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Team robin good fellow
Thema Zur gesellschaftlich geplanten kommunistischen Produktionsweise als bestimmter Negation der bürgerlichen Gesellschaft in DAS KAPITAL - Zitate und Kommentare ( original )
Status in sporadischer Bearbeitung
Letzte Bearbeitung ab 08/2004 sporadisch ergänzt bis 03/2007
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1. DAS KAPITAL Erster Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals
2. DAS KAPITAL Zweiter Band: Der Zirkulationsprozeß des Kapitals
3. DAS KAPITAL Dritter Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion
4. Der Mensch als gesellschaftliche Naturkraft - Identität und Unterschied - überhistorische Bestimmungen der Kategorie Arbeit
4.1. allgemeine Bestimmungen der Arbeit
4.2. Die einfachen Momente des Arbeitsprozesses: Arbeit - Arbeitsgegenstand - Arbeitsmittel
4.3. Die Kooperation als gesellschaftliche Massenkraft und die hiermit sich entwickelnde gesellschaftliche Durchschnittsbildung
4.4. Zu den kapitalistischen Formbestimmungen der Kategorie gesellschaftliche Arbeit

1. DAS KAPITAL Erster Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals

"Stellen wir uns endlich, zur Abwechslung, einen Verein freier Menschen vor, die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte selbstbewußt als eine gesellschaftliche Arbeitskraft verausgaben.

Alle Bestimmungen von Robinsons Arbeit*1 wiederholen sich hier, nur gesellschaftlich statt individuell. Alle Produkte Robinsons waren sein ausschließlich persönliches Produkt und daher unmittelbar Gebrauchsgegenstände für ihn. Das Gesamtprodukt des Vereins ist ein gesellschaftliches Produkt. Ein Teil dieses Produkts dient wieder als Produktionsmittel. Er bleibt gesellschaftlich. Aber ein anderer Teil wird als Lebensmittel von den Vereinsgliedern verzehrt. Er muß daher unter sie verteilt werden. Die Art dieser Verteilung wird wechseln mit der besondren Art des gesellschaftlichen Produktionsorganismus selbst und der entsprechenden geschichtlichen Entwicklungshöhe der Produzenten. Nur zur Parallele mit der Warenproduktion setzen wir voraus, der Anteil jedes Produzenten an den Lebensmitteln sei bestimmt durch seine Arbeitszeit. Die Arbeitszeit würde also eine doppelte Rolle spielen. Ihre gesellschaftlich planmäßige Verteilung regelt die richtige Proportion der verschiednen Arbeitsfunktionen zu den verschiednen Bedürfnissen.*2 Andrerseits dient die Arbeitszeit zugleich als Maß des individuellen Anteils des Produzenten an der Gemeinarbeit und daher auch an dem individuell verzehrbaren Teil des Gemeinprodukts. Die gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen zu ihren Arbeiten und ihren Arbeitsprodukten bleiben hier durchsichtig einfach in der Produktion sowohl als in der Distribution."
(MEW Bd. 23, S. 92 ff.)

{Der Fetischismus der Ware entspringt daraus, dass das Arbeitsprodukt des Privateigentümers Warenform annimmt, indem es in den Austausch gelangt. Dagegen nimmt in der hier von Marx angestrengten theoretischen-Praxis-des-als-ob das Arbeitsprodukt - auf Grund des Gemeineigentums an den materiellen Bedingungen der gesellschaftlichen Gesamtarbeit - keine Warenform an, damit auch keine Wert-, Geld- und Kapitalform. Somit stellt sich dem Produzenten seine Stellung als Teilarbeiter der Gesamtarbeit unmittelbar dar und nicht vermittelt über ein Ding - das Geld (-rätsel als durch menschliche Praxis des Austauschs von Arbeitsprodukten erzeugter Fetisch). - Wer argumentiert, dass hier das KAPITAL noch nicht entwickelt ist, verkennt die hierbei wesentlich überhistorisch entfalteten allgemeinen ökonomischen Bestimmungen gesellschaftlicher Reproduktion. (d.V.)}

 
[Aufhebung des Fetischismus der Ware in der gedanklichen Setzung der freien Assoziation der Produzenten auf Grundlage von Gemeineigentum]
"Die Form der Arbeit vieler, die in demselben Produktionsprozeß oder in verschiednen, aber zusammenhängenden Produktionsprozessen planmäßig neben- und miteinander arbeiten, heißt Kooperation." (MEW Bd. 23, S. 344 f.)

{Als 4. gesellschaftliches Grundverhältnis (neben PRODUKTION - KONSUMTION - FAMILIENFORMEN - und 5. KOMMUNIKATION/SPRACHE) stellt die KOOPERATION sich als Massenkraft jeweils historisch spezifisch nach Stand der Produktivkräfte.
Da die gesellschaftliche Kategorie KOOPERATION viele überhistorische Momente aufweist, ist ihr ein extra Unterkapitel 4.4. zugewiesen. Zentral ist hierbei, dass die KOOPERATION der Dreh- und Angelpunkt der Überwindung der Schranken des individuellen Arbeitsvermögens hin zur Entwicklung des Gattungsvermögens ist. (d.V.)}

 
[Die Kooperation als gesellschaftliche Massenkraft]
"Die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft ist vermittelt durch den Kauf und Verkauf der Produkte verschiedner Arbeitszweige, der Zusammenhang der Teilarbeiten in der Manufaktur durch den Verkauf verschiedner Arbeitskräfte an denselben Kapitalisten, der sie als kombinierte Arbeitskraft verwendet. Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit unterstellt Konzentration der Produktionsmittel in der Hand eines Kapitalisten, die gesellschaftliche Teilung der Arbeit Zersplitterung der Produktionsmittel unter viele voneinander unabhängige Warenproduzenten. Statt daß in der Manufaktur das eherne Gesetz der Verhältniszahl oder Proportionalität bestimmte Arbeitermassen unter bestimmte Funktionen subsumiert, treiben Zufall und Willkür ihr buntes Spiel in der Verstellung der Warenproduzenten und ihrer Produktionsmittel unter die verschiednen gesellschaftlichen Arbeitszweige. Zwar suchen sich die verschiednen Produktionssphären beständig ins Gleichgewicht zu setzen, indem einerseits jeder Warenproduzent einen Gebrauchswert produzieren, also ein besondres gesellschaftliches Bedürfnis befriedigen muß, der Umfang dieser Bedürfnisse aber quantitativ verschieden ist und ein innres Band die verschiednen Bedürfnismassen zu einem naturwüchsigen System verkettet; indem andrerseits das Wertgesetz der Waren bestimmt, wieviel die Gesellschaft von ihrer ganzen disponiblen Arbeitszeit auf die Produktion jeder besondren Warenart verausgaben kann. Aber diese beständige Tendenz der verschiednen Produktionssphären, sich ins Gleichgewicht zu setzen, betätigt sich nur als Reaktion gegen die beständige Aufhebung dieses Gleichgewichts. Die bei der Teilung der Arbeit im Innern der Werkstatt a priori und planmäßig befolgte Regel wirkt bei der Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft nur a posteriori als innre, stumme, im Barometerwechsel der Marktpreise wahrnehmbare, die regellose Willkür der Warenproduzenten überwältigende Naturnotwendigkeit. Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit unterstellt die unbedingte Autorität des Kapitalisten über Menschen, die bloße Glieder eines ihm gehörigen Gesamtmechanismus bilden; die gesellschaftliche Teilung der Arbeit stellt unabhängige Warenproduzenten einander gegenüber, die keine andre Autorität anerkennen als die der Konkurrenz, den Zwang, den der Druck ihrer wechselseitigen Interessen auf sie ausübt, wie auch im Tierreich das bellum omnium contra omnes die Existenzbedingungen aller Arten mehr oder minder erhält. Dasselbe bürgerliche Bewußtsein, das die manufakturmäßige Teilung der Arbeit, die lebenslängliche Annexation des Arbeiters an eine Detailverrichtung und die unbedingte Unterordnung der Teilarbeiter unter das Kapital als eine Organisation der Arbeit feiert, welche ihre Produktivkraft steigre, denunziert daher ebenso laut jede bewußte gesellschaftliche Kontrolle und Reglung des gesellschaftlichen Produktionsprozesses als einen Eingriff in die unverletzlichen Eigentumsrechte, Freiheit und sich selbst bestimmende »Genialität« des individuellen Kapitalisten. Es ist sehr charakteristisch, daß die begeisterten Apologeten des Fabriksystems nichts Ärgres gegen jede allgemeine Organisation der gesellschaftlichen Arbeit zu sagen wissen, als daß sie die ganze Gesellschaft in eine Fabrik verwandeln würde." (MEW Bd. 23, S. 376 ff.)

{Die planvolle Arbeitsteilung innerhalb der einzelnen Fabrik geht mit entsprechender Arbeitsplanung einher, mit gesammelten Kenntnissen über Arbeitskräftebedarf durchschnittlicher Arbeitstage, Manntagen und Mannjahren zur Abarbeitung des jeweiligen Arbeitsvolumens zwecks der Fertigung der geplanten Stückzahl von Gebrauchswerten. Somit wird die gesellschaftliche Gesamtarbeit operationabel und liegt über die Waren-, Wert-, Geld- und Kapitalformen des nationalen Gesamtkapitals vermittelt als statistisch erfasster, branchenmässig gegliederter Gesamtplan vor. Doch das unabhängig und getrennt produzierende und zersplitterte Privateigentum des Einzelbetriebs steht diesem planvollen Verteilen der Gesamtarbeit des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses auf die verschiedenen Produktionszweige gegenüber - mittels staatlicher Schutzmaßnahmen. Als nationales Gesamtkapital kann sich die stoffliche Reproduktion der Gesellschaft daher nicht an ein - die gesellschaftlichen, also ebenso individuellen Bedürfnisse deckendes - Gleichgewicht annähern, sondern wird durch die unsichtbare Hand des (Binnen-)Marktes und deren Integral als Weltmarkt in scharfen Krisen nach notwendigen proportionalen Wert- und Stoffmassen zurechtgestutzt.
Zur Problemstellung, Wirtschaftskreisläufe auf nationaler Stufenleiter kontinuierlich relativ im Gleichgewicht zu halten ein Anriß aus einem umfangreichen grundlegenden work in progress auf mxks: Peter Heilbronn, Arbeitsnotizen: Pfannkuchentheorie - Eine Kritik der monetären Werttheorie- Anmerkungen zur Aufhebung der Arbeitswerttheorie bei Marx - http://www.mxks.de/kolitik/peter2Froehlich.Werttheorie.html7*3 (d.V.)}

 
[Die planvolle Arbeitsteilung in Manufaktur und anarchische in der Gesellschaft und deren planvolle gesellschaftliche Aufhebung]
"Wenn die Anarchie der gesellschaftlichen und die Despotie der manufakturmäßigen Arbeitsteilung einander in der Gesellschaft der kapitalistischen Produktionsweise bedingen, bieten dagegen frühere Gesellschaftsformen, worin die Besonderung der Gewerbe sich naturwüchsig entwickelt, dann kristallisiert und endlich gesetzlich befestigt hat, einerseits das Bild einer plan- und autoritätsmäßigen Organisation der gesellschaftlichen Arbeit, während sie anderseits die Teilung der Arbeit innerhalb der Werkstatt ganz ausschließen oder nur auf einem Zwergmaßstab oder nur sporadisch und zufällig entwickeln.

Jene uraltertümlichen, kleinen indischen Gemeinwesen z.B., die zum Teil noch fortexistieren, beruhn auf gemeinschaftlichem Besitz des Grund und Bodens, auf unmittelbarer Verbindung von Agrikultur und Handwerk und auf einer festen Teilung der Arbeit, die bei Anlage neuer Gemeinwesen als gegebner Plan und Grundriß dient. Sie bilden sich selbst genügende Produktionsganze, deren Produktionsgebiet von 100 bis auf einige 1000 Acres wechselt. Die Hauptmasse der Produkte wird für den unmittelbaren Selbstbedarf der Gemeinde produziert, nicht als Ware, und die Produktion selbst ist daher unabhängig von der durch Warenaustausch vermittelten Teilung der Arbeit im großen und ganzen der indischen Gesellschaft. Nur der Überschuß der Produkte verwandelt sich in Ware, zum Teil selbst wieder erst in der Hand des Staats, dem ein bestimmtes Quantum seit undenklichen Zeiten als Naturalrente zufließt. Verschiedne Teile Indiens besitzen verschiedne Formen des Gemeinwesens. In der einfachsten Form bebaut die Gemeinde das Land gemeinschaftlich und verteilt seine Produkte unter ihre Glieder, während jede Familie Spinnen, Weben usw. als häusliches Nebengewerb treibt. Neben dieser gleichartig beschäftigten Masse finden wir den »Haupteinwohner«, Richter, Polizei und Steuereinnehmer in einer Person; den Buchhalter, der die Rechnung über den Ackerbau führt und alles darauf Bezügliche katastriert und registriert; einen dritten Beamten, der Verbrecher verfolgt und fremde Reisende beschützt und von einem Dorf zum andren geleitet; den Grenzmann, der die Grenzen der Gemeinde gegen die Nachbargemeinden bewacht; den Wasseraufseher, der das Wasser aus den gemeinschaftlichen Wasserbehältern zu Ackerbauzwecken verteilt; den Braminen, der die Funktionen des religiösen Kultus verrichtet; den Schulmeister, der die Gemeindekinder im Sand schreiben und lesen lehrt; den Kalenderbraminen, der als Astrolog die Zeiten für Saat, Ernte und die guten und bösen Stunden für alle besondren Ackerbauarbeiten angibt; einen Schmied und einen Zimmermann, welche alle Ackerbauwerkzeuge verfertigen und ausbessern; den Töpfer, der alle Gefäße für das Dorf macht; den Barbier, den Wäscher für die Reinigung der Kleider, den Silberschmied, hier und da den Poeten, der in einigen Gemeinden den Silberschmied, in andren den Schulmeister ersetzt. Dies Dutzend Personen wird auf Kosten der ganzen Gemeinde erhalten. Wächst die Bevölkerung, so wird eine neue Gemeinde nach dem Muster der alten auf unbebautem Boden angesiedelt. Der Gemeindemechanismus zeigt planmäßige Teilung der Arbeit, aber ihre manufakturmäßige Teilung ist unmöglich. Indem der Markt für Schmied. Zimmermann usw. unverändert bleibt und höchstens, je nach dem Größenunterschied der Dörfer, statt eines Schmieds, Töpfers usw. ihrer zwei oder drei vorkommen. Das Gesetz, das die Teilung der Gemeindearbeit regelt, wirkt hier mit der unverbrüchlichen Autorität eines Naturgesetzes, während jeder besondre Handwerker, wie Schmied usw., nach überlieferter Art, aber selbständig und ohne Anerkennung irgendeiner Autorität in seiner Werkstatt, alle zu seinem Fach gehörigen Operationen verrichtet. Der einfache produktive Organismus dieser selbstgenügenden Gemeinwesen, die sich beständig in derselben Form reproduzieren und, wenn zufällig zerstört, an demselben Ort, mit demselben Namen, wieder aufbauen, liefert den Schlüssel zum Geheimnis der Unveränderlichkeit asiatischer Gesellschaften, so auffallend kontrastiert durch die beständige Auflösung und Neubildung asiatischer Staaten und rastlosen Dynastenwechsel. Die Struktur der ökonomischen Grundelemente der Gesellschaft bleibt von den Stürmen der politischen Wolkenregion unberührt."
(MEW Bd. 23, S. 378 f.)

{Siehe hierzu z.B. auf www.mxks.de die reichhaltigen wirtschaftsgeschichtlichen Ausführungen R. Luxemburgs: ´Formen geplanter Gesamtarbeit in Stammesgesellschaften´ aus: ´Einführung in die Nationalökonomie´. Ebenso von de la Vega: ´Planung der gentilförmig gegliederten Gesamtarbeit des militärkommunistischen Inkareichs´, Auszug aus seinen 1609 verfassten WAHRHAFTIGE KOMMENTARE ZUM REICH DER INKA. (d.V.)}

 
[Die planmässige Reproduktion der altindischen Dorfgemeinde samt Ausdehnung des Siedlungsraums]
" Die große Industrie zerriß den Schleier, der den Menschen ihren eignen gesellschaftlichen Produktionsprozeß versteckte und die verschiednen naturwüchsig besonderten Produktionszweige gegeneinander und sogar dem in jedem Zweig Eingeweihten zu Rätseln machte. Ihr Prinzip, jeden Produktionsprozeß, an und für sich und zunächst ohne alle Rücksicht auf die menschliche Hand, in seine konstituierenden Elemente aufzulösen, schuf die ganz moderne Wissenschaft der Technologie. Die buntscheckigen, scheinbar zusammenhangslosen und verknöcherten Gestalten des gesellschaftlichen Produktionsprozesses lösten sich auf in bewußt planmäßige und je nach dem bezweckten Nutzeffekt systematisch besonderte Anwendungen der Naturwissenschaft. Die Technologie entdeckte ebenso die wenigen großen Grundformen der Bewegung, worin alles produktive Tun des menschlichen Körpers, trotz aller Mannigfaltigkeit der angewandten Instrumente, notwendig vorgeht, ganz so wie die Mechanik durch die größte Komplikation der Maschinerie sich über die beständige Wiederholung der einfachen mechanischen Potenzen nicht täuschen läßt. Die moderne Industrie betrachtet und behandelt die vorhandne Form eines Produktionsprozesses nie als definitiv. Ihre technische Basis ist daher revolutionär, während die aller früheren Produktionsweisen wesentlich konservativ war. Durch Maschinerie, chemische Prozesse und andre Methoden wälzt sie beständig mit der technischen Grundlage der Produktion die Funktionen der Arbeiter und die gesellschaftlichen Kombinationen des Arbeitsprozesses um. Sie revolutioniert damit ebenso beständig die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft und schleudert unaufhörlich Kapitalmassen und Arbeitermassen aus einem Produktionszweig in den andern. Die Natur der großen Industrie bedingt daher Wechsel der Arbeit, Fluß der Funktion, allseitige Beweglichkeit des Arbeiters.

Andrerseits reproduziert sie in ihrer kapitalistischen Form die alte Teilung der Arbeit mit ihren knöchernen Partikularitäten. Man hat gesehn, wie dieser absolute Widerspruch alle Ruhe, Festigkeit, Sicherheit der Lebenslage des Arbeiters aufhebt, ihm mit dem Arbeitsmittel beständig das Lebensmittel aus der Hand zu schlagen und mit seiner Teilfunktion ihn selbst überflüssig zu machen droht; wie dieser Widerspruch im ununterbrochnen Opferfest der Arbeiterklasse, maßlosester Vergeudung der Arbeitskräfte und den Verheerungen gesellschaftlicher Anarchie sich austobt. Dies ist die negative Seite. Wenn aber der Wechsel der Arbeit sich jetzt nur als überwältigendes Naturgesetz und mit der blind zerstörenden Wirkung eines Naturgesetzes durchsetzt, das überall auf Hindernisse stößt, macht die große Industrie durch ihre Katastrophen selbst es zur Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeiten und daher möglichste Vielseitigkeit der Arbeiter als allgemeines gesellschaftliches Produktionsgesetz anzuerkennen und seiner normalen Verwirklichung die Verhältnisse anzupassen. Sie macht es zu einer Frage von Leben oder Tod, die Ungeheuerlichkeit einer elenden, für das wechselnde Exploitationsbedürfnis des Kapitals in Reserve gehaltenen, disponiblen Arbeiterbevölkerung zu ersetzen durch die absolute Disponibilität des Menschen für wechselnde Arbeitserfordernisse; das Teilindividuum, den bloßen Träger einer gesellschaftlichen Detailfunktion, durch das total entwickelte Individuum, für welches verschiedne gesellschaftliche Funktionen einander ablösende Betätigungsweisen sind. Ein auf Grundlage der großen Industrie naturwüchsig entwickeltes Moment dieses Umwälzungsprozesses sind polytechnische und agronomische Schulen, ein andres sind die »écoles d'enseignement professionnel«, worin die Kinder der Arbeiter einigen Unterricht in der Technologie und praktischen Handhabe der verschiednen Produktionsinstrumente erhalten. Wenn die Fabrikgesetzgebung als erste, dem Kapital notdürftig abgerungene Konzession nur Elementarunterricht mit fabrikmäßiger Arbeit verbindet, unterliegt es keinem Zweifel, daß die unvermeidliche Eroberung der politischen Gewalt durch die Arbeiterklasse auch dem technologischen Unterricht, theoretisch und praktisch, seinen Platz in den Arbeiterschulen erobern wird. Es unterliegt ebensowenig einem Zweifel, daß die kapitalistische Form der Produktion und die ihr entsprechenden ökonomischen Arbeiterverhältnisse im diametralsten Widerspruch stehn mit solchen Umwälzungsfermenten und ihrem Ziel, der Aufhebung der alten Teilung der Arbeit. Die Entwicklung der Widersprüche einer geschichtlichen Produktionsform ist jedoch der einzig geschichtliche Weg ihrer Auflösung und Neugestaltung. »Ne sutor ultra crepidam«!, die nec plus ultra handwerksmäßiger Weisheit, wurde zur furchtbaren Narrheit von dem Moment, wo der Uhrmacher Watt die Dampfmaschine, der Barbier Arkwright den Kettenstuhl, der Juwelierarbeiter Fulton das Dampfschiff erfunden hatte."
(MEW Bd. 23, S. 509 ff.)

{Die Arbeitsverhältnisse treiben inzwischen das vielseitig entwickelte Individuum massenhaft hervor. Diese Fähigkeit schmerzt im wechselnden Lohnarbeitsverhältnis nicht weniger als in lebenslanger Ankettung an ein und dieselbe Maschine oder Acker. Diese Umstände lösen weniger Zufriedensheitsmomente aus, als dass sie die erste Produktivkraft Mensch hemmen und destruieren. Sie drängen zwecks ihrer freizusetzenden Potenzen nach Umwälzung der Produktions- und Eigentumsverhältnisse hin zur Assoziation freier Produzenten. (d.V.)}

 
[Die wissenschaftlich technologische Heraustreibung der kapitalistischen Form der Arbeitsteilung in der Fabrik und in der Gesellschaft und ihre Aufhebung hin zur allseitigen Entfaltung von menschlicher Individualität]
"In der Sphäre der Agrikultur wirkt die große Industrie insofern am revolutionärsten, als sie das Bollwerk der alten Gesellschaft vernichtet, den »Bauer«, und ihm den Lohnarbeiter unterschiebt. Die sozialen Umwälzungsbedürfnisse und Gegensätze des Landes werden so mit denen der Stadt ausgeglichen. An die Stelle des gewohnheitsfaulsten und irrationellsten Betriebs tritt bewußte, technologische Anwendung der Wissenschaft. Die Zerreißung des ursprünglichen Familienbandes von Agrikultur und Manufaktur, welches die kindlich unentwickelte Gestalt beider umschlang, wird durch die kapitalistische Produktionsweise vollendet. Sie schafft aber zugleich die materiellen Voraussetzungen einer neuen, höheren Synthese, des Vereins von Agrikultur und Industrie, auf Grundlage ihrer gegensätzlich ausgearbeiteten Gestalten.

Mit dem stets wachsenden Übergewicht der städtischen Bevölkerung, die sie in großen Zentren zusammenhäuft, häuft die kapitalistische Produktion einerseits die geschichtliche Bewegungskraft der Gesellschaft, stört sie andrerseits den Stoffwechsel zwischen Mensch und Erde, d.h. die Rückkehr der vom Menschen in der Form von Nahrungs- und Kleidungsmitteln vernutzten Bodenbestandteile zum Boden, also die ewige Naturbedingung dauernder Bodenfruchtbarkeit. Sie zerstört damit zugleich die physische Gesundheit der Stadtarbeiter und das geistige Leben der Landarbeiter. Aber sie zwingt zugleich durch die Zerstörung der bloß naturwüchsig entstandnen Umstände jenes Stoffwechsels, ihn systematisch als regelndes Gesetz der gesellschaftlichen Produktion und in einer der vollen menschlichen Entwicklung adäquaten Form herzustellen."
(MEW Bd. 23, S. 527)

{Diese Analyse bewegt sich auf ungleich höherem Niveau, als alle heutigen Ökologie-Debatten. Sie kennzeichnet das zentrale Gesetz gesellschaftlicher Kreislaufwirtschaft inhaltlich und verweist auf die Assoziation der freien Produzenten als Organisationsschlüssel der heutigen Problemlösungen. Methodisch begrüßt Marx die Vernichtung des Bauerntums als objektiv historisch revolutionär der Sache nach (ad rem), um auf dem subjektiven Pol der Humanitas (ad Hominem) alles erlittene menschliche Elend der ursprünglichen Akkumulation nicht nur an dieser Stelle zu erwähnen, sondern dessen historische Verlaufsform im Schlußkapitel von Band I auszuführen. Dabei fällt Marx nicht in Romantisierung feudaler Bauerntümlerei und gemeinschaftliche Kuhstallwärme, wie es die gegenwärtige bildungs-kleinbürgerliche Antiglobalisierungsbewegung pflegt, sondern setzt dagegen auf die Gesellschaftlichkeit eines weltumspannenden Kommunismus als Angelpunkt, die gegenwärtigen sozialen und ökologischen Problemfelder durch Bewußtsein der Gattung einer umgehenden Lösung zuzuführen. (d.V.)}

 
[Die Wirkung der grossen Industrie in der Agrikultur und die daraus entstehenden Handlungszwänge]
"2. Zunehmende Intensität und Produktivkraft der Arbeit mit gleichzeitiger Verkürzung des Arbeitstags:

Gesteigerte Produktivkraft der Arbeit und ihre wachsende Intensität wirken nach einer Seite hin gleichförmig. Beide vermehren die in jedem Zeitabschnitt erzielte Produktenmasse. Beide verkürzen also den Teil des Arbeitstags, den der Arbeiter zur Produktion seiner Lebensmittel oder ihres Äquivalents braucht. Die absolute Minimalgrenze des Arbeitstags wird überhaupt gebildet durch diesen seinen notwendigen, aber kontraktiblen Bestandteil. Schrumpfte darauf der ganze Arbeitstag zusammen, so verschwände die Mehrarbeit, was unter dem Regime des Kapitals unmöglich. Die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsform erlaubt, den Arbeitstag auf die notwendige Arbeit zu beschränken. Jedoch würde die letztre, unter sonst gleichbleibenden Umständen, ihren Raum ausdehnen. Einerseits weil die Lebensbedingungen des Arbeiters reicher und seine Lebensansprüche größer. Andrerseits würde ein Teil der jetzigen Mehrarbeit zur notwendigen Arbeit zählen, nämlich die zur Erzielung eines gesellschaftlichen Reserve- und Akkumulationsfonds nötige Arbeit.*4

Je mehr die Produktivkraft der Arbeit wächst, um so mehr kann der Arbeitstag verkürzt werden, und je mehr der Arbeitstag verkürzt wird, desto mehr kann die Intensität der Arbeit wachsen. Gesellschaftlich betrachtet, wächst die Produktivität der Arbeit auch mit ihrer Ökonomie. Diese schließt nicht nur die Ökonomisierung der Produktionsmittel ein, sondern die Vermeldung aller nutzlosen Arbeit. Während die kapitalistische Produktionsweise in jedem individuellen Geschäft Ökonomie erzwingt, erzeugt ihr anarchisches System der Konkurrenz die maßloseste Verschwendung der gesellschaftlichen Produktionsmittel und Arbeitskräfte, neben einer Unzahl jetzt unentbehrlicher, aber an und für sich überflüssiger Funktionen.

Intensität und Produktivkraft der Arbeit gegeben, ist der zur materiellen Produktion notwendige Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags um so kürzer, der für freie, geistige und gesellschaftliche Betätigung der Individuen eroberte Zeitteil also um so größer, je gleichmäßiger die Arbeit unter alle werkfähigen Glieder der Gesellschaft verteilt ist, je weniger eine Gesellschaftsschichte die Naturnotwendigkeit der Arbeit von sich selbst ab- und einer andren Schichte zuwälzen kann. Die absolute Grenze für die Verkürzung des Arbeitstags ist nach dieser Seite hin die Allgemeinheit der Arbeit. In der kapitalistischen Gesellschaft wird freie Zeit für eine Klasse produziert durch Verwandlung aller Lebenszeit der Massen in Arbeitszeit."
(MEW Bd. 23, S. 551)

{Bezüglich Fußnote 4: Marx führt diese Stelle über gesellschaftlich bewußte Handhabung der notwendigen Mehrarbeit konkret aus in seiner Kritik des Gothaer Programms, MEW Bd. 19, S. 17 ff: In der Übergangsperiode werden sämtliche gesellschaftliche Sphären ausgebaut nach den Bedürfnissen der Gesellschaftsmitglieder. In dieser Umwälzungsphase der Totalität des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses ad rem + ad hominem kann die Verteilung der individuellen Konsumtionsmittel nur nach Leistung gelten. Erst im Verlauf der Aufhebung der Klassen selbst können Verteilungsformen der Arbeit und des Arbeitsprodukts nach individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen hervorgetrieben werden. Übrigens werden in obiger Marxkritik des Lassallschen-SPD-Programm alle gesellschaftlichen Sphären gesellschaftlicher und individueller Reproduktion inhaltlich allgemein in hinreichendem Umfang angerissen auch für die bestimmte Negation der heutigen akuten Entwicklungstendenzen.
Die meisten Vorstellungen für das Maß der Arbeitsleistung drehn sich um die Kategorie Arbeitszeit als dem inneren Maß und äußeren Maßstab von Wert und Wertgrösse. In diesem (von der Gesellschaft beschlossenen) Falle erfolgt die Verteilung individueller Konsumtionsmittel
- nach abgeleisteten gesellschaftlich durchschnittlichen Arbeitsstunden des einzelnen Individuums
- bei radikal gekürzter individueller Wochenarbeitszeit
- auf Grund der riesigen Einsparung von Arbeitszeit und Naturressourcen
- durch Wegfall der mit dem Privateigentum verbundenen gesellschaftlichen Kosten
- und der Übergang aller Produktions- und Lebensmittel in Nicht-mehr-in erster-Linie-STAATseigentum
- und danach gesellschaftliches Eigentum.(d.V.)}

 
[Die Intensität und Produktivität der Arbeit als potentieller Entwicklungsgrad des gesellschaftlichen Naturwesens Mensch bei Verteilung der Arbeit auf alle Arbeitsfähigen]
"Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktionsprozesses, er muß kontinuierlich sein oder periodisch stets von neuem dieselben Stadien durchlaufen. So wenig eine Gesellschaft aufhören kann zu konsumieren, so wenig kann sie aufhören zu produzieren. In einem stetigen Zusammenhang und dem beständigen Fluß seiner Erneuerung betrachtet, ist jeder gesellschaftliche Produktionsprozeß daher zugleich Reproduktionsprozeß.

Die Bedingungen der Produktion sind zugleich die Bedingungen der Reproduktion. Keine Gesellschaft kann fortwährend produzieren, d.h. reproduzieren, ohne fortwährend einen Teil ihrer Produkte in Produktionsmittel oder Elemente der Neuproduktion rückzuverwandeln. Unter sonst gleichbleibenden Umständen kann sie ihren Reichtum nur auf derselben Stufenleiter reproduzieren oder erhalten, indem sie die, während des Jahres z.B., verbrauchten Produktionsmittel, d.h. Arbeitsmittel, Rohmateriale und Hilfsstoffe, in natura durch ein gleiches Quantum neuer Exemplare ersetzt, welches von der jährlichen Produktenmasse abgeschieden und von neuem dem Produktionsprozeß einverleibt wird. Ein bestimmtes Quantum des jährlichen Produkts gehört also der Produktion. Von Haus aus für die produktive Konsumtion bestimmt, existiert es großenteils in Naturalformen, die von selbst die individuelle Konsumtion ausschließen.

Hat die Produktion kapitalistische Form, so die Reproduktion. Wie in der kapitalistischen Produktionsweise der Arbeitsprozeß nur als ein Mittel für den Verwertungsprozeß erscheint, so die Reproduktion nur als ein Mittel, den vorgeschoßnen Wert als Kapital zu reproduzieren, d.h. als sich verwertenden Wert. Die ökonomische Charaktermaske des Kapitalisten hängt nur dadurch an einem Menschen fest, daß sein Geld fortwährend als Kapital funktioniert. Hat z.B. die vorgeschoßne Geldsumme von 100 Pfd. St. sich dieses Jahr in Kapital verwandelt und einen Mehrwert von 20 Pfd. St. produziert, so muß sie das nächste Jahr usf. dieselbe Operation wiederholen. Als periodisches Inkrement des Kapitalwerts, oder periodische Frucht des prozessierenden Kapitals, erhält der Mehrwert die Form einer aus dem Kapital entspringenden Revenue."
(MEW Bd. 23, S. 591 ff.)
 
[Überhistorische Bedingungen gesellschaftlicher Reproduktion]
"Nur soweit der Kapitalist personifiziertes Kapital ist, hat er einen historischen Wert und jenes historische Existenzrecht, das, wie der geistreiche Lichnowski sagt, keinen Datum nicht hat. Nur soweit steckt seine eigne transitorische Notwendigkeit in der transitorischen Notwendigkeit der kapitalistischen Produktionsweise. Aber soweit sind auch nicht Gebrauchswert und Genuß, sondern Tauschwert und dessen Vermehrung sein treibendes Motiv. Als Fanatiker der Verwertung des Werts zwingt er rücksichtslos die Menschheit zur Produktion um der Produktion willen, daher zu einer Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte und zur Schöpfung von materiellen Produktionsbedingungen, welche allein die reale Basis einer höheren Gesellschaftsform bilden können, deren Grundprinzip die volle und freie Entwicklung jedes Individuums ist. Nur als Personifikation des Kapitals ist der Kapitalist respektabel. Als solche teilt er mit dem Schatzbildner den absoluten Bereicherungstrieb. Was aber bei diesem als individuelle Manie erscheint, ist beim Kapitalisten Wirkung des gesellschaftlichen Mechanismus, worin er nur ein Triebrad ist. Außerdem macht die Entwicklung der kapitalistischen Produktion eine fortwährende Steigerung des in einem industriellen Unternehmen angelegten Kapitals zur Notwendigkeit, und die Konkurrenz herrscht jedem individuellen Kapitalisten die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise als äußere Zwangsgesetze auf. Sie zwingt ihn, sein Kapital fortwährend auszudehnen, um es zu erhalten, und ausdehnen kann er es nur vermittelst progressiver Akkumulation." (MEW Bd. 23, S. 617 ff.)

{Marx akzentuiert hier den Kapitalisten ad rem als historischen Funktionär, welcher die materiellen Bedingungen schafft für das Grundprinzip der höheren Produktionsweise: ´die volle und freie Entwicklung jedes Individuums´. Dagegen sind die moralisierenden persönlichen Angriffe der politischen Linken auf Einzelpersonen und -institutionen der Bourgeoisie, des Finanzmarkts, des Managements, des Berufspolitikertums, der Lobbyisten, der Gewerkschaftsführungen populistische Störmanöver, welche das Proletariat von seinen historischen Aufgaben ablenken. (d.V.)}

 
[Die gattungsgeschichtlich transistorische Funktion des Kapitalisten]
"Sobald dieser Umwandlungsprozeß nach Tiefe und Umfang die alte Gesellschaft hinreichend zersetzt hat, sobald die Arbeiter in Proletarier, ihre Arbeitsbedingungen in Kapital verwandelt sind, sobald die kapitalistische Produktionsweise auf eignen Füßen steht, gewinnt die weitere Vergesellschaftung der Arbeit und weitere Verwandlung der Erde und andrer Produktionsmittel in gesellschaftlich ausgebeutete, also gemeinschaftliche Produktionsmittel, daher die weitere Expropriation der Privateigentümer, eine neue Form.

Was jetzt zu expropriieren ist nicht länger der selbstwirtschaftende Arbeiter, sondern der viele Arbeiter exploitierende Kapitalist.

Diese Expropriation vollzieht sich durch das Spiel der immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion selbst, durch die Zentralisation der Kapitale. Je ein Kapitalist schlägt viele tot. Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter, die bewußte technische Anwendung der Wissenschaft, die planmäßige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauch als Produktionsmittel kombinierter, gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes. Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Empörung der stets anschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse. Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateurs werden expropriiert.

Die aus der kapitalistischen Produktionsweise hervorgehende kapitalistische Aneignungsweise, daher das kapitalistische Privateigentum, ist die erste Negation des Individuellen, auf eigne Arbeit gegründeten Privateigentums. Aber die kapitalistische Produktion erzeugt mit der Notwendigkeit eines Naturprozesses ihre eigne Negation. Es ist Negation der Negation. Diese stellt nicht das Privateigentum wieder her, wohlaber das individuelle Eigentum auf Grundlage der Errungenschaft der kapitalistischen Ära: der Kooperation und des Gemeinbesitzes der Erde und der durch die Arbeit selbst produzierten Produktionsmittel.

Die Verwandlung des auf eigner Arbeit der Individuen beruhenden, zersplitterten Privateigentums in kapitalistisches ist natürlich ein Prozeß, ungleich mehr langwierig, hart und schwierig als die Verwandlung des tatsächlich bereits auf gesellschaftlichem Produktionsbetrieb beruhenden kapitalistischen Eigentums in gesellschaftliches. Dort handelte es sich um die Expropriation der Volksmasse durch wenige Usurpatoren, hier handelt es sich um die Expropriation weniger Usurpatoren durch die Volksmasse."
(MEW Bd. 23, S. 789 ff.)
 
[Die gattungsgeschichtliche Negation des Kapitals als gesellschaftliches Naturgesetz]

2. DAS KAPITAL Zweiter Band: Der Zirkulationsprozeß des Kapitals

"Die Teilung der Arbeit, die Verselbständigung einer Funktion, macht sie nicht produkt- und wertbildend, wenn sie es nicht an sich, also schon vor ihrer Verselbständigung ist. Legt ein Kapitalist sein Kapital neu an, so muß er einen Teil im Ankauf eines Buchhalters etc. und in Mitteln der Buchführung anlegen. Ist sein Kapital bereits in Funktion, in seinem beständigen Reproduktionsprozeß begriffen, so muß er einen Teil des Warenprodukts, vermittelst Verwandlung in Geld, beständig rückverwandeln in Buchhalter, Kommis u. dergl. Dieser Teil des Kapitals ist dem Produktionsprozeß entzogen und gehört zu den Zirkulationskosten, Abzügen am Gesamtertrag. (Eingeschlossen die Arbeitskraft selbst, die ausschließlich auf diese Funktion verwendet wird.)

Es findet jedoch ein gewisser Unterschied statt zwischen den aus der Buchführung entspringenden Kosten, resp. unproduktiven Verausgabung von Arbeitszeit einerseits und denen der bloßen Kauf- und Verkaufszeit andrerseits. Die letztren entspringen nur aus der bestimmten gesellschaftlichen Form des Produktionsprozesses, daraus, daß er Produktionsprozeß von Ware ist. Die Buchführung als Kontrolle und ideelle Zusammenfassung des Prozesses wird um so notwendiger, je mehr der Prozeß auf gesellschaftlicher Stufenleiter vorgeht und den rein individuellen Charakter verliert; also notwendiger in der kapitalistischen Produktion als in der zersplitterten des Handwerks- und Bauernbetriebs, notwendiger bei gemeinschaftlicher Produktion als bei Kapitalistischer. Die Kosten der Buchführung reduzieren sich aber mit der Konzentration der Produktion und je mehr sie sich in gesellschaftliche Buchführung verwandelt."
(MEW Bd. 25, S. 136)

{Die Funktion der gesellschaftlichen Buchführung besteht gerade in der bewußten Abgleichung von IST und SOLL der gesellschaftlichen Produktion als Reproduktion auf Basis der gesellschaftlichen Planung. Sie eröffnet der Gattung MENSCH erst den Ausbau des Reichs der Freiheit durch optimale Reduktion des Reichs der Notwendigkeit materieller Reproduktion. (d.V.)}

 
[Gesellschaftliche Kontrolle der Produktion erfordert die höchste Ausformung der Buchführung]
"Es ist nun weiter zu untersuchen, wieweit diese Unkosten aus dem eigentümlichen Charakter der Warenproduktion überhaupt und der Warenproduktion in ihrer allgemeinen, absoluten Form hervorgehn, d.h. der kapitalistischen Warenproduktion; wieweit sie andrerseits aller gesellschaftlichen Produktion gemeinsam sind und hier nur innerhalb der kapitalistischen Produktion eine besondre Gestalt annehmen, eine besondre Erscheinungsform.
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In der Tat existiert der Vorrat in drei Formen: in der Form des produktiven Kapitals, in der Form des individuellen Konsumtionsfonds und in Form des Warenvorrats oder Warenkapitals.
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Man hat früher gesehn, daß mit der Entwicklung der Produktivität der Arbeit, also auch mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise - welche die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit mehr entwickelt als alle früheren Produktionsweisen -, die Masse der in der Form von Arbeitsmitteln dem Prozeß ein für allemal einverleibten und stets wiederholt, während längrer oder kürzrer Periode in ihm fungierenden Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen etc.) beständig wächst, und daß ihr Wachstum sowohl Voraussetzung wie Wirkung der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist. Das nicht nur absolute, sondern relative Wachstum des Reichtums in dieser Form (vergl. Buch I, Kap. XXIII, 2.) charakterisiert vor allem die kapitalistische Produktionsweise. Die stofflichen Existenzformen des konstanten Kapitals, die Produktionsmittel, bestehn aber nicht nur aus derartigen Arbeitsmitteln, sondern auch aus Arbeitsmaterial auf den verschiedensten Stufen der Verarbeitung und aus Hilfsstoffen. Mit der Stufenleiter der Produktion und der Steigerung der Produktivkraft der Arbeit durch Kooperation, Teilung, Maschinerie usw. wächst die Masse des Rohmaterials, der Hilfsstoffe etc., die in den täglichen Reproduktionsprozeß eingehn. Diese Elemente müssen in der Produktionsstätte bereitliegen. Der Umfang dieses in der Form von produktivem Kapital existierenden Vorrats wächst also absolut. Damit der Prozeß fließe - ganz davon abgesehn, ob dieser Vorrat täglich oder nur in bestimmten Terminen erneuert werden kann -, muß stets mehr Anhäufung von Rohstoff etc. in der Produktionsstätte bereitliegen, als z.B. täglich oder wöchentlich verbraucht wird. Die Kontinuität des Prozesses erheischt, daß das Dasein seiner Bedingungen weder abhänge von möglicher Unterbrechung bei täglichen Einkäufen, noch davon, daß das Warenprodukt täglich oder wöchentlich verkauft werde und daher nur unregelmäßig in seine Produktionselemente rückverwandelbar sei. Indes kann offenbar das produktive Kapital in sehr verschiednem Umfang latent sein oder Vorrat bilden. Es macht z.B. großen Unterschied, ob der Spinner Baumwolle oder Kohlen für drei Monate oder für einen parat liegen haben muß. Man sieht, daß dieser Vorrat relativ abnehmen kann, obgleich er absolut zunimmt.

Es hängt dies von verschiednen Bedingungen ab, die alle im wesentlichen hinauskommen auf die größre Geschwindigkeit, Regelmäßigkeit und Sicherheit, womit die nötige Masse von Rohstoff stets so zugeführt werden kann, daß nie Unterbrechung entsteht. Je weniger diese Bedingungen erfüllt sind, je geringer also Sicherheit, Regelmäßigkeit und Geschwindigkeit der Zufuhr, desto größer muß der latente Teil des produktiven Kapitals, d.h. der noch seine Verarbeitung erwartende Vorrat von Rohstoffen usw. in der Hand des Produzenten sein. Diese Bedingungen stehn im umgekehrten Verhältnis zur Entwicklungshöhe der kapitalistischen Produktion und daher der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit. Also auch der Vorrat in dieser Form.

Indes ist das, was hier als Abnahme des Vorrats erscheint (z.B. bei Lalor), zum Teil nur Abnahme des Vorrats in der Form des Warenkapitals oder des eigentlichen Warenvorrats; also bloß Formwechsel desselben Vorrats. Ist z.B. die Masse Kohlen, die täglich im Lande selbst produziert wird, also Umfang und Energie der Kohlenproduktion, groß, so braucht der Spinner kein großes Kohlenlager, um die Kontinuität seiner Produktion zu sichern. Die beständige sichere Erneuerung der Kohlenzufuhr macht dies überflüssig. Zweitens: Die Geschwindigkeit, womit das Produkt eines Prozesses als Produktionsmittel in einen andren Prozeß übergehn kann, hängt ab von der Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel. Die Wohlfeilheit des Transports spielt große Rolle dabei.
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Es ist also bloßer Formwechsel des Vorrats, was Lalor und andre übersehn haben. Und das gesellschaftliche Kapital betrachtet, befindet sich hier nach wie vor dieselbe Produktmasse in der Form des Vorrats. Für ein einzelnes Land nimmt der Umfang, worin z.B. die für das Jahr nötige Masse bereit sein muß, ab mit der Entwicklung der Transportmittel. Gehn viele Dampf- und Segelschiffe zwischen Amerika und England, so vermehren sich die Gelegenheiten der Erneuerung des Baumwollvorrats für England und nimmt also die Masse des Baumwollvorrats ab, die durchschnittlich in England lagern muß. Ebenso wirkt die Entwicklung des Weltmarkts und daher die Vervielfachung der Bezugsquellen desselben Artikels. Der Artikel wird stückweis von verschiednen Ländern und in verschiednen Zeitterminen zugeführt."
(MEW Bd. 24, S. 141 ff.)

{Die materiellen Bedingungen kontinuierlicher industrieller Produktion bestimmen den Umfang und den Fluß der stofflichen Vorräte - jetzt in kapitalistischer Hülle als sich synchronisierende national-territorial integriert-gegliederte Maschinerie nationaler Kreislaufwirtschaften. Übrigens erlaubt die heutzutage propagierte just-in-time-Produktion die Minimierung der Wertmassen der Warenvorräte in der einzelnen Fabrik/Betrieb und deren Verlagerung auf das moderne Logistikwesen - demgegenüber sind die tatsächlichen Vorräte der Warenlager der Fabriken heute abgestimmt auf potenzielle Lieferstörungen durch vielfältige Streikformen der Arbeiterklasse. (d.V.)}

 
[Zu den Funktionen des Vorrats im gesellschaftlichen Maßstab der Produktion]
"Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion wird die Stufenleiter der Produktion in stets geringrem Grad durch die unmittelbare Nachfrage nach dem Produkt bestimmt, und in stets größrem durch den Umfang des Kapitals, worüber der individuelle Kapitalist verfügt, durch den Verwertungstrieb seines Kapitals und die Notwendigkeit der Kontinuität und der Ausdehnung seines Produktionsprozesses. Damit wächst notwendig in jedem besondren Produktionszweig die Produktmasse, die sich als Ware auf dem Markt befindet oder nach Absatz sucht. Es wächst die in der Form des Warenkapitals kürzer oder länger fixierte Kapitalmasse. Es wächst daher der Warenvorrat.

Endlich wird der größte Teil der Gesellschaft in Lohnarbeiter verwandelt, Leute, die aus der Hand in den Mund leben, ihren Lohn wöchentlich empfangen und täglich ausgeben, die also ihre Lebensmittel als Vorrat vorfinden müssen. So sehr die einzelnen Elemente dieses Vorrats fließen mögen, muß ein Teil derselben doch beständig stocken, damit der Vorrat stets in Fluß bleiben kann.

Alle diese Momente gehn hervor aus der Form der Produktion und der in ihr einbegriffenen Formverwandlung, die das Produkt im Zirkulationsprozeß durchlaufen muß.

Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktenvorrats, seine Aufbewahrung erfordert Kosten: Baulichkeiten, Gefäße usw., welche die Behälter des Produkts bilden; ebenso Produktionsmittel und Arbeit, mehr oder weniger je nach der Natur des Produkts, die verausgabt werden müssen zur Abwehr störender Einflüsse. Je mehr die Vorräte gesellschaftlich konzentriert, desto relativ kleiner sind diese Kosten. Diese Auslagen bilden stets einen Teil gesellschaftlicher Arbeit, sei es in vergegenständlichter oder lebendiger Form - also in der kapitalistischen Form Kapitalauslagen -, die nicht in die Produktbildung selbst eingehn, also Abzüge vom Produkt. Sie sind notwendig, Unkosten des gesellschaftlichen Reichtums. Sie sind die Erhaltungskosten des gesellschaftlichen Produkts, ob seine Existenz als Element des Warenvorrats nun bloß der gesellschaftlichen Form der Produktion, also der Warenform und ihrer notwendigen Formverwandlung entspringe, oder ob wir den Warenvorrat nur als eine Spezialform des Produktenvorrats betrachten, der allen Gesellschaften gemeinsam, wenn auch nicht in der Form des Warenvorrats, dieser dem Zirkulationsprozeß angehörigen Form des Produktenvorrats."
(MEW Bd. 24, S. 145 ff.)

{Die materiellen Bedingungen jedweder Form gesellschaftlicher Produktion schliessen eine Vorratsbewirtschaft ein. (d.V.)}

 
[Zur Vorratsbewirtschaft und deren relativen Kostensenkung im gesellschaftlichen Maßstab der Produktion]
"Was aber den Geldwert angeht, der teils als Umlaufsmittel, teils als Schatz fungiert, so ist er einmal da, erworben, er ist da neben der Arbeitskraft, den produzierten Produktionsmitteln und den natürlichen Quellen des Reichtums. Er kann nicht als Schranke derselben betrachtet werden. Durch seine Verwandlung in Produktionselemente, durch Austausch mit andren Völkern, könnte die Produktionsleiter erweitert werden. Dies unterstellt jedoch, daß das Geld nach wie vor seine Rolle als Weltgeld spielt.

Je nach der Größe der Umschlagsperiode*5 ist größre oder geringre Masse von Geldkapital nötig, um das produktive Kapital in Bewegung zu setzen. Ebenso haben wir gesehn, daß die Teilung der Umschlagsperiode in Arbeitszeit und Zirkulationszeit eine Vermehrung des in Geldform latenten oder suspendierten Kapitals bedingt.

Soweit die Umschlagsperiode durch die Länge der Arbeitsperiode bestimmt wird, wird sie bestimmt, unter sonst gleichbleibenden Bedingungen, durch die materielle Natur des Produktionsprozesses, also nicht durch den spezifischen gesellschaftlichen Charakter dieses Produktionsprozesses. Auf Basis der kapitalistischen Produktion jedoch bedingen ausgedehntere Operationen von längrer Dauer größre Vorschüsse von Geldkapital für längre Zeit. Die Produktion in solchen Sphären ist also abhängig von den Grenzen, innerhalb deren der einzelne Kapitalist über Geldkapital verfügt. Diese Schranke wird durchbrochen durch Kreditwesen und damit zusammenhängende Assoziation, z.B. Aktiengesellschaften. Störungen im Geldmarkt setzen daher solche Geschäfte still, während diese selben Geschäfte ihrerseits Störungen im Geldmarkt hervorrufen.
Auf Basis gesellschaftlicher Produktion ist zu bestimmen der Maßstab, worin diese Operationen, die während längrer Zeit Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehn, ohne während dieser Zeit ein Produkt als Nutzeffekt zu liefern, ausgeführt werden können, ohne die Produktionszweige zu schädigen, die kontinuierlich oder mehrmals während des Jahrs nicht nur Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehn, sondern auch Lebensmittel und Produktionsmittel liefern. Bei gesellschaftlicher ebenso wie bei kapitalistischer Produktion werden nach wie vor die Arbeiter in Geschäftszweigen von kürzern Arbeitsperioden nur für kürzre Zeit Produkte entziehn, ohne Produkte wieder zu geben; während die Geschäftszweige mit langen Arbeitsperioden für längre Zeit fortwährend entziehn, bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachlichen Bedingungen des betreffenden Arbeitsprozesses, nicht aus seiner gesellschaftlichen Form. Das Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher Produktion fort. Die Gesellschaft verteilt Arbeitskraft und Produktionsmittel in die verschiednen Geschäftszweige. Die Produzenten mögen meinetwegen papierne Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaftlichen Konsumtionsvorräten ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quantum entziehn. Diese Anweisungen sind kein Geld. Sie zirkulieren nicht.
Man sieht, daß soweit das Bedürfnis für Geldkapital aus der Länge der Arbeitsperiode entspringt, dies durch zwei Umstände bedingt wird: Erstens, daß überhaupt Geld die Form ist, worin jedes individuelle Kapital (vom Kredit abgesehn) auftreten muß, um sich in produktives Kapital zu verwandeln; dies geht hervor aus dem Wesen der kapitalistischen Produktion, überhaupt der Warenproduktion. - Zweitens, die Größe des nötigen Geldvorschusses entspringt aus dem Umstand, daß während längrer Zeit beständig Arbeitskraft und Produktionsmittel der Gesellschaft entzogen werden, ohne daß ihr während dieser Zeit ein in Geld rückverwandelbares Produkt zurückgegeben wird. Der erste Umstand, daß das vorzuschießende Kapital in Geldform vorgeschossen werden muß, wird nicht aufgehoben durch die Form dieses Geldes."
(MEW Bd. 24, S. 357 ff.)

{Die Funktionen angehäuften Geldkapitals werden aufgehoben in der elastischen Potenz des industriellen Arbeitsprozesses unter gesellschaftlicher Kontrolle. (d.V.)}

 
[Zur Aufhebung des Geldkapitals im gesellschaftlichen Maßstab der Produktion]

3. DAS KAPITAL Dritter Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion

"(Nur wo die Produktion unter wirklicher vorherbestimmender Kontrolle der Gesellschaft steht, schafft die Gesellschaft den Zusammenhang zwischen dem Umfang der gesellschaftlichen Arbeitszeit, verwandt auf die Produktion bestimmter Artikel, und dem Umfang des durch diese Artikel zu befriedigenden gesellschaftlichen Bedürfnisses.)" (MEW Bd. 25, S. 197)

{Hier nähert sich die Produktionsweise der assoziierten Produzenten (oszillierend) einem relativ stabilen ökonomischen Gleichgewicht - erweist sich damit elastisch für erweiterte Reproduktion jenseits kapitalistischer industrieller Krisenzyklen. (d.V.)}

 
[Gesellschaftliche Kontrolle der Produktion als Voraussetzung gelingender proportionaler Verteilung der Arbeitszeit auf die verschiedenen Produktionszweige]
" 3. Verwandlung des wirklich fungierenden Kapitalisten in einen bloßen Dirigenten, Verwalter fremdes Kapitals, und der Kapitaleigentümer in bloße Eigentümer, bloße Geldkapitalisten. Selbst wenn die Dividenden, die sie beziehn, den Zins und Unternehmergewinn, d.h. den Totalprofit einschließen (denn das Gehalt des Dirigenten ist, oder soll sein, bloßer Arbeitslohn einer gewissen Art geschickter Arbeit, deren Preis im Arbeitsmarkt reguliert wird, wie der jeder andren Arbeit), so wird dieser Totalprofit nur noch bezogen in der Form des Zinses, d.h. als bloße Vergütung des Kapitaleigentums, das nun ganz so von der Funktion im wirklichen Reproduktionsprozeß getrennt wird wie diese Funktion, in der Person des Dirigenten, vom Kapitaleigentum. Der Profit stellt sich so dar (nicht mehr nur der eine Teil desselben, der Zins, der seine Rechtfertigung aus dem Profit des Borgers zieht) als bloße Aneignung fremder Mehrarbeit, entspringend aus der Verwandlung der Produktionsmittel in Kapital, d.h. aus ihrer Entfremdung gegenüber den wirklichen Produzenten, aus ihrem Gegensatz als fremdes Eigentum gegenüber allen wirklich in der Produktion tätigen Individuen, vom Dirigenten bis herab zum letzten Taglöhner. In den Aktiengesellschaften ist die Funktion getrennt vom Kapitaleigentum, also auch die Arbeit gänzlich getrennt vom Eigentum an den Produktionsmitteln und an der Mehrarbeit. Es ist dies Resultat der höchsten Entwicklung der kapitalistischen Produktion ein notwendiger Durchgangspunkt zur Rückverwandlung des Kapitals in Eigentum der Produzenten, aber nicht mehr als das Privateigentum vereinzelter Produzenten, sondern als das Eigentum ihrer als assoziierter, als unmittelbares Gesellschaftseigentum. Es ist andrerseits Durchgangspunkt zur Verwandlung aller mit dem Kapitaleigentum bisher noch verknüpften Funktionen im Reproduktionsprozeß in bloße Funktionen der assoziierten Produzenten, in gesellschaftliche Funktionen.

Bevor wir weitergehn, ist noch dies ökonomisch Wichtige zu bemerken: Da der Profit hier rein die Form des Zinses annimmt, sind solche Unternehmungen noch möglich, wenn sie bloßen Zins abwerfen, und es ist dies einer der Gründe, die das Fallen der allgemeinen Profitrate aufhalten indem diese Unternehmungen, wo das konstante Kapital in so ungeheurem Verhältnis zum variablen steht, nicht notwendig in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate eingehn.
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Es ist dies die Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise selbst und daher ein sich selbst aufhebender Widerspruch, der prima fade als bloßer Übergangspunkt zu einer neuen Produktionsform sich darstellt. Als solcher Widerspruch stellt er sich dann auch in der Erscheinung dar. Er stellt in gewissen Sphären das Monopol her und fordert daher die Staatseinmischung heraus. Er reproduziert eine neue Finanzaristokratie, eine neue Sorte Parasiten in Gestalt von Projektenmachern, Gründern und bloß nominellen Direktoren; ein ganzes System des Schwindels und Betrugs mit Bezug auf Gründungen, Aktienausgabe und Aktienhandel. Es ist Privatproduktion ohne die Kontrolle des Privateigentums.

IV. Abgesehn von dem Aktienwesen - das eine Aufhebung der kapitalistischen Privatindustrie auf Grundlage des kapitalistischen Systems selbst ist, und in demselben Umfang, worin es sich ausdehnt und neue Produktionssphären ergreift, die Privatindustrie vernichtet -, bietet der Kredit dem einzelnen Kapitalisten oder dem, der für einen Kapitalisten gilt, eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfügung über fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch über fremde Arbeit.88 Verfügung über gesellschaftliches, nicht eignes Kapital, gibt ihm Verfügung über gesellschaftliche Arbeit. Das Kapital selbst, das man wirklich oder in der Meinung des Publikums besitzt, wird nur noch die Basis zum Kreditüberbau. Es gilt dies besonders im Großhandel, durch dessen Hände der größte Teil des gesellschaftlichen Produkts passiert. Alle Maßstäbe, alle mehr oder minder innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise noch berechtigten Explikationsgründe verschwinden hier. Was der spekulierende Großhändler riskiert, ist gesellschaftliches, nicht sein Eigentum. Ebenso abgeschmackt wird die Phrase vom Ursprung des Kapitals aus der Ersparung, da jener gerade verlangt, daß andre für ihn sparen sollen. --- Der andren Phrase von der Entsagung schlägt sein Luxus, der nun auch selbst Kreditmittel wird, direkt ins Gesicht. Vorstellungen, die auf einer minder entwickelten Stufe der kapitalistischen Produktion noch einen Sinn haben, werden hier völlig sinnlos. Das Gelingen und Mißlingen führen hier gleichzeitig zur Zentralisation der Kapitale und daher zur Expropriation auf der enormsten Stufenleiter. Die Expropriation erstreckt sich hier von den unmittelbaren Produzenten auf die kleineren und mittleren Kapitalisten selbst. Diese Expropriation ist der Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktionsweise; ihre Durchführung ist ihr Ziel, und zwar in letzter Instanz die Expropriation aller einzelnen von den Produktionsmitteln, die mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion aufhören, Mittel der Privatproduktion und Produkte der Privatproduktion zu sein, und die nur noch Produktionsmittel in der Hand der assoziierten Produzenten, daher ihr gesellschaftliches Eigentum, sein können, wie sie ihr gesellschaftliches Produkt sind. Diese Expropriation stellt sich aber innerhalb des kapitalistischen Systems selbst in gegensätzlicher Gestalt dar, als Aneignung des gesellschaftlichen Eigentums durch wenige; und der Kredit gibt diesen wenigen immer mehr den Charakter reiner Glücksritter. Da das Eigentum hier in der Form der Aktie existiert, wird seine Bewegung und Übertragung reines Resultat des Börsenspiels, wo die kleinen Fische von den Haifischen und die Schafe von den Börsenwölfen verschlungen werden, in dem Aktienwesen existiert schon Gegensatz gegen die alte Form, worin gesellschaftliches Produktionsmittel als individuelles Eigentum erscheint; aber die Verwandlung in die Form der Aktie bleibt selbst noch befangen in den kapitalistischen Schranken; statt daher den Gegensatz zwischen dem Charakter des Reichtums als gesellschaftlicher und als Privatreichtum zu überwinden, bildet sie ihn nur in neuer Gestalt aus.

Die Kooperativfabriken der Arbeiter selbst sind, innerhalb der alten Form, das erste Durchbrechen der alten Form, obgleich sie natürlich überall, in ihrer wirklichen Organisation, alle Mängel des bestehenden Systems reproduzieren und reproduzieren müssen. Aber der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit ist innerhalb derselben aufgehoben, wenn auch zuerst nur in der Form, daß die Arbeiter als Assoziation ihr eigner Kapitalist sind, d.h. die Produktionsmittel zur Verwertung ihrer eignen Arbeit verwenden. Sie zeigen, wie, auf einer gewissen Entwicklungsstufe der materiellen Produktivkräfte und der ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsformen, naturgemäß aus einer Produktionsweise sich eine neue Produktionsweise entwickelt und herausbildet. Ohne das aus der kapitalistischen Produktionsweise entspringende Fabriksystem könnte sich nicht die Kooperativfabrik entwickeln und ebensowenig ohne das aus derselben Produktionsweise entspringende Kreditsystem. Letztres, wie es die Hauptbasis bildet zur allmählichen Verwandlung der kapitalistischen Privatunternehmungen in kapitalistische Aktiengesellschaften, bietet ebensosehr die Mittel zur allmählichen Ausdehnung der Kooperativunternehmungen auf mehr oder minder nationaler Stufenleiter. Die kapitalistischen Aktienunternehmungen sind ebensosehr wie die Kooperativfabriken als Übergangsformen aus der kapitalistischen Produktionsweise in die assoziierte zu betrachten, nur daß in den einen der Gegensatz negativ und in den andren positiv aufgehoben ist.

Wir haben bisher die Entwicklung des Kreditwesens - und die darin enthaltne latente Aufhebung des Kapitaleigentums - mit Bezug hauptsächlich auf das industrielle Kapital betrachtet. Wir betrachten in den folgenden Kapiteln den Kredit mit Bezug auf das zinstragende Kapital als solches, sowohl seinen Effekt auf dieses wie die Form, die er hierbei annimmt; und sind dabei überhaupt noch einige spezifisch ökonomische Bemerkungen zu machen.
Vorher noch dies:
Wenn das Kreditwesen als Haupthebel der Überproduktion und Überspekulation im Handel erscheint, so nur, weil der Reproduktionsprozeß, der seiner Natur nach elastisch ist, hier bis zur äußersten Grenze forciert wird, und zwar deshalb forciert wird, weil ein großer Teil des gesellschaftlichen Kapitals von den Nichteigentümern desselben angewandt wird, die daher ganz anders ins Zeug gehn als der ängstlich die Schranken seines Privatkapitals erwägende Eigentümer, soweit er selbst fungiert. Es tritt damit nur hervor, daß die auf den gegensätzlichen Charakter der kapitalistischen Produktion gegründete Verwertung des Kapitals die wirkliche, freie Entwicklung nur bis zu einem gewissen Punkt erlaubt, also in der Tat eine immanente Fessel und Schranke der Produktion bildet, die beständig durch das Kreditwesen durchbrochen wird.89 Das Kreditwesen beschleunigt daher die materielle Entwicklung der Produktivkräfte und die Herstellung des Weltmarkts, die als materielle Grundlagen der neuen Produktionsform bis auf einen gewissen Höhegrad herzustellen, die historische Aufgabe der kapitalistischen Produktionsweise ist. Gleichzeitig beschleunigt der Kredit die gewaltsamen Ausbrüche dieses Widerspruchs, die Krisen, und damit die Elemente der Auflösung der alten Produktionsweise.

Die dem Kreditsystem immanenten doppelseitigen Charaktere: einerseits die Triebfeder der kapitalistischen Produktion, Bereicherung durch Ausbeutung fremder Arbeit, zum reinsten und kolossalsten Spiel- und Schwindelsystem zu entwickeln und die Zahl der den gesellschaftlichen Reichtum ausbeutenden Wenigen immer mehr zu beschränken; andrerseits aber die Übergangsform zu einer neuen Produktionsweise zu bilden, - diese Doppelseitigkeit ist es, die den Hauptverkündern des Kredits von Law bis Isaak Péreire ihren angenehmen Mischcharakter von Schwindler und Prophet gibt."
(MEW Bd. 25, S. 452)

{Wie erbärmlich klingen gegenüber diesen spezifizierten Übergangsbestimmungen höchst entwickelter Kapitalformen heutige linke Anschuldigungen gegen Multis, gegen Geldkapitalisten als ´Heuschrecken´ etc. pp. Im Angesicht seiner barbarischen Momente vermögen sie die Problemstellungen des Kapitalismus des 21. Jahrhunderts theoretisch nicht nach vornehinweg (welt-)gesellschaftlich aufzulösen sondern verfallen in Wehklagen über den Weltmarkt einer proudhonistischen Globalisierungkritik, welche völkisch regionalistisch ins Gemeinschaftliche zurückfällt. (d.V.)}

 
[Zu den Aufhebungsformen des privaten zu gesellschaftlichem Kapital durch Aktiengesellschaften und Geldkapitalsammelinstitute - und zwar innerhalb der kapitalistischen Formenbestimmungen - in welchen auch den Arbeitern gehörende Kooperativfabriken verharren]
"Travailleur steht hier für capitaliste industriel. Übrigens ist es falsch, die Mittel, worüber das moderne Bankwesen verfügt, bloß als die Mittel der Müßigen zu betrachten. Erstens ist es der Teil des Kapitals, den Industrielle und Kaufleute momentan unbeschäftigt in Geldform halten, als Geldreserve oder erst anzulegendes Kapital; also müßiges Kapital, aber nicht Kapital der Müßigen. Zweitens der Teil der Revenuen und Ersparungen aller, der permanent oder transitorisch für Akkumulation bestimmt ist. Und beides ist wesentlich für den Charakter des Banksystems.

Es muß aber nie vergessen werden, daß erstens das Geld - in der Form der edlen Metalle - die Unterlage bleibt, wovon das Kreditwesen der Natur der Sache nach nie loskommen kann. Zweitens, daß das Kreditsystem das Monopol der gesellschaftlichen Produktionsmittel (in der Form von Kapital und Grundeigentum) in den Händen von Privaten zur Voraussetzung hat, daß es selbst einerseits eine immanente Form der kapitalistischen Produktionsweise ist und andrerseits eine treibende Kraft ihrer Entwicklung zu ihrer höchst- und letztmöglichen Form.

Das Banksystem ist, der formellen Organisation und Zentralisation nach, wie schon 1697 in »Some Thoughts of the Interests of England« ausgesprochen, das künstlichste und ausgebildetste Produkt, wozu es die kapitalistische Produktionsweise überhaupt bringt. Daher die ungeheure Macht eines Instituts wie die Bank v. E. auf Handel und Industrie, obgleich deren wirkliche Bewegung ganz außerhalb ihres Bereichs bleibt und sie sich passiv dazu verhält. Es ist damit allerdings die Form einer allgemeinen Buchführung und Verteilung der Produktionsmittel auf gesellschaftlicher Stufenleiter gegeben, aber auch nur die Form. Wir haben gesehn, daß der Durchschnittsprofit des einzelnen Kapitalisten, oder jedes besondren Kapitals, bestimmt ist nicht durch die Mehrarbeit, die dies Kapital in erster Hand aneignet, sondern durch das Quantum von Gesamtmehrarbeit, die das Gesamtkapital aneignet und wovon jedes besondre Kapital nur als proportioneller Teil des Gesamtkapitals seine Dividende zieht. Dieser gesellschaftliche Charakter des Kapitals wird erst vermittelt und vollauf verwirklicht durch volle Entwicklung des Kredit- und Banksystems. Andrerseits geht dies weiter. Es stellt den industriellen und kommerziellen Kapitalisten alles disponible und selbst potentielle, nicht bereits aktiv engagierte Kapital der Gesellschaft zur Verfügung, so daß weder der Verleiher noch der Anwender dieses Kapitals dessen Eigentümer oder Produzenten sind. Es hebt damit den Privatcharakter des Kapitals auf und enthält so an sich, aber auch nur an sich, die Aufhebung des Kapitals selbst. Durch das Bankwesen ist die Verteilung des Kapitals den Händen der Privatkapitalisten und Wucherer als ein besondres Geschäft, als gesellschaftliche Funktion entzogen. Bank und Kredit werden aber dadurch zugleich das kräftigste Mittel, die kapitalistische Produktion über ihre eignen Schranken hinauszutreiben, und eins der wirksamsten Vehikel der Krisen und des Schwindels.

Das Banksystem zeigt ferner durch die Substitution verschiedner Formen von zirkulierendem Kredit an Stelle des Geldes, daß das Geld in der Tat nichts andres ist als ein besondrer Ausdruck des gesellschaftli- chen Charakters der Arbeit und ihrer Produkte, der aber als im Gegensatz zu der Basis der Privatproduktion stets in letzter Instanz als ein Ding, als besondre Ware neben andren Waren sich darstellen muß.

Endlich unterliegt es keinem Zweifel, daß das Kreditsystem als ein mächtiger Hebel dienen wird während des Übergangs aus der kapitalistischen Produktionsweise in die Produktionsweise der assoziierten Arbeit; jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren großen organischen Umwälzungen der Produktionsweise selbst. Dagegen entspringen die Illusionen über die wunderwirkende Macht des Kreditund Bankwesens, im sozialistischen Sinn, aus völliger Unkenntnis der kapitalistischen Produktionsweise und des Kreditwesens als einer ihrer Formen. Sobald die Produktionsmittel aufgehört haben, sich in Kapital zu verwandeln (worin auch die Aufhebung des Privatgrundeigentums eingeschlossen ist), hat der Kredit als solcher keinen Sinn mehr, was übrigens selbst die St.-Simonisten eingesehn haben. Solange andrerseits die kapitalistische Produktionsweise fortdauert, dauert das zinstragende Kapital als eine ihrer Formen fort und bildet in der Tat die Basis ihres Kreditsystems. Nur derselbe Sensationsschriftsteller, Proudhon, der die Warenproduktion fortbestehn lassen und das Geld aufheben wollte war fähig, das Ungeheuer eines crédit gratuit zu erträumen, diese vorgebliche Realisation des frommen Wunsches des kleinbürgerlichen Standpunkts."
(MEW Bd. 25, S. 620)
 
[Zu den defetischisierenden gesellschaftlichen Bestimmungen von Geld, Kapital, des Bankensystems und dessen Funktionen sowie der Kritik an ökonomistischen Illusionen in den Kredit als Hebel zum Sozialismus]
"Wir haben gesehn, daß der kapitalistische Produktionsprozeß eine geschichtlich bestimmte Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses überhaupt ist. Dieser letztere ist sowohl Produktionsprozeß der materiellen Existenzbedingungen des menschlichen Lebens wie ein in spezifischen, historisch-ökonomischen Produktionsverhältnissen vor sich gehender, diese Produktionsverhältnisse selbst und damit die Träger dieses Prozesses, ihre materiellen Existenzbedingungen und ihre gegenseitigen Verhältnisse, d.h. ihre bestimmte ökonomische Gesellschaftsform produzierender und reproduzierender Prozeß. Denn das Ganze dieser Beziehungen, worin sich die Träger dieser Produktion zur Natur und zueinander befinden, worin sie produzieren, dies Ganze ist eben die Gesellschaft, nach ihrer ökonomischen Struktur betrachtet. Wie alle seine Vorgänger, geht der kapitalistische Produktionsprozeß unter bestimmten materiellen Bedingungen vor sich, die aber zugleich Träger bestimmter gesellschaftlicher Verhältnisse sind, welche die Individuen im Prozeß ihrer Lebensreproduktion eingehn. Jene Bedingungen, wie diese Verhältnisse, sind einerseits Voraussetzungen, andrerseits Resultate und Schöpfungen des kapitalistischen Produktionsprozesses; sie werden von ihm produziert und reproduziert. Wir sahen ferner: das Kapital - und der Kapitalist ist nur das personifizierte Kapital, fungiert im Produktionsprozeß nur als Träger des Kapitals -, also das Kapital pumpt in dem ihm entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsprozeß ein bestimmtes Quantum Mehrarbeit aus den unmittelbaren Produzenten oder Arbeitern heraus, Mehrarbeit, die jenes ohne Äquivalent erhält und die ihrem Wesen nach immer Zwangsarbeit bleibt, wie sehr sie auch als das Resultat freier kontraktlicher Übereinkunft erscheinen mag. Diese Mehrarbeit stellt sich dar in einem Mehrwert, und dieser Mehrwert existiert in einem Mehrprodukt. Mehrarbeit überhaupt, als Arbeit über das Maß der gegebnen Bedürfnisse hinaus, muß immer bleiben. Im kapitalistischen wie im Sklavensystem usw. hat sie nur eine antagonistische Form und wird ergänzt durch reinen Müßiggang eines Teils der Gesellschaft. Ein bestimmtes Quantum Mehrarbeit ist erheischt durch die Assekuranz gegen Zufälle, durch die notwendige, der Entwicklung der Bedürfnisse und dem Fortschritt der Bevölkerung entsprechende, progressive Ausdehnung des Reproduktionsprozesses, was vom kapitalistischen Standpunkt aus Akkumulation heißt. Es ist eine der zivilisatorischen Seiten des Kapitals, daß es diese Mehrarbeit in einer Weise und unter Bedingungen erzwingt, die der Entwicklung der Produktivkräfte, der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Schöpfung der Elemente für eine höhere Neubildung vorteilhafter sind als unter den frühern Formen der Sklaverei, Leibeigenschaft usw. Es führt so einerseits eine Stufe herbei, wo der Zwang und die Monopolisierung der gesellschaftlichen Entwicklung (einschließlich ihrer materiellen und intellektuellen Vorteile) durch einen Teil der Gesellschaft auf Kosten des andern wegfällt; andrerseits schafft sie die materiellen Mittel und den Keim zu Verhältnissen, die in einer höhern Form der Gesellschaft erlauben, diese Mehrarbeit zu verbinden mit einer größern Beschränkung der der materiellen Arbeit überhaupt gewidmeten Zeit. Denn die Mehrarbeit kann, je nach der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, groß sein bei kleinem Gesamtarbeitstag und relativ klein bei großem Gesamtarbeitstag. ... Sodann aber hängt es von der Produktivität der Arbeit ab, wieviel Gebrauchswert in bestimmter Zeit, also auch in bestimmter Mehrarbeitszeit hergestellt wird. Der wirkliche Reichtum der Gesellschaft und die Möglichkeit beständiger Erweiterung ihres Reproduktionsprozesses hängt also nicht ab von der Länge der Mehrarbeit, sondern von ihrer Produktivität und von den mehr oder minder reichhaltigen Produktionsbedingungen, worin sie sich vollzieht. Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. Wie der Wilde mit der Natur ringen muß, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, um sein Leben zu erhalten und zu reproduzieren, so muß es der Zivilisierte, und er muß es in allen Gesellschaftsformen und unter allen möglichen Produktionsweisen. Mit seiner Entwicklung erweitert sich dies Reich der Naturnotwendigkeit, weil die Bedürfnisse; aber zugleich erweitern sich die Produktivkräfte, die diese befriedigen. Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehn, daß der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen vollziehn. Aber es bleibt dies immer ein Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühn kann. Die Verkürzung des Arbeitstags ist die Grundbedingung." (MEW Bd. 25, S. 828 ff.)

{Hier geht um die Wirkung der kommunistischen Produktionsweise auf die erweiterten Freiheitsgrade aller Gesellschaftsmitglieder durch frei-verfügbare Zeit. Da soviele fliegenbeinzählenden wertkritische Koryphäen Engels als ignoranten Populisten denunzieren, sei dessen qualvolle Kritik des doitschen Bildungsspießers Dühring exemplarischer Beleg seiner Marxnähe.*7 (d.V.)}

 
[Über die historisch spezifische Reproduktionsform des Kapitals in seiner transistorischen Funktion der Schaffung materiellen Wechselbedingungen des Reichs der Notwendigkeit und des Reichs der Freiheit]
"Soweit die Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter vor sich geht, muß jedes verbrauchte Element des konstanten Kapitals, wenn nicht dem Quantum und der Form, doch der Wirkungsfähigkeit nach, in natura ersetzt werden durch ein neues Exemplar entsprechender Art. Bleibt die Produktivkraft der Arbeit dieselbe, so schließt dieser Naturalersatz den Ersatz desselben Werts ein, den das konstante Kapital in seiner alten Form hatte. Steigert sich aber die Produktivkraft der Arbeit, so daß dieselben stofflichen Elemente mit weniger Arbeit reproduziert werden können, so kann ein geringerer Wertteil des Produkts den konstanten Teil völlig in natura ersetzen. Der Überschuß kann dann zur Bildung von neuem Zusatzkapital dienen, oder es kann einem größern Teil des Produkts die Form von Konsumtionsmitteln gegeben oder die Mehrarbeit kann vermindert werden. Nimmt dagegen die Produktivkraft der Arbeit ab, so muß ein größrer Teil des Produkts in den Ersatz des alten Kapitals eingehn; das Mehrprodukt nimmt ab.

Die Rückverwandlung von Profit, oder überhaupt irgendeiner Form des Mehrwerts, in Kapital zeigt - wenn wir von der geschichtlich bestimmten ökonomischen Form absehn und sie nur als einfache Bildung neuer Produktionsmittel betrachten -, daß der Zustand immer noch fortbesteht, worin der Arbeiter außer der Arbeit zur Erwerbung unmittelbarer Lebensmittel Arbeit anwendet, um Produktionsmittel zu produzieren. Verwandlung von Profit in Kapital heißt nichts als Anwendung eines Teils der überschüssigen Arbeit zur Bildung neuer, zuschüssiger Produktionsmittel. Daß dies in der Form der Verwandlung von Profit in Kapital geschieht, heißt nur, daß nicht der Arbeiter, sondern der Kapitalist über die überschüssige Arbeit verfügt. Daß diese überschüssige Arbeit erst durch ein Stadium durchgehn muß, wo sie als Revenue erscheint (während sie z.B. beim Wilden als direkt auf Produktion von Produktionsmitteln gerichtete überschüssige Arbeit erscheint), heißt nur, daß diese Arbeit oder ihr Produkt vom Nichtarbeiter angeeignet wird. Was aber in der Tat in Kapital verwandelt wird, ist nicht der Profit als solcher. Verwandlung von Mehrwert in Kapital heißt nur, daß der Mehrwert und das Mehrprodukt vom Kapitalisten nicht als Revenue individuell konsumiert wird. Was aber wirklich so verwandelt wird, ist Wert, vergegenständlichte Arbeit, resp. das Produkt, worin dieser Wert sich unmittelbar darstellt oder wogegen er, nach vorheriger Verwandlung in Geld, ausgetauscht wird. Auch wenn der Profit in Kapital rückverwandelt wird, bildet nicht diese bestimmte Form des Mehrwerts, der Profit, die Quelle des neuen Kapitals. Der Mehrwert wird dabei nur aus einer Form in die andre verwandelt. Aber es ist nicht diese Formverwandlung, die ihn zu Kapital macht. Es ist die Ware und ihr Wert, die nun als Kapital fungieren. Aber daß der Wert der Ware nicht bezahlt ist - und nur dadurch wird er Mehrwert -, ist für die Vergegenständlichung der Arbeit, den Wert selbst, durchaus gleichgültig.

Das Mißverständnis drückt sich in verschiednen Formen aus. Z.B. daß die Waren, aus denen das konstante Kapital besteht, ebenfalls Elemente von Arbeitslohn, Profit und Rente enthalten. Oder aber daß, was Revenue für den einen, Kapital für den andern vorstellt, und dies daher bloß subjektive Beziehungen sind. So enthält das Garn des Spinners einen Wertteil, der Profit für ihn vorstellt. Kauft der Weber also das Garn, so realisiert er den Profit des Spinners, für ihn selbst aber ist dies Garn nur ein Teil seines konstanten Kapitals.

Außer dem schon früher über das Verhältnis von Revenue und Kapital Entwickelten ist hier zu bemerken: Was dem Wert nach betrachtet als konstituierend mit dem Garn in das Kapital des Webers eingeht, ist der Wert des Garns. Wie die Teile dieses Werts sich in Kapital und Revenue, mit andern Worten in bezahlte und unbezahlte Arbeit, für den Spinner selbst aufgelöst haben, ist vollständig gleichgültig für die Wertbestimmung der Ware selbst (abgesehn von den Modifikationen durch den Durchschnittsprofit). Es lauert hier immer im Hintergrund, daß der Profit, überhaupt der Mehrwert, ein Überschuß über den Wert der Ware ist, der nur durch Zuschlag, wechselseitige Prellerei, Veräußerungsgewinn gemacht wird. Indem der Produktionspreis oder auch der Wert der Ware gezahlt wird, werden natürlich auch die Wertbestandteile der Ware gezahlt, die sich für ihren Verkäufer in Revenueform darstellen. Von Monopolpreisen ist hier natürlich nicht die Rede.

Zweitens ist es ganz richtig, daß die Warenbestandteile, woraus das konstante Kapital besteht, wie aller andre Warenwert auf Wertteile reduzierbar ist, die sich für die Produzenten und die Eigner der Produktionsmittel in Arbeitslohn, Profit und Rente auflösten. Es ist dies nur die kapitalistische Ausdrucksform der Tatsache, daß aller Warenwert nur das Maß der in einer Ware enthaltnen, gesellschaftlich notwendigen Arbeit ist. Aber es ist schon im ersten Buch gezeigt worden, daß dies durchaus nicht hindert, das Warenprodukt eines jeden Kapitals in separate Teile zu zerfallen, wovon der eine ausschließlich den konstanten Kapitalteil darstellt, der andre den variablen Kapitalteil und ein dritter nur den Mehrwert.

Storch drückt die Meinung auch vieler andern aus, wenn er sagt:
»Les produits vendables qui constituent le revenu national doivent être considérés dans l'économie politique de deux manières différentes: relativement aux individus comme des valeurs; et relativement à la nation comme des biens; car le revenu d'une nation ne s'apprécie pas comme celui d'un individu, d'après sa valeur, mais d'après son utilité ou d'après les besoins auxquels il peut satisfaire.« (»Consid. sur la nature du revenu national«, p. 19.)

Es ist erstens eine falsche Abstraktion, eine Nation, deren Produktionsweise auf dem Wert beruht, weiter kapitalistisch organisiert ist, als einen bloß für die nationalen Bedürfnisse arbeitenden Gesamtkörper zu betrachten.

Zweitens bleibt, nach Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise, aber mit Beibehaltung gesellschaftlicher Produktion, die Wertbestimmung vorherrschend in dem Sinn, daß die Regelung der Arbeitszeit und die Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit unter die verschiednen Produktionsgruppen, endlich die Buchführung hierüber, wesentlicher denn je wird. "
(MEW Bd. 25, S. 857 ff.)
 
[Das Umschlagen der Wertquanta der stofflichen Reproduktion der bürgerlichen Gesellschaft in gesellschaftliche Bestimmungen des Arbeitsvolumens frei assoziierter Produzenten]
".. Schein, als ob die kapitalistischen Verhältnisse Naturverhältnisse jeder Produktionsweise seien.

Reduziert man allerdings den Arbeitslohn auf seine allgemeine Grundlage, nämlich auf den Teil des eignen Arbeitsprodukts, der in die individuelle Konsumtion des Arbeiters eingeht; befreit man diesen Anteil von der kapitalistischen Schranke und erweitert ihn zu dem Umfang der Konsumtion, den einerseits die vorhandne Produktivkraft der Gesellschaft zuläßt (also die gesellschaftliche Produktivkraft seiner eignen Arbeit als wirklich gesellschaftlicher) und den andrerseits die volle Entwicklung der Individualität erheischt; reduziert man ferner die Mehrarbeit und das Mehrprodukt auf das Maß, das unter den gegebnen Produktionsbedingungen der Gesellschaft erheischt ist, einerseits zur Bildung eines Assekuranz- und Reservefonds, andrerseits zur stetigen Erweiterung der Reproduktion in dem durch das gesellschaftliche Bedürfnis bestimmten Grad; schließt man endlich in Nr. 1, der notwendigen Arbeit, und Nr. 2, der Mehrarbeit, das Quantum Arbeit ein, das die arbeitsfähigen für die noch nicht oder nicht mehr arbeitsfähigen Glieder der Gesellschaft stets verrichten müssen, d.h. streift man sowohl dem Arbeitslohn wie dem Mehrwert, der notwendigen Arbeit wie der Mehrarbeit den spezifisch kapitalistischen Charakter ab, so bleiben eben nicht diese Formen, sondern nur ihre Grundlagen, die allen gesellschaftlichen Produktionsweisen gemeinschaftlich sind."
(MEW Bd. 25, S. 883 ff.)
 
[Überhistorischer Inhalt des Arbeitslohns und Mehrwerts als individuellem und gesellschaftlichem Konsumtionsfonds]
"Soweit der Arbeitsprozeß nur ein bloßer Prozeß zwischen Mensch und Natur ist, bleiben seine einfachen Elemente allen gesellschaftlichen Entwicklungsformen desselben gemein. Aber jede bestimmte historische Form dieses Prozesses entwickelt weiter die materiellen Grundlagen und gesellschaftlichen Formen desselben. Auf einer gewissen Stufe der Reife angelangt, wird die bestimmte historische Form abgestreift und macht einer höhern Platz. Daß der Moment einer solchen Krise gekommen, zeigt sich, sobald der Widerspruch und Gegensatz zwischen den Verteilungsverhältnissen, daher auch der bestimmten historischen Gestalt der ihnen entsprechenden Produktionsverhältnisse einerseits und den Produktivkräften, der Produktionsfähigkeit und der Entwicklung ihrer Agentien andrerseits. Breite und Tiefe gewinnt. Es tritt dann ein Konflikt zwischen der materiellen Entwicklung der Produktion und ihrer gesellschaftlichen Form ein." (MEW Bd. 25, S. 891 ff.)
 
[Historischer Materialismus: über die gesetzmäßigen Tendenzen des Übergehens von einer historischen Entwicklungsform zur nächst höheren gesellschaftlichen Formation]

4. Der Mensch als gesellschaftliche Naturkraft - Identität und Unterschied - überhistorische Bestimmungen der Kategorie Arbeit

4.1. allgemeine Bestimmungen der Arbeit

  • "Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln." (MEW 23, S. 57)

    {ARBEIT bestimmt als überhistorische naturnotwendige Existenzbedingung der gesellschaftlichen Wirklichkeit - dies gibt jedwede Parole der ´Abschaffung der Arbeit´ dem Kopfschütteln preis. (d.V.)}

 
[allgemeine Bestimmung der Arbeit als der Regelung des Stoffwechsels Mensch - Natur]
  • "Die Arbeit ist zunächst ein Prozeß zwischen Mensch und Natur, ein Prozeß, worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigne Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eignes Leben brauchbaren Form anzueignen. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur. Er entwickelt die in ihr schlummernden Potenzen und unterwirft das Spiel ihrer Kräfte seiner eignen Botmäßigkeit." (MEW 23, S. 193)

    {ARBEIT Vermittlungsprozess Natur - Mensch - der selbst als diese Naturkraft die äussere und seine innere Natur verändert - in dieser vermittelnden Einheit ist jedwede Flanke zum Naturalismus geschlossen wie auch zu dualistischer Auseinanderreissung Mensch - Natur. (d.V.)}

 
[allgemeine Bestimmung der Arbeit als gesellschaftliche Charakteristik der Naturkraft Mensch]
  • "Wir haben es hier nicht mit den ersten tierartig instinktmäßigen Formen der Arbeit zu tun. Dem Zustand, worin der Arbeiter als Verkäufer seiner eignen Arbeitskraft auf dem Warenmarkt auftritt, ist in urzeitlichen Hintergrund der Zustand entrückt, worin die menschliche Arbeit ihre erste instinktartige Form noch nicht abgestreift hatte. Wir unterstellen die Arbeit in einer Form, worin sie dem Menschen ausschließlich angehört. Eine Spinne verrichtet Operationen, die denen des Webers ähneln, und eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen menschlichen Baumeister." (MEW 23, S. 192)

    {Aus der unmittelbaren Einheit Mensch und Natur - nach Morgan untere Stufe der Wildheit - arbeitet sich die Gattung im Zeitraum von mehreren millionen Jahren auf menschliches Mass hinaus - Phylo- und ontogenetische Entwicklung der Gattung in Gestalt ihrer gesellschaftlichen Individuen und der umverwandelten Erde als ihr Lebensraum. (d.V.)}

 
[Übergang Natur - Mensch als gattungsgeschichtlicher Herausarbeitungsprozess]
  • "Was aber von vornherein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, daß er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus, das beim Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideell vorhanden war." (MEW 23, S. 192)

    {Denkbestimmung ist wichtigstes Unterscheidungsmerkmal Mensch - Tier. Historisch-materialistisch entfaltet sich das Denkvermögen der Gattung innerhalb der Totalitätsaufspannung der 5 grundlegenden ontologischen gesellschaftlichen Verhältnisse, deren Vermittlungskette mit dem PRODUKTIONsverhältnis beginnt, welches umschlägt in KONSUMTIONsverhältnisse innerhalb von ´FAMILIEN´reproduktionsformen und naturnotwendig in KOOPERATIONsverhältnissen verläuft, welche insgesamt KOMMUNIKATIONsverhältnisse erfordern samt Sprache. (d.V.)}

 
[Entwicklung von Denkfähigkeit ist wichtigster Unterschied Tier - Mensch]
  • " Nicht daß er nur eine Formveränderung des Natürlichen bewirkt; er verwirklicht im Natürlichen zugleich seinen Zweck, den er weiß, der die Art und Weise seines Tuns als Gesetz bestimmt und dem er seinen Willen unterordnen muß. Und diese Unterordnung ist kein vereinzelter Akt. Außer der Anstrengung der Organe, die arbeiten, ist der zweckmäßige Wille, der sich als Aufmerksamkeit äußert, für die ganze Dauer der Arbeit erheischt, und um so mehr, je weniger sie durch den eignen Inhalt und die Art und Weise ihrer Ausführungden Arbeiter mit sich fortreißt, je weniger er sie daher als Spiel seiner eignen körperlichen und geistigen Kräfte genießt." (MEW 23, S. 192 f.)
 
[Arbeit als teleologische Setzung - ziel- und zweckgerichtete vermittelnde Tätigkeit]
  • "Wie das quantitative Dasein der Bewegung die Zeit ist, so ist das quantitative Dasein der Arbeit die Arbeitszeit. Die Verschiedenheit ihrer eignen Dauer ist der einzige Unterschied, dessen sie fähig ist, ihre Qualität als gegeben vorausgesetzt. Als Arbeitszeit erhält sie ihren Maßstab an den natürlichen Zeitmaßen, Stunde, Tag, Woche usw. Arbeitszeit ist das lebendige Dasein der Arbeit, gleichgültig gegen ihre Form, ihren Inhalt, ihre Individualität; es ist ihr lebendiges Dasein als quantitatives, zugleich mit seinem immanenten Maße." (MEW 13, S. 17)
 
[grundlegende Bestimmung der Arbeitszeit als gesellschaftliche Bewegungsform als äusserer Maßstab und inneres Maß der Arbeit. ]

4.2. Die einfachen Momente des Arbeitsprozesses: Arbeit - Arbeitsgegenstand - Arbeitsmittel

  • "Die einfachen Momente des Arbeitsprozesses sind die zweckmäßige Tätigkeit oder die Arbeit selbst, ihr Gegenstand und ihr Mittel." (MEW 23, S. 193)
 
[Die Arbeit als zweck- und zielsetzende Tätigkeit - ihr Arbeitsgegenstand und Arbeitsmittel]
  • "Die Erde (worunter ökonomisch auch das Wasser einbegriffen), wie sie den Menschen ursprünglich mit Proviant, fertigen Lebensmitteln ausrüstet, findet sich ohne sein Zutun als der allgemeine Gegenstand der menschlichen Arbeit vor. Alle Dinge, welche die Arbeit nur von ihrem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Erdganzen loslöst, sind von Natur vorgefundne Arbeitsgegenstände. So der Fisch, der von seinem Lebenselement, dem Wasser, getrennt, gefangen wird, das Holz, das im Urwald gefällt, das Erz, das aus seiner Ader losgebrochen wird. Ist der Arbeitsgegenstand dagegen selbst schon sozusagen durch frühere Arbeit filtriert, so nennen wir ihn Rohmaterial. Z.B. das bereits losgebrochene Erz, das nun ausgewaschen wird. Alles Rohmaterial ist Arbeitsgegenstand, aber nicht jeder Arbeitsgegenstand ist Rohmaterial. Rohmaterial ist der Arbeitsgegenstand nur, sobald er bereits eine durch Arbeit vermittelte Veränderung erfahren hat." (MEW 23, S. 193)
 
[Die Erde als der allgemeine Gegenstand menschlicher Arbeit]
  • "Das Arbeitsmittel ist ein Ding oder ein Komplex von Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstand schiebt und die ihm als Leiter seiner Tätigkeit auf diesen Gegenstand dienen. Er benutzt die mechanischen, physikalischen, chemischen Eigenschaften der Dinge, um sie als Machtmittel auf andre Dinge, seinem Zweck gemäß, wirken zu lassen. Der Gegenstand, dessen sich der Arbeiter unmittelbar bemächtigt - abgesehn von der Ergreifung fertiger Lebensmittel, der Früchte z.B., wobei seine eignen Leibesorgane allein als Arbeitsmittel dienen - ist nicht der Arbeitsgegenstand, sondern das Arbeitsmittel. So wird das Natürliche selbst zum Organ seiner Tätigkeit, ein Organ, das er seinen eignen Leibesorganen hinzufügt, seine natürliche Gestalt verlängernd, trotz der Bibel. Wie die Erde seine ursprüngliche Proviantkammer, ist sie sein ursprüngliches Arsenal von Arbeitsmitteln. Sie liefert ihm z.B. den Stein, womit er wirft, reibt, drückt, schneidet usw. Die Erde selbst ist ein Arbeitsmittel, setzt jedoch zu ihrem Dienst als Arbeitsmittel in der Agrikultur wieder eine ganze Reihe andrer Arbeitsmittel und eine schon relativ hohe Entwicklung der Arbeitskraft voraus." (MEW 23, S. 194)
 
[Das Arbeitsmittel als ein Ding oder ein Komplex von Dingen - unablösbar von der Natur]
  • "Sobald überhaupt der Arbeitsprozeß nur einigermaßen entwickelt ist, bedarf er bereits bearbeiteter Arbeitsmittel. In den ältesten Menschenhöhlen finden wir Steinwerkzeuge und Steinwaffen. Neben bearbeitetem Stein, Holz, Knochen und Muscheln spielt im Anfang der Menschengeschichte das gezähmte, also selbst schon durch Arbeit veränderte, gezüchtete Tier die Hauptrolle als Arbeitsmittel. Der Gebrauch und die Schöpfung von Arbeitsmitteln, obgleich im Keim schon gewissen Tierarten eigen, charakterisieren den spezifisch menschlichen Arbeitsprozeß, und Franklin definiert daher den Menschen als »a toolmaking animal«, ein Werkzeuge fabrizierendes Tier." (MEW 23, S. 195)
 
[Der Mensch als werkzeugmachendes Tier als Voraussetzung des Arbeitsprozesses]
  • " Dieselbe Wichtigkeit, welche der Bau von Knochenreliquien für die Erkenntnis der Organisation untergegangner Tiergeschlechter, haben Reliquien von Arbeitsmitteln für die Beurteilung untergegangner ökonomischer Gesellschaftsformationen. Nicht was gemacht wird, sondern wie, mit welchen Arbeitsmitteln gemacht wird, unterscheidet die ökonomischen Epochen. Die Arbeitsmittel sind nicht nur Gradmesser der Entwicklung der menschlichen Arbeitskraft, sondern auch Anzeiger der gesellschaftlichen Verhältnisse, worin gearbeitet wird. Unter den Arbeitsmitteln selbst bieten die mechanischen Arbeitsmittel, deren Gesamtheit man das Knochen- und Muskelsystem der Produktion nennen kann, viel entscheidendere Charaktermerkmale einer gesellschaftlichen Produktionsepoche als solche Arbeitsmittel, die nur zu Behältern des Arbeitsgegenstandes dienen und deren Gesamtheit ganz allgemein als das Gefäßsystem der Produktion bezeichnet werden kann, wie z.B. Röhren, Fässer, Körbe, Krüge usw. Erst in der chemischen Fabrikation spielen sie eine bedeutungsvolle Rolle." (MEW 23, S. 194 ff.)
 
[Nicht WAS sondern WIE produziert wird charakterisiert die verschiedenen Gesellschaftsformationen]
  • "Im weitren Sinn zählt der Arbeitsprozeß unter seine Mittel außer den Dingen, welche die Wirkung der Arbeit auf ihren Gegenstand vermitteln und daher in einer oder der andren Weise als Leiter der Tätigkeit dienen, alle gegenständlichen Bedingungen, die überhaupt erheischt sind, damit der Prozeß stattfinde. Sie gehn nicht direkt in ihn ein, aber er kann ohne sie gar nicht oder nur unvollkommen vorgehn. Das allgemeine Arbeitsmittel dieser Art ist wieder die Erde selbst, denn sie gibt dem Arbeiter den locus standi und seinem Prozeß den Wirkungsraum (field of employment). Durch die Arbeit schon vermittelte Arbeitsmittel dieser Art sind z.B. Arbeitsgebäude, Kanäle, Straßen usw." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Die Mannigfaltigkeit der gegenständlichen Bedingungen des Arbeitsprozesses]
  • "Im Arbeitsprozeß bewirkt also die Tätigkeit des Menschen durch das Arbeitsmittel eine von vornherein bezweckte Veränderung des Arbeitsgegenstandes. Der Prozeß erlischt im Produkt. Sein Produkt ist ein Gebrauchswert, ein durch Formveränderung menschlichen Bedürfnissen angeeigneter Naturstoff. Die Arbeit hat sich mit ihrem Gegenstand verbunden. Sie ist vergegenständlicht, und der Gegenstand ist verarbeitet. Was auf seiten des Arbeiters in der Form der Unruhe erschien, erscheint nun als ruhende Eigenschaft, in der Form des Seins, auf seiten des Produkts. Er hat gesponnen, und das Produkt ist ein Gespinst." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Das Arbeitsprozess erlischt im Produkt]
  • "Betrachtet man den ganzen Prozeß vom Standpunkt seines Resultats, des Produkts, so erscheinen beide, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, als Produktionsmittel und die Arbeit selbst als produktive Arbeit." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Vom resultierenden Produkt betrachtet sind Arbeitsmittel und -gegenstand Produktionsmittel des Arbeitsprozesses]
  • "Wenn ein Gebrauchswert als Produkt aus dem Arbeitsprozeß herauskommt, gehn andre Gebrauchswerte, Produkte frührer Arbeitsprozesse, als Produktionsmittel in ihn ein. Derselbe Gebrauchswert, der das Produkt dieser, bildet das Produktionsmittel jener Arbeit. Produkte sind daher nicht nur Resultat, sondern zugleich Bedingung des Arbeitsprozesses." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Der resultierende Gebrauchswert des Arbeitsprozess ist umgewandelter früherer Gebrauchswert als Produktionsmittel]
  • "Mit Ausnahme der extraktiven Industrie, die ihren Arbeitsgegenstand von Natur vorfindet, wie Bergbau, Jagd, Fischfang usw. (der Ackerbau nur, soweit er in erster Instanz die jungfräuliche Erde selbst aufbricht), behandeln alle Industriezweige einen Gegenstand, der Rohmaterial, d.h. bereits durch die Arbeit filtrierter Arbeitsgegenstand, selbst schon Arbeitsprodukt ist. So z.B. der Samen in der Agrikultur. Tiere und Pflanzen, die man als Naturprodukte zu betrachten pflegt, sind nicht nur Produkte vielleicht der Arbeit vom vorigen Jahr, sondern, in ihren jetzigen Formen, Produkte einer durch viele Generationen unter menschlicher Kontrolle, vermittelst menschlicher Arbeit, fortgesetzten Umwandlung. Was aber die Arbeitsmittel insbesondre betrifft, so zeigt ihre ungeheure Mehrzahl dem oberflächlichsten Blick die Spur vergangner Arbeit." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Die Mehrzahl der Produktionszweige verarbeitet als Gegenstand bearbeitetes Rohmaterial]
  • "Das Rohmaterial kann die Hauptsubstanz eines Produkts bilden oder nur als Hilfsstoff in seine Bildung eingehn. Der Hlifsstoff wird vom Arbeitsmittel konsumiert, wie Kohle von der Dampfmaschine, Öl vom Rade, Heu vom Zugpferd, oder dem Rohmaterial zugesetzt, um darin eine stoffliche Veränderung zu bewirken, wie Chlor zur ungebleichten Leinwand, Kohle zum Eisen, Farbe zur Wolle, oder er unterstützt die Verrichtung der Arbeit selbst, wie z.B. zur Beleuchtung und Heizung des Arbeitslokals verwandte Stoffe. Der Unterschied zwischen Hauptstoff und Hilfsstoff verschwimmt in der eigentlich chemischen Fabrikation, weil keines der angewandten Rohmaterialien als die Substanz des Produkts wieder erscheint." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Das Rohmaterial kann Hauptsubstanz bis hin zu Hilfsstoff des Arbeitsprozesses sein]
  • "Da jedes Ding vielerlei Eigenschaften besitzt und daher verschiedner Nutzanwendung fähig ist, kann dasselbe Produkt das Rohmaterial sehr verschiedner Arbeitsprozesse bilden. Korn z.B. ist Rohmaterial für Müller, Stärkefabrikant, Destillateur, Viehzüchter usw. Es wird Rohmaterial seiner eignen Produktion als Samen. So geht die Kohle als Produkt aus der Minenindustrie hervor und als Produktionsmittel in sie ein." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Jedes Ding kann je nach spezifischer Eigenschaften in verschiedenen Produktionszweigen Nutzanwendung finden]
  • "Dasselbe Produkt mag in demselben Arbeitsprozeß als Arbeitsmittel und Rohmaterial dienen. Bei der Viehmast z.B., wo das Vieh, das bearbeitete Rohmaterial, zugleich Mittel der Düngerbereitung ist." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Dasselbe Ding kann je nach spezifischer Eigenschaften im selben Arbeitsprozess sowohl Arbeitsmittel als Rohmaterial sein]
  • "Ein Produkt, das in einer für die Konsumtion fertigen Form existiert, kann von neuem zum Rohmaterial eines andren Produkts werden, wie die Traube zum Rohmaterial des Weins. Oder die Arbeit entläßt ihr Produkt in Formen, worin es nur wieder als Rohmaterial brauchbar ist. Rohmaterial in diesem Zustand heißt Halbfabrikat und hieße besser Stufenfabrikat, wie z.B. Baumwolle, Faden, Garn usw. Obgleich selbst schon Produkt, mag das ursprüngliche Rohmaterial eine ganze Staffel verschiedner Prozesse zu durchlaufen haben, worin es in stets veränderter Gestalt stets von neuem als Rohmaterial funktioniert bis zum letzten Arbeitsprozeß, der es als fertiges Lebensmittel oder fertiges Arbeitsmittel von sich abstößt." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[konsumtionsfertige Produkte können ihrerseits als Rohmaterial eines anderen Produkts dienen]
  • " Man sieht: Ob ein Gebrauchswert als Rohmaterial, Arbeitsmittel oder Produkt erscheint, hängt ganz und gar ab von seiner bestimmten Funktion im Arbeitsprozesse, von der Stelle, die er in ihm einnimmt, und mit dem Wechsel dieser Stelle wechseln jene Bestimmungen." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Jeder Gebrauchswert kann je nach spezifischer Funktion im Arbeitsprozess als Rohmaterial, Arbeitsmittel oder Produkt erscheinen]
  • " Durch ihren Eintritt als Produktionsmittel in neue Arbeitsprozesse verlieren Produkte daher den Charakter des Produkts. Sie funktionieren nur noch als gegenständliche Faktoren der lebendigen Arbeit. Der Spinner behandelt die Spindel nur als Mittel, womit, den Flachs nur als Gegenstand, den er spinnt. Allerdings kann man nicht spinnen ohne Spinnmaterial und Spindel. Das Vorhandensein dieser Produkte ist daher vorausgesetzt beim Beginn des Spinnens. In diesem Prozeß selbst aber ist es ebenso gleichgültig, daß Flachs und Spindel Produkte vergangner Arbeit sind, wie es im Akt der Ernährung gleichgültig ist, daß Brot das Produkt der vergangnen Arbeiten von Bauer, Müller, Bäcker usw. Umgekehrt. Machen Produktionsmittel im Arbeitsprozeß ihren Charakter als Produkte vergangner Arbeit geltend, so durch ihre Mängel. Ein Messer, das nicht schneidet, Garn, das beständig zerreißt usw., erinnern lebhaft an Messerschmied A und Garnwichser E. Im gelungnen Produkt ist die Vermittlung seiner Gebrauchseigenschaften durch vergangne Arbeit ausgelöscht." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Produkte verlieren ihren Produktcharakter, wenn sie als Produktionsmittel in den Arbeitsprozess eingehen]
  • " Eine Maschine, die nicht im Arbeitsprozeß dient, ist nutzlos. Außerdem verfällt sie der zerstörenden Gewalt des natürlichen Stoffwechsels. Das Eisen verrostet, das Holz verfault. Garn, das nicht verwebt oder verstrickt wird, ist verdorbne Baumwolle. Die lebendige Arbeit muß diese Dinge ergreifen, sie von den Toten erwecken, sie aus nur möglichen in wirkliche und wirkende Gebrauchswerte verwandeln. Vom Feuer der Arbeit beleckt, als Leiber derselben angeeignet, zu ihren begriffs- und berufsmäßigen Funktionen im Prozeß begeistet, werden sie zwar auch verzehrt, aber zweckvoll, als Bildungselemente neuer Gebrauchswerte, neuer Produkte, die fähig sind, als Lebensmittel in die individuelle Konsumtion oder als Produktionsmittel in neuen Arbeitsprozeß einzugehn." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Maschinerie ist nur im Arbeitsprozess nützlich, ohne ihn verrottet sie]
  • "Wenn also vorhandne Produkte nicht nur Resultate, sondern auch Existenzbedingungen des Arbeitsprozesses sind, ist andrerseits ihr Hineinwerfen in ihn, also ihr Kontakt mit lebendiger Arbeit, das einzige Mittel, um diese Produkte vergangner Arbeit als Gebrauchswerte zu erhalten und zu verwirklichen." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Produkt sowohl als Resultat als auch Existenzbedingung desselben Produktionsprozesses]
  • "Die Arbeit verbraucht ihre stofflichen Elemente, ihren Gegenstand und ihr Mittel, verspeist dieselben und ist also Konsumtionsprozeß. Diese produktive Konsumtion unterscheidet sich dadurch von der individuellen Konsumtion, daß letztere die Produkte als Lebensmittel des lebendigen Individuums, erstere sie als Lebensmittel der Arbeit, seiner sich betätigenden Arbeitskraft, verzehrt. Das Produkt der individuellen Konsumtion ist daher der Konsument selbst, das Resultat der produktiven Konsumtion ein vom Konsumenten unterschiednes Produkt. Sofern ihr Mittel und ihr Gegenstand selbst schon Produkte sind, verzehrt die Arbeit Produkte, um Produkte zu schaffen, oder vernutzt Produkte als Produktionsmittel von Produkten." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Bestimmung und Unterscheidung von produktiver und individueller Konsumtion]
  • "Wie der Arbeitsprozeß aber ursprünglich nur zwischen dem Menschen und der ohne sein Zutun vorhandnen Erde vorgeht, dienen in ihm immer noch auch solche Produktionsmittel, die von Natur vorhanden, keine Verbindung von Naturstoff und menschlicher Arbeit darstellen." (MEW 23, S. 195 ff.)
 
[Immer auch sind die Produktionsmittel teilweise naturstoffliche Ressourcen]
  • " Der Arbeitsprozeß, wie wir ihn in seinen einfachen und abstrakten Momenten dargestellt haben, ist zweckmäßige Tätigkeit zur Herstellung von Gebrauchswerten, Aneignung des Natürlichen für menschliche Bedürfnisse, allgemeine Bedingung des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur, ewige Naturbedingung des menschlichen Lebens und daher unabhängig von jeder Form dieses Lebens, vielmehr allen seinen Gesellschaftsformen gleich gemeinsam. Wir hatten daher nicht nötig, den Arbeiter im Verhältnis zu andren Arbeitern darzustellen. Der Mensch und seine Arbeit auf der einen, die Natur und ihre Stoffe auf der andren Seite genügten. So wenig man dem Weizen anschmeckt, wer ihn gebaut hat, so wenig sieht man diesem Prozeß an, unter welchen Bedingungen er vorgeht, ob unter der brutalen Peitsche des Sklavenaufsehers oder unter dem ängstlichen Auge des Kapitalisten, ob Cincinnatus ihn verrichtet in der Bestellung seiner paar jugera oder der Wilde, der mit einem Stein eine Bestie erlegt. .......

    Der Arbeiter arbeitet unter der Kontrolle des Kapitalisten, dem seine Arbeit gehört. Der Kapitalist paßt auf, daß die Arbeit ordentlich vonstatten geht und die Produktionsmittel zweckmäßig verwandt werden, also kein Rohmaterial vergeudet und das Arbeitsinstrument geschont, d.h. nur so weit zerstört wird, als sein Gebrauch in der Arbeit ernötigt."
    (MEW 23, S. 197)
 
[Der Arbeitsprozess in seinen allgemeinen abstrakten Bestimmungen überhistorisch als zwecksetzende Tätigkeit und seine kapitalistische Überformung als Verwertungsprozess]
Vom Standpunkt des Resultats betrachtet, also vom Produkt:
  • so erscheinen Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand als Produktionsmittel
  • und die Arbeit als produktive Arbeit.
  • diese Bestimmung der produktiven Arbeit nach der Seite des stofflichen Resultats reicht nicht hin für den kap. Produktionsprozeß
  • Die Arbeit verbraucht ihre stofflichen Elemente, ihren Gegenstand und ihr Mittel, verspeist diesselben und ist daher Konsumtionsprozeß, produktive Konsumtion.
 
[produktive Arbeit und produktive Konsumtion]
  • "Die Gebrauchswerte Rock, Leinwand usw., kurz die Warenkörper, sind Verbindungen von zwei Elementen, Naturstoff und Arbeit. Zieht man die Gesamtsumme aller verschiednen nützlichen Arbeiten ab, die in Rock, Leinwand usw. stecken, so bleibt stets ein materielles Substrat zurück, das ohne Zutun des Menschen von Natur vorhanden ist. Der Mensch kann in seiner Produktion nur verfahren, wie die Natur selbst, d.h. nur die Formen der Stoffe ändern. Noch mehr. In dieser Arbeit der Formung selbst wird er beständig unterstützt von Naturkräften. Arbeit ist also nicht die einzige Quelle der von ihr produzierten Gebrauchswerte, des stofflichen Reichtums. Die Arbeit ist sein Vater, wie William Petty sagt, und die Erde seine Mutter." (MEW 23, S. 57 f)
 
[Arbeit ist ausschliessliche Umformung von Natur]
  • " Es gibt jedoch Gesellschaftszustände, worin derselbe Mensch abwechselnd schneidert und webt, diese beiden verschiednen Arbeitsweisen daher nur Modifikationen der Arbeit desselben Individuums und noch nicht besondre feste Funktionen verschiedner Individuen sind, ganz wie der Rock, den unser Schneider heute, und die Hosen, die er morgen macht, nur Variationen derselben individuellen Arbeit voraussetzen." (MEW 23, S. 58)
 
[verschiedene (konkrete) Arbeitsweisen desselben Individuums in anderen Produktionsweisen]
  • "Sieht man ab von der Bestimmtheit der produktiven Tätigkeit und daher vom nützlichen Charakter der Arbeit, so bleibt das an ihr, daß sie eine Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ist. Schneiderei und Weberei, obgleich qualitativ verschiedne produktive Tätigkeiten, sind beide produktive Verausgabung von menschlichem Hirn, Muskel, Nerv, Hand usw., und in diesem Sinn beide menschliche Arbeit. Es sind nur zwei verschiedne Formen, menschliche Arbeitskraft zu verausgaben. Allerdings muß die menschliche Arbeitskraft selbst mehr oder minder entwickelt sein, um in dieser oder jener Form verausgabt zu werden.

    ........... Wie nun in der bürgerlichen Gesellschaft ein General oder Bankier eine große, der Mensch schlechthin dagegen eine sehr schäbige Rolle spielt, so steht es auch hier mit der menschlichen Arbeit. Sie ist Verausgabung einfacher Arbeitskraft, die im Durchschnitt jeder gewöhnliche Mensch, ohne besondere Entwicklung, in seinem leiblichen Organismus besitzt. Die einfache Durchschnittsarbeit selbst wechselt zwar in verschiednen Ländern und Kulturepochen ihren Charakter, ist aber in einer vorhandnen Gesellschaft gegeben. Kompliziertere Arbeit gilt nur als potenzierte oder vielmehr multiplizierte einfache Arbeit, so daß ein kleineres Quantum komplizierter Arbeit gleich einem größeren Quantum einfacher Arbeit. Daß diese Reduktion beständig vorgeht, zeigt die Erfahrung."
    (MEW 23, S. 58 ff.)
 
[Zum allgemein menschlichen abstrakten Charakter der Arbeit als Teilarbeit der gesellschaftlichen Gesamtarbeit - zur Reduktion komplizierter zu einfacher Arbeit]
  • "Produktivkraft ist natürlich stets Produktivkraft nützlicher, konkreter Arbeit und bestimmt in der Tat nur den Wirkungsgrad zweckmäßiger produktiver Tätigkeit in gegebnem Zeitraum. Die nützliche Arbeit wird daher reichere oder dürftigere Produktenquelle im direkten Verhältnis zum Steigen oder Fallen ihrer Produktivkraft. ... Dagegen trifft ein Wechsel der Produktivkraft die im Wert dargestellte Arbeit an und für sich gar nicht. Dieselbe Arbeit ergibt daher in denselben Zeiträumen stets dieselbe Wertgröße, wie immer die Produktivkraft wechsle. Da die Produktivkraft der konkreten nützlichen Form der Arbeit angehört, kann sie natürlich die Arbeit nicht mehr berühren, sobald von ihrer konkreten nützlichen Form abstrahiert wird. Aber sie liefert in demselben Zeitraum verschiedene Quanta Gebrauchswerte, mehr, wenn die Produktivkraft steigt, weniger, wenn sie sinkt. Derselbe Wechsel der Produktivkraft, der die Fruchtbarkeit der Arbeit und daher die Masse der von ihr gelieferten Gebrauchswerte vermehrt, vermindert also die Wertgröße dieser vermehrten Gesamtmasse, wenn er die Summe der zu ihrer Produktion notwendigen Arbeitszeit abkürzt. Ebenso umgekehrt." (MEW 23, S. 60)
 
[grundlegende Produktivkraft der Arbeit - hier Betonung ihrer überhistorischen Momente]
  • "Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinn, und in dieser Eigenschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit bildet sie den Warenwert. Alle Arbeit ist andrerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besondrer zweckbestimmter Form, und in dieser Eigenschaft konkreter nützlicher Arbeit produziert sie Gebrauchswerte" (MEW 23, S. 61)
 
[Doppelcharakter aller Arbeit - auch im überhistorischen Sinne gesellschaftlicher Produktion, wo sie sich in Gebrauchswert und als Plan der Gesamtarbeit darstellt]

4.3. Die Kooperation als gesellschaftliche Massenkraft und die hiermit sich entwickelnde gesellschaftliche Durchschnittsbildung

"Die Form der Arbeit vieler, die in demselben Produktionsprozeß oder in verschiednen, aber zusammenhängenden Produktionsprozessen planmäßig neben- und miteinander arbeiten, heißt Kooperation.

Wie die Angriffskraft einer Kavallerieschwadron oder die Widerstandskraft eines Infanterieregiments wesentlich verschieden ist von der Summe der von jedem Kavalleristen und Infanteristen vereinzelt entwickelten Angriffs- und Widerstandskräfte, so die mechanische Kraftsumme vereinzelter Arbeiter von der gesellschaftlichen Kraftpotenz, die sich entwickelt, wenn viele Hände gleichzeitig in derselben ungeteilten Operation zusammenwirken, z.B. wenn es gilt, eine Last zu heben, eine Kurbel zu drehn oder einen Widerstand aus dem Weg zu räumen. Die Wirkung der kombinierten Arbeit könnte hier von der vereinzelten gar nicht oder nur in viel längren Zeiträumen oder nur auf einem Zwergmaßstab hervorgebracht werden. Es handelt sich hier nicht nur um Erhöhung der individuellen Produktivkraft durch die Kooperation, sondern um die Schöpfung einer Produktivkraft, die an und für sich Massenkraft sein muß. "
(MEW Bd. 23, S. 344 f.)

{Als 4. gesellschaftliches Grundverhältnis (neben PRODUKTION - KONSUMTION - FAMILIENFORMEN - und 5. KOMMUNIKATION/SPRACHE) stellt die KOOPERATION sich als Massenkraft jeweils historisch spezifisch nach Stand der Produktivkräfte. In der Gegenwart gewaltiger proletarischer Heere von WISSENSCHAFTEN bauen sie in Kombination brauchbare Pyramidenbauten säkularer Formen des allmächtig erscheinenden Kapitals, wie z.B. die Informationstechnologie. (d.V.)}

 
[Die Kooperation als gesellschaftliche Massenkraft]
"Abgesehn von der neuen Kraftpotenz, die aus der Verschmelzung vieler Kräfte in eine Gesamtkraft entspringt, erzeugt bei den meisten produktiven Arbeiten der bloße gesellschaftliche Kontakt einen Wetteifer und eine eigne Erregung der Lebensgeister (animal spirits), welche die individuelle Leistungsfähigkeit der einzelnen erhöhen, so daß ein Dutzend Personen zusammen in einem gleichzeitigen Arbeitstag von 144 Stunden ein viel größres Gesamtprodukt liefern als zwölf vereinzelte Arbeiter, von denen jeder 12 Stunden, oder als ein Arbeiter, der 12 Tage nacheinander arbeitet. Dies rührt daher, daß der Mensch von Natur, wenn nicht, wie Aristoteles meint, ein politisches, jedenfalls ein gesellschaftliches Tier ist." (MEW Bd. 23, S. 346 ff.)

{Dass Marx an gegebener Stelle die Naturseite des Menschen betont schmeckt vielen Postmodernen nicht. Sie kennen keinen Unterschied zwischen Natur und Gesellschaft und deren vermittelten Einheit: gesellschaftliches Naturwesen Mensch sondern reissen diese nur als sich ausschliessenden Gegensatz schroff dualistisch auseinander. Eine gescheite historisch-materialistische Anthropologie ist dringend von Nöten, will man die Flanken zu den Naturalisierungen moderner Sozialdarwinismen schliessen. Georg Lukács´ Mimesiskonzeption in seiner Großen Ästhetik in der Anwendung der Reflexologie der Pawlow-Nachfolge ist sicherlich einer der Ausgangspunkte hierzu. (d.V.)}

 
[Zum Unterschied von Konkurrenz und Wetteifer - zur menschlichen Natur]
"Obgleich viele dasselbe oder Gleichartiges gleichzeitig miteinander verrichten, kann die individuelle Arbeit eines jeden dennoch als Teil der Gesamtarbeit verschiedne Phasen des Arbeitsprozesses selbst darstellen, die der Arbeitsgegenstand, infolge der Kooperation, rascher durchläuft. Z.B. wenn Maurer eine Reihe von Händen bilden, um Bausteine vom Fuß eines Gestells bis zu seiner Spitze zu befördern, tut jeder von ihnen dasselbe, aber dennoch bilden die einzelnen Verrichtungen kontinuierliche Teile einer Gesamtverrichtung, besondre Phasen, die jeder Baustein im Arbeitsprozeß durchlaufen muß und wodurch ihn etwa die 24 Hände des Gesamtarbeiters rascher fördern als die zwei Hände jedes einzelnen Arbeiters, der das Gerüst auf- und abstiege. Der Arbeitsgegenstand durchläuft denselben Raum in kürzerer Zeit. Andrerseits findet Kombination der Arbeit statt, wenn ein Bau z.B. von verschiednen Seiten gleichzeitig angegriffen wird, obgleich die Kooperierenden dasselbe oder Gleichartiges tun. Der kombinierte Arbeitstag von 144 Stunden, der den Arbeitsgegenstand vielseitig im Raum angreift, weil der kombinierte Arbeiter oder Gesamtarbeiter vorn und hinten Augen und Hände hat und in gewissem Grad Allgegenwart besitzt, fördert das Gesamtprodukt rascher als 12 zwölfstündige Arbeitstage mehr oder minder vereinzelter Arbeiter, die ihr Werk einseitiger angreifen müssen. In derselben Zeit reifen verschiedne Raumteile des Produkts.

Wir betonten, daß die vielen, die einander ergänzen, dasselbe oder Gleichartiges tun, weil diese einfachste Form gemeinsamer Arbeit auch in der ausgebildetsten Gestalt der Kooperation eine große Rolle spielt. Ist der Arbeitsprozeß kompliziert, so erlaubt die bloße Masse der Zusammenarbeitenden, die verschiednen Operationen unter verschiedne Hände zu verteilen, daher gleichzeitig zu verrichten und dadurch die zur Herstellung des Gesamtprodukts nötige Arbeitszeit zu verkürzen.
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Auf der einen Seite erlaubt die Kooperation, die Raumsphäre der Arbeit auszurecken, und wird daher für gewisse Arbeitsprozesse schon durch den räumlichen Zusammenhang des Arbeitsgegenstandes erheischt, wie bei Trockenlegung von Land, Eindämmung, Bewäßrung, Kanal-, Straßen-, Eisenbahnbauten usw. Andrerseits ermöglicht sie, verhältnismäßig zur Stufenleiter der Produktion, räumliche Verengung des Produktionsgebiets. Diese Beschränkung der Raumsphäre der Arbeit bei gleichzeitiger Ausdehnung ihrer Wirkungssphäre, wodurch eine Masse falscher Kosten (faux frais) erspart werden, entspringt aus der Konglomeration der Arbeiter, dem Zusammenrücken verschiedner Arbeitsprozesse und der Konzentration der Produktionsmittel."
(MEW Bd. 23, S. 346 ff.)

{Kooperation und Kombination geteilter Arbeit sind Bedingung und Resultat gesellschaftlicher Arbeit. Erzwungener Maßen wirkt sie auf den Lohnarbeiter als travail repulsive - unter angeeigneten Bedingungen frei assoziierter Produzenten schlägt sie um in travail attractive. (d.V.)}

 
[KOOPERATION erweitert den Arbeitsraum und verkürzt die Zeit des Durchlaufs des Arbeitsmittel und wirkt als KOMBINATION vielseitig im Raum und verkürzt die Arbeitszeit zur Herstellung des Gesamtprodukts]
"In vielen Produktionszweigen gibt es kritische Momente, d.h. durch die Natur des Arbeitsprozesses selbst bestimmte Zeitepochen, während deren bestimmte Arbeitsresultate erzielt werden müssen. Soll z.B. eine Herde Schafe geschoren oder eine Morgenanzahl Kornland gemäht und geherbstet werden, so hängt Quantität und Qualität des Produkts davon ab, daß die Operation zu einer gewissen Zeit begonnen und zu einer gewissen Zeit beendet wird. Der Zeitraum, den der Arbeitsprozeß einnehmen darf, ist hier vorgeschrieben, wie etwa beim Heringsfang. Der einzelne kann aus einem Tag nur einen Arbeitstag herausschneiden, sage von 12 Stunden, aber die Kooperation von 100 z.B. erweitert einen zwölfstündigen Tag zu einem Arbeitstag von 1200 Stunden. Die Kürze der Arbeitsfrist wird kompensiert durch die Größe der Arbeitsmasse, die im entscheidenden Augenblick auf das Produktionsfeld geworfen wird. Die rechtzeitige Wirkung hängt hier ab von der gleichzeitigen Anwendung vieler kombinierten Arbeitstage, der Umfang des Nutzeffekts von der Arbeiteranzahl, die jedoch stets kleiner bleibt als die Anzahl der Arbeiter, die vereinzelt in demselben Zeitraum denselben Wirkungsraum ausfüllen würden. Es ist der Mangel dieser Kooperation, wodurch im Westen der Vereinigten Staaten eine Masse Korn und in den Teilen Ostindiens, wo englische Herrschaft das alte Gemeinwesen zerstört hat, eine Masse Baumwolle jährlich verwüstet wird." (MEW Bd. 23, S. 346 ff.)

{Die Praxis der Stoßbrigarden, freiwilliger Ernteeinsätze, temporärer massenhafter Arbeitseinsätze nicht nur bei Naturkatastrophen kommt erst in der freien Gesellschaft zu sich selbst - z.B. in Formen wie an Fourier angelehnte produktive Abenteuer-Phalancen der Weltjugend, im temporären und territorialen Wechsel von Arbeit - Spiel - Muße. (d.V.)}

 
[Die Natur manches Arbeitsprozesses erfordert unverzügliche Anwendung massenhaft kombinierter Arbeitstage]
"Verglichen mit einer gleich großen Summe vereinzelter individueller Arbeitstage, produziert der kombinierte Arbeitstag größre Massen von Gebrauchswert und vermindert daher die zur Produktion eines bestimmten Nutzeffekts nötige Arbeitszeit. Ob er im gegebnen Fall diese gesteigerte Produktivkraft erhält, weil er die mechanische Kraftpotenz der Arbeit erhöht oder ihre räumliche Wirkungssphäre ausdehnt oder das räumliche Produktionsfeld im Verhältnis zur Stufenleiter der Produktion verengt oder im kritischen Moment viel Arbeit in wenig Zeit flüssig macht oder den Wetteifer der einzelnen erregt und ihre Lebensgeister spannt oder den gleichartigen Verrichtungen vieler den Stempel der Kontinuität und Vielseitigkeit aufdrückt, oder verschiedne Operationen gleichzeitig verrichtet oder die Produktionsmittel durch ihren gemeinschaftlichen Gebrauch ökonomisiert oder der individuellen Arbeit den Charakter gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit verleiht, unter allen Umständen ist die spezifische Produktivkraft des kombinierten Arbeitstags gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit oder Produktivkraft gesellschaftlicher Arbeit. Sie entspringt aus der Kooperation selbst. Im planmäßigen Zusammenwirken mit andern streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein Gattungsvermögen.
Wenn Arbeiter überhaupt nicht unmittelbar zusammenwirken können, ohne zusammen zu sein. Ihre Konglomeration auf bestimmtem Raum daher Bedingung ihrer Kooperation ist, können Lohnarbeiter nicht kooperieren, ohne daß dasselbe Kapital, derselbe Kapitalist sie gleichzeitig anwendet, also ihre Arbeitskräfte gleichzeitig kauft. .. "
(MEW Bd. 23, S. 346 ff.)

{Kooperation und Kombination geteilter gesellschaftlicher Arbeit sind Bedingung der Entfaltung des Gattungsvermögens, wie blindlings manche einsame Geldmonade sich auch nach Gemeinschaftlichkeit sehnt. (d.V.)}

 
[Abstreifen der individuellen Schranke in der Kooperation als Entwicklung des Gattungsvermögens]
"Indes findet doch innerhalb gewisser Grenzen eine Modifikation statt. In Wert vergegenständlichte Arbeit ist Arbeit von gesellschaftlicher Durchschnittsqualität, also die Äußerung einer durchschnittlichen Arbeitskraft. Eine Durchschnittsgröße existiert aber immer nur als Durchschnitt vieler verschiedner Größenindividuen derselben Art. In jedem Industriezweig weicht der individuelle Arbeiter, Peter oder Paul, mehr oder minder vom Durchschnittsarbeiter ab. Diese individuellen Abweichungen, welche mathematisch »Fehler« heißen, kompensieren sich und verschwinden, sobald man eine größere Anzahl Arbeiter zusammennimmt.*6 " (MEW Bd. 23, S. 341 ff.)

{Manch modernem Individuum ist diese Aussage ein Greuel. Wer möchte schon Durchschnitt sein? Idealistisch geprägt, ist es überzeugt, dass die gesellschaftliche Durchschnittsbildung nur durch Überstülpen von mathematischen Formeln auf die Wirklichkeit als Modell gewonnen wird. Und nicht umgekehrt, dass der Wirklichkeit selbst nach dem Gesetz der grossen Zahlen die mathematischen Formeln von Statistik und Wahrscheinlichkeit entspringen. Als auf private Rechnung lebende Bürger sind sie so atomisiert, dass sie ihre Einwirkung auf den Arbeitsprozess gar nicht als gesellschaftlichen Durchschnitt denken können. (d.V.)}

 
[Die allgemeine Durchschnittsbildung der Teilglieder der Massenkraft KOOPERATION ALS gesellschaftliche Phänomene]
".. Wie dem auch sei, es ist klar, daß der Gesamtarbeitstag einer größren Anzahl gleichzeitig beschäftigter Arbeiter, dividiert durch die Anzahl der Arbeiter, an und für sich ein Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit ist. Der Arbeitstag des einzelnen sei z.B. zwölfstündig. So bildet der Arbeitstag von 12 gleichzeitig beschäftigten Arbeitern einen Gesamtarbeitstag von 144 Stunden, und obgleich die Arbeit eines jeden des Dutzend mehr oder minder von der gesellschaftlichen Durchschnittsarbeit abweichen, der einzelne daher etwas mehr oder weniger Zeit zu derselben Verrichtung brauchen mag, besitzt der Arbeitstag jedes einzelnen als ein Zwölftel des Gesamtarbeitstags von 144 Stunden die gesellschaftliche Durchschnittsqualität." (MEW Bd. 23, S. 341 ff.)

{Auf dieser Operationalisierbarkeit der Arbeit vieler beruht wie bei ROBINSON die gesamte Rechnungslegung zur Verteilung der gesellschaftlichen Gesamtarbeit nach Wirksamkeit und Bedürfnismassen. (d.V.)}

 
[Der Gesamtarbeitstag vieler schlägt um in einen Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit]
"Auch bei gleichbleibender Arbeitsweise bewirkt die gleichzeitige Anwendung einer größren Arbeiteranzahl eine Revolution in den gegenständlichen Bedingungen des Arbeitsprozesses. Baulichkeiten, worin viele arbeiten, Lager für Rohmaterial usw., Gefäße, Instrumente, Apparate usw., die vielen gleichzeitig oder abwechselnd dienen, kurz, ein Teil der Produktionsmittel wird jetzt gemeinsam im Arbeitsprozeß konsumiert. " (MEW Bd. 23, S. 341 ff.)

{Dies betrifft nicht nur den Einzelbetrieb sondern insbesondere Ballungsgebiete von Betriebsstätten, wodurch sich die gesellschaftliche Produktivkraft überproportional erhöht. (d.V.)}

 
[Die Revolutionierung der Produktionsmittel durch Konzentrierung von Arbeitskräften als historische Tat der Bourgeosie]

4.4. Zu den kapitalistischen Formbestimmungen der Kategorie gesellschaftliche Arbeit

  • als subjektiver Faktor des Produktionsprozesses ändert der als Arbeitslohn vorgeschossene Wertanteil der Ware Arbeitskraft hierbei seine Wertgröße, reproduziert seinen eigenen Wert samt Mehrwert - daher v = variables Kapital
  • absolute und relative Mehrwertproduktion als ineinander umschlagende Formen der optimalen Auspumpung der Ware Arbeitskraft
  • Teilung und Kombination der Arbeit in der Fabrik und in der Gesellschaft und als Weltmarkt auf riesiger Stufenleiter
  • Schaffung einer Maschinerie auf eine dem Kapital eigenen wissenschaftlichen Art und Weise
  • produktive und unproduktive Arbeit im kapitalistischen Sinne
  • die Heraussetzung des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters
  • formelle und reelle Subsumtion der Arbeit unter das Kapital
  • Produktivität und Intensität der kapitalistischen Arbeit innerhalb des nationalen Gesamtkapitals
  • Verwandlung von Wert der Arbeitskraft in Arbeitslohn - und dessen Fetischismus
  • Umschlag der Produktivität in Intensität der kapitalistischen Arbeit zwischen den nationalen Gesamtkapitalen
  • technische und organische Zusammensetzung des Kapitals
  • gesetzmässige Produktion einer industriellen Reservearmee - genannt Überbevölkerung
  • Umschlag der Eigentumsgesetze der Warenproduktion in Gesetze der kapitalistischen Aneignung
  • die sogenannte ursprüngliche Akkumulation des Kapitals als die gewaltsame Erzeugung des doppelt ´freien´ Lohnarbeiter
 
[Auflistung dieser Formbestimmungen ist weiter auszuführen]



*1
Mancher ´Individualist´ träumt vom Robinson-Dasein und verdrängt dabei das Bündel der mit seiner Existenzabsicherung verbundenen Arbeitsaufgaben. Deren allgemeine Bestimmungen führt Marx hier zusammen. Und sie gelten auch in der Gesellschaft massenhafter geldmonadischer ´Robinsons´ als auch in der Assoziation der freien Produzenten.
"Da die politische Ökonomie Robinsonaden liebt, erscheine zuerst Robinson auf seiner Insel. Bescheiden, wie er von Haus aus ist, hat er doch verschiedenartige Bedürfnisse zu befriedigen und muß daher nützliche Arbeiten verschiedner Art verrichten, Werkzeuge machen, Möbel fabrizieren, Lama zähmen, fischen, jagen usw. Vom Beten u. dgl. sprechen wir hier nicht, da unser Robinson daran sein Vergnügen findet und derartige Tätigkeit als Erholung betrachtet. Trotz der Verschiedenheit seiner produktiven Funktionen weiß er, daß sie nur verschiedne Betätigungsformen desselben Robinson, also nur verschiedne Weisen menschlicher Arbeit sind. Die Not selbst zwingt ihn, seine Zeit genau zwischen seinen verschiednen Funktionen zu verteilen. Ob die eine mehr, die andre weniger Raum in seiner Gesamttätigkeit einnimmt, hängt ab von der größeren oder geringeren Schwierigkeit, die zur Erzielung des bezweckten Nutzeffekts zu überwinden ist. Die Erfahrung lehrt ihn das, und unser Robinson, der Uhr, Hauptbuch, Tinte und Feder aus dem Schiffbruch gerettet, beginnt als guter Engländer bald Buch über sich selbst zu führen. Sein Inventarium enthält ein Verzeichnis der Gebrauchsgegenstände, die er besitzt, der verschiednen Verrichtungen, die zu ihrer Produktion erheischt sind, endlich der Arbeitszeit, die ihm bestimmte Quanta dieser verschiednen Produkte im Durchschnittkosten. Alle Beziehungen zwischen Robinson und den Dingen, die seinen selbstgeschaffnen Reichtum bilden, sind hier so einfach und durchsichtig, daß selbst Herr M. Wirth sie ohne besondre Geistesanstrengung verstehn dürfte. Und dennoch sind darin alle wesentlichen Bestimmungen des Werts enthalten." (MEW Bd. 23, S. 90 ff.)

*2
Dieser schlichte Satz charakterisiert das überhistorische GESETZ DER PROPORTIONALEN VERTEILUNG DER GESELLSCHAFTLICHEN GESAMTARBEITSZEIT AUF DIE VERSCHIEDENEN PRODUKTIONSZWEIGE: im Kapitalismus setzt es sich zentral als WERTGESETZ durch, im Kommunismus als GESELLSCHAFTLICHER PLAN. Prozessual betrachtet handelt es sich um das gesellschaftliche ZAP - das zentrale Allokationsproblem. An anderer Stelle führt Marx es so aus:
"Was das - Centralblatt (143) angeht, so macht der Mann die größtmöglichste Konzession, indem er zugibt, daß, wenn man unter Wert sich überhaupt etwas denkt, man meine Schlußfolgerungen zugeben muß.Der Unglückliche sieht nicht, daß, wenn in meinem Buch gar kein Kapitel über den -Wert stünde, die Analyse der realen Verhältnisse, die ich gebe, den Beweis und den Nachweis des wirklichen Wertverhältnisses enthalten würde. Das Geschwatz über die Notwendigkeit, den Wertbegriff zu beweisen, beruht nur auf der vollständigsten Unwissenheit, sowohl über die Sache, um die es sich handelt, als die Methode der Wissenschaft. Daß jede Nation verrecken würde, die, ich will nicht sagen für ein Jahr, sondern für ein paar Wochen die Arbeit einstellte, weiß jedes Kind. Ebenso weißes, daß die den verschiednen Bedürfnismassen entsprechenden Massen von Produkten verschiedne und quantitativ bestimmte Massen der gesellschaftlichen Gesamtarbeit erheischen. Daß diese Notwendigkeit der Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit in bestimmten Proportionen durchaus nicht durch die bestimmte Form der gesellschaftlichen Produktion aufgehoben, sondern nur ihre Erscheinungsweise ändern kann, ist self-evident. Naturgesetze können überhaupt nicht aufgehoben werden.Wass ich in historisch verschiednen Zuständen ändern kann, ist nur die Form, wor in jene Gesetze sich durchsetzen. Und die Form, wor in sich diese proportionelle Verteilung der Arbeit durchsetzt in einem Gesellschaftszustand, worin der Zusammenhang der gesellschaftlichen Arbeit sich als Privataustausch der individuellen Arbeitsprodukte geltendmacht, ist eben der Tauschwert der Produkte." (Marx Brief an Kugelmann; London 11.7.1868 (MEW 32, S.552))

*3
"4.1. ZAP, das Gesetz der Proportionen
Es geht also folgend um eine Diskussion der Kategorien Form und Inhalt bezüglich des Wertes. An dieser Stelle wäre noch einmal hervorzuheben, dass Marx ausdrücklich im Zusammenhang mit dem ZAP von einer Naturgesetzlichkeit spricht, die nicht aufgehoben werden kann. Hierbei wird das 'naturgesetzlich' (bzw. besser wäre von naturwüchsig zu sprechen), als vom Bewusstsein der Menschen unabhängig wirkende Gesetzmäßigkeit vorgestellt. Wie es auch in der "unsichtbaren Hand" eines Adam Smith ausgedrückt ist. "Sie wissen das nicht, aber sie tun es"(MEW Band 23 S.88).
"Naturgesetze können überhaupt nicht aufgehoben werden. Was sich in historisch verschiednen Zuständen ändern kann, ist nur die Form, worin jene Gesetze sich durchsetzen. Und die Form, worin sich diese proportionale Verteilung der Arbeit durchsetzt in einem Gesellschaftszustand, worin der Zusammenhang der gesellschaftlichen Arbeit sich als Privataustausch der individuellen Arbeitsprodukte geltend macht, ist eben der Tauschwert der Produkte." (Kugelmannbrief)*10
ZAP bezeichnet das zentrale Allokationsproblem. Also die proportionale Verteilung der gesellschaftlichen Arbeitszeit oder auch kurz Gesetz der Proportionen. Also wird der wichtige Kernpunkt dieser Stelle von Fröhlich auch als solcher erkannt. Aus der Marxschen Darstellung geht nun ferner hervor, dass dies Gesetz für alle Gesellschaften gültig ist, also eine überhistorische, wenngleich gesellschaftliche, Gesetzmäßigkeit ist.
In jeder Gesellschaft muss zu ihrer Reproduktion notwendigerweise die proportionale Verteilung der Arbeitszeit stattfinden, da sonst die Gesellschaft "verrecken würde", wie Marx richtig feststellt. Dieses hat also den Charakter eines Gesetzes als unabdingbarer Notwendigkeit. Eine kurze Überlegung sollte die "self-evidence" zeigen.
" Dass diese Notwendigkeit der Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit in bestimmten Proportionen durchaus nicht durch die bestimmte Form der gesellschaftlichen Produktion aufgehoben, sondern nur ihre Erscheinungsweise ändern kann, ist self-evident. " (Kugelmannbrief)*11
Das zu jedem Zeitpunkt gegebene Quantum gesamtgesellschaftlicher Arbeitszeit muss in richtigen Portionen zur Herstellung der gesamten Produktionspalette, die eigentlich eine Reproduktionspalette ist, verteilt sein. D.h., die richtige Anzahl der konkreten Produkte müssen zur richtigen Zeit vorhanden sein, damit keine Stockung der Reproduktion stattfindet, bzw. im schlimmsten Falle die Produktion zum Erliegen kommt.
Die geschichtliche Spezifik liegt nun nicht im wesentlichen Inhalt als dem ZAP, sondern der konkreten (historischen) Form, in welchem sich dieses Gesetz Ausdruck verleiht, seine Wirkmächtigkeit erlangt. Diese Form bzgl. der Geschichte macht Marx nun zum Inhalt seiner Untersuchungen. "
(Peter Heilbronn, Arbeitsnotizen: Pfannkuchentheorie - Eine Kritik der monetären Werttheorie- Anmerkungen zur Aufhebung der Arbeitswerttheorie bei Marx - http://www.mxks.de/kolitik/peter2Froehlich.Werttheorie.html7)

*4
" 3. »Die Befreiung der Arbeit erfordert die Erhebung der Arbeitsmittel zu Gemeingut der Gesellschaftund die genossenschaftliche Regelung der Gesamtarbeit mit gerechter Verteilung des Arbeitsertrags.«
»Erhebung der Arbeitsmittel zu Gemeingut«! Soll wohl heißen ihre »Verwandlung in Gemeingut«. Doch dies nur nebenbei.
Was ist »Arbeitsertrag«? Das Produkt der Arbeit oder sein Wert? Und im letzteren Fall, der Gesamtwert des Produkts oder nur der Wertteil, den die Arbeit dem Wert der aufgezehrten Produktionsmittel neu zugesetzt hat?
»Arbeitsertrag« ist eine lose Vorstellung, die Lassalle an die Stelle bestimmter ökonomischer Begriffe gesetzt hat.
Was ist »gerechte« Verteilung?
Behaupten die Bourgeois nicht, daß die heutige Verteilung »gerecht« ist? Und ist sie in der Tat nicht die einzige »gerechte« Verteilung auf Grundlage der heutigen Produktionsweise? Werden die ökonomischen Verhältnisse durch Rechtsbegriffe geregelt, oder entspringen nicht umgekehrt die Rechtsverhältnisse aus den ökonomischen? Haben nicht auch die sozialistischen Sektierer die verschiedensten Vorstellungen über »gerechte« Verteilung?
Um zu wissen, was man sich bei dieser Gelegenheit unter der Phrase »gerechte Verteilung« vorzustellen hat, müssen wir den ersten Paragraphen mit diesem zusammenhalten. Letzterer unterstellt eine Gesellschaft, worin »die Arbeitsmittel Gemeingut sind und die Gesamtarbeit genossenschaftlich geregelt ist«, und aus dem ersten Paragraphen ersehn wir, daß »der Ertrag der Arbeit unverkürzt, nach gleichem Rechte, allen Gesellschaftsgliedern gehört«.
»Allen Gesellschaftsgliedern«? Auch den nicht arbeitenden? Wo bleibt da »der unverkürzte Arbeitsertrag«? Nur den arbeitenden Gesellschaftsgliedern? Wo bleibt da »das gleiche Recht« aller Gesellschaftsglieder?
Doch »alle Gesellschaftsglieder« und »das gleiche Recht« sind offenbar nur Redensarten. Der Kern be- steht darin, daß in dieser kommunistischen Gesellschaft jeder Arbeiter seinen »unverkürzten« Lassalleschen »Arbeitsertrag« erhalten muß.
Nehmen wir zunächst das Wort »Arbeitsertrag« im Sinne des Produkts der Arbeit, so ist der genossenschaftliche Arbeitsertrag das gesellschaftliche Gesamtprodukt.
Davon ist nun abzuziehen:
  • Erstens: Deckung zum Ersatz der verbrauchten Produktionsmittel.
  • Zweitens: zusätzlicher Teil für Ausdehnung der Produktion.
  • Drittens: Reserve- oder Assekuranzfonds gegen Mißfälle, Störungen durch Naturereignisse etc.
Diese Abzüge vom »unverkürzten Arbeitsertrag« sind eine ökonomische Notwendigkeit, und ihre Größe ist zu bestimmen nach vorhandenen Mitteln und Kräften, zum Teil durch Wahrscheinlichkeitsrechnung, aber sie sind in keiner Weise aus der Gerechtigkeit kalkulierbar.
Bleibt der andere Teil des Gesamtprodukts, bestimmt, als Konsumtionsmittel zu dienen.
Bevor es zur individuellen Teilung kommt, geht hiervon wieder ab:
  • Erstens: die allgemeinen, nicht direkt zur Produktion gehörigen Verwaltungskosten.
  • Dieser Teil wird von vornherein aufs bedeutendste beschränkt im Vergleich zur jetzigen Gesellschaft und vermindert sich im selben Maß, als die neue Gesellschaft sich entwickelt.

  • Zweitens: was zur gemeinschaftlichen Befriedigung von Bedürfnissen bestimmt ist, wie Schulen, Gesundheitsvorrichtungen etc.
  • Dieser Teil wächst von vornherein bedeutend im Vergleich zur jetzigen Gesellschaft und nimmt im selben Maß zu, wie die neue Gesellschaft sich entwickelt.

  • Drittens: Fonds für Arbeitsunfähige etc., kurz, für, was heute zur sog. offiziellen Armenpflege gehört.
Erst jetzt kommen wir zu der »Verteilung«, die das Programm, unter Lassalleschem Einfluß, bornierterweise allein ins Auge faßt, nämlich an den Teil der Konsumtionsmittel, der unter die individuellen Produzenten der Genossenschaft verteilt wird.
Der »unverkürzte Arbeitsertrag« hat sich unterderhand bereits in den »verkürzten« verwandelt, obgleich, was dem Produzenten in seiner Eigenschaft als Privatindividuum entgeht, ihm direkt oder indirekt in seiner Eigenschaft als Gesellschaftsglied zugut kommt.
Wie die Phrase des »unverkürzten Arbeitsertrags« verschwunden ist, verschwindet jetzt die Phrase des »Arbeitsertrags« überhaupt.

Innerhalb der genossenschaftlichen, auf Gemeingut an den Produktionsmitteln gegründeten Gesellschaft tauschen die Produzenten ihre Produkte nicht aus; ebensowenig erscheint hier die auf Produkte verwandte Arbeit als Wert dieser Produkte, als eine von ihnen besessene sachliche Eigenschaft, da jetzt, im Gegensatz zur kapitalistischen Gesellschaft, die individuellen Arbeiten nicht mehr auf einem Umweg, sondern unmittelbar als Bestandteile der Gesamtarbeit existieren. Das Wort »Arbeitsertrag«, auch heutzutage wegen seiner Zweideutigkeit verwerflich, verliert so allen Sinn.
Womit wir es hier zu tun haben, ist eine kommunistische Gesellschaft, nicht wie sie sich auf ihrer eignen Grundlage entwickelt hat, sondern umgekehrt, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft herorgeht, also in jeder Beziehung, ökonomisch, sittlich, geistig, noch behaftet ist mit den Muttermalen der alten Gesellschaft, aus deren Schoß sie herkommt. Demgemäß erhält der einzelne Produzent - nach den Abzügen - exakt zurück, was er ihr gibt. Was er ihr gegeben hat, ist sein individuelles Arbeitsquantum. Z.B. der gesellschaftliche Arbeitstag besteht aus der Summe der individuellen Arbeitsstunden. Die indivi-duelle Arbeitszeit des einzelnen Produzenten ist der von ihm gelieferte Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags, sein Anteil daran. Er erhält von der Gesellschaft einen Schein, daß er soundso viel Arbeit geliefert (nach Abzug seiner Arbeit für die gemeinschaftlichen Fonds), und zieht mit diesem Schein aus dem gesellschaftlichen Vorrat von Konsumtionsmitteln soviel heraus, als gleich viel Arbeit kostet. Dasselbe Quantum Arbeit, das er der Gesellschaft in einer Form gegeben hat, erhält er in der andern zurück.
Es herrscht hier offenbar dasselbe Prinzip, das den Warenaustausch regelt, soweit er Austausch Gleichwertiger ist. Inhalt und Form sind verändert, weil unter den veränderten Umständen niemand etwas geben kann außer seiner Arbeit und weil andrerseits nichts in das Eigentum der einzelnen übergehn kann außer individuellen Konsumtionsmitteln. Was aber die Verteilung der letzteren unter die einzelnen Produzenten betrifft, herrscht dasselbe Prinzip wie beim Austausch von Warenäquivalenten, es wird gleich viel Arbeit in einer Form gegen gleich viel Arbeit in einer andern ausgetauscht.
Das gleiche Recht ist hier daher immer noch - dem Prinzip nach - das bürgerliche Recht, obgleich Prinzip und Praxis sich nicht mehr in den Haaren liegen, während der Austausch von Äquivalenten beim Warenaustausch nur im Durchschnitt, nicht für den einzelnen Fall existiert.
Trotz dieses Fortschritts ist dieses gleiche Recht stets noch mit einer bürgerlichen Schranke behaftet. Das Recht der Produzenten ist ihren Arbeitslieferungen proportionell; die Gleichheit besteht darin, daß an gleichem Maßstab, der Arbeit, gemessen wird. Der eine ist aber physisch oder geistig dem andern überlegen, liefert also in derselben Zeit mehr Arbeit oder kann während mehr Zeit arbeiten; und die Arbeit, um als Maß zu dienen, muß der Ausdehnung oder der Intensität nach bestimmt werden, sonst hörte sie auf, Maßstab zu sein. Dies gleiche Recht ist ungleiches Recht für ungleiche Arbeit. Es erkennt keine Klassenunterschiede an, weil jeder nur Arbeiter ist wie der andre; aber es erkennt stillschweigend die ungleiche individuelle Begabung und daher Leistungsfähigkeit der Arbeiter als natürliche Privilegien an. Es ist daher ein Recht der Ungleichheit, seinem Inhalt nach, wie alles Recht. Das Recht kann seiner Natur nach nur in Anwendung von gleichem Maßstab bestehn; aber die ungleichen Individuen (und sie wären nicht verschiedne Individuen, wenn sie nicht ungleiche wären) sind nur an gleichem Maßstab meßbar, soweit man sie unter einen gleichen Gesichtspunkt bringt, sie nur von einer bestimmten Seite faßt, z.B. im gegebnen Fall sie nur als Arbeiter betrachtet und weiter nichts in ihnen sieht, von allem andern absieht. Ferner: Ein Arbeiter ist verheiratet, der andre nicht; einer hat mehr Kinder als der andre etc. etc. Bei gleicher Arbeitsleistung und daher gleichem Anteil an dem gesellschaftlichen Konsumtionsfonds erhält also der eine faktisch mehr als der andre, ist der eine reicher als der andre etc. Um alle diese Mißstände zu vermelden, müßte das Recht, statt gleich, vielmehr ungleich sein.
Aber diese Mißstände sind unvermeidbar in der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaft, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft nach langen Geburtswehen hervorgegangen ist. Das Recht kann nie höher sein als die ökonomische Gestaltung und dadurch bedingte Kulturentwicklung der Gesellschaft.
In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit ver- schwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre ProduktivkräfteA10 gewach- sen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen - erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!

------ Daß die Arbeiter die Bedingungen der genossenschaftlichen Produktion auf sozialem und zunächst bei sich, also [auf] nationalem Maßstab herstellen wollen, heißt nur, daß sie an der Umwälzung der jetzigen Produktionsbedingungen arbeiten, und hat nichts gemein mit der Stiftung von Kooperativgesellschaften mit Staatshilfe! Was aber die jetzigen Kooperativgesellschaften betrifft, so haben sie nur Wert, soweit sie unabhängige, weder von den Regierungen noch von den Bourgeois protegierte Arbeiterschöpfungen sind."
(Marx: Kritik des Gothaer Programms, MEW Bd. 19, S. 17 ff.)


*5
"Für den Kapitalisten ist die Umschlagszeit seines Kapitals die Zeit, während deren er sein Kapital vorschießen muß, um es zu verwerten und in der ursprünglichen Gestalt zurückzuerhalten." (MEW Bd. 24, S. 157)

*6
Erinnert folgendes nicht an die Erfahrung von Sportsfreunden mit der Durchschnittsbildung von Starmannschaften und Underdogs im Profisport?
"Der berühmte Sophist und Sykophant Edmund Burke will aus seinen praktischen Erfahrungen als Pächter sogar wissen, daß schon »für ein so geringes Peloton« wie 5 Ackerknechte aller individuelle Unterschied der Arbeit verschwindet, also die ersten besten im Mannesalter befindlichen fünf englischen Ackerknechte zusammengenommen in derselben Zeit grad soviel Arbeit verrichten als beliebige andre fünf englische Ackerknechte." (MEW Bd. 23, S. 341 ff.)
*4
"." (MEW Bd. 24, S. 157)

*7
"Die Spaltung der Gesellschaft in eine ausbeutende und eine ausgebeutete, eine´herrschende und eine unterdrückte Klasse war die notwendige Folge der frühern geringen Entwicklung der Produktion. Solange die gesellschaftliche Gesamtarbeit nur einen Ertrag liefert, der das zur notdürftigen Existenz aller Erforderliche nur um wenig übersteigt, solange also die Arbeit alle oder fast alle Zeit der großen Mehrzahl der Gesellschaftsglieder in Anspruch nimmt, solange teilt sich die Gesellschaft notwendig in Klassen. Neben dieser ausschließlich der Arbeit frönenden großen Mehrheit bildet sich eine von direkt-produktiver Arbeit befreite Klasse, die die gemeinsamen Angelegenheiten der Gesellschaft besorgt: Arbeitsleitung, Staatsgeschäfte, Justiz, Wissenschaft, Künste usw. Das Gesetz der Arbeitsteilung ist es also, was der Klassenteilung zugrunde liegt. Aber das hindert nicht, daß diese Einteilung in Klassen nicht durch Gewalt und Raub, List und Betrug durchgesetzt worden und daß die herrschende Klasse, einmal im Sattel, nie verfehlt hat, ihre Herrschaft auf Kosten der arbeitenden Klasse zu befestigen und die gesellschaftliche Leitung umzuwandeln in Ausbeutung der Massen.
Aber wenn hiernach die Einteilung in Klassen eine gewisse geschichtliche Berechtigung hat, so hat sie eine solche doch nur für einen gegebnen Zeitraum, für gegebne gesellschaftliche Bedingungen. Sie gründete sich auf die Unzulänglichkeit der Produktion; sie wird weggefegt werden durch die volle Entfaltung der modernen Produktivkräfte. Und in der Tat hat die Abschaffung der gesellschaftlichen Klassen zur Voraussetzung einen geschichtlichen Entwicklungsgrad, auf dem das Bestehn nicht bloß dieser oder jener bestimmten herrschenden Klasse, sondern einer herrschenden Klasse überhaupt, also des Klassenunterschieds selbst, ein Anachronismus geworden, veraltet´ist. Sie hat also zur Voraussetzung einen Höhegrad der Entwicklung der Produktion, auf dem Aneignung der Produktionsmittel und Produkte, und damit der politischen Herrschaft, des Monopols der Bildung und der geistigen Leitung durch eine besondre Gesellschaftsklasse nicht nur überflüssig, sondern auch ökonomisch, politisch und intellektuell ein Hindernis der Entwicklung geworden ist. Dieser Punkt ist jetzt erreicht. Ist der politische und intellektuelle Bankrott der Bourgeoisie ihr selbst kaum noch ein Geheimnis, so wiederholt sich ihr ökonomischer Bankrott regelmäßig alle zehn Jahre. In jeder Krise erstickt die Gesellschaft unter der Wucht ihrer eignen, für sie unverwendbaren Produktivkräfte und Produkte und steht hülflos vor dem absurden Widerspruch, daß die Produzenten nichts zu konsumieren haben, weil es an Konsumenten fehlt. Die Expansionskraft der Produktionsmittel sprengt die Bande, die ihr die kapitalistische Produktionsweise angelegt. Ihre Befreiung aus diesen Banden ist die einzige Vorbedingung einer ununterbrochenen, stets rascher fortschreitenden Entwicklung der Produktivkräfte und damit einer praktisch schrankenlosen Steigerung der Produktion selbst. Damit nicht genug. Die gesellschaftliche Aneignung der Produktionsmittel beseitigt nicht nur die jetzt bestehende künstliche Hemmung der Produktion, sondern auch die positive Vergeudung und Verheerung von Produktivkräften und Produkten, die gegenwärtig die unvermeidliche Begleiterin der Produktion ist und ihren Höhepunkt in den Krisen erreicht. Sie setzt ferner eine Masse von Produktionsmitteln und Produkten für die Gesamtheit frei durch Beseitigung der blödsinnigen Luxusverschwendung der jetzt herrschenden Klassen und ihrer politischen Repräsentanten. Die Möglichkeit, vermittelst der gesellschaftlichen Produktion allen Gesellschaftsgliedern eine Existenz zu sichern, die nicht nur materiell vollkommen ausreichend ist und von Tag zu Tag reicher wird, sondern die ihnen auch die vollständige freie Ausbildung und Betätigung ihrer körperlichen und geistigen Anlagen garantiert, diese Möglichkeit ist jetzt zum erstenmal da, aber sie ist da.
Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten. Die Anarchie innerhalb der gesellschaftlichen Produktion wird ersetzt durch planmäßige bewußte Organisation. Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der Mensch, ingewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt aus tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. Der Umkreis der die Menschen umgebenden Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt beherrschte, tritt jetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen, die nun zum ersten Male bewußte, wirkliche Herren der Natur, weil und indem sie Herren ihrer eignen Vergesellschaftung werden. Die Gesetze ihres eignen gesellschaftlichen Tuns, die ihnen bisher als fremde, sie beherrschende Naturgesetze gegenüberstanden, werden dann von den Menschen mit voller Sachkenntnis angewandt und damit beherrscht. Die eigne Vergesellschaftung der Menschen, die ihnen bisher als von Natur und Geschichte oktroyiert gegenüberstand, wird jetzt ihre eigne freie Tat. Die objektiven, fremden Mächte, die bisher die Geschichte beherrschten, treten unter die Kontrolle der Menschen selbst. Erst von da an werden die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewußtsein selbst machen, erst von da an werden die von ihnen in Bewegung gesetzten gesellschaftlichen Ursachen vorwiegend und in stets steigendem Maße auch die von ihnen gewollten Wirkungen haben. Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reiche der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit.
Diese weltbefreiende Tat durchzuführen, ist der geschichtliche Beruf des modernen Proletariats. Ihre geschichtlichen Bedingungen und damit ihre Natur selbst zu ergründen, und so der zur Aktion berufenen, heute unterdrückten Klasse die Bedingungen und die Natur ihrer eignen Aktion zum Bewußtsein zu bringen, ist die Aufgabe des theoretischen Ausdrucks der proletarischen Bewegung, des wissenschaftlichen Sozialismus.
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(Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, MEW Bd. 20, S. 262 ff.)

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last update : Sun Mar 04 14:44:04 CET 2007 robin good fellow
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