen, inwieweit die Rezeption der Kritischen Theorie in der

deutschen Linken

von der Ahnung geprägt ist, dass es hier nichts zu holen gibt.


Wir werden uns jedenfalls als Intellektuelle ganz durchstreichen,

geradezu annihilieren müssen, um den Herausforderungen revolutionärer

Kritik

gerecht werden zu können. Wir werden unsere Neigung zum Rationalisieren

und Projizieren an der Wurzel abschneiden müssen, denn wir werden

einen Beitrag zur Revolution gegen das Kapital, der nur der geistige

Ausdruck der katastrophischen Selbstvernichtung des Kapitals sein kann,

nur

leisten können, wenn wir uns zur radikalen Kritik der geistigen Arbeit,

zur rigorosen Kritik der Verdopplung der kapitalen Synthesis zur

Ideologie,

befähigen, d.h. zur Kritik der Spaltung. Nur dann werden wir den

Materialismus in seiner ganzen Konsequenz verstanden haben. Kann sein,

dass das

einigermassen weh tun wird.


Joachim Bruhn



Anmerkungen:


1) Vgl. Anton Pannekoek, Lenin als Philosoph, in: Anton Pannekoek, Paul

Mattick u.a., Marxistischer Antileninismus, Freiburg 1992, S. 115f.


2) Karl Marx, Das Kapital, Bd.1, in MEW 23, Ost-Berlin 1977, S.99f


3) ebenda, S.50


4) Ich habe an anderer Stelle dargelegt (vgl. Unmensch und Übermensch,

in: Was deutsch ist. Zur kritischen Theorie der Nation, Freiburg 1994),

welche Konsequenzen aus diesem Tatbestand für den Begriff des der

Subjektform subsumierten Individuums, des Subjekts, zu ziehen sind, das

nun

seiner ganzen romantischen Würde wie gesellschaftlichen Utopie

entkleidet dasteht als blosse Funktion sowohl der Akkumulation und

Zirkulation

des Kapitals wie als aufgeplusterte Monstranz im System der sekundären

Humanisierung.


5) Um nur einige zu nennen: Hans-Georg Backhaus (Dialektik der Wertform,

1969, jetzt in: ders., Dialektik der Wertform, Freiburg 1997), Helmut

Reichelt (Zur logischen Struktur des Kapitalbegriffs bei Marx, Frankfurt

a.M. 1973), Helmut Brentel (Soziale Form und ökonomisches Objekt,

Opladen 1989), Michael Heinrich (Die Wissenschaft vom Wert, Hamburg

1991) und Diethard Behrens (Gesellschaft und Erkenntnis, Freiburg

1993)


6) MEW 16, S.229f.


7) Argument-Sonderheft 1, S.28


8) Rudolf Hilferding, Das Finanzkapital (1910), Frankfurt a.M. 1968, S.

20


9) Vgl. dazu: Max Weber, Wissenschaft als Beruf, Berlin 1975


10) MEW 23, S.27


11) I. Bindseil, Es denkt, Freiburg 1995, S. 20


12) vgl.dazu die Theorie der technischen Wertform, ausgeführt in:

Klaus-Dieter Oetzel, Wertabstraktion und Erfahrung, Frankfurt a.M./New

York

1979


13) Über die Historizität der basalen Kategorien der Revolution, vgl:

Karl Korsch, Marxismus und Philosophie (1923); Frankfurt a.M. 1966


14) MEW 23, S.82


15) ebenda, S.62


16) siehe dazu: Wolfgang Pohrt Theorie des Gebrauchswerts, Berlin 1995,

sowie Kornelia Hafner, Gebrauchswertfetischismus, in: Diethard

Behrens, Gesellschaft und Erkenntnis, Freiburg 1993


17) MEW 23, S.55


18) ebenda, S.169


19) vgl. dazu: Henryk Grossmann, Das Akkumulations- und

Zusammenbruchsgesetz des Kapitalismus (1929), Frankfurt a.M. 1970


20) Karl Korsch, Buch der Abschaffungen, in: Michael Buckmiller,

Anmerkungen zu Heinz Langerhans und seinem Bericht über das "Buch der

Abschaffungen" von Karl Korsch sowie: Heinz Langerhans, Das Buch der

Abschaffungen. Bericht über nachgelassene Aufzeichnungen von Karl

Korsch, beide in: Archiv für die Geschichte des Widerstands und der

Arbeit, Bochum 1987


21) Max Horkheimer über Negative Politik in den "Dämmerungen", S. 67


22) vgl. dazu Ulrich Enderwitz, Reichtum und Religion Bd.1, Freiburg


23) Näheres dazu ist ausgeführt in: ISF, Der Theoretiker ist der Wert,

Freiburg 2000, worin auch das hier behandelte Materialismusproblem

vertieft

erörtert wird.


24) Vgl. dazu insbesondere die Elitentheorie etwa bei: Robert Michels,

Masse, Führer, Intellektuelle. Politische Aufsätze 1906 - 1933,

Frankfurt a.M.

1987


25) Vgl. dazu: Stefan Breuer, Die Krise der Revolutionstheorie,

Frankfurt a.M. 1977 sowie: Helmut König, Geist und Revolution, Stuttgart

1977