/Kolitik/Exzerpte/'Das Kapital' BdII/Kapitel 20


Beschreibung

Team:

Leitner

Thema:

Karl Marx: Das Kapital II

Quelle:

Dietz Verlag Berlin 1961 10.Auflage

Art :

Version:

1

Letzte bearbeitung:

10.11.2001


Zweiter Abschnitt

Der Umschlag des Kapitals

ZWANZIGSTES KAPITEL

Einfache Reproduktion


I. Stellung der Frage (S. 391)


Betrachten wir die jährliche Funktion des gesellschaftlichen Kapitals - also des Gesamtkapitals,

wovon die individuellen Kapitale nur Bruchstücke bilden, deren Bewegung sowohl ihre individuelle Bewegung ist, wie gleichzeitig integrierendes Glied der Bewegung des Gesamtkapitals - in ihrem Resultat, d.h. betrachten wir das Warenprodukt, welches die Gesellschaft während des Jahrs liefert, so muß sich zeigen, wie der Reproduktionsprozeß des gesellschaftlichen Kapitals vonstatten geht, welche Charaktere diesen Reproduktionsprozeß vom Reproduktionsprozeß eines individuellen Kapitals unterscheiden und welche Charaktere beiden gemeinsam sind. Das Jahresprodukt

umschließt sowohl die Teile des gesellschaftlichen Produkts, welche Kapital ersetzen, die gesellschaftliche Reproduktion, wie die Teile, welche dem Konsumtionsfonds anheimfallen, durch Arbeiter und Kapitalisten verzehrt werden, also sowohl die produktive wie die individuelle

Konsumtion. Sie umschließt ebensowohl die Reproduktion (d.h. Erhaltung) der Kapitalistenklasse und der Arbeiterklasse, daher auch die Reproduktion des kapitalistischen Charakters des gesamten Produktionsprozesses. (MEW 24 S. 319)


Wir analysieren also die Zirkulationsfigur: W`- {G - W...P...W´

g - w


Der Ausgangspunkt, das Warenkapital W´ schliest den konstanten und variablen Kapitalwert mit ein und den Mehrwert. Die Bewegung ist sowohl individuelle wie produktive Konsumtion.

Bei den Kreisläufen des Geldkapitals und Produktiven Kapitals ist die Bewegung des Kapitals Ausgang und Endpunkt.Die Konsumtion ist hier auch mit eingeschlossen, das Produkt muß verkauft werden.Dies geschahen ist es aber für das Einzelkapital unwichtig was weiter aus der Ware wird.

In der Bewegung des Warenkapitals dagegen sind die Bedingungen der gesellschaftlichen Reproduktion erkennbar, weil nachgewiesen werden muß was aus jedem wertteil des Gesamtprodukts W` wird. Der gesamte Reproduktionsprozeß schließt hier den durch die Zirkulation vermittelten Konsumtionsprozeß ebensosehr ein, wie den Reproduktionsprozeß des Kapitals selbst. (MEW 24, S.392)


Wir betrachten hier den Reproduktionsprozess des gesellschaftlichen Gesamtkapitals vom Standpunkt des Wert und Stoffersatzes der einzelnen Bestandteile von W`.


Die unmittelbare Frage lautet :Wie wird das in der Produktion verzehrte Kapital seinem Wert nach aus dem jährlichen Produkt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung dieses Ersatzes mit der Konsumtion des Mehrwerts durch die Kapitalisten, und des Arbeitslohns durch die Arbeiter?

(MEW 24, S.329)

zunächst wird unterstellt:


Soweit die Preise von den Werten abweichen, kann dieser Umstand übrigens auf die Bewegung des

gesellschaftlichen Kapitals keinen Einfluß ausüben. Es tauschen sich nach wie vor im ganzen dieselben Massen Produkte aus, obgleich die einzelnen Kapitalisten dabei in Wertverhältnissen beteiligt sind, die nicht mehr proportionell wären ihren respektiven Vorschüssen und den von jedem von ihnen einzeln produzierten Mehrwertmassen. Was aber Wertrevolutionen angeht, so ändern sie nichts an den Verhältnissen zwischen den Wertbestandteilen des jährlichen Gesamtprodukts, soweit sie allgemein und gleichmäßig verteilt sind. Soweit sie dagegen partiell und nicht gleichmäßig verteilt sind, stellen sie Störungen dar, welche erstens als solche nur verstanden werden können, soweit sie als Abweichungen von gleichbleibenden Wertverhältnissen betrachtet werden; zweitens aber, wenn das Gesetz nachgewiesen, wonach ein Wertteil des jährlichen Produkts konstantes, ein andrer variables Kapital ersetzt, so würde eine Revolution, sei es im Wert des konstanten, sei es des variablen Kapitals, an diesem Gesetz nichts ändern. Sie würde nur die relative Größe der Wertteile ändern, die in der einen oder andern Qualität fungieren, weil an die Stelle der ursprünglichen Werte andre Werte getreten wären. (MEW 24,S. 392f)


weiter im Text



II. Die zwei Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion


Das Gesamtprodukt, also auch die Gesamtproduktion, der Gesellschaft zerfällt in zwei große Abteilungen:

I. Produktionsmittel, Waren, welche eine Form besitzen, worin sie in die produktive Konsumtion eingehn müssen oder wenigstens eingehn können.


II. Konsumtionsmittel, Waren, welche eine Form besitzen, worin sie in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- und Arbeiterklasse eingehn. (MEW 24, S.394)


In jeder dieser Abteilungen bilden sämtliche verschiedne ihr angehörige Produktionszweige einen einzigen großen Produktionszweig, die einen den der Produktionsmittel, die andern den der Konsumtionsmittel. Das in jedem der beiden Produktionszweige angewandte gesamte Kapital bildet eine besondre große Abteilung des gesellschaftlichen Kapitals.


In jeder Abteilung zerfällt das Kapital in zwei Bestandteile:


1. Variables Kapital. Dies, dem Wert nach betrachtet, ist gleich dem Wert der in diesem Produktionszweig angewandten gesellschaftlichen Arbeitskraft, also gleich der Summe der dafür gezahlten Arbeitslöhne. Dem Stoff nach betrachtet, besteht es aus der sich betätigenden Arbeitskraft selbst, d.h. aus der von diesem Kapitalwert in Bewegung gesetzten lebendigen Arbeit.


2. Konstantes Kapital, d.h. den Wert aller zur Produktion in diesem Zweig angewandten Produktionsmittel. Diese zerfallen ihrerseits wieder in fixes Kapital: Maschinen, Arbeitswerkzeuge, Baulichkeiten, Arbeitsvieh etc.; und in zirkulierendes konstantes Kapital: Produktionsmaterialien, wie Roh- und Hilfsstoffe, Halbfabrikate etc.


Das gesamte Jahresprodukt jeder Abteilung zerfälltseinen Wertbestandteilen nach in c + v + m.


Bei der Betrachtung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts wird von dem Wertteil, der durch verschleis des konstanten fixen Kapitals, auf das Jahresprodukt übergegangen ist abstrahiert, soweit das fixe Kapital wärend des Jahres in Natura nicht ersezt worden ist. Warum das so ist, wird später erörtert.


Einfache Reproduktion Schema: c+v+m Mehrwetrate 100%

Zahlen in Sterling, Franken etc.




I. Produktion von Produktionsmitteln:

Kapital 4.000c + 1.000v = 5.000.

Warenprodukt 4.000c + 1.000v + 1.000m = 6.000,

existierend in Produktionsmitteln.


II. Produktion von Konsumtionsmitteln:

Kapital 2.000c + 500v = 2.500.

Warenprodukt 2.000c + 500v + 500m = 3.000,

existierend in Konsumtionsmitteln.


Rekapituliert, jährliches Gesamtwarenprodukt:

I. 4.000c + 1.000v + 1.000m = 6.000 Produktionsmittel.

II. 2.000c + 500v + 500m = 3.000 Komsumtionsmittel.


Gesamtwert = 9.000, wovon das in seiner Naturalform fortfungierende fixe Kapital nach der Voraussetzung ausgeschlossen ist.


Anhaltspunkte bei der Untersuchung der notwendigen Umsätze bei einfacher Reproduktion und nichtbeachtung der vermittelnden Geldzirkulation.

1. Der Arbeitslohn und Mehrwert von AII werden innerhalb AII in Produkt von AII umgesetzt. Damit verschwinden aus dem Gesamtprodukt (500v + 500m) II = 1.000 in Konsumtionsmitteln.(397)


2. Arbeitslohn und Mehrwert von AI müssen in Konsumtionsmittel AII verausgabt werden. Sie tauschen sich mit dem noch übrigen Kapitalteil, dem konstanten Kapitalteil 2000c. Dafür erhält Abteilung II einen gleichen Betrag von Produktionsmitteln, Produkt von AI, worin der Wert der 1.000v + 1.000m von AI verkörpert. Damit verschwinden aus der Rechnung 2.000 AIIc und (1.000v + 1.000m) AI.


3. Es bleiben noch 4.000 Ic. Diese bestehn in Produktionsmitteln, die nur in Abteilung I vernutzt werden können, zum Ersatz ihres verzehrten konstanten Kapitals dienen, und daher durch gegenseitigen Austausch zwischen den einzelnen Kapitalisten von I ebenso ihre Erledigung finden, wie die (500v + 500m) II durch Austausch zwischen den Arbeitern und Kapitalisten, resp. zwischen den einzelnen Kapitalisten von II.


III. Der Umsatz zwischen den beiden Abteilungen:

I (v+ m) gegen II c


AI tauscht Lohn und Mehrwert (1000v+1000m) in der Naturalform von Produktionsmitteln gegen den konstanten Kapitalteil von AII 2000c in der Form von Konsumtionsmitteln.AII hat somit seinen konstanten Kapitalteil aus der Form der Konsmtionsmittel in die Form von Produktionsmitteln umgestzt wo es wieder von vorn als c im Arbeitsprozess fungieren kann. Der Lohn und Mehrwert bei AI sind in Konsumtionsmittel umgestzt in einen Naturalform wo sie verzehrt werden können.


Dieser Umsatz wird jedoch durch die Geldform vermittelt. Der variable Kapitalteil muß immer wieder in Geldform auftreten, als Geldkapital das sich in Arbeitskraft umsetzt. Das gilt für alle Geschäftszweige von AI und AII.


1. Die Gesamtarbeiter von AI kaufen für den vom Gesamtenkapitalisten gezahlten, in Produkt bereits vorliegenden v Teil des Wertteils des Gesamtprodukts (1000Pfund ST.) Konsumtionsmittel von AII und verwandelnenso dessen Hälfte des konstanten Kapitals in Form von Konsumtionsmitteln in Geld.


2. Die Gesamtkapitalisten von AII kaufen mit diesen 1000PST. Produktionsmittel von AI und dessen variabler Kapitalteil, der vorher in Form von Produktionsmitteln, ist in Geldform wieder zu ihm zurückgeflossen und kann erneut in v verwandelt werden.


Was aber das Geld betrifft, das nötig ist für den Umsatz des m-Teils des Warenkapitals I gegen die zweite Hälfte des konstanten Kapitalteils II, so kann es auf verschiedne Weise vorgeschossen werden. In der Wirklichkeit umschließt diese Zirkulation eine zahllose Masse einzelner Käufe und Verkäufe der Kapitalindividuen beider Kategorien, wobei aber unter allen Umständen das Geld von diesen Kapitalisten herrühren muß, da wir bereits mit der von den Arbeitern in Zirkulation geworfnen Geldmasse abgerechnet. Es kann bald ein Kapitalist der Kategorie II aus seinem neben dem produktiven Kapital vorhandnen Geldkapital sich Produktionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie I kaufen, bald umgekehrt ein Kapitalist der Kategorie I aus für persönliche Ausgabe, nicht Kapitalausgabe, bestimmtem Geldfonds Konsumtionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie II kaufen. Gewisse Geldvorräte - sei es für Kapitalvorschuß, sei es für Verausgabung von Revenue - müssen, wie schon oben in Abschnitt I und II gezeigt, unter allen Umständen neben dem produktiven Kapital in den Händen des Kapitalisten als vorhanden vorausgesetzt werden. S. 399


...............


Es ergibt sich, daß bei einfacher Reproduktion die Wertsumme v + m des Warenkapitals I (also auch ein entsprechender proportioneller Teil des Gesamtwarenprodukts I) gleich sein muß dem ebenfalls als proportioneller Teil des gesamten Warenprodukts der Klasse II ausgeschiednen konstanten Kapital IIc; oder I(v+m) = IIc.