/Kolitik/Exzerpte/'Das Kapital' BdIII/Kapitel 1
Beschreibung |
|
Team: |
Peter |
Thema: |
Karl Marx: Das Kapital III |
Quelle: |
Dietz Verlag Berlin 1961 10.Auflage |
Art : |
Exzerpt für Vortrag MXKS 09.03.2002 |
Version: |
1 |
Letzte bearbeitung: |
08.03.2002 |
Erster Abschnitt
Die Verwandlung von Mehrwert in Profit und der Rate des Mehrwerts in Profitrate
ERSTES KAPITEL
Kostpreis und Profit
#33
Im ersten Buch wurden die Erscheinungen untersucht, die der
kapitalistische Produktionsprozeß, für sich genommen, darbietet, als
unmittelbarer Produktionsprozeß, bei dem noch von allen sekundären
Einwirkungen ihm fremder Umstände abgesehn wurde. Aber dieser unmittelbare
Produktionsprozeß erschöpft nicht den Lebenslauf des Kapitals. Er wird in der
wirklichen Welt ergänzt durch den Zirkulationsprozeß, und dieser bildete den
Gegenstand der Untersuchungen des zweiten Buchs. Hier zeigte sich, namentlich
im dritten Abschnitt, bei Betrachtung des Zirkulationsprozesses als der
Vermittlung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses, daß der
kapitalistische Produktionsprozeß, im ganzen betrachtet, Einheit von
Produktions- und Zirkulationsprozeß ist. Worum es sich in diesem dritten Buch
handelt, kann nicht sein, allgemeine Reflexionen über diese Einheit
anzustellen. Es gilt vielmehr, die konkreten Formen aufzufinden und
darzustellen, welche aus dem Bewegungsprozeß des Kapitals, als Ganzes
betrachtet, hervorwachsen. In ihrer wirklichen Bewegung treten sich die
Kapitale in solchen konkreten Formen gegenüber, für die die Gestalt des
Kapitals im unmittelbaren Produktionsprozeß, wie seine Gestalt im
Zirkulationsprozeß, nur als besondere Momente erscheinen. Die Gestaltungen des
Kapitals, wie wir sie in diesem Buch entwickeln, nähern sich also schrittweis
der Form, worin sie auf der Oberfläche der Gesellschaft, in der Aktion der
verschiedenen Kapitale aufeinander, der Konkurrenz, und im gewöhnlichen
Bewußtsein der Produktionsagenten selbst auftreten.
...
<34>Der Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W stellt sich dar in der
Formel: W = c + v + m. Ziehn wir von diesem Produktenwert den Mehrwert m ab,
so bleibt ein bloßes Äquivalent oder ein Ersatzwert in Ware für den in den
Produktionselementen verausgabten Kapitalwert c + v. (#33ff)
Was die Ware dem Kapitalisten kostet, und was die Produktion der Ware selbst kostet, sind allerdings zwei ganz verschiedne Größen. (#34)
Die kapitalistische Kost der Ware mißt sich an der Ausgabe in Kapital, die wirkliche Kost der Ware an der Ausgabe in Arbeit. Der kapitalistische Kostpreis der Ware ist daher quantitativ verschieden von ihrem Wert oder ihrem wirklichen Kostpreis; er ist kleiner als der Warenwert, denn da W = k + m, ist k = W - m. Andrerseits ist der Kostpreis der Ware keineswegs eine Rubrik, die nur in der kapitalistischen Buchführung existiert. Die Verselbständigung dieses Wertteils macht sich in der wirklichen Produktion der Ware fortwährend praktisch geltend, da er aus seiner Warenform durch den Zirkulationsprozeß stets wieder in die Form von produktivem Kapital rückverwandelt werden, <37>der Kostpreis der Ware also beständig die in ihrer Produktion verzehrten Produktionselemente rückkaufen muß. (#36ff)
Wert der Ware
W = 600 = 400c + 100v +100m = 400 Wertübertrag + 200 geschaffener Neuwert
k = 400 Wertübertrag + 100 Neuwert => fasst ganz verschieden entstandene Wertbestandteile der Ware zusammen
Es geht einerseits in den Kostpreis der Ware ein, weil es ein Bestandteil des Warenwerts ist, der verausgabtes Kapital ersetzt; und andrerseits bildet es nur einen Bestandteil des Warenwerts, weil es der Wert von verausgabtem Kapital ist, oder weil die Produktionsmittel soundso viel kosten. (#38)
Aber dieser vorgeschoßne Kapitalwert geht in keiner Weise in die Bildung des Neuwerts ein. Innerhalb des Kapitalvorschusses zählt die Arbeitskraft als Wert, aber im Produktionsprozeß fungiert sie als Wertbildner. An die Stelle des Werts der Arbeitskraft, der innerhalb des Kapitalvorschusses figuriert, tritt im wirklich fungierenden produktiven Kapital die lebendige, wertbildende Arbeitskraft selbst. (#38)
Die kapitalistische Produktionsweise unterscheidet sich von der auf Sklaverei gegründeten Produktionsweise unter anderm dadurch, daß der Wert. resp. Preis der Arbeitskraft, sich darstellt als Wert, resp. Preis, der Arbeit selbst oder als Arbeitslohn. (Buch I, Kap. XVII.) Der variable Wertteil des Kapitalvorschusses erscheint daher als in Arbeitslohn verausgabtes Kapital, als ein Kapitalwert, der den Wert, resp. Preis, aller in der Produktion verausgabten Arbeit zahlt. (#41)
Vergleichen wir nun Kapitalvorschuß auf der einen Seite und Warenwert
auf der andern, so haben wir:
I.Kapitalvorschuß von 500 Pfd.St. = 400 Pfd.St. in Produktionsmitteln verausgabtes Kapital (Preis der Produktionsmittel) + 100 Pfd.St. in <42>Arbeit verausgabtes Kapital (Preis von 6662/3 Arbeitstagen oder Arbeitslohn für selbe)....
II.Warenwert von 600 Pfd.St. = Kostpreis von 500 Pfd.St. (400 Pfd.St. Preis der verausgabten Produktionsmittel + 100 Pfd.St. Preis der verausgabten 6662/3 Arbeitstage) + 100 Pfd.St. Mehrwert.
Diese Differenz zwischen fixem und zirkulierendem Kapital in bezug auf die Berechnung des Kostpreises bestätigt also nur die scheinbare Entstehung des Kostpreises aus dem verausgabten Kapitalwert oder dem Preis, den die verausgabten Produktionselemente, die Arbeit einbegriffen, dem Kapitalisten selbst kosten. Andrerseits wird der variable, in Arbeitskraft ausgelegte Kapitalteil in bezug auf Wertbildung hier unter der Rubrik von zirkulierendem Kapital ausdrücklich identifiziert mit konstantem Kapital <44>(dem in Produktionsstoffen bestehenden Kapitalteil) und so die Mystifikation des Verwertungsprozesses des Kapitals vollendet.(1) (#43ff)
Zunächst ist der Mehrwert also ein Überschuß des Werts der Ware über ihren Kostpreis. Da aber der Kostpreis gleich dem Wert des verausgabten Kapitals, in dessen stoffliche Elemente er auch beständig rückverwandelt wird, so ist dieser Wertüberschuß ein Wertzuwachs des in der Produktion der Ware verausgabten und aus ihrer Zirkulation zurückkehrenden Kapitals. (#44)
Es ist dem Kapitalisten nun klar, daß dieser Wertzuwachs aus den produktiven Vorgängen entspringt, die mit dem Kapital vorgenommen werden, daß er also aus dem Kapital selbst entspringt; denn nach dem Produktionsprozeß ist er da, und vor dem Produktionsprozeß war er nicht da. Was zunächst das in der Produktion verausgabte Kapital betrifft, so scheint der Mehrwert gleichmäßig aus dessen verschiednen, in Produktionsmitteln und Arbeit bestehenden Wertelementen zu entspringen. Denn diese Elemente gehn gleichmäßig in die Bildung des Kostpreises ein. Sie setzen gleichmäßig ihre als Kapitalvorschüsse vorhandnen Werte dem Produktenwert zu und unterscheiden sich nicht als konstante und variable Wertgrößen. (#45)
Das Gesamtkapital geht stofflich in den wirklichen Arbeitsprozeß
ein, wenn auch nur ein Teil desselben in den Verwertungsprozeß eingeht. Dies
ist vielleicht eben der Grund, daß es nur teilweis zur Bildung des
Kostpreises, aber ganz zur Bildung des Mehrwerts beiträgt. Wie dem auch sei,
das Fazit bleibt, daß der Mehrwert gleichzeitig aus allen Teilen des
angewandten Kapitals entspringt. Die Deduktion kann noch sehr abgekürzt
werden, wenn man mit Malthus ebenso derb wie einfach sagt:
"Der Kapitalist erwartet gleichen Vorteil auf alle Teile des Kapitals, die er
vorstreckt."(3)
Als solcher vorgestellter Abkömmling des vorgeschoßnen Gesamtkapitals erhält
der Mehrwert die verwandelte Form des Profits. Eine Wertsumme ist daher
Kapital, weil sie ausgelegt wird, um einen Profit zu erzeugen (4), oder der
Profit kommt heraus, weil eine Wertsumme als Kapital angewandt wird. Nennen
wir den Profit p, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m = k + m in die
Formel W = k + p oder Warenwert = Kostpreis + Profit.
...
Der Profit, wie wir ihn hier zunächst vor uns haben, ist also dasselbe, was
der Mehrwert ist, nur in einer mystifizierten Form, die jedoch mit
Notwendigkeit aus der kapitalistischen Produktionsweise herauswächst. Weil in
der scheinbaren Bildung des Kostpreises kein Unterschied zwischen konstantem
und variablem Kapital zu erkennen ist, muß der Ursprung der Wertveränderung,
die während des Produktionsprozesses sich ereignet, von dem variablen
Kapitalteil in das Gesamtkapital verlegt werden. Weil auf dem einen Pol der
Preis der Arbeitskraft in der verwandelten Form von Arbeitslohn, erscheint auf
dem Gegenpol der Mehrwert in der verwandelten Form von Profit.
(#46)
Der beim Verkauf der Ware realisierte Wertüberschuß oder Mehrwert erscheint dem Kapitalisten daher als Überschuß ihres Verkaufspreises über ihren Wert, statt als Überschuß ihres Werts über ihren Kostpreis, so daß der in der Ware steckende Mehrwert sich nicht durch ihren Verkauf realisiert, sondern aus dem Verkauf selbst entspringt. (#48)
Die gedankenlose Vorstellung, daß der Kostpreis der Ware ihren wirklichen Wert ausmacht, der Mehrwert aber aus dem Verkauf der Ware über ihren Wert entspringt, daß die Waren also zu ihren Werten verkauft werden, wenn ihr Verkaufspreis gleich ihrem Kostpreis, d.h. gleich dem Preis der in ihnen aufgezehrten Produktionsmittel plus Arbeitslohn, ist von Proudhon mit gewohnter, sich wissenschaftlich spreizender Scharlatanerie als neuentdecktes Geheimnis des Sozialismus ausposaunt worden. (#49)
top
last update 08.03.2002