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Team Peter Heilbronn
Thema Kapital Bd.3., VI. Abschnitt: Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente, 40. Kapitel, Zweite Form der Differentialrente (Differentialrente II) ( excerpt )
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40 Zweite Form der Differentialrente (Differentialrente II)

40 Zweite Form der Differentialrente (Differentialrente II)

" Wir haben bisher die Differentialrente nur betrachtet als das Resultat der verschiednen Produktivität gleicher Kapitalanlagen auf gleichen Bodenflächen von verschiedner Fruchtbarkeit, so daß die Differentialrente bestimmt war durch die Differenz zwischen dem Ertrag des Kapitals, das im schlechtesten, rentelosen Boden angelegt ist, und dem des Kapitals, das im bessern angelegt ist. Wir hatten hier die Kapitalanlagen nebeneinander auf verschiednen Bodenflächen, so daß jeder Neuanlage von Kapital extensivere Bebauung des Bodens, Erweiterung der bebauten Bodenfläche entsprach. Aber schließlich war die Differentialrente der Sache nach nur das Resultat der verschiednen Produktivität gleicher Kapitale, die auf den Grund und Boden angelegt werden. " (S. 686)
 
[Bisher Unterschied in Kapitalproduktiviät]
" Kann es nun einen Unterschied machen, wenn Kapitalmassen mit verschiedner Produktivität nacheinander auf demselben Bodenstück und wenn sie nebeneinander auf verschiednen Bodenstücken angelegt werden, vorausgesetzt nur, daß die Resultate dieselben sind? " (S. 686)
 
[Unterschiedliche Produktiviät - gleiches Resultat?]
Sei das gleiche Kapital als Produktionskosten von 3 Pfd.St. auf drei verschieden fruchtbaren Böden angelegt und ergibt so verschiedenes Ergebnis.

Angelegtes Kapital in Pfd.St. Bodenstück nach Fruchtbarkeit aufsteigend Resultat in Quarter durch A bestimmter Produktionspreis Surplusprofit in Pfd.St.
2.5A13kein
2.5B233
2.5C336
2.5D439
insgesamt: 10Gesamtrental: 18
" ... endlich 3 Pfd.St. Produktionskosten auf den Acre von D 4 qrs. und 9 Pfd.St. Surplusprofit ergeben; oder ob dasselbe Resultat dadurch erreicht wird, daß diese 12 Pfd.St. Produktionskosten, resp. 10 Pfd.St. Kapital, mit diesen selben Erfolgen in derselben Reihenfolge auf einen und denselben Acre angewandt sind. Es ist jedesmal ein Kapital von 10 Pfd.St., von dessen sukzessive angelegten Wertteilen [687] von je 2 1/2 Pfd.St., ob sie angelegt werden auf 4 Acres von verschiedner Fruchtbarkeit nebeneinander oder auf einen und denselben Acre nacheinander, infolge ihres verschiednen Produkts ein Teil keinen Surplusprofit abwirft, während die andren Teile einen Surplusprofit im Verhältnis der Differenz ihres Ertrags über den jener rentelosen Anlage geben. " (S. 687f)
 
[Nebeneinander oder nacheinander]
Nur durch Feststellung der aktuellen Fruchtbarkeit bzw. des aktuell lokalen Ergebnisses ist zu bestimmen, welches der Profitteil des Surplusprofites ist, der dann als Bodenrente an den Rentier vom Pächter aus "weiterzureichen" ist. Da die Grundrente fast immer für die Länge des Pachtvertrages festgelegt ist, treten hier insbesondere bei Veränderung der Produktivität auf dem Boden Interessengegensätze Pächter - Grundbesitzer hervor.
 
[Das Problem der Teilung des Profits in Bodenrente und Pächterprofit]
" Aber jedenfalls finden bei der zweiten Methode Schwierigkeiten statt für die Verwandlung des Surplusprofits in Rente, für diese Formveränderung, die die Übertragung der Surplusprofite vom kapitalistischen Pächter auf den Eigentümer des Bodens einschließt. Daher das hartnäckige Sträuben der englischen Pächter gegen eine offizielle Agrikulturstatistik. Daher der Kampf zwischen ihnen und den Grundeigentümern wegen der Feststellung der wirklichen Ergebnisse ihrer Kapitalanlage. (Morton.) Es wird nämlich die Rente bei Pachtung der Ländereien festgesetzt, wonach dann die aus der sukzessiven Anlage von Kapital entspringenden Surplusprofite in die Tasche des Pächters fließen, solange der Pachtkontrakt dauert. Daher der Kampf der Pächter um lange Pachtkontrakte und umgekehrt die Vermehrung der jährlich kündbaren Kontrakte (tenancies at will) durch die Übermacht der Landlords. " (S. 688)
 
[Notwendige Trennung der Formen I und II]
Es stellt sich so praktisch die Frage, wie hoch die Grundrente sein soll.
" Es ist daher von vornherein klar: wenn es auch für das Gesetz der Bildung der Surplusprofite nichts ändert, ob gleiche Kapitale mit ungleichen Resultaten nebeneinander auf gleich großen Bodenstrecken oder ob sie nacheinander auf demselben Bodenteil angelegt werden, so macht es dennoch einen bedeutenden Unterschied für die Verwandlung der Surplusprofite in Grundrente. " [Herv. v. P.H.] (S. 688)
 
[Wie hoch ist real die Grundrente?]
" Bei mehr permanenten Bodenverbesserungen fällt, bei Ablauf des Pachtkontrakts, die künstlich erhöhte Differentialfruchtbarkeit des Bodens mit seiner natürlichen zusammen und daher die Abschätzung der Rente mit der zwischen Bodenarten verschiedner Fruchtbarkeit überhaupt. Dagegen, so weit die Bildung von Surplusprofit durch die Höhe des Betriebskapitals bestimmt ist, wird die Höhe der Rente bei gewisser Größe des Betriebskapitals auf die Durchschnittsrente des Landes geschlagen und daher darauf gesehn, daß der neue Pächter über hinreichendes Kapital verfügt, um die Kultur in derselben intensiven Weise fortzusetzen. " (S. 688f)

{ Insbesondere bei der Ablösung eines vorherigen Pächters kommt es darauf an,

(d.V.)}

Nun wird das Hintereinander der Produktion auf demselben Stück Land (Form II, diachron) gegenüber dem Nebeneinander auf verschiedenen Stücken Land (Form I, synchron) betrachtet. Dies in ihren Gemeinsamkeiten, d.h. Differenzialrente II ist nur Ausdruck der Differenzialrente I, bzw. letztere ist deren Grundlage. Aber ihre Unterschiede werden ebenfalls bestimmt, was zuerst die Schwierigkeit der Formverwandlung von Profit in Grundrente betrifft.
 [Differanzielrente II: Punkt 1]
" Bei der Betrachtung der Differentialrente II sind nun folgende Punkte noch hervorzuheben: Erstens : Ihre Basis und ihr Ausgangspunkt, nicht nur historisch, sondern soweit es ihre Bewegung in jedem gegebnen Zeitpunkt betrifft, ist die Differentialrente I, d.h. die gleichzeitige Bebauung, nebeneinander, von Bodenarten verschiedner Fruchtbarkeit und Lage; also die gleichzeitige Anwendung, nebeneinander, von verschiednen Bestandteilen des agrikolen Gesamtkapitals auf Bodenstrecken verschiedner Qualität. Historisch versteht sich dies von selbst. In Kolonien haben die Kolonisten nur wenig Kapital anzulegen; die Hauptproduktionsagenten sind Arbeit und Erde. Jedes einzelne Familienhaupt sucht für sich und die Seinigen ein unabhängiges Beschäftigungsfeld, neben denen seiner Mitkolonisten, herauszuarbeiten. Dies muß überhaupt bei der eigentlichen Agrikultur auch schon bei vorkapitalistischen Produktionsweisen der Fall sein. " [Herv. v. P.H.] (S. 689)
 
[Unterschiedliche Fruchtbarkeit]
" Die kapitalistische Produktionsweise geht aus von frühern Produktionsweisen, worin die Produktionsmittel, tatsächlich oder rechtlich, das Eigentum des Bebauers selbst sind, mit einem Wort vom handwerksmäßigen Betrieb der Agrikultur. Der Natur der Sache nach entwickelt sich aus diesem erst allmählich die Konzentration der Produktionsmittel und ihre Verwandlung in Kapital gegenüber den in Lohnarbeiter verwandelten unmittelbaren Produzenten. Soweit die kapitalistische Produktionsweise hier charakteristisch auftritt, geschieht dies anfänglich zuerst besonders in Schafweide und Viehzucht; sodann aber nicht in Konzentration des Kapitals auf relativ kleinem Bodenumfang, sondern in Produktion auf größrem Maßstab, so daß an Pferdehaltung und andren Produktionskosten gespart wird; in der Tat aber nicht durch Anwendung von mehr Kapital auf demselben Boden.
...
Es ist also von vornherein festzuhalten, daß die Differentialrente I die geschichtliche Grundlage ist, von der ausgegangen wird. Andrerseits tritt die Bewegung der Differentialrente II in jedem gegebnen Augenblick nur ein auf einem Gebiet, das selbst wieder die buntscheckige Grundlage der Differentialrente I bildet. "
[Herv. v. P.H.] (S. 698)
 
[Form I als geschichtliche Grundlage von II]
 [Differanzielrente II: Punkt 2]
Historisch gesehen gilt bei keiner freien Korneinfuhr, dass große Teile der agraischen Produzenten sogar unter dem Durchschnitt produzieren. Dies ändert sich erst mit der zunehmenden Kapitalförmigkeit dieser Produktion.
" Zweitens: Bei der Differentialrente in der Form II treten, zur Verschiedenheit der Fruchtbarkeit, hinzu die Unterschiede in der Verteilung des Kapitals (und der Kreditfähigkeit) unter den Pächtern. In der eigentlichen Manufaktur bildet sich bald für jeden Geschäftszweig ein eignes Minimum des Geschäftsumfangs und dementsprechend ein Minimum des Kapitals, unter dem ein einzelnes Geschäft nicht mit Erfolg betrieben werden kann. Es bildet sich ebenso in jedem Geschäftszweig ein dies Minimum überschreitendes, normales Durchschnittsmaß von Kapital, worüber die Masse der Produzenten verfügen muß und verfügt. Was darüber ist, kann Extraprofit bilden; was darunter, erhält nicht den Durchschnittsprofit. Die kapitalistische Produktionsweise ergreift nur langsam und ungleichmäßig die Landwirtschaft, wie man in England sehn kann, dem klassischen Lande der kapitalistischen Produktionsweise in der Agrikultur. Soweit keine freie Korneinfuhr existiert oder ihre Wirkung, weil ihr Umfang, nur beschränkt ist, bestimmen die Produzenten, die auf schlechterm Boden, also mit ungünstigeren als den Durchschnitts-Produktionsbedingungen arbeiten, den Marktpreis. Ein großer Teil der in der Landwirtschaft angewandten und überhaupt ihr zur Verfügung stehenden Gesamtmasse von Kapital befindet sich in ihren Händen.

Es ist richtig, daß z.B. der Bauer auf seine kleine Parzelle viel Arbeit verwendet. Aber isolierte und der objektiven, sowohl gesellschaftlichen wie materiellen Bedingungen der Produktivität beraubte, von ihnen entblößte Arbeit.

Dieser Umstand bewirkt, daß die wirklichen kapitalistischen Pächter fähig sind, sich einen Teil des Surplusprofits anzueignen; dies würde wegfallen, wenigstens soweit dieser Punkt in Betracht kommt, wäre die kapitalistische Produktionsweise in der Landwirtschaft ebenso gleichmäßig entwickelt wie in der Manufaktur. "
[Herv. v. P.H.] (S. 689)
 
[Unterschiede in der Kapitalverteilung]

{ Hier geht Marx auch von der Identität von Produktionspreis und Marktpreis aus. (d.V.)}

" Betrachten wir zunächst bloß die Bildung des Surplusprofits bei Differentialrente II, ohne uns noch um die Bedingungen zu kümmern, unter denen die Verwandlung dieses Surplusprofits in Grundrente vorgehn kann. " (S. 690)
" Es ist dann klar, daß die Differentialrente II nur ein verschiedner Ausdruck der Differentialrente I ist, aber der Sache nach mit ihr zusammenfällt. Die verschiedne Fruchtbarkeit der verschiednen Bodenarten wirkt bei Differentialrente I nur, soweit sie bewirkt, daß auf den Boden angelegte Kapitale ungleiche Resultate, Produkte, geben, entweder bei gleicher Größe der Kapitale oder ihrer proportionellen Größe nach betrachtet. Ob diese Ungleichheit stattfindet für verschiedne Kapitale, die auf demselben Bodenstück nacheinander angelegt sind, oder für solche, die auf mehrere Stücke von verschiednen Bodenarten verwandt wurden, kann an der Differenz der Fruchtbarkeit oder ihres Produkts und daher an der Bildung der Differentialrente für die fruchtbarer angelegten Kapitalteile keinen Unterschied machen. Es ist nach wie vor der Boden, der bei gleicher Kapitalanlage verschiedne Fruchtbarkeit zeigt, nur daß hier derselbe Boden für ein in verschiednen Portionen sukzessiv angelegtes Kapital tut, was bei I verschiedne Bodenarten für verschiedne gleich große, auf sie angelegte Teile des gesellschaftlichen Kapitals tun. " [Herv. v. P.H.] (S. 690)
 
[Differenzialrente II nur versch. Ausdruck für I]
Sei das gleiche Kapital von 10 Pfd.St.sukzessive 4 Jahre in Folge auf denselben Boden D angelegt mit unterschiedlichem Ergebnis, d.h. hier abnehmendem Ertrag.

Jahr Angelegtes Kapital in Pfd.St. gleiches Bodenstück Fruchtbarkeit absteigend Resultat in Quarter durch A bestimmter Produktionspreis Surplusprofit in Pfd.St.
12.5D439
22.5D336
32.5D233
42.5D13kein
insgesamt: 10
 
[Sukzessive Anlage auf dem selben Bodenstück]
" ... denselben Acre von D sukzessiv angelegt wäre, so daß die erste Anlage 4 qrs., die zweite 3, die dritte 2, die letzte 1 qr. gäbe (oder auch in umgekehrter Reihenfolge), so würde der Preis des einen qr. = 3 Pfd.St., den der mindestergiebige Kapitalteil liefert, keine Differentialrente abwerfen, sondern den Produktionspreis bestimmen, solange noch Zufuhr von Weizen nötig, dessen Produktionspreis 3 Pfd.St. ist. Und da der Voraussetzung nach kapitalistisch produziert wird, also der Preis von 3 Pfd.St. den Durchschnittsprofit einschließt, den ein Kapital von 2 1/2 Pfd.St. überhaupt abwirft, so werden die drei andern Portionen von je 2 1/2 Pfd.St. Surplusprofite abwerfen, je nach der Differenz dieses Produkts, da dies Produkt nicht zu seinem Produktionspreis, sondern zum Produktionspreis der unergiebigsten Anlage von 2 1/2 Pfd.St. verkauft wird; einer Anlage, die keine Rente abwirft und bei der der Preis des Produkts nach dem allgemeinen Gesetz der Produktionspreise reguliert ist. Die Bildung der Surplusprofite wäre dieselbe wie in Tabelle I. " [Herv. v. P.H.] (S. 690)
" Es zeigt sich hier wiederum, daß die Differentialrente II die Differentialrente I voraussetzt. Das Minimum von Produkt, das ein Kapital von 2 1/2 Pfd.St. abwirft, d.h. auf dem schlechtesten Boden abwirft, ist hier angenommen als 1 qr. Gesetzt also, der Pächter der Bodenart D verwendet außer den 2 1/2 Pfd.St., die ihm 4 qrs. abwerfen und wofür er 3 qrs. Differentialrente zahlt, auf denselben Boden 2 1/2 Pfd.St., die ihm nur 1 qr. abwerfen, wie das gleiche Kapital auf dem schlechtesten Boden A. In diesem Fall wäre dies rentelose Kapitalanlage, da ihm nur der Durchschnittsprofit abgeworfen würde. Es wäre kein Surplusprofit da, um sich in Rente zu verwandeln. Andrerseits hätte aber auch dieser abnehmende Ertrag der zweiten Kapitalanlage auf D keine Wirkung auf die Profitrate. Es wäre dasselbe, als ob 2 1/2 Pfd.St. auf einen weitern Acre der Bodenart A neu angelegt worden, ein Umstand, der in keiner Weise den Surplusprofit, also auch nicht die Differentialrente der Bodenarten A, B, C, D affiziert. " (S. 691)
Im folgenden geht es immer um die Zusammenhänge von steigenden Absolutsurplusprofiten und gleichzeitig sinkenden relativen Surplusprofiten bzw., was das gleiche ist, fallender Suprplusprofitrate bezogen auf das eingesetzte Kapital.
" Man sieht hieraus, zu welchen sehr komplizierten Kombinationen die Differentialrente überhaupt, und namentlich in Form II zusammen mit Form I, Anlaß gibt, während z.B. Ricardo sie ganz einseitig und als ein- [692] facheSache behandelt. Man hat z.B. wie oben Sinken des regulierenden Marktpreises und zugleich Wachsen der Rente auf den fruchtbaren Ländereien, so daß sowohl absolutes Produkt wie absolutes Surplusprodukt wächst. (Bei der Differentialrente I in absteigender Linie kann das relative Surplusprodukt und daher die Rente per Acre wachsen, obgleich das absolute Surplusprodukt per Acre konstant bleibt oder selbst abnimmt.) Aber zugleich nimmt die Fruchtbarkeit der nacheinander auf denselben Boden gemachten Kapitalanlagen ab, obgleich ein großer Teil davon auf die fruchtbareren Ländereien fällt. Von einem Gesichtspunkt aus betrachtet - sowohl was Produkt wie Produktionspreise angeht -, ist die Produktivität der Arbeit gestiegen. Von einem andern aus betrachtet, hat sie abgenommen, weil die Rate des Surplusprofits und das Surplusprodukt per Acre für die verschiednen Kapitalanlagen auf demselben Boden abnimmt. " [Herv. v. P.H.] (S. 691f)
 
[Fallende Surplusprofitrate]
Nicht verschiedene Anlagen von Kapitalteilen auf verschiedenen Boden verändert den Produktionspreis, sondern nur Veränderungen bzgl. des schlechtesten Bodens A.
" Die Differentialrente II, bei abnehmender Fruchtbarkeit der sukzessiven Kapitalanlagen, wäre nur dann notwendig mit Verteuerung des Produktionspreises und absoluter Abnahme der Produktivität verbunden, wenn diese Kapitalanlagen nur auf den schlechtesten Boden A geschehn könnten. " (S. 693)
 
[Schlechte Anlage auf D entspricht der auf A]
" Die Natur der Sache aber bringt es mit sich, daß mit Entwicklung der intensiven Kultur, d.h. mit sukzessiven Kapitalanlagen auf demselben Boden, es vorzugsweise die bessern Bodenarten sind, wo dies stattfindet oder in höherm Grade stattfindet. (Wir sprechen nicht von den permanenten Verbesserungen, wodurch bisher unbrauchbarer Boden in brauchbaren verwandelt wird.) Die abnehmende Fruchtbarkeit der sukzessiven Kapitalanlagen muß also hauptsächlich in der beschriebnen Weise wirken. Der bessere Boden wird dazu gewählt, weil er die meiste Aussicht bietet, daß sich das darauf verwandte Kapital rentiert, indem er die meisten natürlichen Elemente der Fruchtbarkeit enthält, die es sich nur handelt nutzbar zu machen. " (S. 692)
" Als nach Aufhebung der Korngesetze die Kultur in England noch intensiver gemacht wurde, wurde eine Masse früheres Weizenland zu andren Zwecken, namentlich zu Viehweide verwandt, dagegen die für Weizen passendsten fruchtbaren Landstrecken dräniert und sonst verbessert; [693] das Kapital für Weizenkultur wurde so auf ein engeres Gebiet konzentriert.

In diesem Fall - und alle möglichen Surplusraten, die zwischen dem höchsten Surplusprofit des besten Landes und dem Produkt des rentelosen Bodens A liegen, fallen hier zusammen, nicht mit relativer, sondern mit absoluter Vermehrung des Surplusprodukts per Acre - stellt der neugebildete Surplusprofit (eventuell Rente) nicht in Rente verwandelten Teil von früherm Durchschnittsprofit dar (Teil von dem Produkt, worin sich früher der Durchschnittsprofit darstellte), sondern zuschüssigen Surplusprofit, der sich aus dieser Form in Rente verwandelte. "
(S. 692f)
" Dagegen nur in dem Fall, wo die Nachfrage nach Getreide so wüchse, daß der Marktpreis über den Produktionspreis von A stiege, und deswegen auf A, B oder irgendeiner andren Klasse das Surplusprodukt nur zu einem höheren Preise als 3 Pfd.St. geliefert werden könnte, nur in diesem Fall wäre mit der Abnahme des Ergebnisses einer zusätzlichen Kapitalanlage auf irgendeine der Klassen A, B, C, D Steigen des Produktionspreises und des regulierenden Marktpreises verbunden. " (S. 694)
 
[Erhöhte Nachfrage und Nichtausweitung der Produktion => Steigen des Produktionspreises]
" Soweit dies für längre Zeit sich festsetzte und nicht Kultur von zusätzlichem Boden A (von wenigstens der Qualität A) ins Leben riefe oder sonstige Einwirkungen eine wohlfeilere Zufuhr herbeiführten, würde bei sonst gleichbleibenden Umständen der Arbeitslohn infolge der Brotverteurung steigen und die Profitrate dementsprechend fallen. In diesem Falle wäre es gleichgültig, ob die gestiegne Nachfrage befriedigt würde durch Heranziehung von schlechterm Boden als A oder durch zuschüssige Kapitalanlage, einerlei auf welche der vier Bodenarten. Die Differentialrente würde steigen in Verbindung mit fallender Profitrate. " [Herv. v. P.H.] (S. 693)
 
[Differentialrente steigt bei fallender Profitrate]
Nun wird zusätzliches Kapital in seiner Wirkung auf die verschiednen Größen betrachtet.
" ...mit Ausnahme dieses Falls läßt die proportionelle Abnahme in der Produktivität der zusätzlichen Kapitale den regulierenden Produktionspreis und die Profitrate unberührt. Im übrigen sind drei fernere Fälle möglich: " (S. 694)
 
[Zusätzliche Kapitalanlage und ihr Einfluß]
" a) Wirft das zusätzliche Kapital auf irgendeiner der Bodenarten A, B, C, D nur die durch den Produktionspreis von A bestimmte Profitrate ab, so wird dadurch kein Surplusprofit, also auch keine mögliche Rente gebildet; sowenig, als wenn zusätzlicher Boden A bebaut worden wäre. " (S. 694)
" b) Wirft das zusätzliche Kapital höheres Produkt ab, so wird selbstverständlich neuer Surplusprofit (potentielle Rente) gebildet, wenn der regulierende Preis derselbe bleibt. Dies ist nicht notwendig der Fall, nämlich dann nicht, wenn diese zusätzliche Produktion den Boden A außer Bebauung und damit aus der Reihe der konkurrierenden Bodenarten wirft. In diesem Fall fällt der regulierende Produktionspreis. Die Profitrate würde steigen, wenn hiermit Fallen des Arbeitslohns verbunden wäre oder wenn das wohlfeilere Produkt als Element in das konstante Kapital eingeht. Hätte die erhöhte Produktivität des zusätzlichen Kapitals auf den besten Bodenarten C und D stattgefunden, so hinge es ganz ab von der Höhe der gesteigerten Produktivität und der Masse der neu zugesetzten Kapitale, wieweit Bildung von vermehrtem Surplusprofit (also von vermehrter Rente) verbunden wäre mit dem Fall des Preises und dem Steigen der Profitrate. Diese letztre kann steigen auch ohne Fall des Arbeitslohns, durch Verwohlfeilerung der Elemente des konstanten Kapitals. " [Herv. v. P.H.] (S. 694)

{ Fällt A aus der Bearbeitung aus, so wird der Boden der Sorte B mit seinem niedrigeren Produktionspreis bestimmend für den Marktpreis. (d.V.)}

" c) Findet die zusätzliche Kapitalanlage mit abnehmenden Surplusprofiten statt, doch so, daß ihr Produkt einen Überschuß läßt über das Produkt desselben Kapitals auf Boden A, so findet, wenn die vermehrte Zufuhr nicht den Boden A außer Bebauung wirft, unter allen Umständen Neubildung von Surplusprofiten statt, die auf D, C, B, A gleichzeitig stattfinden kann. Wird dagegen der schlechteste Boden A aus der Bebauung verdrängt, so fällt der regulierende Produktionspreis, und es hängt von dem Verhältnis zwischen dem verminderten Preis eines qr. und der vermehrten Zahl der den Surplusprofit bildenden qrs. ab, ob der in Geld ausgedrückte Surplusprofit und daher die Differentialrente steigt oder fällt. Aber jedenfalls zeigt sich hier das Merkwürdige, daß mit abnehmenden Surplus- [695] profiten sukzessiver Kapitalanlagen der Produktionspreis fallen kann, statt steigen zu müssen, wie es auf den ersten Blick scheint. " [Herv. v. P.H.] (S. 694f)
 
[Fallen von c und/oder v bringt steigende Profitrate p']

{ Da Brot eine überragende Rolle als Nahrungsmittel bei den Lohnarbeitern besaß, war die Senkung des Brotpreises entscheidend für die mögliche Senkung des Lohnes. (d.V.)}

" Wir kommen jetzt zu einem wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Formen der Differentialrente. " (S. 695)
 
[Unterschied der Differentialrenten]
" Bei gleichbleibendem Produktionspreis und gleichbleibenden Differenzen kann bei Differentialrente I mit dem Rental die Durchschnittsrente per Acre steigen oder die Durchschnittsrentrate aufs Kapital; aber der Durchschnitt ist nur eine Abstraktion. Die wirkliche Rentenhöhe per Acre oder aufs Kapital gerechnet, bleibt hier dieselbe.

Dagegen kann unter denselben Voraussetzungen [bei Differentialrente II] die Höhe der Rente, gemessen am Acre, steigen, obgleich die Rentrate, gemessen am ausgelegten Kapital, dieselbe bleibt. "
(S. 695)
 
[Abnehmender Mehrertrag der zusätzlichen Kapitale]
In dem Beispiel wird zuerst die Verdopplung der eingesetzten Kapitalmasse alles andere gleichgesetzt betrachtet, so der Mehrertrag nicht abnimmt, man also für den doppelten Einsatz das doppelte Resultat erhält.
 
[I. Nichtabnehmender Mehrertrag zusätzlichen Kapitals]
" Nimm an, die Produktion verdopple sich dadurch, daß auf A, B, C, D statt je 2 1/2 Pfd.St. je 5 Pfd.St., also statt 10 zusammen 20 Pfd.St. Kapital angelegt würde, mit gleichbleibender relativer Fruchtbarkeit. Es wäre dies ganz dasselbe, als ob von jeder dieser Bodenarten 2 Acres statt 1, und zwar zu gleichbleibenden Kosten, bebaut würden. Die Profitrate bliebe dieselbe und ebenso ihr Verhältnis zum Surplusprofit oder der Rente. " (S. 695)
Verdopplung des angelegten Kapitals wie des Produkts.

Angelegtes Kapital in Pfd.St. Bodenstück nach Fruchtbarkeit aufsteigend Resultat in Quarter durch A bestimmter Produktionspreis Surplusprofit in Pfd.St.
5A23kein
5B436
5C6312
5D8318
insgesamt: 20Gesamtrental: 36
" Wenn aber A jetzt 2 qrs. trüge, B 4, C 6, D 8, so bliebe, da dieser Zuwachs nicht verdoppelter Fruchtbarkeit bei gleichbleibendem Kapital, sondern gleichbleibender proportioneller Fruchtbarkeit bei verdoppeltem Kapital geschuldet, der Produktionspreis nach wie vor 3 Pfd.St. per qr. Die 2 qrs. von A würden jetzt 6 Pfd.St. kosten, wie früher 1 qr. 3 Pfd.St. Der Profit hätte sich auf allen 4 Bodenarten verdoppelt, aber nur, weil das ausgelegte Kapital. Aber in demselben Verhältnis hätte sich die Rente verdoppelt; sie wäre 2 qrs. für B statt 1, 4 für C statt 2 und 6 für D statt 3; und dementsprechend die Geldrente für B, C, D resp. 6 Pfd.St., 12 Pfd.St., 18 Pfd.St. Wie das Produkt per Acre, hätte sich die Geldrente per Acre verdoppelt, also auch der Bodenpreis, worin diese Geldrente kapitalisiert wird. So [696] berechnet, steigt die Höhe der Korn- und Geldrente und daher der Bodenpreis, weil der Maßstab, worin er berechnet wird, der Acre, ein Bodenstück von konstanter Größe ist. " (S. 695f)
 
[Hier: Verdopplung der Produktion => Verdopplung der Geldrente pro Fläche]
" Dagegen als Rentrate mit Beziehung auf das ausgelegte Kapital berechnet, hat kein Wechsel stattgefunden in der proportionellen Höhe der Rente. Das Gesamtrental von 36 verhält sich zum ausgelegten Kapital von 20, wie sich das Rental von 18 zum ausgelegten Kapital von 10 verhielt. " (S. 696)
 
[Hier: Verdopplung der Produktion => gleiche Geldrente pro Kapital]
" Dasselbe gilt für das Verhältnis der Geldrente jeder Bodenart zu dem in ihr ausgelegten Kapital; so z.B. in C verhalten sich 12 Pfd.St. Rente zu 5 Pfd.St. Kapital wie früher 6 Pfd.St. Rente zu 2 1/2 Pfd.St. Kapital. Es entstehn hier keine neuen Differenzen zwischen den ausgelegten Kapitalen, aber es entstehn neue Surplusprofite, bloß weil das zusätzliche Kapital auf irgendeiner der Rente tragenden Bodenarten, oder auf allen, mit demselben proportionellen Produkt angelegt wird. Fände die doppelte Anlage z.B. nur auf C statt, so bliebe die Differentialrente, aufs Kapital berechnet, zwischen C, B und D dieselbe; denn wenn ihre Masse auf C sich verdoppelt, so auch das angelegte Kapital. " (S. 696)
" Man sieht hieraus, daß bei gleichbleibendem Produktionspreis, gleichbleibender Rate des Profits und gleichbleibenden Differenzen (und daher gleichbleibender Rate des Surplusprofits oder der Rente, gemessen am Kapital) die Höhe der Produkten- und Geldrente per Acre und daher der Bodenpreis steigen kann. " (S. 696)
" Dasselbe kann stattfinden bei abnehmenden Raten des Surplusprofits und daher der Rente, d.h. bei abnehmender Produktivität der immer noch Rente tragenden zusätzlichen Kapitalanlagen. Wenn die zweiten Kapitalanlagen von 2 1/2 Pfd.St. nicht das Produkt verdoppelt hätten, sondern B nur 3 1/2 qrs., C 5 und D 7 <1. Auflage: 6> trüge, so wäre die Differentialrente auf B für die zweiten 2 1/2 Pfd.St. Kapital nur 1/2 qrs. statt 1, auf C 1 statt 2, und auf D 2 statt 3. Die Verhältnisse zwischen Rente und Kapital für die beiden sukzessiven Anlagen würden sich stellen wie folgt: " [Herv. v. P.H.] (S. 696)
Angelegtes Kapital in Pfd.St. Boden aufsteigender Qualität Rente bei erster Anlage Rente bei zweiter Anlage
2.5B31 1/2
2.5C63
2.5D96
 
[II. Abnehmender Mehrertrag zusätzlichen Kapitals]
" Trotz dieser gefallnen Rate der relativen Produktivität des Kapitals und daher des Surplusprofits, berechnet aufs Kapital, wäre die Korn- und [697] Geldrente gestiegen für B von 1 auf 1 1/2 qrs. (3 auf 4 1/2 Pfd.St.), für C von 2 auf 3 qrs. (von 6 auf 9 Pfd.St.) und für D von 3 auf 5 qrs. (von 9 auf 15 Pfd.St.). In diesem Fall hätten die Differenzen für die zusätzlichen Kapitale, verglichen mit dem auf A angelegten Kapital, abgenommen, der Produktionspreis wäre derselbe geblieben, aber die Rente per Acre und daher der Bodenpreis per Acre wäre gestiegen. Die Kombinationen der Differentialrente II, welche als ihre Basis die Differentialrente I voraussetzt, sind nun die folgenden. " [Herv. v. P.H.] (S. 696f)

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