/Gemeinde/Kolitik/Exzerpte/Kapital Bd I/Zu den Entwicklungsmomenten der industriellen Revolution
Zu den Entwicklungsmomenten der industriellen Revolution
Jan 98-zu Technologie, insbesondere Maschinerie, als der materiellen Grundlage grosser Industrie-
In der Schule machen die herrschenden Gedanken als die Gedanken der Herrschenden Generationen von Schülern weis, die Dampfmaschine sei die Ursache oder Grundlage der industriellen Revolution und somit der bürgerlichen Gesellschaft. Hieraus wird verständlich, dass der Technik in unserer Gesellschaft eine eigenständige Macht zugesprochen wird und warum die Krise der Gesellschaft in konservativer, ökologistischer, feministischer, entwicklungspolitischer Technikkritik so einseitig und falsch erfasst wird.
Jede/r, die/der über den zerstückelten Alltagsverstand bürgerlicher Wissenschaft hinauswill, ist gezwungen, tabubrechend auf den Theorie-Torso von Karl Marx zurückzugreifen, weil dort der gesellschaftliche Zusammenhang, das innere Band der herrschenden Art und Weise der Produktion, nicht nur der materiellen Güter, sondern ebenso der Verkehrsformen der Menschen, der staatlichen Institutionen und Ideologien herausgearbeitet ist. Die Tabuisierung marxscher Gedankengänge gehört um so mehr durchbrochen, wo seine Analyse die laufenden Entwicklungen hier in der BRD und weltweit besser denn je zuvor erklärt. Und uns somit gesellschaftlichspolitisch handlungsfähiger macht.
Bei der Aufarbeitung dessen, was historischer Materialismus inhaltlich zu erfassen beansprucht, waren wir zum Klassenkampf als Motor der menschlichen Geschichte gekommen. Die Entwicklung des Klassenkampfes der bürgerlichen Gesellschaft ist gebunden an die Zuspitzung des Widerspruchs, dass das Kapital bei Strafe seines Untergangs die längs vergesellschaftete Produktivkraft der Arbeit (Wissenschaft, Technik) beschleunigt weiterentwickeln muss und diese gewaltige gesellschaftliche Macht gleichzeitig weiterhin im Privateigentum an Grund und Boden und Produktionsmitteln und im Kommando über fremde Arbeit einbannen will.
Ausgehend von unserem eingeimpften Schulwissen wollten wir genauer wissen, was es denn mit der vielzitierten industriellen Revolution auf sich hat. Also mit dem Übergang zur grossen Fabrik . So gelangten wir zu unserer Ausgangsfrage, nach den Ursachen und Hintergründen der industriellen Revolution (oder dem Prozeß, der mit "industrielle Revolution" bezeichnet wird.) Welche Voraussetzungen waren nötig, damit dieser Prozeß überhaupt beginnen und sich in diesem Maße weiterentwickeln konnte / oder aktiv weiterentwickelt werden konnte?
Wir haben verfolgt, wie Karl Marx den Begriff der Maschine und der Fabrik faßt. Dies erfolgte auf der Grundlage der Exzerpte-Texte, in denen die Rezeption der bürgerlichen Wissenschaft, hier besonders Babbage und Ure (deren wichtigste Veröffentlichungen 1832 bzw 1835 erschienen) durch Karl Marx im Vordergrund stehen. In den Exzerpten wird die Frage behandelt, wieweit die Anlehnung an deren Arbeiten Marx bei der Beantwortung der Frage nach "Ursachen der industriellen Revolution" hilfreich waren, inwieweit sie von Marx adaptiert, verändert und weiterentwickelt wurden, wo Marx sich abgrenzte und an welchen Stellen, was auch mit der Herangehensweise zusammenhängt, eine Beantwortung der Ausgangsfrage nicht möglich war.
Marx sieht in der Maschine (und ihrer verschiedenen Einsatzmöglichkeiten und Formen) einen Eckpfeiler der industriellen Revolution. Allerdings gab es zuvor auch schon Maschinen, beispielsweise die Transmissionsmaschine, die Kraft, Antriebskraft übermittlelt. Diese technische Seite scheint also nicht der entscheidende Ausgangspunkt der industriellen Revolution zu sein.
Vielmehr waren (in England, auf das sich Marx´ Untersuchung vornehmlich bezieht) zum ersten Mal in der Geschichte schlagartig massenhaft "freie Lohnarbeiter" auf Arbeitssuche. Dies war bedingt worden durch die Vertreibung vieler Menschen von Ackerland, das nun zu Weiden umgewandelt und zur Haltung von Vieh, besonders Schafen benutzt wurde, da Wolle zu dieser Zeit ein sehr teures Produkt war. Es war massenweise der doppelt freie Lohnarbeiter "geboren": frei von feudaler Leibeigenschaft und frei von Produktionsmittel, insbesondere dem Boden, sein Leben zu erhalten. Dieser freie Lohnarbeiter war die Vorbedingung massenhafter Lohnarbeit in grossen Fabriken.
Neu entwickelte Spinn- und Webmaschinen konnten ein Vielfaches an Wolle verarbeitet werden. (Frage: was war zuerst, die Maschine oder die Wolle? Antwort: beide faktoren hatten schon eine lange Entwicklung hinter sich, vor allem in Indien, Ägypten.…) Müller nennt als konstititive Bedingung für die englische industrielle Revolution den englichen Imperialismus, Krieg und Kolonialisierung. (z.B. 1815, Waterloo, Sieg gegen Frankreich zugunsten der engl. Fabrikanten). Müller stellt es allerdings nicht so dar, als sei ein Krieg unausweichlich, allerdings wäre der interne Markt Englands als Massenmarkt, der angestrebt wurde, zu klein gewesen.
Die Vertreibung der Menschen von ihren Subsistenzmittleln, ihre Verarmung, Kriminalisierung und Einbindung in den Lohnarbeitsmarkt (die vom Land vertriebenen, so freigesetzten Menschen wurden unter dem Wert ihrer Arbeit bezahlt, wodurch der Prozeß in Gang kam - schon in den folgenden Generationen wurde dieser Prozß verinnerlicht und als natürlich angesehen.) verfolgt Marx separat am Ende des ersten Bandes im Kapital. Die Exzerptetexte, die der Vorbereitung von Teilen des Kapitalbuches dienten, sind dem Bereich der materiellen Grundlagen der "industriellen Revolution", der Entwicklung neuer technischer Geräte und neuer Formen der (Zusammen-) Arbeit, der Enstehung von zunächst Manufakturen, dann Fabriken und damit der modernen Industrie und des Industriekapitalismus gewidmet.
Im Folgenden soll versucht werden, den Maschinenbegriff von Marx nachzuvollziehen, sowie den von ihm gezeichneten Übergang vom Handwerk zunächst zur Manufaktur und zur Fabrik / Industrie. In der dritten Darstellung wird der Arbeitsprozeß als Verwertungsprozeß dargestellt, es stehen die Theorie der Kapitalverwertung, bei der die Maschinen im Mittlepunkt stehen und die Theorie der sozialen Arbeit gegenüber, die Arbeiter und Arbeiterinen und ihre Kooperation in den Mittelpunkt stellt.
Zum Maschinenbegriff:
Marx untescheidet drei Arten von Maschinen, in der Gesamtheit Maschinerie genannt, die Maschinerie bezeichnet also die Produktionsmittel selbst:
- Bewegungsmaschine (Antrieb)
- Transmissionamaschine (Kraftübertragung)
- Werkzeug oder Arbeitsmaschine
Diese Maschinerie, ist der Ausgangspunkt für die große Industrie oder den Maschinenbetrieb. Der Begriff Machinenbetrieb beschreibt somit die in Gang gesetzte Maschinerie, die die Grundlage für die kapitalistische Ordnung bildet.
Sowohl Handwerksbetrieb als auch Manufakturbetrieb gehen in den Maschinenbetrieb über, was in der folgend Tabelle verdeutlicht wird.
Das einzelne Werkzeug bildet den Gegensatz zur Maschine.
1. Arbeitsmaschine....
Übergang von Handwerk zu Manufaktur und Fabrik
Handwerk |
Manufaktur |
Fabrik |
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1. die Arbeitskraft als Ausgangspunkt (Teilung und Verbilligung) |
1. das Arbeitsmittel bildet hier den Ausgangspunkt |
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2. einzelnes Werkzeug und Arbeitskraft |
2. einzelnes Werkzeug |
2. Masse von Werkzeugen und ein Arbeiter statt vieler |
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Manufakturperiode vereinfacht, verbessert, vermannigfacht die Arbeitswerkzeuge durch Anpassung an die ausschließlichen Sonderfunktionen der Teilarbeiter, die durch Teilung der Arbeit entstanden ist. Spezifische Machinerie der Manufakturperiode bleibt der aus vielen Teilarbeitern kombinierte Geamtarbeiter selbst (Fußnote 6) - muß noch eingefügt werden! |
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3. Weben mit der Hand |
3. hier keine für die Manufaktur typische Arbeitsteilung. Der Arbeitsprozeß ist beim Weben und Spinnen nicht geteilt. |
3. Webmaschine |
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Werkzeuge werden verbessert und variiert |
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4. Maschine muß nicht von Hand angetrieben werden, sondern dies kann auch durch Tiere oder elektrische geschehen. |
4. handwerksmäßige Arbeitsteilung mit Hilfskräften für bestimmte Teilarbeitsschritte, die damit billiger sind. (Vervielfachung und z..T. Vereinfachung von Arbeitsschritten) |
4.Maschine kann nicht für sich als solche den Übergang bringen. Zentral ist eher, daßArbeiter da sind, die ihre Arbeitskraft verkaufen können. Im Gegensatz zu früher: Um- (Re-) Organisation der Arbeit |
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freie Arbeiter: die ihre Arbeitskraft verkaufen können und selbst konsumieren können (Massenkonsum - ist notwendig. Es besteht einerseits Bedarf an Kleidung etc., aber der Bedarf wird auch als Absatzmöglichkeit benötigt. Tuch- und Wollindustrie waren der Beginn, aber es sind auch KäuferInnen nötig, die Geld haben und sich die Waren leisten können. |
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5. Zerlegung des Gesamtarbeitsprozesses, die von Handwerkern mit ihren Handwerkszeugen ausgeführt werden. Prozeß wird dem Arbeiter angepaßt - subjektives Prinzip der Teilung |
5. Gesamtprozeß wird analysiert in seiner konstituierenden Phase. Ausführung und Verknüpfung der Teilprozesse durch entsprechende Anordnung der Maschinerie |
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Prinzip der objektiven Teilung der Arbeit. |
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6. Maschine (Maschinerie) entwickelt mit der qualitativen Gliederung die quantitative Regel(??) und Proportionalität des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses. Qualifikation der Arbeiter umsetzen und ihre jeweilige Anzahl einsetzen. |
Arbeiter muß sich der Arbeit und dem Prozeß anpassen. |
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Literatur:Marx, Karl: Das Kapital. Erster Band, Berlin 1989.Winkelmann, Rainer (Hg.): Karl Marx, Exzerpte über Arbeitsteilung, Maschinerie und Industrie, Frankfurt/M 1982.
Müller, Hans-Peter (Hg.): Die technologisch-historischen Exzerpte, Frankfurt/M 1982.
Müller, Hans-Peter: Karl Marx über Maschinerie, Kapital und industrielle Revolution
J/B/B, januar 98