Kapital | |
Team | Gregor Koch |
Thema | Kapital BdIII. Kapitel 41: Die Differentialrente II - Erster Fall: Konstanter Produktionspreis ( excerpt ) |
Status | 1. Lesung |
Letzte Bearbeitung | 05.08.2004 |
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Kapitel 41: Die Differentialrente II - Erster Fall: Konstanter Produktionspreis
Sechster Abschnitt: Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente
Kapitel 41: Die Differentialrente II - Erster Fall: Konstanter Produktionspreis
"Diese Voraussetzung schließt ein, daß der Marktpreis
nach wie vor durch das auf dem schlechtesten Boden A angelegte Kapital
reguliert wird.
"
(S. 698)
| [Voraussetzung: Boden A reguliert Marktpreis] |
"I. Wenn das auf irgendeiner der Rente tragenden Bodenarten B, C, D
angelegte zuschüssige Kapital nur soviel produziert wie dasselbe Kapital auf
Boden A, d.h. wenn es zum regulierenden Produktionspreis nur den
Durchschnittsprofit abwirft, also keinen Surplusprofit, so ist die Wirkung auf
die Rente gleich Null. Es bleibt alles beim alten. Es ist dasselbe, als wenn
eine beliebige Zahl Acres von der Qualität A, des schlechtesten Bodens, der
bisher bebauten Fläche zugesetzt wäre."
(S. 698)
| [I. Zuschüssiges Kapital wirft Durchschnittsprofit ab] |
"II. Die zusätzlichen Kapitale bringen auf jeder verschiednen Bodenart
ihrer Größe proportionelle, zuschüssige Produkte hervor; d.h. die Größe der
Produktion wächst, je nach der spezifischen Fruchtbarkeit jeder Bodenart, proportionell
zur Größe des zuschüssigen Kapitals."
(S. 698)
Verdoppelt man beispielhaft den Kapitalvorschuss aus
Tabelle I in Kap. 39, so ergibt sich:
Tabelle II
Damit diese Gesetzmäßigkeit gilt,
"ist nur nötig, dass auf jeder Bodenart
die Produktion sich im selben Verhältnis vermehrt wie das Kapital. Die Rente
steigt hier bloß infolge vermehrter Kapitalanlage auf den Boden und im
Verhältnis zu dieser Kapitalvermehrung. Diese Vermehrung des Produkts
und der Rente infolge von und proportionell zu vermehrter Kapitalanlage ist,
was Quantum des Produkts und der Rente angeht, ganz dasselbe, als wenn die
bebaute Fläche der Rente tragenden Ländereien gleicher Bonität sich vermehrt
hätte und mit gleicher Kapitalanlage, wie früher auf denselben Bodenarten, der
Kultur unterworfen wäre. "
(S. 699)
"Diese Annahme unterstellt ferner keine fruchtbarere Anwendung des
Kapitals, sondern nur Anwendung von mehr Kapital auf derselben Fläche mit
demselben Erfolg wie bisher."
(S. 699)
"Es bleiben hier alle proportionellen Verhältnisse dieselben. Allerdings,
wenn man nicht die proportionellen Differenzen, sondern die rein arithmetischen
betrachtet, kann sich die Differentialrente auf den verschiednen Bodenarten
verändern. Nehmen wir z.B. an, das zuschüssige Kapital sei nur auf B und D
angelegt worden. So ist dann der Unterschied von D und A = 7 qrs., früher = 3:
der von B und A = 3 qrs., früher = 1; der von C und B = - 1, früher = + 1 usw.
Aber diese arithmetische Differenz, die[700]
entscheidend ist bei der Differentialrente I, soweit sich in ihr der
Unterschied in der Produktivität bei gleicher Kapitalanlage ausdrückt, ist hier
völlig gleichgültig, weil sie nur Folge verschiedner Mehranlage oder Nicht-Mehranlage
von Kapital ist, bei gleichbleibender Differenz für jeden gleichen Kapitalteil
auf die verschiednen Ländereien."
(S. 699f.)
| [II. Zuschüssiges Kapital wirft proportional zu seiner Größe Surplusprofit ab] |
III. Die zuschüssigen Kapitale bringen überschüssiges Produkt hervor und
bilden daher Surplusprofite, aber mit abnehmender Rate, nicht im Verhältnis zu
ihrer Vergrößerung.
Tabelle III
"Die einzige Voraussetzung [für die hier vorliegende Gesetzmäßigkeit] ist,
daß zuschüssige Kapitalanlagen auf irgendeiner der Rente tragenden Bodenarten
Surplusprofit abwerfen, aber in abnehmender Proportion zum Maß der Kapitalvermehrung.
... Das Produkt des besten Bodens bei Anlage von Kapital I bildet die
Maximalgrenze und das Produkt des nicht Rente tragenden, keinen Surplusprofit
gebenden schlechtesten Bodens A, bei gleicher Kapitalanlage, die Minimalgrenze
des Produkts, welches die sukzessiven Kapitalanlagen auf irgendeinem der
Surplusprofit abwerfenden Bodenarten bei abnehmen-[701]
der Produktivität sukzessiver Kapitalanlagen abwerfen. Wie die Annahme II
dem entspricht, daß von den bessern Bodenarten neue Stücke gleicher Qualität
der bebauten Flache zugefügt werden, daß die Quantität irgendeiner der
kultivierten Bodenarten sich vermehrt, so entspricht die Annahme III dem, daß zusätzliche
Bodenstücke bebaut werden, deren verschiedne Grade von Fruchtbarkeit sich
verteilen zwischen D und A, zwischen denen des besten und denen des
schlechtesten Bodens. Finden die sukzessiven Kapitalanlagen ausschließlich auf
dem Boden D statt, so können sie die existierenden Differenzen zwischen D und A
einbegreifen, ferner Differenzen zwischen D und C, ebenso wie zwischen D und B.
..."
(S. 700f.)
"Das Gesetz aber ist: daß die Rente auf allen diesen Bodenarten absolut
wächst, wenn auch nicht im Verhältnis zum zuschüssig angelegten Kapital.
"
(S. 701)
| [III. Zuschüssige Kapitale werfen Surplusprofite mit abnehmender Rate ab] |
"Die Rate des Surplusprofits, sowohl das zuschüssige Kapital wie das
gesamte auf den Boden angelegte Kapital betrachtet, nimmt ab; aber die absolute
Größe des Surplusprofits nimmt zu; ganz wie die abnehmende Profitrate des
Kapitals überhaupt meist mit zunehmender absoluter Masse des Profits verbunden
ist. ...Die Gesamtrente für sich betrachtet - und nicht mit Bezug auf
die verdoppelte Größe des vorgeschoßnen Kapitals - ist absolut gestiegen. Die
Differenzen der Renten der verschiednen Bodenarten und ihr Verhältnis
zueinander mögen hier wechseln; aber dieser Wechsel in der Differenz ist hier
Folge, nicht Ursache der Vermehrung der Renten gegeneinander."
(S. 701)
| [abnehmende Rate bei wachsender Größe des Surplusprofits ] |
"IV. Der Fall, wo die zuschüssigen Kapitalanlagen auf den bessern
Bodenarten ein größeres Produkt erzeugen als die ursprünglichen, verlangt keine
weitre Analyse. Es versteht sich von selbst, daß unter dieser Voraussetzung die
Renten per Acre steigen, und in größerm Verhältnis als das zuschüssige Kapital,
auf welcher Bodenart immer seine Anlage stattgefunden hat. In diesem Fall ist
die zuschüssige Kapitalanlage mit Verbesserung verbunden. Es ist hierin
eingeschlossen, wenn ein Zuschuß von weniger Kapital dieselbe oder größre
Wirkung produziert als früher Zuschuß von mehr Kapital."
(S. 701)
"Es ist durchaus nicht dasselbe, ob ich 1. mit halb soviel lebendiger und
vergegenständlichter Arbeit dasselbe Produkt wie früher, oder 2. mit derselben
Arbeit das doppelte Produkt gegen früher, oder 3. mit der doppelten Arbeit das
vierfache Produkt gegen früher hervorbringe. Im ersten Fall wird Arbeit - in
lebendiger oder vergegenständlichter Form - frei, die anderswie verwandt werden
kann; das Dispositionsvermögen über Arbeit und Kapital wächst. Die Freisetzung
von Kapital (und Arbeit) ist an sich eine Vermehrung des Reichtums; sie hat
ganz denselben Effekt, als ob dies zuschüssige Kapital durch Akkumulation
erzielt worden sei, spart aber die Arbeit der Akkumulation."
(S. 702)
{Bei heutiger permanenter Überproduktion zeigt sich das nicht mehr als Reichtum der Gesellschaft(d.V.)}
"Gesetzt, ein Kapital von 100 habe ein Produkt von 10 Meter produziert. In
den 100 sei sowohl konstantes Kapital als lebendige Arbeit und Profit
eingeschlossen. So kostet der Meter 10. Kann ich mit demselben Kapital von 100
jetzt 20 Meter produzieren, so kostet der Meter 5. Kann ich dagegen mit 50
Kapital 10 Meter produzieren, so kostet der Meter auch 5, und es wird ein
Kapital von 50 freigesetzt, soweit die alte Warenzufuhr genügt. Muß ich 200
Kapital anlegen, um 40 Meter zu produzieren, so kostet der Meter ebenfalls 5.
Die Wert- oder auch Preisbestimmung läßt hier keinen Unterschied erkennen,
ebensowenig wie die dem Kapitalvorschuß proportionelle Produktenmasse. Aber im
ersten Fall wird Kapital freigesetzt; im zweiten Fall wird zuschüssiges Kapital
erspart, soweit etwa doppelte Produktion nötig wäre; im dritten Fall kann das
vermehrte Produkt nur erhalten werden, indem das vorgeschoßne Kapital wächst,
obgleich nicht in demselben Verhältnis, wie wenn das vermehrte Produkt von der
alten Produktivkraft hätte geliefert werden sollen. (Gehört in Abschnitt I.)"
(S. 702)
| [IV. Zuschüssige Kapitale werfen größeres Surplusprodukt und größere Surplusprofite ab] |
"Vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion aus betrachtet, nicht mit
Rücksicht auf Steigerung des Mehrwerts, sondern auf Senkung des Kostpreises -
und Ersparung der Kosten auch im Mehrwert bildenden Element, der Arbeit, tut
dem Kapitalisten diesen Dienst und bildet Profit für ihn, solange der
regulierende Produktionspreis derselbe bleibt - ist die Anwendung von
konstantem Kapital stets wohlfeiler als die von variablem. Es setzt dies in der
Tat die der kapitalistischen Produktionsweise entsprechende Kreditentwicklung
und Reichlichkeit von Leihkapital voraus."
(S. 702)
"Dieselben Geldsummen, je nachdem sie der Produktion
vorgeschossen werden als Wertgrößen von konstantem oder von variablem Kapital,
drücken sehr verschiedne Werte aus, in ihrem Produkt betrachtet:
"
(S. 703)
| [Anwendung konstanten Kapitals zur Kostpreissenkung] |
"Bei Kolonisten und überhaupt selbständigen Kleinproduzenten, die über
Kapital gar nicht oder nur zu hohen Zinsen verfügen können, ist der
Produktenteil, der den Arbeitslohn vertritt, ihre Revenue, während er für den
Kapitalisten Kapitalvorschuß ist. Jener betrachtet diese Arbeitsauslage daher
als unumgängliche Vorbedingung für den Arbeitsertrag, um den es sich zunächst
handelt. Was aber seine überschüssige Arbeit betrifft, nach Abzug jener
notwendigen Arbeit, so realisiert sie sich jedenfalls in einem überschüssigen
Produkt; und sobald er dies verkaufen oder auch selbst verwenden kann,
betrachtet er dies als etwas, was ihm nichts gekostet hat, weil keine
vergegenständlichte Arbeit. Es ist diese allein, deren Verausgabung ihm als
Veräußerung von Reichtum gilt. Er sucht natürlich so hoch zu verkaufen als
möglich; aber selbst der Verkauf unter dem Wert und unter dem kapitalistischen
Produktionspreis gilt ihm immer noch als Profit, soweit dieser Profit nicht
durch Verschuldung, Hypothek usw. antizipiert ist. "
(S. 703)
{Im Blickfeld sind hier insbesondere die US-Kolonisten der damaligen Zeit. Dies gilt aber natürlich für die Kleinbauern weltweit.(d.V.)}
"Für den Kapitalisten dagegen ist sowohl die Auslage von variablem wie konstantem Kapital Vorschuß von
Kapital. Der relativ größre Vorschuß des letztem verringert unter sonst
gleichbleibenden Umständen den Kostpreis, wie wirklich auch den Wert der Waren.
Obgleich daher der Profit bloß aus der Mehrarbeit, also bloß aus der Anwendung
von variablem Kapital entspringt, kann es dem einzelnen Kapitalisten doch so
scheinen, daß die lebendige Arbeit das kostspieligste und am meisten aufs
Minimum zu reduzierende Element seiner Produktionskosten ist. Es ist dies nur
eine kapitalistisch verdrehte Form des Richtigen, daß die verhältnismäßig
größre Anwendung vergangner Arbeit, verglichen mit lebendiger, gesteigerte
Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit und größren gesellschaftlichen
Reichtum bedeutet. So falsch ist alles und so, auf den Kopf gestellt, bietet
sich alles dar vom Standpunkt der Konkurrenz. "
(S. 703)
| [Gegenüberstellung: Vorschuss aus Sicht des Kleinproduzenten] |
"Bei der Voraussetzung gleichbleibender
Produktionspreise können die zuschüssigen Kapitalanlagen mit gleichbleibender,
zunehmender oder abnehmender Produktivität auf den bessern Ländereien, d.h. auf
allen von B aufwärts gemacht werden. ... Unter allen diesen Umständen
aber, d.h. ob das Surplusprodukt, das sie bringen, ihrer Größe proportionell
oder über oder unter dieser Proportion - ob daher die Rate des Surplusprofits
des Kapitals, beim Wachstum dieses letzteren, konstant bleibt, steigt oder
fällt -, das Surplusprodukt und der ihm entsprechende Surplusprofit per Acre
wächst, also auch eventuell die Rente, Korn- und Geldrente. Das Wachsen in der
bloßen Masse des Surplusprofits, resp. der Rente, per Acre berechnet, d.h.
wachsende Masse auf eine gleichbleibende Einheit berechnet, also hier auf
irgendein bestimmtes Bodenquantum, Acre oder Hektare, drückt sich als wachsende
Proportion aus. Die Höhe der Rente, per Acre berechnet, wächst daher unter
diesen Umständen einfach infolge der Vermehrung des auf den Boden angelegten
Kapitals. ...
Ob die Produktivität des zuschüssigen Kapitals gleichbleibend,
abnehmend oder zunehmend ist, [modifiziert nur] den Umfang, worin die
Höhe der Rente per Acre wächst, aber nicht die Tatsache dieses Wachsens selbst.
Dies ist ein Phänomen, welches der Differentialrente II eigentümlich ist und
sie von Differentialrente I unterscheidet. "
(S. 704)
| [Bei gleichbleibenden Produktionspreisen: Wachsende Rentrate infolge zuschüssigen Kapitals.] |
"Bei gleichbleibendem Resultat, soweit Masse und Wert der Gesamtproduktion
und des Surplusprodukts in Betracht kommen, entwickelt die Konzentration des
Kapitals auf engerer Bodenfläche die Höhe der Rente per Acre, wo unter
denselben Umständen seine Zerstreuung über eine größre Fläche, bei sonst
gleichbleibenden Umständen, nicht diese Wirkung hervorbringt.
Je mehr sich aber die kapitalistische Produktionsweise entwickelt, desto mehr auch die
Konzentration von Kapital auf derselben Bodenfläche, desto höher steigt also
die Rente, per [705] Acre berechnet. In zwei Ländern daher,
wo die Produktionspreise identisch, die Differenzen der Bodenarten identisch
und dieselbe Masse Kapital angelegt wäre, aber in dem einen mehr in der Form
sukzessiver Anlagen auf beschränkter Bodenfläche, in der andren mehr in der
Form koordinierter Anlagen auf breiterer Fläche, wäre die Rente per Acre und
damit der Bodenpreis höher in dem ersten und niedriger im zweiten Land,
obgleich die Masse der Rente in beiden Ländern dieselbe wäre. Der Unterschied
in der Höhe der Rente wäre hier also weder aus Unterschied in der natürlichen
Fruchtbarkeit der Bodenarten, nach der Menge der angewandten Arbeit, sondern
ausschließlich aus der verschiednen Art der Kapitalanlagen zu erklären."
(S. 704f.)
| [Höhere Rentrate bei intensiver Bebauung als bei extensiver] |