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Team Otto Morf
Thema Über die »Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie« - sowie: Über wirtschaftliche Entwicklung und Wirtschaftswachstum ( original )
Status fertiggestellt 1970
Letzte Bearbeitung 10/2004
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- Widmung -
2. Auflage Vorwort
ANHANG 1. Über die »Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie«
- Einleitung -
- Vorwort -
1. Das Kapital
2. Grundeigentum
3. Lohnarbeit
4. Zusammenfassung
1. Zur Wertformanalyse - (Untertitel eingefügt 2004 - mxks)
ANHANG 2. Über wirtschaftliche Entwicklung und Wirtschaftswachstum
1. Methodologische Vorbemerkung
2. Über den Begriff der wirtschaftlichen Entwicklung
3. Vorkapitalistische Produktionsformen
4. Die kapitalistische Produktionsweise
5. Die kapitalistische Produktion als Ganzes
6. Die Schemata der Reproduktion
a. Die einfache Reproduktion
b. Die erweitere Reproduktion
7. Ausblick

- Widmung -

In Erinnerung an meinen verstorbenen Freund
Roman Rosdolsy

2. Auflage Vorwort

Mit dieser Neuauflage der seit einigen Jahren vergriffenen Studie über das Verhältnis von Wirtschaftstheorie und Wirtschaftsgeschichte bei Karl Marx kommt der Verfasser einem Wunsche des Verlages nach. Sie ist bis auf einige unbedeutende Änderungen ein Nachdruck der Ausgabe von 1955. Der Verfasser würde heute manches anders schreiben, vieles eingehender behandeln. Er zog es indessen vor, was als Ganzes konzipiert war, in seiner ursprünglichen Gestalt stehen zu lassen.

Der Marx-Forschung haben sich mit der Publikation der "Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie" völlig neue Aspekte eröffnet, und so war es unumgänglich, auf die bisher unbekannten Vorarbeiten zur Kritik der politischen Ökonomie und des "Kapitals" einzugehen. Der sogenannte Rohentwurf aus den Jahren 1857/58 vermittelt Einsichten in die wissenschaftliche Arbeitsweise von Marx, die sowohl im Hinblick auf die Früh- wie auf die Spätschriften von eminenter Bedeutung sind.

In einem ersten Anhang zu der vorliegenden Arbeit wird als ergänzende Erweiterung das Verhältnis von Kapital, Grundeigentum und Lohnarbeit, wie es von Marx in den "Grundrissen" analysiert worden ist, dargestellt; in einem zweiten Anhang das Problem der wirtschaftlichen Entwicklung und des Wirtschaftswachstums. Wenn in dem ersten Anhang vornehmlich logisch-begrifflich verfahren wird, so in dem zweiten bewußt historisch. Der Verfasser hofft, daß diese beiden Teile zum besseren Verständnis der Beziehung von Theorie und Geschichte bei Marx beitragen mögen.

ANHANG 1. Über die »Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie«

[aus: Ders.: GESCHICHTE UND DIALEKTIK IN DER POLITISCHEN Ökonomie - Zum Verhältnis von Wirtschaftstheorie und Wirtschaftsgeschichte bei Karl Marx]


Kapital Grundeigentum Lohnarbeit

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- Einleitung -

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In dem kürzlich erschienenen Buch "Die Wissenschaftslogik bei Karl Marx und ´Das Kapital´" hat Jindrich Zelen kritisch gegen meine Arbeit vorgebracht, es sei ein "Mangel, daß der Verfasser überhaupt nicht mit den Marxschen ´Grundrissen´ arbeitet"*E.1 .
Hiezu ist zu bemerken: Bis 1953 waren die "Grundrisse" im Westen nicht bekannt. In diesem Jahr veranstaltete der Dietz-Verlag in Berlin einen photomechanischen Nachdruck der Moskauer Ausgabe von 1939, die wohl infolge der Kriegsereignisse nicht mehr ausgeliefert werden konnte. Meine Arbeit aber lag bereits 1951 gedruckt vor. Von der Existenz der "Grundrisse" erfuhr ich zufällig durch ein Zitat in der "Internationalen Literatur" und zwar in einem Artikel von Georg Lukács über "Marx und das Problem des ideologischen Verfalls"*E.2 . Zelen hätte einen entsprechenden Vermerk auf S. 113, Fußnote 83, bei aufmerksamer Lektüre finden können. Über das Gewicht, das den "Grundrissen" zukommt, bestehen unter ernsthaften Marx-Forschern keine Zweifel, und es ist müßig, hierüber Worte zu verlieren.
Die Auffassung, daß es Dialektik nur dort gebe, wo ein menschliches Subjekt sei*E.3 , habe ich in meiner Schrift nirgends vertreten, also auch nicht unkritisch die Interpretationen von Herbert Marcuse und Georg Lukács übernommen. Selbst die orthodoxeste Kritik hat diesen Einwand nicht erhoben. Im übrigen dürfte auch Zelen wissen, daß z. B. Lukács seinen Standpunkt längst aufgegeben und revidiert hat.
Einverstanden bin ich mit Zelen, daß es eine dialektische Logik groß geschrieben gibt, sicherlich aber nicht eine, die symbolische und mathematische Logik sich "instrumentarisch" tel quel einverleibt.

- Vorwort -

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Die Veröffentlichung der Vorarbeiten von Marx zur "Kritik der politischen Ökonomie", erschienen als "Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie", hat leider noch nicht die Beachtung gefunden, die ihr als Grundlage jeder ernsthaften und fruchtbaren Auseinandersetzung mit der theoretischen Leistung von Marx zukommt. Als einzige Ausnahme ist das zweibändige Werk von Roman Rosdolsky zu nennen, das 1968 in der Europäischen Verlagsanstalt in Frankfurt a. M. ediert worden ist. Rosdolsky kommt das hervorragende Verdienst zu, unter Heranziehung der "Theorien über den Mehrwert", die Entstehungsgeschichte des "Kapitals" aufgezeigt und darüber hinaus in verschiedenen theoretischen und kritischen Exkursen wissenschaftlich verwertet zu haben.

Die Akzente im folgenden Anhang zu meiner Arbeit aus dem Jahre 1948 sind etwas anders gesetzt; sie sind auf jene Teile verlegt, die für das Verhältnis von Theorie und Geschichte und das Verhältnis von Marx zu Hegel von Belang sind. Der besondere Anlaß hiezu ist das von Marx immer wieder aufgeworfene Problem der Beziehungen der Kategorien der politischen Ökonomie innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft und die Beziehung der Kategorien in ihren logischen und historischen Übergängen. Einerseits fragen wir also nach dem Gehalt der Marxschen Analyse, sofern sie die entwickelte Form der kapitalistischen Produktion und den innern notwendigen Zusammenhang der Kategorien zum Gegenstand hat, anderseits fragen wir nach dem Gehalt der Analyse der Kategorien in ihrer geschichtlichen Bewegtheit und damit zugleich auch nach dem Verhältnis dieser beiden Analysen zueinander.

Auf die Planänderungen von den "Grundrissen" bis zum "Kapital" wurde nur insoweit eingegangen, als für die Behandlung des Gegenstandes unumgänglich erforderlich war. Die eingehendste

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Untersuchung mit allen Implikationen, die die endgültige Fassung der "Kritik der politischen Ökonomie" betreffen, findet der Leser in dem erwähnten Werk von Roman Rosdolsky.
Was Rosdolsky als ein notwendiges Desiderat der Marx-Forschung bezeichnet - ein Vergleich des Marxschen Werks mit der Großen Logik von Hegel - ist noch zu leisten. Nachfolgend sind Ansätze zu dieser Aufgabe versucht, programmatisch einige Probleme aufgeworfen und einige Fragen im Umkreis dieser Probleme etwas eingehender behandelt. Eine systematische Untersuchung, die viel weiter ausgreifen müßte, geht über das Ziel hinaus, das sich der Verfasser gesetzt hat.

In den "Grundrissen" ist auf Schritt und Tritt der Einfluß des Hegelschen Erbes deutlich, in der Ausdrucksform selbst sind Analogien zu finden, die über ein nur äußerliches Kokettieren hinausgehen. Die "Grundrisse" gehören zu den Marxschen Vorarbeiten des "Kapitals", in denen die Hegelsche Dialektik als "Grundform aller Dialektik"*V.4 in ihrem sachgerechten, realen Bezug erkannt wird und das "Rationelle an der Methode"*V.5 am Arbeitsmaterial der politischen Ökonomie am prägnantesten entwickelt worden ist.

Ohne einen exakten Vergleich mit der Großen Logik kann die Forschung heute, nachdem die "Grundrisse" bekannt sind, nicht mehr auskommen, es sei denn, sie begnüge sich weiterhin mit den althergebrachten Platitüden über die Beziehung der beiden Methoden zueinander. Wer Angst hat, Marx zu "verhegeln", leistet ihm einen schlechten Dienst, abgesehen davon, daß er über das Spezifische seiner Methode im Vergleich zur Hegelschen nie ins Reine kommt. Das Diktum Lenins, daß man das Kapital nicht vollkommen begreifen könne, wenn man nicht die ganze Logik Hegels durchstudiert und begriffen habe*V.6 , gilt nach wie vor.

Es war die ursprüngliche Absicht Marxens, den in den ersten drei Büchern des "Kapitals", vom Kapital, vom Grundeigentum, von der Lohnarbeit, untersuchten Gegenstand zu erweitern und den Erscheinungsformen der bürgerlichen Produktion bis in die unmittelbarsten, konkretesten gesellschaftlichen Verästelungen nachzugehen, Staat, internationaler Handel, Weltmarkt, Krisen,

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waren die Themen, die Marx einer späteren Behandlung vorbehalten hatte, die er aber in seinem letzten Plan fallen ließ. Daß die Probleme ihn auf den Nägeln brannten, weiß jeder aufmerksame Leser des "Kapitals". Auf deren Behandlung mußte er jedoch verzichten. Im Anschluß an die Vollendung des zweiten Teils der "Kritik der politischen Ökonomie" der vom "Kapital im Allgemeinen" handelt schreibt Marx an Kugelmann in einem Brief vom 28. Dezember 1862: "Es ist die Quintessenz (zusammen mit dem ersten Teil), und die Entwicklung des Folgenden (mit Ausnahme etwa des Verhältnisses der verschiedenen Staatsformen zu den verschiedenen ökonomischen Strukturen der Gesellschaft) würde auch von Anderen auf Grundlage des Gelieferten leicht auszuführen sein"*V.7 .

Das "Kapital" als geschlossene Analyse der Grundlagen der bürgerlichen Gesellschaft steht als Ganzes da. Selbst das Fehlen eines von Marx bearbeiteten vierten Buches über die Theorien, d. h. eines abschließenden dogmengeschichtlichen Teils, wird man nicht sehr missen, weniger jedenfalls als all jene Partien, die sich auf die positive analytische Arbeit an der eigenen Theorie beziehen - was für weite Teile des in den "Grundrissen" veröffentlichten Materials gilt - und die der Darstellung und Konzentration wegen nicht mehr in das "Kapital" aufgenommen worden sind.

Manches, was Marx ausführlich schriftlich fixiert hat, ist nicht allein um dieser beiden Gründe willen fallen gelassen, noch weniger ist es nur zur Selbstverständigung niedergeschrieben worden, sondern mußte der Ausführung der Grundlagen weichen. Nur schweren Herzens wird Marx sich zu diesen Einschränkungen entschlossen haben.

Es gibt in der theoretischen sozialwissenschaftlichen Literatur kaum ein zweites Werk, in dem um die Darstellung und Ausführung des Gegenstandes so leidenschaftlich gerungen wurde wie in dieser umfassenden Kritik der Grundlagen der kapitalistischen Produktionsverhältnisse. In der endgültigen Fassung, im "Kapital", sind die Spuren des Ringens um die Form und den Stoff verwischt, es herrscht die Logik der Sache, die strenge, theoretische Beweisführung. Der Gedanke ist im entfalteten Inhalt seiner Vermittlungen als objektives Abbild der Wirklichkeit zu sich selbst gekommen.

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An dem Verhältnis von Kapital, Grundeigentum und Lohnarbeit kann gezeigt werden, wie ein scheinbar philologisch-akribisches Bemühen in den begreifenden Nachvollzug der Verschränkung von Theorie und Geschichte einmündet und wie diese Akribie dialektisch-materialistische Arbeit des immanent vermittelten Prozesses von exakter Analytik und Wirklichkeit ist.

Aber noch etwas wird uns Heutigen in dieser Sicht deutlich: daß inmitten der Auflösung des klassischen Wissenschaftsbildes im 19. Jahrhundert noch einmal die eine, unteilbare Wirklichkeit in ihrer begrifflichen Form als ein Ganzes gesehen wird, daß anstelle des blinden, positivistischen Glaubens an die Fakten das Gesetz ihrer Bewegung zu einer eigentlichen Theorie werden kann und daß die Pluralität und Unbestimmtheit der Theorien die explizite Manifestation bestimmter gesellschaftlicher Verhältnisse ist.

Marx hat den ersten Plan zu einer Kritik der politischen Ökonomie in der im August/September 1857 entstandenen "Einleitung" zum Rohentwurf skizziert. Von da an bis zum Erscheinen der "Kritik" im Jahre 1859 sind uns verschiedene, in Briefen und Manuskripten aufgezeichnete Planvarianten bekannt. Alle basieren jedoch, wie sehr sie sich im Detail abgrenzen und ergänzen, auf den bekannten sechs Büchern:
  1. Vom Kapital,
  2. vom Grundeigentum,
  3. von der Lohnarbeit,
  4. vom Staat,
  5. vom internationalen Handel,
  6. vom Weltmarkt.
In einem Brief an Ferdinand Lassalle vom 22. Februar 1858*V.8 schreibt Marx:
"Das Ganze ist eingeteilt in 6 Bücher.
  1. Vom Kapital. (Enthält einige Vorchapters.)*V.9
  2. Vom Grundeigentum.
  3. Von der Lohnarbeit.
  4. Vom Staat.
  5. Internationaler Handel.
  6. Weltmarkt.
Ich kann natürlich nicht umhin, dann und wann kritische Rücksicht auf andere Ökonomen zu nehmen, namentlich Polemik gegen Ricardo, soweit er selbst, qua Bürger, gezwungen ist, Schnitzer zu begehn selbst vom strikt ökonomischen Gesichtspunkt."
Marx spricht an anderer Stelle dieses Briefes davon, daß seine Arbeit "eine Kritik der ökonomischen Kategorien" ist, eine "Darstellung des Systems" der bürgerlichen Ökonomie "und

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durch die Darstellung Kritik desselben"
. Das heißt, die Kategorien der politischen Ökonomie sind gegeben, aber durch die Kritik und die Darstellung des Systems muß sich historisch und theoretisch ihr innerer Zusammenhang und das Wesen ihres Verhältnisses ergeben.

In den ökonomischen Kategorien ist die Wahrheit bestimmter Produktionsverhältnisse ausgesprochen. Aber alles kommt darauf an, sie als Abstraktionen wirklicher Verhältnisse zu begreifen, als historische, transitorische Formen der ökonomischen Entwicklung. Marx setzt dies Annenkow in einem Brief vom 28. Dezember 1846 in seiner Kritik an Proudhon deutlich auseinander. "Die ökonomischen Formen, unter denen die Menschen produzieren, konsumieren, austauschen, sind... vorübergehende und historische. Mit der Erwerbung neuer Produktivkräfte ändern die Menschen ihre Produktionsweise, und mit der Produktionsweise ändern sie alle ökonomischen Verhältnisse, die bloß die für diese bestimmte Produktionsweise notwendigen Beziehungen waren"*V.10 , und an einer andern Stelle schreibt Marx: "Statt.., die politischen-ökonomischen Kategorien als Abstraktionen von den wirklichen, vorübergehenden, historischen gesellschaftlichen Beziehungen anzusehen, sieht Herr Proudhon, infolge einer mystischen Umkehrung, in den wirklichen Verhältnissen nur Verkörperungen dieser Abstraktionen"*V.11 .

Von daher ist es durchaus verständlich, daß sich Marx fürs erste in der Darstellung an die Kategorien selbst hält, später jedoch im analytischen Fortschreiten der vermittelnden Bewegung der Kategorien eine andere Darstellungsform gibt, sie der herrschenden Stellung des Kapitals subsumiert.

Wenn Marx in der bekannten "Einleitung" zur "Kritik", in der der erste Plan entworfen wird, bemerkt, daß "untubar und falsch" wäre, "die ökonomischen Kategorien in der Folge aufeinander folgen zu lassen, in der sie historisch die bestimmenden waren", und sich auf den Standpunkt stellt, daß die Reihenfolge gegeben ist durch die "Beziehung, die sie in der modernen bürgerlichen Gesellschaft aufeinander haben, und die genau das Umgekehrte von dem ist, was als ihre naturgemäße erscheint oder der Reihe der historischen Entwicklung entspricht"*V.12 , so ist hier-

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aus für das Verständnis der ökonomischen Arbeiten von Marx zweierlei von grundlegender Wichtigkeit:
  1. Der ordnende und beschreibende Verstand verfehlt in der aufzählenden Sukzession der ökonomischen Kategorien, in der genetischen Exposition ihrer Aufeinanderfolge den eigentlichen Gegenstand der Theorie, er verharrt in den äußeren Fakten der historischen Entwicklung und schließt die gegenseitige Vermittlung, den dialektischen Prozeß der Beziehung der ökonomischen Kategorien aufeinander aus.
  2. Eine wirkliche Theorie der politischen Ökonomie steht auf dem Boden der "modernen bürgerlichen Gesellschaft", die in ihren Beziehungen vom Kapital als herrschende Kategorie bestimmt wird. Das erste Kapitel einer solchen Ökonomie ist bei Marx stets das "Kapitel vom Kapital" und nicht etwa ein Kapitel von der grundeigentümlichen Herrschaftsform des Feudalismus, die der Kapitalismus historisch ablöst.
Friedrich Engels hat dies in seiner Besprechung der "Kritik" nachdrücklich betont: "Die politische Ökonomie ist die theoretische Analyse der modernen bürgerlichen Gesellschaft und setzt daher entwickelte bürgerliche Zustände voraus. .."*V.13 Ferner: "...jedes Moment (wird) auf dem Entwicklungspunkt seiner vollen Reife, seiner Klassizität betrachtet..."*V.14

Dies erhellt die bekannten Sätze Marxens: "Es handelt sich nicht um das Verhältnis, das die ökonomischen Verhältnisse in der Aufeinanderfolge verschiedener Gesellschaftsformen einnehmen. Noch weniger um ihre Reihenfolge ´in der reinen Idee´ (Proudhon), (einer verschimmelten Vorstellung der historischen Bewegung). Sondern um ihre Gliederung innerhalb der modernen bürgerlichen Gesellschaft"*V.15 . Die reale, materielle Wirklichkeit drängt zur begrifflichen Verfestigung in der Theorie. Die "volle Reife" des Kapitalismus, seine "Klassizität" faßt die historischen Tendenzen zusammen, die in der Theoriebildung ihren begrifflichen und systematischen Ausdruck gewinnen.

Ein wichtiges Merkmal der realen, d. h. einer theoretisch wirklichen und nicht ideellen Geschichtsschreibung ist damit gegeben. Jede Geschichtsepoche bestimmt aus sich - wenn die revolutionierende Macht der Produktivkräfte und die damit verbundene

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Umwälzung der Produktionsverhältnisse die frühere Gesellschaftsform vernichtet hat - die Verhältnisse, unter denen die Gesellschaft materiell und geistig existiert. Und diese Verhältnisse sind maßgebend für ein wirkliches Verständnis der Geschichte, nicht aber die äußere, nichtssagende Bewegung, in der die Kategorien historisch in Erscheinung treten. "In allen Gesellschaftsformen ist es eine bestimmte Produktion, die allen übrigen, und deren Verhältnisse daher auch allen übrigen, Rang und Einfluß zuweist"*V.16 .

Besonders aufschlußreich unter den Planvarianten und von Bedeutung für das weitere Fortschreiten der Dispositionen ist der Brief Marxens an Engels vom 2. April 1858. Marx gibt Engels die Einteilung des Gesamtwerkes in den oben erwähnten sechs Büchern bekannt und gliedert das erste Buch, "Vom Kapital", in folgende vier Abschnitte auf*V.17 :
Heft 1 Das Kapital, als erstes Kapitel einer Kritik der politischen Ökonomie, ist als alles umfassende und bestimmende Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft gesetzt. Diese Stellung ergibt sich aus der bereits erarbeiteten Kritik dieser Gesellschaft, es ist die theo-

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retische Reproduktion des auf analytischem Wege gewonnenen Gesamt sämtlicher Verhältnisse.

Diesen Weg der Analyse in großen Strichen nachzuzeichnen, ist unumgänglich notwendig, um den Zusammenhang von Kapital-Grundeigentum-Lohnarbeit zu begreifen und um zu verstehen, daß die ersten drei Bücher des 6-Bücher-Planes in der ursprünglichen Planvariante nicht zufällig aufeinanderfolgen. Wir gehen von folgendem Zitat von Marx aus: "Das Kapital geht aus der Zirkulation hervor und setzt die Arbeit als Lohnarbeit; bildet sich so aus, und als Ganzes entwickelt, setzt es das Grundeigentum, sowohl als seine Bedingung wie als seinen Gegensatz"*V.18 . Wir haben hier alle Elemente zusammen, die sich in den ersten drei, wichtigsten Bücher des 6-Bücher-Planes in ihren Bestimmungen entfalten sollen:
  1. Das Kapital als aus der Zirkulation hervorgegangen setzt die Arbeit
  2. als Lohnarbeit (es geht in der Lohnarbeit, wie Marx an der gleichen Stelle bemerkt, in seinen "allgemeinen schöpferischen Grund" zurück) und setzt auf Grundlage extensiv sich ausbreitender Lohnarbeit das Grundeigentum als
  3. modernes Grundeigentum.
Der kapitalistische Produktionsprozeß selbst kann nicht Voraussetzung des Kapitals sein. Das Kapital, als aus der Sphäre der Zirkulation herrührend, trifft auf die Elemente, die, einmal freigesetzt, die Reproduktion des Kapitals als Kapital ermöglichen und ergreift damit die Voraussetzungen seiner Existenz als Kapital selbst. Die Dialektik des Prozesses ist offensichtlich. Die Voraussetzungen, unter denen es die herrschende Kategorie der Produktion bzw. die Produktion in ihrer Totalität als kapitalistische werden kann, schafft es (als aus der Zirkulation kommend) nicht, sondern findet sie vor. Hat es die Elemente der Produktion aber einmal voll ergriffen - die freie käufliche Arbeit und das Grundeigentum - dann werden sie von ihm als notwendige Elemente gesetzt. Es muß sie im Prozeß seiner Erhaltung ständig reproduzieren, da sie notwendige Gegensätze in der Einheit des Prozesses sind.

Grundeigentum und Lohnarbeit sind als Kategorien selbständige Extreme. Sie sind jedoch im Begriff des Kapitals enthalten als abgeleitete Formen und damit ist auch die bestimmte Einheit gesetzt. Das Kapital hat diese Formen historisch außer sich als

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Voraussetzungen seines Daseins, aus ihm abgeleitet sind sie als Formen seiner Reproduktion, sie sind folglich ineins Voraussetzung und Resultat des kapitalistischen Produktionsprozesses. Historisch, folglich in besonderer Form, gehen Arbeit und Grundeigentum dem Kapital voraus. Das entwickelte Kapital setzt anderseits die kapitalistische Bestimmung von Grundeigentum und Lohnarbeit und damit auch den Formwandel, in dem diese Kategorien zu abgeleiteten werden. Die Voraussetzung ist in dem Formwandel "aufgehoben" als notwendige Kategorie des Kapitals. Anderseits bestimmt das Kapital die Form des Grundeigentums als modernes Grundeigentum, die Form der Arbeit als "freie" Arbeit, als Lohnarbeit; es ist die bestimmte Einheit oder Totalität des Kapitalverhältnisses in seinen kategoriellen Momenten. Das Kapital im allgemeinen bei Marx ist allerdings nicht die abstrakte, unerfüllte Allgemeinheit, sondern die bestimmte, konkrete Allgemeinheit als Kapitalverhältnis, folglich die Bestimmtheit des Kapitals in der Totalität seiner Beziehungen, die Grundeigentum und Lohnarbeit als wesentliche Eleniente voraussetzend und schaffend an sich hat. Das Kapital im allgemeinen ist nicht der abstrakte Begriff des Kapitals schlechthin, sondern das in den bestimmten Unterschieden seiner Verhältnisse seiende Kapital. Bei der Behandlung des Kapitals im allgemeinen ist also nicht vom Kapital als Kategorie in seiner Unterschiedslosigkeit die Rede.

In der genetischen Exposition erscheint das Verhältnis der Kategorien zueinander als ein äußeres Zusammensein und Zusammenwirken, als ein zufälliges Zusammenstreben. Die Analyse des entwickelten Kapitalverhältnisses deckt indessen die innere Einheit, die Verwirklichungsbedingungen und daher auch die Existenzbestimmungen des Kapitals, den Zusammenhang, in dem die Kategorien notwendig zueinanderstehen auf, und zwar nicht nur theoretisch als allgemeine Kategorien des kapitalistischen Produktionsprozesses, sondern auch als besondere, historische Kategorien des Werdens. Die Wahrheit des Werdens wird sichtbar im Resultat, das positionell Einheit des Kapitalverhältnisses ist, in sich aber die Negativität der Beziehungen des Kapitals in den Kategorien Grundeigentum und Lohnarbeit einschließt. Im Kapitalverhältnis ist jede Kategorie in Beziehung auf die andere gesetzt, und das Kapital als "tätige Mitte" hat die Bestimmung der Kategorien Grundeigentum und Lohnarbeit an sich selbst. Die Bestimmung ist im Kapital und durch das

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Kapital vermittelt, sie sind in dieser Bestimmung nur durch diese Vermittlung.

An erster Stelle ist daher das Kapital zu behandeln.

Eine eingehende Analyse des Kapitalbegriffes bei Marx würde den Rahmen unserer Untersuchungen sprengen. Es sind nur die spezifischen Merkmale des Kapitals als herrschende Kategorie und in ihrem Verhältnis zu den Kategorien Grundeigentum und Lohnarbeit festzuhalten, um die Elemente freizulegen, die den Übergang zu Buch 2 (Grundeigentum) und 3 (Lohnarbeit) vorbereiten.

1. Das Kapital

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In einem für die Marx-Forschung überaus wichtigen und in seinem Reichtum an historischen und theoretischen Einsichten erst noch auszuwertenden Abschnitt über Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen*K.1 , hat Marx das Kapital als konstituierenden "Begriff" (Kategorie) der modernen Produktionsweise eingehend analysiert. Die "Formel des Kapitals" hat folgenden Inhalt:

Allgemein:
"... . die lebendige Arbeit (verhält) sich sowohl zum Rohmaterial, wie zum Instrument, wie zu den während der Arbeit erforderlichen Lebensmittel als negativ . . ." (Marx)*K.2
Diese Form des Verhaltens setzt den Stufen ihrer Entfaltung voraus:
  1. Negatives Verhalten zu Grund und Boden. In dem Nicht-Grundeigentum wird der Zustand negiert, "wo das arbeitende Individuum sich zum Grund und Boden, der Erde, als seinem eigenen verhält, i. e. als Eigentum des Grund und Bodens arbeitet, produziert"*K.3 .
  2. Negatives Verhalten zum Arbeitsinstrument. In dem Nicht-Eigentum am Instrument der Arbeit wird der Zustand negiert, wo das Individuum "als Eigentümer des Instrumentes arbeitet..., was ... die Subsumtion des Instruments unter seine individuelle Arbeit voraussetzt"*K.4 . Charakteristisch für diese Stufe ist die neben und außer dem Grundeigentum bestehende handwerksmäßige und städtische Entwicklung der Arbeit*K.5 .
  3. Negatives Verhalten zu den Konsumtionsmitteln. In dem Nicht-Eigentum am Konsumtionsfonds wird der Zustand ne-

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    giert, wo das Individuum, sei es als Grundeigentümer mit den nötigen Lebensmitteln versehen ist, sei es als Handwerksmeister denselben ererbt, verdient, aufgespart hat oder als Lehrling und Gesell diesen patriarchalisch mit dem Meister teilt*K.6 .
  4. Negatives Verhalten zum lebendigen Arbeitsvermögen. In dem Nicht-Eigentum an der Arbeit als objektiver Produktions- und Existenzbedingung wird der Zustand negiert, wo das Individuum "noch unmittelbar unter die objektiven Produktionsbedingungen gehört, und als solche angeeignet werden - also Sklaven oder Leibeigene sind"*K.7 .
All diese Momente sind jedoch nur Voraussetzungen der Wirksamkeit des Kapitals, es sind die Momente, die als Produkte des Auf lösungsprozesses der vorkapitalistischen Produktionsweisen dem Kapital als Grundlage zu seiner Entfaltung dienen. "Der historische Prozeß ist nicht das Resultat des Kapitals, sondern Voraussetzung für dasselbe"*K.8 . Wiewohl in all seinen Phasen das Kapital mit den oben aufgezählten Merkmalen behaftet ist, werden sie nicht mehr in derselben expliziten Form empfunden, denn sie lassen sich nicht aktualiter, sondern nur historisch unmittelbar nachweisen. Die positive, erfüllte, durch sich selbst bestimmte Bewegung, i. e. Entwicklung des Kapitals erheischt aber eine eigene, die Klassizität des Prozesses voraussetzende Analyse. Das historisch gewußte Anderssein (Negation) wird erst damit zum Selbstsein (Position). Das Äußere, gegen ein anderes Sich-Wissen wird dies erst durch die innere, erfüllte Kenntnis des Selbstseins, durch die positive Analyse dieses Selbstseins, wodurch es sich als die Negation der Negation oder als die positive Negation des andern weiß*K.9 . Auf die eigene Dignität der Dialek-

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tik von Theorie und Geschichte bei Marx kommen wir später zurück.

Wir haben um der Explikation willen die historischen Voraussetzungen an den Anfang gestellt, obwohl sie nur verstanden werden können auf Grund der theoretischen Voraussetzungen, als begrifflicher und systematischer Zusammenhang der voll entwickelten bürgerlichen Gesellschaft. Die Rückverweise auf den Ausgangspunkt der Analyse sind im historischen Teil selbst gegeben:
"Es liegt im Begriff des Kapitals..., in seiner Entstehung, daß es vom Geld ausgeht, und daher vom Vermögen, das in der Form des Geldes existiert. Es liegt ebenso darin, daß es als aus der Zirkulation herkommend, als Produkt der Zirkulation erscheint. Die Kapitalbildung geht daher nicht aus vom Grundeigentum (hier höchstens vom Pächter, soweit er Handelsmann mit Agrikulturprodukten ist); auch nicht von der Zunft (obgleich an letztrem Punkt eine Möglichkeit); sondern vom Kaufmanns-und Wuchervermögen." (Marx)*K.10
Aber diese Rückverweise sind nur möglich auf dem Boden der bereits kritisch erarbeiteten Theorie, die nur ineins mit der Geschichte wirkliche Theorie ist. So ist es nicht von ungefähr, daß die Analyse mit Ware, Wert, Tauschwert, Geld beginnt und im ersten Buch des "Kapitals" durchaus konsequent mit einem historischen Kapitel schließt, mit der ursprünglichen Akkumulation. Die Theorie als Theorie weist auf ihr historisches Dasein, auf ihre historischen Schranken; sie kann aus sich nicht mehr entlassen, als in der Wirklichkeit, in ihrer materiellen Umwelt selbst ist.

"Um den Begriff des Kapitals zu entwickeln", sagt Marx, "ist es nötig, nicht von der Arbeit, sondern vom Wert auszugehn*K.11 und zwar von dem schon in der Bewegung der Zirkulation entwickelten Tauschwert"*K.12 . Die Entwicklung des Kapitalbegriffs, in dem das Kapital letztlich nicht als Sache, sondern als Verhältnis, als

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Prozeß bestimmt ist, setzt den im Austausch von Produkten sich herausbildenden Tauschwert und seine Verselbständigung gegen die Zirkulation in Form von Geld voraus, keineswegs aber die Arbeit an sich.*K.13 Das Geld verhält sich ursprünglich der Zirkulation gegenüber negativ. Es ist die im Verhältnis zur Zirkulation selbständig gewordene Form des Tauschwertes. Die "Formbestimmung der einfachen Zirkulation" reduziert Marx auf zwei wesentliche Momente, die das negative Verhältnis des Geldes zur Zirkulation kennzeichnen:
  1. Ausgangspunkt der einfachen Zirkulation: ".. . Geld gegen Ware: d. h. der Tauschwert der Ware verschwindet gegen ihren materiellen Inhalt (Substanz)"*K.14 .
  2. Ausgangspunkt der einfachen Zirkulation: ".. . Ware gegen Geld, d. h. ihr Inhalt (Substanz) verschwindet gegen ihre Form als Tauschwert"*K.15 .
"In dem ersten Fall wird die Form des Tauschwertes ausgelöscht, im zweiten seine Substanz; in beiden ist also seine Realisation eine verschwindende"*K.16 . Der einfache Tauschwert, der noch nicht in einer Totalität von Produkten als Waren entwickelte Tauschwert hat in seinen zwei Formen, von Geld und Ware, verschwindenden Charakter, er fällt aus jedem Akt des Tausches als negierte Größe heraus. Sobald die eine Form, das Geld als Tauschwert über die negative Bestimmung zur Zirkulation hinausgelangt, nicht mehr nur verschwindendes Moment der Zirkulation ist, "sondern sich in ihr erhält, ist es nicht mehr Geld, denn dies kommt als solches nicht über die negative Bestimmung hinaus, sondern ist Kapital"*K.17 .

Von dieser Analyse aus kommt Marx zu der ersten Bestimmung des Kapitals, die besagt,
"daß der aus der Zirkulation herstammende und sie daher voraussetzende Tauschwert sich in ihr und durch sie erhält, sich nicht verliert, indem er in sie eingeht; sie nicht als die Bewegung seines Verschwindens, sondern viclmehr als die Bewegung seines wirklichen Sichsetzens als Tauschwert, die Realisierung seiner als Tauschwert ist." (Marx)*K.18
Das Kapital ist Kapital, sofern es in der Zirkulation die beiden Formen des Tausch-

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wertes immerwährend an sich hat und in beiden Formen mit sich als Kapital identisch ist.
"Die Identität, die Form der Allgemeinheit, die es erhält, ist die, Tauschwert zu sein und als solcher Geld. Es wird daher noch als Geld gesetzt, es tauscht sich in fact als Ware gegen Geld aus. Aber als Geld gesetzt, d. h. als diese gegensätzliche Form der Allgemeinheit des Tauschwertes, ist zugleich an ihm gesetzt, daß es nicht wie in der einfachen Zirkulation die Allgemeinheit, sondern ihre gegensätzliche Bestimmung verlieren soll, oder nur verschwindend annimmt, also wieder gegen die Ware sich austauscht, aber als Ware, die selbst in ihrer Besonderheit die Allgemeinheit des Tauschwertes ausdrückt, daher beständig ihre bestimmte Form wechselt." (Marx)*K.19
Das Kapital setzt die Formen des Tauschwertes in ihrer Allgemeinheit, einerseits das Geld in seiner schon bestimmten, verselbständigten Allgemeinheit des Tauschwertes, jedoch nicht mehr als verschwindende, die sich in jedem einzelnen Akt des Tausches der Zirkulation entzieht, anderseits die Ware nicht mehr in der Besonderheit der einzelnen, sondern in der Totalität aller Waren. Der zufälligen, bestimmten Form der Ware gegenüber ist das Kapital gleichgültig, denn es setzt die Ware als allgemeine Besonderheit, die die besondere Form der Ware "nur verschwindend annimmt" und "diese gegensätzliche Bestimmung verlieren soll" als Ware, "die selbst in ihrer Besonderheit die Allgemeinheit des Tauschwertes ausdrückt"*K.20 .

Der sich in der Zirkulation und durch die Zirkulation erhaltende

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und verewigende Tauschwert*K.21 ursprünglich entstanden "durch die Zirkulation in seiner Objektivierung... bis zum Dasein als Geld"*K.22 , wird jetzt selbst "Ausgangspunkt der Zirkulation"*K.23 , indem er das ihm in den Produkten Vorausgesetzte, außer ihm Liegende, die Arbeit, die sich in den Waren vergegenständlicht, ergreift. Damit verschwindet auch die Gleichsetzung der Tauschwerte.
"Der Tauschwert setzt sich nur als Tauschwert, indem er sich verwertet, also seinen Wert vermehrt. Das Geld (als aus der Zirkulation zu sich zurückgekehrt) hat als Kapital seine Starrheit verloren, und ist aus einem handgreiflichen Ding zu einem Prozeß geworden." (Marx)*K.24
Die Rückkehr des Geldes zu sich ist seine Setzung als Zweck der Zirkulation, nicht mehr als verschwindendes Mittel. Während die Rückkehr der Arbeit zu sich*K.25 ihre Setzung als Mittel zur Erreichung dieses Zweckes ist, ein Mittel zur Reproduktion des Tauschwertes. Die Arbeit ist reine Subjektivität geworden, d. h. objektlos, da sie sich des Produktes ihrer Tätigkeit an den Kapitalisten zu entäußern hat.

Diese Analyse ist äußerst bedeutsam für die in den "Grundrissen" behandelten Übergänge. Summarisch ist die unmittelbar auf die erste Bestimmung des Kapitals folgende Planvariante*K.26 in ihrem ersten Teil*K.27 als den durch das Geld, als Ausgangs- und Endpunkt, bestimmten Prozeß der kapitalistischen Produktion aufzufassen. Die verselbständigie Allgemeinheit des Tauschwertes als Geld oder das Kapital als Geld führt über die sich gegensätzlich bestimmenden Vermittlungen zum Kapital als Geldmarkt. Expliziter ist eine etwas spätere Variante*K.28 , in der der Plan des ersten Buches mit dem "Werden des Kapitals aus dem Geld"*K.29 beginnt und mit dem "Kapital als Geldmarkt"*K.30 schließt.
"Im Geldmarkt"
, lesen wir unmittelbar darauf,
"ist das Kapital in seiner Totalität gesetzt; darin ist es preisbestimmend, arbeitend, die Produktion regulierend, in einem Produktionsquelle.." (Marx)*K.31

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In dieser Variante, die nur vom Kapital handelt, ist dieses in Form eines logischen Schlusses gesetzt bzw. in Form von drei Schlüssen, die je nach der Stellung der sich vermittelnden Kategorien in einem sie übergreifenden allgemeinen Schluß die Totalität des Kapitalverhältnisses bilden. Marx geht also so weit, des Selbstverständnisses wegen die Analytik des Kapitals in einen auf den ersten Blick traditionell anmutenden Schluß aufzulösen: Diese Darstellung des Kapitalverhältnisses in seiner Totalität hat mit einer genetischen Exposition nichts mehr zu tun; doch auch letztere kann, dem historisch negativen Verhältnis des Kapitals zur vorangegangenen Produktionsweise entsprechend, in Form eines Schlusses gefaßt werden. So schreibt Marx:
"In den ökonomischen Verhältnissen des modernen Grundeigentums, das als ein Prozeß erscheint: Grundrente-Kapital-Lohnarbeit (die Form des Schlusses kann auch anders gefaßt werden: als Lohnarbeit-Kapital-Grundrente; aber Kapital muß immer als die [190] tätige Mitte erscheinen), ist daher die innere Konstruktion der modernen Gesellschaft, oder das Kapital in der Totalität seiner Beziehungen gesetzt." (Marx)*K.33
Dieser Schluß selbst ist aber wiederum nur möglich von der als zentrale Kategorie herrschenden Stellung des Kapitals aus, als Nachweis seiner von allen andern ökonomischen Kategorien verschiedenen Wertung; die aktuelle, theoretische Vergegenwärtigung ist zugleich auch die Voraussetzung und Möglichkeit der Darstellung der genetischen. Die entwickelte, voll entfaltete Form des Kapitalismus ist das Resultat zum Verständnis seines historischen Werdens, das in diesem Resultat "aufgehoben" ist. Marx setzt also die Totalität des Kapitals im Entwurf vom November 1857 zweimal:
  1. im Geldmarkt, d. h. seiner aktuellen Form als herrschende Kategorie des Produktionsprozesses, die sich im Geldmarkt entäußert und sich wieder auf sich zurückbezieht,
  2. in den Verhältnissen des modernen Grundeigentums, als historisches Verhältnis des Werdens des Kapitals.
Beide Male wird die Totalität in Form eines Schlusses gesetzt. Einmal wird das Wirken der Dialektik im Querschnitt, im voll entfalteten Kapitalismus dargestellt (logisch), einmal im Längsschnitt, der die historische Exposition des Werdens der Kategorien bzw. des Kapitalismus einschließt (genetisch). Die beiden Prozesse gehen ineinander über, sie sind auf jeder Stufe der vollen Entwicklung der Kategorien sogar identisch, insofern die Voraussetzung - das dem Prozeß in der theoretischen Vergegenwärtigung Vorausgesetzte - im Resultat aufgehoben ist und können nur theoretisch gesondert fixiert werden. Die Form des Schlusses darf allerdings nicht dazu verleiten anzunehmen, daß der philosophische Terminus den Weg zur Darstellung freilege. So ist nachdrücklich zu betonen, daß Marx den Begriff der Aufhebung nirgends im hegelschen spekulativen Sinne gebraucht*K.34 , worin die Gegensätze im Begriff, d. h. ideell überwunden werden. Expressis verbis kommt dies zum Ausdruck, wo Marx über die destruktive, be-

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ständig revolutionierende, alle Schranken niederreißende Wirkung des Kapitals spricht.
"Daraus aber, daß das Kapital jedoch solche Grenze als Schranke setzt und daher ideell darüber weg ist, folgt keineswegs, daß es sie real überwunden hat, und da jede solche Schranke seiner Bestimmung widerspricht, bewegt sich seine Produktion in Widersprüchen, die beständig überwunden, aber ebenso beständig gesetzt werden. Noch mehr. Die Universalität, nach der es unaufhaltsam treibt, findet Schranken an seiner eigenen Natur, die auf einer gewissen Stufe der Entwicklung es selbst als die größte Schranke dieser Tendenz werden erkennen lassen und daher zu seiner Aufhebung durch es selbst hintreiben." (Marx)*K.35
Ebenso klar und für das Verständnis der von Marx gewählten Form des Schlusses ist eine andere Stelle, an der Marx sich über den im Tauschwert enthaltenen Grundwiderspruch äußert:
"Diese Mitte (der Tauschwert als Vermittler des bürgerlichen Reichtums. 0. M.) erscheint immer als das vollendete ökonomische Verhältnis, weil es die Gegensätze zusammenfaßt, und erscheint schließlich immer als die einseitig Höhere Potenz gegenüber den Extremen selbst; weil die Bewegung oder das Verhältnis, das als vermittelnd zwischen den Extremen ursprünglich erscheint, dialektisch dazu notwendig fortführt, daß es als Vermittlung mit sich selbst erscheint, als das Subjekt, dessen Momente nur die Extreme sind, deren selbständige Voraussetzung es aufhebt, um sich durch ihre Aufhebung selbst als das allein Selbständige zu setzen." (Marx)*K.36
Wir können anstelle des Tauschwertes das Kapital setzen und wir haben für die Schlußform: Grundrente-Kapital-Arbeit die zutreffende Explikation.

Die Marxsche Analyse der Übergänge zu Grundeigentum und Kapital begründet u. E. seinen späteren "Verzicht" auf die selbständige Behandlung dieser Kategorien im Anschluß an Buch I.

2. Grundeigentum

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In dem Brief an Friedrich Engels vom 2. April 1858 schreibt Marx:
"Der Übergang von Kapital auf Grundeigentum ist zugleich historisch, da die moderne Form des Grundeigentums Produkt der Wirkung des Kapitals auf das Feudal-etc. Grundeigentum. Ebenso ist der Übergang des Grundeigentums in die Lohnarbeit nicht nur dialektisch, sondern historisch, da das letzte Produkt des modernen Grundeigentums das allgemeine Setzen der Lohnarbeit, die dann als Basis der ganzen Scheiße erscheint." (Marx)*G.1
Und in den "Grundrissen" führt Marx aus:
"Sowohl seiner Natur nach, wie historisch ist das Kapital Schöpfer des modernen Grundeigentums, der Grundrente; wie seine Aktion daher auch als Auflösung der alten Form des Grundeigentums erscheint. Die neue entsteht als die Aktion des Kapitals auf die alte. Das Kapital ist dies - nach einer Seite hin betrachtet - als Schöpfer der modernen Agrikultur." (Marx)*G.2
Marx bemerkt ferner, daß das Kapital als Schöpfer von Werten,
"einen vom Kapital spezifisch unterschiedenen Wert oder Form des Reichtums setzen (muß). Dies ist die Grundrente. Es ist die einzige Wertschöpfung des Kapitals als von ihm selbst, seiner eigenen Produktion unterschiedener Wert." (Marx)*G.3
Diese Stelle, die die Notwendigkeit der Setzung eines vom Kapital unterschiedenen Wertes nachdrücklich betont, bedarf einer Erklärung. Allgemeine Grundlage der Produktion, jeder Produktion, ist der Grund und Boden, ein Naturale, das nicht geschaffen worden ist und das sozusagen "jenseits" der kapitalistischen Produktion, als sich selbst produzierend, liegt. Das Kapital entwickelt sich "außerhalb" des Grundeigentums, welches das alte feudale

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Grundeigentum ist*G.4 . Dessen Form wird jedoch modifiziert durch die Aktion, durch die Wirkung des Kapitals, die positiv das moderne Grundeigentum setzt und negativ die Lohnarbeit. Historisch ist die Wirkung des Kapitals auf die alte Form des Grundeigentums, seine Verwandlung in die moderne Form, in die kapitalistisch betriebene Agrikultur. Dialektisch ist die Entwicklung bzw. Darstellung der vom Kapital "induzierten" Wertform der Grundrente innerhalb der notwendigen Gliederung der bürgerlichen Gesellschaft. Ebenso ist der Übergang vom Grundeigentum in die Lohnarbeit historisch, insofern durch die Aktion des Kapitals die Produzenten in der Agrikultur in Lohnarbeiter verwandelt werden. Dialektisch, insofern die Lohnarbeit negativ als vermittelte Subsistenzquelle, als Negation ihres unmittelbaren Zusammenhangs mit dem Grund und Boden geschaffen wird.

Die Wertschöpfung des Kapitals als ihm selbst zugehöriger Wert ist der Mehrwert bzw. die durch die Konkurrenz der Kapitalien verwandelte Form, der Profit. Die Grundrente aber ist, wie Marx sagt, Wertschöpfung des Kapitals als spezifisch von ihm selbst unterschiedener Wert. Als Quelle dieses Werts erscheint das Grundeigentum, nicht das Kapital, nicht die Wirkung des Kapitals auf das Grundeigentum. Dieser Schein entsteht dadurch, daß das moderne Grundeigentum seinen Voraussetzungen nach nicht allein an das Kapital gebunden ist, sondern an einen vom Kapital verschiedenen, natürlichen, objektiven Gebrauchswert, den Grund und Boden. Es ist jedoch nicht das Grundeigentum an sich, das vom Kapital gesetzt wird, sondern das verwandelte moderne Grundeigentum als Träger der Grundrente, folglich als Träger eines vom Kapital als vergegenständlichte Arbeit unterschiedenen Werts. "Die Grundrente... ist die Form, worin sich das Grundeigentum ökonomisch realisiert"*G.5 .

In ein scharfes Licht tritt in der Darstellung der Grundrente, daß in der bürgerlichen Gesellschaft das Kapital allein Schöpfer von Werten ist.
"Vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion erscheint das Kapitaleigentum in der Tat als das ´ursprüngliche´, weil es die Sorte Eigentum, worauf die kapitalistische Produktion beruht und die in derselben als Faktor und Funktionär auftritt, was von dem Grundeigentum nicht gilt. Das letz- [194] tere erscheint als abgeleitet, weil in der Tat das moderne Grundeigentum das feudale ist, aber verwandelt durch die Aktion des Kapitals auf es, also in seiner Form als modernes Grundeigentum abgeleitet, Resultat der kapitalistischen Produktion." (Marx)*G.6
Als Kapital reproduziert das Kapital im Verwertungs- und Aneignungsprozeß, in der industriellen Produktion, die Wertsetzung auf Grund der freien Arbeitskraft ist, immer nur sich selbst. In der Grundrente reproduziert das Kapital anderseits nicht nur sich selbst, sondern auch die Form des modernen, kapitalistischen Grundeigentums, dessen Basis nicht die spezifische Form des industriell verobjektivierten Produkts der Arbeit als Ware ist, sondern das natürliche Agens Grund und Boden. Das Eigentum an dieser Naturbasis verhindert den Prozeß, "der in den übrigen kapitalistischen Sphären stattfindet, und den in dieser Besonderen Produktionssphäre erzeugten Mehrwert in ihr selbst festzuhalten"*G.7 . Ganz kategorisch erklärt Marx:
"Das Grundeigentum hat mit dem wirklichen Produktionsprozeß nichts zu schaffen. Seine Rolle beschränkt sich darauf, einen Teil des produzierten Mehrwerts aus der Tasche des Kapitals in seine eigene hinüberzuführen." (Marx)*G.8
Die auf kapitalistischer Basis betriebene Agrikultur bezahlt aus dem erzeugten Mehrwert eine Rente an den Grundeigentümer, die er nicht dank einer produktiven Funktion im Produktionsprozeß vereinnahmt, sondern dank eines Rechtstitels. "Die einzigen Funktionäre und Faktoren der Produktion"*G.9 sind der Kapitalist und der Lohnarbeiter, und Marx nimmt in diesem Fall Ricardo betont gegen seine Kritiker in Schutz.
"Diese im Wesen der kapitalistischen Produktionsweise - und im Unterschied zur feudalen, antiken usw. - gegründete Reduktion der unmittelbar in der Produktion beteiligten Klassen, also auch der unmittelbaren Teilnehmer an dem produzierten Wert, und weiter an dem Produkte, worin dieser Wert sich realisiert - auf die Kapitalisten und Lohnarbeiter mit Ausschluß des Grundeigentümers, der erst post festum hereinkommt infolge nicht aus der kapitalistischen Produktionsweise hervorgewachsener, sondern ihr überlieferter Eigentumsverhältnisse an Naturkräften -‚ so weit entfernt, ein Fehler bei Ricardo usw. zu sein, macht sie zum [195] adäquaten theoretischen Ausdruck der kapitalistischen Produktionsweise, drückt ihre differentia specifica aus." (Marx)*G.10
Bei der Betrachtung des Grundeigentums ist somit vom Kapital als dem Mittelpunkt der Aktion auszugehen.
"Die Unterstellung, daß die kapitalistische Produktion sich der Landwirtschaft bemächtigt hat, schließt ein, daß sie alle Sphären der Produktion und der bürgerlichen Gesellschaft beherrscht.. ." (Marx)*G.11
Das Grundeigentum ist also nur insofern zu behandeln, als es in den Konnex der kapitalistischen Produktion fällt, dieser in ihren ursächlichen und wirkenden Bedingungen unterworfen ist. Die systematische Behandlung des Grundeigentums liegt, wie Marx sagt, außerhalb seines Werks*G.12 . Das Grundeigentum interessiert also nur in seiner verwandelten Form innerhalb der kapitalistischen Produktion, als auf kapitalistischer Basis betriebene Agrikultur. Nicht das Grundeigentum - wie in früheren Produktionsweisen - ist tätige Mitte der Produktion, sondern das Kapital, das den Arbeiter von den Produktionsbedingungen expropriiert, das Arbeitsmittel und das Arbeitsmaterial wie die Subsistenzmittel der unmittelbaren Zu- und Aneignung entfremdet bzw. "in der Agrikultur die Expropriation der ländlichen Arbeiter von Grund und Boden und ihre Unterordnung unter einen Kapitalisten . . . des Profites wegen betreibt"*G.13 . Es sind also nicht die historischen Verhältnisse des Grundeigentums, die zu untersuchen sind, nicht das Grundeigentum an-und für-sich, sondern das Grundeigentum wird betrachtet, "weil es überhaupt gilt, die bestimmten Produktions- und Verkehrsverhältnisse zu betrachten, die aus der Anlage des Kapitals in der Landwirtschaft entspringen"*G.14 .

In dem Abschnitt über die ursprüngliche Akkumulation hat Marx im "Kapital" gezeigt, wie die kapitalistische Produktionsweise
"einerseits die Loslösung der unmittelbaren Produzenten aus der Stellung eines bloßen Zubehörs des Bodens (in der Form von Hörigen, Leibeigenen, Sklaven etc.), anderseits die Expropriation der Masse des Volks von Grund und Boden" (Marx)*G.15
voraussetzt.
"Insofern ist das Monopol des Grundeigentum eine [196] historische Voraussetzung, und bleibt fortwährende Grundlage, der kapitalistischen Produktionsweise.. ." (Marx)*G.16
Hier wird deutlich, wie die dialektische Darstellung des Ganzen an die historischen Grenzen stößt und sie in die Entwicklung des Gegenstandes als gegebene Voraussetzungen aufnehmen muß. Das Grundeigentum ist also in einem Vorausgesetztes und Gesetztes: erstens das dem Kapital Vorausgesetzte, die ihm die Elemente seiner Entwicklung bereitstellende vorkapitalistische Produktionsform und zweitens das vom Kapital in seiner gewordenen, entfalteten Form modifizierte Grundeigentum als kapitalistisch betriebene Agrikultur.

Die kapitalistisch modifizierte, moderne Form des Grundeigentums bewirkt, sofern der Grundeigentümer nicht mit dem Kapitalisten zusammenfällt, daß der Kapitalist alias Pächter dem Grundeigentümer eine Rente, die sogenannte Grundrente zahlt. Die Rente fließt dem Grundeigentümer kraft des in seinen Händen monopolisierten Grund und Bodens zu, und wie beim Zins das Kapital, scheint bei der Grundrente das Grundeigentum ihre Quelle zu sein. Der Boden, die Erde jedoch hat keinen Wert; was ihr Wert verleiht, ist die kapitalistisch betriebene Bodenkultur, eine Produktionssphäre, der sich das Kapital, wie jeder andern, bemächtigt hat. Im Zusammenhang mit der kapitalisierten Grundrente als Kaufpreis des Bodens schreibt Marx im "Kapital", daß sie eine Kategorie sei, "die prima facie, ganz wie der Preis der Arbeit irrationell ist, da die Erde nicht das Produkt der Arbeit ist, also auch keinen Wert hat"*G.17 . Die Grundrente ist nur die verwandelte Form des in diesem Zweig erzeugten Mehrwertes, welche der Grundeigentümer dank seines Monopols dem kapitalistisch produzierenden Pächter abfordert. Die Eigenart dieser Produktionssphäre im Gegensatz zu denen, die nur in Produktionsmitteln vergegenständlichte Arbeitskraft anwenden, liegt darin, daß Grundlage der Produktion ein nichtproduziertes Element ist und zudem im Eigentum eines Monopolisten. Diese Besonderheit zwingt das Kapital einen von ihm selbst untersdiiedenen Wert zu setzen. Diese Frage ist indessen, um den Weg der Darstellung besser zu verstehen, weiter zu verfolgen.

Das Kapital entsteht nicht frei, uno actu, selbsttragend, obwohl es als Handelskapital in dieser Form scheinbar ungebunden, un-

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mittelbar seinen Anfang nimmt. Als industrielles Kapital ist es jedoch mit seinem Gegensatz, dem Grundeigentum, "als fortwährende Grundlage" behaftet. Der Gegensatz ist bei Marx am deutlichsten an Wakefields Kolonialtheorie, entblößt aller störenden Momente, dargestellt, und Marx betont, daß Wakefields Theorie "unendlich wichtig zur richtigen Auffassung des modernen Grundeigentums" ist*G.18 .

Das Kapital als solches, das Kapital an sich richtet nichts aus, setzt den Produktionsprozeß allein nicht in Gang, es muß, wo es die Elemente seiner Wirksamkeit nicht vorfindet - denn erst dann kann es als Kapital in Funktion treten -‚ diese schaffen. Am Beispiel der Kolonialtheorie: Schaffung kapitalistisch verfügbarer Lohnarbeit ("Fabrikation von Lohnarbeitern" sagt Marx im "Kapital"*G.19 .), die ohne das Bestehen des modernen Grundeigentums fehlt. Das Kapital verteuert im Prozeß der Durchkapitalisierung eines Landes das Grundeigentum, um Lohnarbeiter im kalten oder gewaltsamen Enteignungswege freizusetzen. Wo das Grundeigentum leicht zugänglich oder verhältnismäßig leicht verfügbar ist, herrscht niedrige Produktivität, fehlen die kapitalistisch notwendigen Arbeitskräfte. Das Kapital muß also seinen Gegensatz, das moderne Grundeigentum schaffen, um sich selbst erhalten und reproduzieren zu können. "Das Kapital als Grundrente schaffend geht also zurück in die Produktion der Lohnarbeit als seines allgemeinen schöpferischen Grundes"*G.20 . Mit dem modernen Grundeigentum, der Grundrente, schafft das Kapital seinen Gegensatz, der historisch zugleich Voraussetzung seines Werdens ist und der Grundlage nach einer überwundenen Produktionsweise angehört. Das Kapital hat historisch zu seinem Gegensatz das Grundeigentum und muß es, dieser Voraussetzung entsprechend, seiner Natur nach in der modernen Form der Grundrente immer wieder setzen. Sein Gegensatz, aus dem es hervorgegangen ist, ist zugleich das allgemeine Element seiner Existenz und Erhaltung: in seinem Dasein ist sein historisches Werden aufgehoben, damit aber auch gesetzt, und dieses Setzen gehört zu den Existenzbestimmungen des Kapitals. Das Kapital versucht aber auch diese Schranke seiner Ausbreitung zu beseitigen, über diesen seinen Gegensatz hinauszugelangen, ihn zu vernichten, was aber nichts anderes bedeuten würde,

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als seine eigenen Voraussetzungen vernichten. So scheut es selbst davor zurück, diesen Gegensatz als allgemein sich gegenüberzusetzen, in dem staatlich zusammengefaßten Eigentum an Grund und Boden, um nicht der Fama zu rufen, die dasselbe Urteil auch über die Eigentumsform des Kapitals spräche.

Mit der Einwirkung des Kapitals auf das Grundeigentum werden die Produktionsverhältnisse in allseitig soziale, "nicht als von der Natur bestimmte"*G.21 . verwandelt. Historisch liegt der Übergang vom Grundeigentum in die Lohnarbeit in der Aktion des Kapitals auf das Grundeigentum. Wo das Grundeigentum in der Form der Geldrente auftritt, werden die dem Boden naturwüchsig verbundenen Produzenten und Arbeiter zu Lohnarbeitern. Marx schreibt hierzu:
"Es kann also kein Zweifel existieren, daß die Lohnarbeit in ihrer klassischen Form, als die ganze Breite der Gesellschaft durchwadend und sich statt der Erde zu dem Boden machend, worauf sie steht, erst durch das moderne Grundeigentum geschaffen wird, d. h. durch das Grundeigentum als vom Kapital selbst geschaffter Wert. Daher führt also das Grundeigentum zurück zur Lohnarbeit." (Marx)*G.22


3. Lohnarbeit

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Im Abschnitt über das Kapital haben wir gesehen, daß die "Formel des Kapitals" mit der Bestimmung der lebendigen Arbeit in ihrem negativen Verhältnis zu den Bedingungen ihrer Verwirklichung (Rohmaterial, Instrument, Lebensmittel) beginnt. Und so heißt es nun, geradezu spiegelbildlich zur Ableitung des Kapitals, über die Lohnarbeit in den "Grundrissen":
"Lohnarbeit... in dem strikt ökonomischen Sinn, worin wir sie allein brauchen.., ist kapitalsetzende, kapitalproduzierende Arbeit, d. h. lebendige Arbeit, die sowohl die gegenständlichen Bedingungen ihrer Verwirklichung als Tätigkeit, wie die objektiven Momente ihres Daseins als Arbeitsvermögens, als fremde Mächte sich selbst gegenüber produziert, als für sich seiende, von ihr unabhängige Werte." (Marx)*L.1
Die Lohnarbeit ist kapitalproduzierend, sie ist der universelle Grund der kapitalistischen Produktion, jedoch in der besondern Weise, daß sie als lebendige Arbeit die Bedingungen ihrer Tätigkeit als ihr fremde Bedingungen produziert. Was wiederum voraussetzt, daß die ihr eigenen Bedingungen von ihr getrennt, ihr entfremdet werden mußten, um sie als Lohnarbeit, als kapitalproduzierende Arbeit zu setzen. Als Voraussetzung der Entstehung des Kapitals wird die freie Arbeit, die Lohnarbeit, produziert, als Grundlage der kapitalistischen Produktion hingegen produziert sie sich selbst.

Erst unter dem Kapitalismus ist es möglich geworden, von der "Welt der Arbeit" zu sprechen. Diese abstrakte Allgemeinheit der Arbeitswelt ist indessen eine historische Besonderung, die sie von allen vorgängigen Produktionsweisen unterscheidet und die differentia specifica der kapitalistischen Produktion begründet. In dem Abschnitt in der "Grundrissen" über Produktionsweisen, die der kapitalistischen vorhergehen, hält Marx die unter-

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scheidenden Merkmale der nichtkapitalistischen Produktionsformen fest. Es sind, summarisch aufgezählt, folgende historische Etappen:
  1. Die Arbeit ist unmittelbar eins mit der Existenz des Individuums, das als Mitglied eines Gemeinwesens auch Eigentümer oder Besitzer der Arbeitsmittel und des Arbeitsmaterials ist (naturwüchsige Form der Arbeit).
  2. Die Arbeit ist käuflich, wo das Individuum unmittelbar unter die Produktionsmittel rangiert, reines Objekt ist (Sklaverei, direkte Zwangsarbeit) oder sie tritt in historisch modifizierter Form als Knechtschaftsverhältnis auf (Leibeigene, Fronarbeit), es ist "Arbeit selbst als Privilegium, als noch in ihrer Besonderung, nicht als allgemeiner Tauschwert produzierend"*L.2 .
  3. Die Arbeit ist reine Tätigkeit, abstrakt, reines Subjekt, freie, käufliche, von den Bedingungen ihrer Verwirklichung getrennte Arbeit, Lohnarbeit.
Wenn die Arbeit in Form freier, käuflicher Arbeit Grundlage des Kapitals ist, dann ist sie von jenem Zustand gelöst, in dem sie ungetrennt von den Bedingungen ihrer Existenz auftritt. Ist die noch zum Teil zünftig gebundene, handwerksmäßige, städtische Form der Arbeit und die Manufakturarbeit Keimzelle der kapitalistischen industriellen Produktion, so ist die damals verbreitete allgemeinere Form die Agrikulturarbeit, die an das Grundeigentum gebundene Arbeit. Ihre Freisetzung ist Bedingung der Entstehung*L.3 des Kapitals, das dann in seiner Einwirkung auf das Grundeigentum und in der Setzung des Grundeigentums als modernes Grundeigentum die Basis seiner Entwicklung, seiner universellen Herrschaft, ständig erweitert. Damit geht das Kapital in seinen schöpferischen Grund zurück und damit ist zugleich der Übergang von dem Grundeigentum in die Lohnarbeit als Grundlage des Kapitals gesetzt. Die Trennung des Eigentums von der Arbeit ist die besondere historische Form der Arbeit im Kapitalismus, somit die Setzung der Arbeit als Nicht-Kapital. Die Arbeit ist negativ gefaßt: nicht vergegenständlichte Arbeit, ihren Verwirklichungsbedin-

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gungen entfremdete Arbeit, "von ihrer ganzen Objektivität getrennte Arbeit"*L.4 , Nicht-Rohstoff, Nicht-Arbeitsinstrument, Nicht-Rohprodukt; positiv gefaßt ist sie in ihrer Abstraktheit reines Sichselbstsein, durch keine Gegenständlichkeit mit ihrer Verwirklichung vermittelte Arbeit, ungegenständliche, subjektive Existenz*L.5 . In ihrer Ungegenständlichkeit ist die Arbeit nur in sich selbst vermittelt als Tätigkeit, die unmittelbar mit ihrer Leiblichkeit zusammenfällt. In der Trennung ist sie reine Abstraktion.

Die Arbeit als Abstraktion ist in ihrer konkreten Wahrheit erkannt, als realiter bestehende Abstraktion, als die Nichtgegenständlichkeit ihrer Existenz. Abstraktion ist die wirkliche Trennung, das Außer-sich-Sein der Arbeit im reinen Bei-sich-Sein des Subjektes. Historisch tritt sie in dieser entäußerten Form als Voraussetzung des Kapitals auf, als Ware (allerdings als besondere Ware) unter allen anderen Waren.

Da die Arbeit nichts, substanzlos ist, folglich reine Subjektivität, so ist sie die absolute Armut; in dieser Armut ist sie aber der bestimmte Unterschied zum allgemeinen Reichtum. Sie ist auf die zwei Pole verteilt beides zugleich. Getrennt von den Produktionsmitteln ist die Arbeit nichts (reine Subjektivität), mit den Produktionsmitteln ist sie der entäußerte allgemeine Reichtum, die ihr fremde, vergegenständlichte Welt des allgemeinen Reichtums. Die absolute Armut ist die Objektlosigkeit des Daseins der Arbeit, der ihr entzogene Reichtum der unmittelbaren Aneignung der Produktion ihrer Tätigkeit, damit zugleich auch die ihr entzogene Möglichkeit der Äußerung ihres Arbeitsvermögens, ihrer Tätigkeit selbst. Ganz hegelisch beschreibt Marx diesen Zustand der kapitalistischen Arbeit in den "Grundrissen" wie folgt: Die lebendige Arbeit erscheint vom Standpunkt des Arbeiters aus betrachtet,
"so in dem Produktionsprozeß tätig, daß sie ihre Verwirklichung in objektiven Bedingungen zugleich als fremde Realität von sich abstößt und daher sich selbst als substanzloses, bloß bedürftiges Arbeitsvermögen gegenüber dieser ihr entfremdeten, nicht ihr, sondern andern gehörigen Realität setzt; daß sie ihre eigene Wirklichkeit nicht als Sein für sich, sondern als bloßes Sein für Anderes, und daher auch als bloßes Anderssein, oder Sein des Andren gegen sie selbst setzt. Dieser [202] Verwirklichungsprozeß ist ebenso der Entwirklichungsprozeß der Arbeit. Sie setzt sich objektiv, aber sie setzt diese ihre Objektivität als ihr eigenes Nichtsein oder als das Sein ihres Nicht-seins - des Kapitals" (Marx)*L.6
Die Freisetzung des Arbeiters als solchen begründet aber noch nicht die Spezifität der kapitalistischen Produktionsweise. Neben diesem historischen Faktum ist zu entwickeln, welche Bestimmungen der tauschwertsetzenden Arbeit immanent sind, um die Basis, den schöpferischen Grund der kapitalistischen Produktion als herrschender Produktion zu sein. Es ist die begriffliche, nicht historische Seite zu entwickeln.

In dem Umkreis aller Waren, in die das Kapital als Geld in Tauschwertbeziehungen tritt, trifft es auf qualitativ gleiche, nur quantitativ verschiedene Produkte vergegenständlichter Arbeit. In seiner im Geld verselbständigten Form steht es einem Universum von Waren gegenüber und ist seiner Substanz beraubt. Aus dieser Trennung, in der es als reiner Tauschwert beharrt, treibt es fort, über die ihm gesetzte Schranke hinaus. Um seiner Substanz habhaft zu werden, muß im Tauschverhältnis selbst gesetzt werden, daß der Gebrauchswert dem Tauschwert nicht mehr äußerlich ist und daß der Tauschwert sich selbst vermittelt durch den Gebrauchswert. Der Tauschwert als Kapital muß die bloß verschwindende Vermittlung abstreifen und die Form aller Substanzen, die von Waren annehmen. Als solche steht es nicht im Gegensatz zu irgendeiner andern Ware, "da die Substanz des Kapitals selbst Gebrauchswert ist"*L.7 . Das Kapital als Geld wird zur prozessierenden Einheit von Tauschwert und Gebrauchswert. Die gegenseitige Verwandlung der einen Form in die andere ist die Setzung des Kapitals als Gebrauchswert in den Waren und die Setzung der Waren als Tauschwerte im Kapital. Den Waren als Produkte vergegenständlichter Arbeit steht allein die nicht vergegenständlichte Arbeit, Arbeit als Subjektivität, als potentiell in jeder Ware verwandelbare Arbeit gegenüber.
"Der einzige Gebrauchswert daher, der einen Gegensatz zum Kapital bilden kann, ist die Arbeit (und zwar wertschaffende, i. e. produktive Arbeit)." (Marx)*L.8
Die Schranke des Kapitals, die es in der Vermittlung aufhebt, ist in einem die Schrankenlosigkeit seines Triebes sich zu vermehren,

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um sich zu erhalten und in die Totalität aller Reichtumssubstanzen überzugehen. Das Geld als verselbständigter Wert, als allgemeine Form des Reichtums, "ist keiner andern Bewegung fähig, als einer quantitativen; sich zu vermehren"*L.9 . Seinem Begriffe nach allgemeine Form des Reichtums zu sein, ist das Geld immer nur "beschränkter Repräsentant des allgemeinen Reichtums oder Repräsentant eines beschränkten Reichtums"*L.10 . Als vom Gebrauchswert unterschieden, kann es sich nur als sich beständig vervielfältigender Tauschwert erhalten.

Das Bedeutsame dieser Analyse zeigt sich an der Stelle, wo Marx gegen die "Herren Ökonomen" polemisiert und einwendet, daß es ihnen schwer werde, "theoretisch fortzukommen von der Selbsterhaltung des Werts im Kapital zu seiner Vervielfältigung"*L.11 , die nicht nur Akzidens oder Resultat, sondern in der Grundbestimmung des Kapitals als für sich geltender Tauschwert enthalten ist.

Wie nachdrücklich auch Marx von den empirischen, historischen Fakten ausgeht, ihre Dialektik vergegenwärtigt er sich in begrifflicher Abstraktion, um theoretisch die prozessuale Vermittlung der Kategorien zu erhärten. Der methodische Gang ist gegenläufig: von dem begrifflich unentwickelten Konkreten über die in den Kategorien und ihren Verhältnissen vermittelte Abstraktion des Konkreten zur Einheit des total vermittelten Abstrakt-Konkreten als der gedanklichen Reproduktion der Wirklichkeit in ihrer immanent notwendig gegliederten Gestalt.

Die Ähnlichkeit mit der Hegelschen Terminologie darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß Marx an einem besondern Beispiel die Hegelsche Dialektik als Grundform jeder Dialektik exemplifiziert, also auch als Grundform der materialistischen Dialektik. Diese Dialektik ist in ihrer konkret-abstrakten Form weiterzuverfolgen.

Was erscheint in dem Gegensatz von Kapital und Arbeit, was geht in diesen Gegensatz ein und was ist ihm notwendig zugehörig, wenn er nicht im Begriffe selbst zunichte wird oder im Verhältnis der Gegensatzpaare zueinander nur generisch allgemein und nicht wirklich gemeint ist?

In den Gegensatz von Kapital und Arbeit geht ein, daß der Arbeiter, getrennt von den Verwirklichungsbedingungen seiner

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Existenz, den Produktionsmitteln, sich im Austausch mit dem Kapital im Verhältnis der einfachen Zirkulation befindet*L.12 , daß er Tauschwert kauft*L.13 , und damit die für die unmittelbare Konsumtion notwendigen Gebrauchswerte. In welcher Form und in welcher Höhe der Entlöhnung auch immer, der Arbeiter steht dem Kapital als Nicht-Kapital gegenüber, und dieser Gegensatz gehört notwendig zur Begriffsbestimmung des Kapitals und der Arbeit. Das Kapital kann sich als Kapital "nur setzen, indem es die Arbeit als Nicht-Kapital, als reinen Gebrauchswert setzt"*L.14 . Andererseits ist dem Arbeiter gegenüber das Kapital als Tauschwert gesetzt, als Tauschwert, der die Disposition über die Arbeit bewirkt. Außerhalb dieses Verhältnisses hat die Arbeit keinen Wert*L.15 , und gerade diese Wertlosigkeit der Arbeit ist die Voraussetzung des Kapitals*L.16 . Die besondere Vermittlung des Tauschwerts des Kapitals und des Gebrauchswerts der Arbeit illustriert auch einen historisch bedeutsamen Unterschied zu vorkapitalistischen Produktionsformen.
"Solange der Arbeiter als solcher Tauschwert hat, kann das industrielle Kapital als solches nicht existieren, also überhaupt nicht das entwickelte Kapital." (Marx)*L.17
So hat der Sklave unmittelbar Tauschwert, ist unmittelbares Zubehör der Produktionsbedingungen, während der Arbeiter nur vermittelt in den Besitz des Tauschwertes gelangt, den er in der einfachen Zirkulation in Lebensmittel, Gebrauchswerte umsetzen kann. Diese Form der Vermittlung ist, wie Marx schreibt, "wesentlich und charakteristisch für das Verhältnis"*L.18 .

Der in der einfachen Zirkulation vereinzelt auftretende Tauschwert der Produkte wird durch das Kapital, zu dem sich der Tauschwert in der spezifischen Geldfunktion verobjektiviert hat, in der Form der Warenproduktion als Produkte von Privatarbeiten, die im Austausch gesellschaftliche Bestimmtheit erhalten, allgemein gesetzt. Dieses Allgemein-Setzen der Produkte in der Waren- und Geldform ist das Sichselbstsetzen des Kapitals als spezifische Produktionsweise, das in der Austauschbeziehung aller Gebrauchswerte bestehende Verhältnis vergegenständlichter Arbeit zueinander. Die Vergegenständlichung der Produkte als

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Waren erfaßt auch die subjektiven Träger des Produktionsprozesses und verleiht ihnen historisch typische Charaktermasken:
Das Kapital personifiziert sie im Kapitalisten, die Arbeit im Lohnarbeiter. Der Austausch, der diesem gesellschaftlichen Verhältnis zugrunde liegt, umfaßt den Kapitalisten als den Eigentümer der sachlichen Elemente der Produktion und den Arbeiter als objektloses Subjekt der Produktion. Den einzigen Gebrauchswert, den der Arbeiter dem Kapitalisten anzubieten hat, ist ein subjektives Vermögen, seine Arbeitskraft; es ist "der dem Kapital als dem gesetzten Tauschwert gegenübertretende Gebrauchswert"*L.19 . Die Eigentumslosigkeit ist die negative Bestimmung der Arbeit in der bürgerlichen Gesellschaft und Voraussetzung, daß sie mit dem Eigentümer der Produktionsmittel in Austausch treten muß, um die ihr eigene Ware, die Arbeitskraft, in die objektiven Mittel ihrer Existenz umsetzen zu können. Das Kapital ist nur in dieser Bestimmtheit Kapital.

Der Austausch zwischen Kapital und Arbeit ist das bestimmende Verhältnis der kapitalistischen Gesellschaft. Es handelt sich um ein besonderes ökonomisches Verhältnis, in dem die besondere Verwendung des gegen Geld Eingetauschten den letzten Zweck bildet*L.20 . Ganz wie in der einfachen Zirkulation ist der erste Akt des Austausches, der Kauf der Ware Arbeitskraft durch den Kapitalisten, in keiner Weise vom Austausch einer Ware gegen eine andere unterschieden. Der qualitative Unterschied zeigt sich im zweiten Akt, worin der Gebrauch der Ware Arbeitskraft als produktive Konsumtion ihres Gebrauchswertes in das ökonomische Verhältnis von Kapital und Arbeit selbst fällt - während in der einfachen Zirkulation der Gebrauch der eingetauschten Ware außerhalb des ökonomischen Verhältnisses liegt und mit dem Produktionsprozeß unmittelbar nichts zu tun hat.
"Im Austausch zwischen Kapital und Arbeit ist der erste Akt ein Austausch, fällt ganz in die gewöhnliche Zirkulation; der zweite ist ein qualitativ vom Austausch verschiedener Prozeß, und es ist nur by misuse, daß er überhaupt Austausch irgendeiner Art genannt werden könnte. Er steht direkt dem Austausch gegenüber; wesentlich andere Kategorie." (Marx)*L.21
Den Gebrauch, den das Kapital von der Arbeit macht, hat mit dem ersten Akt, in dem durch freien Kontrakt Äquivalente ausgetauscht werden, nichts mehr

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zu tun. Während in der gewöhnlichen, einfachen Zirkulation der Gebrauch einer eingetauschten Ware rein individuellen, natürlichen Charakter hat, ist der Gebrauch der Ware Arbeitskraft in der kapitalistisch entwickelten Produktion gesellschaftlich bestimmt; sie fällt nicht aus dem ökonomischen Kreislauf heraus, sondern ist Ausgangspunkt und immerwährende Voraussetzung der durch die Produktion von Tauschwerten bestimmten Verwertung des Kapitals.

Die Produktionsverhältnisse des Kapitals erhalten ihre besondere Signatur durch die Käuflichkeit der freigesetzten Arbeitskraft. Die Käuflichkeit der Arbeitskraft ist aber nicht gegeben durch die Kapitalfunktion des Geldes, sondern durch die objektlose Zuständlichkeit der Arbeitskraft als Ware. Das Geld kann in der Funktion von Geldkapital nur auftreten, "weil die Arbeitskraft im Zustand der Trennung von ihren Produktionsmitteln (einschließlich der Lebensmittel als Produktionsmittel der Arbeitskraft selbst) sich befindet"*L.22 . Es ist nicht die Natur des Geldes an sich, die ihm Kapitalfunktion verleiht, sondern gesellschaftliche Bedingungen.

Wenn sich im Tauschwert der gewöhnlichen Zirkulation, wie wir gesehen haben, die Formen Ware und Geld, in denen der Tauschwert objektive Existenz hat, negativ zur Zirkulation verhalten, nach dem Austausch aus ihr herausfallen, so wird der Tauschwert, nachdem sich der Zirkulationsprozeß entwickelt hat und die Tauschwertproduktion in den inneren Bereich der Produktion zurückschlägt, zu dem sich im Produktions- und Zirkulationsprozeß selbst erhaltenden und vervielfältigenden Wert, zum Subjekt des gesamten Prozesses. Der sich in der Zirkulation erhaltende Tauschwert muß sich wechselweise als Ware und Geld setzen. Er setzt sich "in jeder derselben als ihr Gegenteil, in der Ware als Geld und im Geld als Ware"*L.23 um sch in jeder dieser Formen als sich selbst zu erhalten.
"Der als Einheit von Ware und Geld gesetzte Tauschwert ist das Kapital und dies Setzen selbst erscheint als die Zirkulation des Kapitals." (Marx)*L.24
In der einfachen Zirkulation tauscht der Arbeiter ein für ihn nicht unmittelbar notwendiges Subsistenzmittel mittels Geld, als verschwindende Vermittlung*L.25 , gegen eine andere Ware, in der Zirkulation

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des Kapitals tauscht er seine Ware Arbeitskraft, in ständiger Vermittlung, gegen die notwendigen Subsistenzmittel.
"Der Gebrauchswert, den der Arbeiter dem Kapital gegenüber anzubieten hat, den er also überhaupt anzubieten hat für andre, ist nicht materialisiert in einem Produkt, existiert überhaupt nicht außer ihm, sondern nur der Möglichkeit nach, als seine Fähigkeit. Wirklichkeit wird er erst, sobald er von dem Kapital sollizitiert, in Bewegung gesetzt wird, da Tätigkeit ohne Gegenstand nichts ist . ." (Marx)*L.25
Die im einfachen Produktionsprozeß sich äußernde Tätigkeit ist die durch die Arbeitskraft vermittelte Setzung und Erhaltung des Kapitals, diese Tätigkeit ist aber zugleich die Vervielfältigung und Vermehrung des Wertes als Kapital. Zu seiner Erhaltung sollizitiert das Kapital die Tätigkeit der Arbeitskraft; es kann sich nur durch dieses Tätigsein als sein Anderssein der substanzlosen Arbeitskraft, seinen notwendigen Gegensatz erhalten. Die Entzweiung der unmittelbar mit den Produktionsbedingungen verbundenen Individuen in die gegenständlich fremden Bedingungen ihrer Arbeit und dem rein subjektiven Arbeitsvermögen ist die über den Tauschwert gesetzte vermittelte Einheit der Produktion. Und diese Einheit ist die Selbsterhaltung des Kapitals durch die Selbstverwertung, in der es sich die Arbeitskraft im einfachen Tausch als Gebrauchswert aneignet, der mehr Werte schafft, als zu seiner Reproduktion nötig ist.

Mit dem qualitativen Umschlag des auf dem Austausch von Produkten der Arbeit in der einfachen Zirkulation beruhenden Tauschwerts in die nicht um des Produktes, sondern um des Tauschwertes selbst sich vollziehenden Produktion ist auch ein qualitativer Umschlag der Kategorie Arbeit verbunden. Die Arbeit ist zur notwendigen Verwertungsbedingung des Kapitals geworden, sie realisiert sich nur insoweit in tauschwertproduzierende Arbeit, als diese den Produktionsbedingungen des Kapitals gemäß ist. Die Produktion von tauschwerthaltigen Waren ist den Verwirklichungsbedingungen der Arbeit vorgesetzt. Die objektiven Bedingungen ihrer Verwirklichung liegen außer ihr; sie kann sich nur verwirklichen, insofern sie Gebrauchswert für zu verwertenden Tauschwert ist, insofern sie nun nicht als Arbeit schlechthin, sondern als auszutauschende Arbeitskraft, den objek-

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tiven Bedingungen der kapitalistischen Produktion nutzbar sein kann.

Lohnarbeit und Kapital sind Gegensätze in der Einheit. Die Einheit verwirklicht sich in ihrer Entgegensetzung, in der Trennung des Produzenten von den Bedingungen seiner Verwirklichung, in der Polarität von Kapital und Arbeit, einerseits als dem im Kapitalisten personifizierten Eigner der Produktionsmittel, anderseits als dem im Lohnarbeiter personifizierten Eigner des Arbeitsvermögens. Der rein subjektiven Existenz des Lohnarbeiters steht die verobjektivierte Macht der Produktionsbedingungen gegenüber. Diese radikale Trennung des reinen, objektlosen Arbeitsvermögens von den Mitteln seiner Verwirklichung löst und reproduziert sich realiter in der prozeßhaften Beziehung zwischen den Extremen. Wie die Lohnarbeit auf der einen Seite das kapitalproduzierende Element ist, so ist das Kapital auf der andern Seite das Lohnarbeit produzierende Element, beide sind in dialektischer Wechselwirkung in ihrer Entgegensetzung Momente des kapitalistischen Produktionsprozesses.


4. Zusammenfassung

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Wir haben gesehen, wie die Übergänge der einzelnen Kategorien ineinander einen in der kapitalistischen Produktion geschlossenen Zusammenhang bilden. Marx sagt:
"Wenn im vollendeten bürgerlichen System jedes ökonomische Verhältnis das andere in der bürgerlich-ökonomischen Form voraussetzt und so jedes Gesetzte zugleich Voraussetzung ist, so ist das mit jedem organischen System der Fall. Dies organische System selbst als Totalität hat seine Voraussetzungen, und seine Entwicklung zur Totalität besteht eben (darin), alle Elemente der Gesellschaft sich unterzuordnen, oder die ihm noch fehlenden Organe aus ihr heraus zu schaffen. Es wird so historisch zur Totalität." (Marx)*Z.1
Diese historische Totalität erscheint an der Oberfläche der bürgerlichen Gesellschaft in den begrifflich fixierten Kategorien der politischen Ökonomie. Von diesen Kategorien hat die Kritik auszugehen, denn
"wir haben es ... mit der gewordenen, auf ihrer eigenen Grundlage sich bewegenden bürgerlichen Gesellschaft zu [209] tun." (Marx)*Z.2
Dieses Gewordensein muß sich an der Analyse der erscheinenden Kategorien, aus ihrem Dasein und ihrem notwendigen inneren Zusammenhang als Werden der Totalität erweisen und damit den besondern historischen Ort der Totalität begründen. Das Verhältnis der Kategorien zueinander, die Übergänge, sind das in sich bewegende Ganze, der Prozeß, in dem sich das historisch Besondere ihrer Totalität als qualitativ Neues konstituiert.

Die analytisch gegliederte Substanzialität des kategorialen Begriffs ist das konstitutive Moment des systematischen Aufbaus des Kapitals, zugleich die genuine Formverschiedenheit, in der sich die Totalität der kapitalistischen Gesellschaft als Negativität in die Positivität ihres eigenständigen Selbstseins verwandelt. Der modern flach-positivistische Rationalismus wird in dieser Negativität nichts entdecken, was seinen Intentionen gemäß wäre, da das Verhältnis der Kategorien auf keinen intelligibeln, formalisierten Kalkül sich reduzieren läßt, sondern nur dialektisch dargestellt werden kann.

Zum Substanziellen des bürgerlichen Systems gehört der Waren- bzw. Tauschwertcharakter der Produktion. Das inhaltliche, empirische Dasein des Kapitals, seine gegenständlichen Bestandteile verwandeln sich aus der Gebrauchswertform in die Warenform und wiederum in die jeder Ware entäußerte Geldform. Der Inhalt, d. h. die Gegenständlichkeit der kapitalistischen Produktion ist der Form nach Ausdruck gesellschaftlicher Bedingungen. Die Form ist jedoch nicht eine dem Inhalt kontingente Besonderheit, sondern die dem Inhalt historisch gemäße Form. Ware, Tauschwert, Geld, Kapital sind keine den Produkten anhaftende Natureigenschaften, sie sind gesellschaftliche, historisch bestimmte Erscheinungsformen, deren Zusammenhang nicht von Natur aus gegeben ist. An den drei großen Kategorien der politischen Ökonomie, an den sogenannten Produktionsfaktoren, zeigt Marx in den Übergängen die innere Gliederung der kapitalistischen Gesellschaft, allerdings nicht als das ihrer äußern Natur eigene, abstrakte, für alle Gesellschaftsstufen gültige Gesetz, sondern als das ihrer innern Natur eigene historische Gesetz.

In der Analyse der kapitalistischen Produktion sind ihre drei charakteristischen Kategorien - die Arbeit als allgemeine Grundlage, das Grundeigentum als die Naturbasis und das Kapital als

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die vergegenständlichte Form der Produktion - historisch und begrifflich zu entwickeln.

Das Historische an dieser Entwicklung, wie es sich in den Übergängen zeigt, ist einerseits das spezifisch bestimmte Dasein der Kategorien, das Begriffliche anderseits der Zusammenhang dieser Kategorien in ihrem notwendigen dialektischen Verhältnis. Die Selbständigkeit der Kategorien als Voraussetzung der bürgerlichen Produktion bleibt in ihrer Gegensätzlichkeit innerhalb der Übergänge bestehen; sie sind aber nur innerhalb dieses Verhältnisses die selbständigen Momente des Ganzen der Produktion. Was historisch an ihnen ist, muß notwendig auch begrifflich auseinandergelegt, um historisch notwendig begriffen zu werden. Der Gang der Analyse ist gegenläufig. Die historischen Voraussetzungen der kapitalistischen Produktion werden in den Begriff auf- und der Begriff in die je bestimmte historische Form zurückgenommen. Es ist also in den "Grundrissen" vom Begriff des Kapitals, vom Begriff der Arbeit usw. nur insoweit die Rede, als der Begriff notwendig zur inhaltlichen Bestimmtheit einer historisch besondern Produktion, d. h. zur kapitalistischen Produktion gehört. Nur in diesem Sinne sind die Analysen "hegelisch". Denn nur der hegelsche Begriff
"schreitet, ohne daß es dazu eines äußern Materials oder Stoffes bedarf, seiner eigenen Tätigkeit gemäß dazu fort, sich zu objektivieren." (Marx)*Z.3
Die Verselbständigung der gegenständlichen Arbeitsbedingungen (des Kapitals und des Grundeigentums) der Arbeit gegenüber ist historisch die Voraussetzung des begrifflich zu entwickelnden Zusammenhangs. Der Begriff, welcher bei Hegel, wie Marx bemerkt, zunächst nur subjektiv ist, hat a priori objektives Dasein in historisch bestimmter Prägung. Von den in den drei großen Kategorien gesetzten Wegzeichen ist aber "zur einheitlichen, theoretischen Gesamtanschauung der abstrakten allgemeinen Grundlagen des bürgerlichen Systems" zu gelangen. Und dies kann nur die analytische, logische Arbeit an dem konkret verstandenen Begriff leisten.

Alle Elemente der ersten drei Bücher des ursprünglichen Plans (Kapital, Grundeigentum, Lohnarbeit) - das erste Buch als das übergreifende - gehören zum Begriff des Kapitals, sind dessen Bestimmungen, entweder im Prozeß seines Werdens oder im Prozeß seiner aktuellen Wirksamkeit bei voller Entwicklung der bür-

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gerlichen Gesellschaft. Die Aufteilung in die besonderen Bücher gibt dem Grundeigentum und der Lohnarbeit in der Gliederung des Gesamtwerkes einen ihm gleichgeordneten Platz, der ihrem im Ganzen zukommenden Rang nicht entspricht; sie sind als Gegensätze konstitutive Momente des Kapitals und als solche, obwohl in der Einheit des Prozesses verselbständigte Momente, nur mit und durch das Kapital gegeben. Grundeigentum und Lohnarbeit gehören zum Begriff des Kapitals. Die analytisch gewonnene Gliederung ist methodisch der Weg zur Darstellung des innern Zusammenhangs der Kategorien der politischen Ökonomie.

Anhand der Analyse der einzelnen Übergänge der Kategorien zeigen sich in den Grundrissen die ersten Ansätze zur Änderung des Aufbaus der Kritik der politischen Ökonomie. So etwa Seite 225/6, wo die Kategorien als Momente der Totalität der Produktion bestimmt sind:
  1. Moment: Der Wert als aus der Zirkulation herkommend und sie voraussetzend, fortgehend zum Geld als Kapital; dieses 1. Moment ist der einfache Begriff des Kapitals.
  2. Moment: vom Kapital ausgehend als Voraussetzung der Produktion und Resultat derselben.
  3. Moment: in dem das Kapital als bestimmte Einheit der Zirkulation und Produktion gesetzt ist, welcher Einheit in ihrem Werden wiederum vorausgesetzt ist die ursprüngliche Akkumulation.
Marx unterscheidet die Akkumulation im Verhältnis des Kapitals als daseiend von der Akkumulation, die zum Werden des Kapitals führt. Die erstere ist die Akkumulation des als Kapital gewordenen Kapitals, die letztere, die dem Werden des Kapitals vorausgesetzte Akkumulation,
"die schon im selbständigen Gegensatz der vergegenständlichten Arbeit gegen die lebendige Arbeit; im selbständigen Bestehen dieses Gegensatzes" (Marx)*Z.4
liegt. Dieser Gegensatz ist dynamei die Akkumulation der vergegenständlichten Arbeit als Kapital. Marx fährt fort:
"Diese Akkumulation, die zum Werden des Kapitals nötig, die also schon als Voraussetzung - als ein Moment - in seinen Begriff aufgenommen ist, ist zu unterscheiden von der Akkumulation des als Kapital gewordenen Kapitals, wo schon Kapitalien vorhanden sein müssen." (Marx)*Z.5
Die eine Form, die ursprüngliche Akkumulation,

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ist historische Voraussetzung des Werdens des Kapitals, die andere Form als die im gewordenen Kapital gesetzte, d. h. aufgehobene Voraussetzung der Kapitalbildung und Kapitalwachstums ist die begriffliche Darstellung des notwendigen Daseins des Kapitals. Auf die Formunterschiede ist hier nicht einzugehen. Festgehalten sei, daß in dieser analytischen Gliederung der Momente in der Einheit des Ganzen der Plan des zehn Jahre später erscheinenden "Kapitals" in nuce enthalten ist.

Die Bewegung der Analyse zeigt, daß das Moment der ursprünglichen Akkumulation aufgenommen bzw. aufgehoben ist im Begriff des gewordenen Kapitals als notwendiges Moment seiner Verwertung. Die ursprüngliche Akkumulation liegt vor dem Werden des Kapitals in der einfachen Bestimmung des Gegensatzes von lebendiger und vergegenständlichter Arbeit, das Moment der Akkumulation des Kapitals als gewordenes Kapital hingegen im Kapital selbst. Die Voraussetzung ist in qualitativ anderer Form das Resultat geworden und in der reproduktiven Tätigkeit des Kapitals ineins immerwährend als Voraussetzung und Resultat gesetzt.

Einmal gesetzt, wird das Kapital im Werden zu sich das in allen Momenten seines Werdens bestimmte Kapital. Wie in der großen Logik Hegels ist hierbei von aller Phänomenologie abstrahiert; es ist das Kapital im allgemeinen als Anfang seiner selbst zu behandeln und der Begriff des Kapitals als Grund seines Werdens wissenschaftlich zu entwickeln. Im Begriff des Kapitals sind die Bestimmungen gegeben, die in seinem Werden mitgesetzt sind und zwar als das, womit das Kapital als Kapital seinen Anfang nimmt. Es ist die in und mit diesen Bestimmungen sie zusammenfassende höhere Einheit.

Das Resultat ist wiederum die Bewegung des Kapitals, das die Momente seines gewordenen Daseins in sich aufgenommen hat und als Gegensätze in der Bewegung wieder aus sich entläßt: Grundeigentum und Lohnarbeit. Das Kapital, obwohl herrschende Kategorie*Z.6 innerhalb der Einheit, ist nicht nur ein gesetztes, verselbständigtes Drittes, ein mit sich selbst unterschiedslos Identisches, sondern zugleich auch in seinem Dasein das Dasein der Gegensätze, in die es übergeht und die es wieder als

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sein Dasein in sich zurücknimmt. In den Übergängen ist dieses Dasein gesetzt als Einheit des Grundes.

Was im Rohentwurf schärfer als in allen andern Schriften von Marx ins Licht rückt, ist der in der Umsetzung des Erbes rationale Kern der Hegelschen Dialektik, die Spezifität der materialistisch-dialektischen Methode. Es ist nicht mehr die abstrakt gefaßte Einheit der Momente im Ganzen, die im Absoluten sich auflösende abstrakte Identität der Identität und Nicht-Identität, sondern die reale, wirkliche Einheit historischer Momente, die das Werden des Ganzen bestimmt.

Identität hat ihre Grenzen an der realgeschichtlichen Immanenz, an dem, was in ihr und mit ihr sich bewegt; sie ist die sich immanentistisch transzendierende Identität, die objektiv gefaßte Identität der Identität und Nichtidentität. In jedem Augenblick mit sich versöhnt, ist sie ebenso in jedem Augenblick mit sich in Widerstreit. Im Anderssein als unmittelbare Identität aufgehoben, ist sie immer schon das Werden der Identität durch die Identität der Identität und Nicht-Identität. Verzerrt ist die Hegelsche Identität in der abstrakten, nur begrifflichen Rückkehr des Resultats der Bewegung in ihren Beginn, in der fugenlosen, ihrem empirischen Dasein entfremdeten Identität von Subjekt und Objekt. Gegen den Weg, auf dem diese fugenlose Identität wird, nimmt sich jedoch die Finalität des vermittelnden Prozesses akzidentell aus. Mit aller Schärfe des Gedankens wird von Marx die Dialektik quer und längs umgekrempelt, auf den Kern ihres tragenden Begriffs befragt. Mit Recht behauptet Lukács, daß der grundlegende Satz der Dialektik von Hegel nicht die Einheit der Gegensätze ist, "sondern das, was Hegel die Identität der Identität und Nicht-Identität nennt"*Z.7 . Und Marx stellt mit der Hegelschen Methode in der Analyse der Kategorien der kapitalistischen Produktion auch die abstrakt-logische Bedeutung der Identität der Identität und Nicht-Identität auf die Füße.

Die geniale Leistung von Marx liegt nicht in der Übernahme der Hegelschen Termini, in einer pseudoempirischen Begriffsdialektik des Satzes von der Identität der Identität und Nicht-Identität, sondern in der konkreten Bestimmung der Inhaltlichkeit als abstrakt-konkrete Übereinstimmung des Gegenstandes mit seiner formalen Darstellung.

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Die Produktionsverhältnisse sind in ihrer reinen Form rücksichtlos darzustellen, wie es die Klassiker der Ökonomie (Stuart, Smith, Ricardo) taten. Es ist jedes historische Beiwerk, alles, was sich z. B. aus früheren Produktionsformen erhalten hat und den Gesetzen der herrschenden Produktion, ihrem Begriff, nicht gemäß ist, wie Marx in den "Grundrissen" stets betont, auszuklammern. Die Reinheit des Begriffs ist das ungetrübte An-und-für-sich-Sein der Produktion, wie sie sich aus den ihr eigenen, also nicht äußerlichen Bestimmungen als notwendig darstellt. Das Historische zeigt sich an den Schranken dieser Bestimmungen als Ganzes, da wo sie als Ganzes in ihrem Anderssein, in ihrem historischen Gegensatz fixiert sind. In ihren Beziehungen zueinander sind die Bestimmungen "begrifflich","logisch" notwendige Übergänge, d. h. den wirklichen Verhältnissen dessen, was sie bestimmt und wodurch sie sich selbst bestimmen, immanent. Dieser Unterschied von historisch und begrifflich (oder logisch) ist nicht eine verbale Spielerei, sondern der Unterschied des historisch-genetisch verstandenen Geschehens und des dialektisch vermittelten Prozesses dieses Geschehens. Die Konfundierung dieses Unterschieds des analytischen Weges der Aneignung und Darstellung des Stoffes ist die Ausmerzung der Formbestimmtheit der Produktion. Und so ist wiederum nur dialektisch zu verstehen, daß allein als Resultat des Begrifflichen (oder Logischen) die differentia specifica, also das historisch Besondere in seiner notwendigen inneren Gliederung sich einstellt bzw. intelligibel wird. Das für den gemeinen Menschenverstand anscheinend paradoxe Resultat ist das Resultat der Dialektik von Theorie und Geschichte.


Im Werden des Kapitalismus sind nicht "logische" und "historische" Teile verschieden, wohl aber als Differenz des Begriffes selbst unterschieden. Der Unterschied betrifft den Charakter des Denkens im Nachvollzug des Werdens und der innern Gliederung des gewordenen Kapitalismus. Die innere Gliederung liegt nicht "historisch" zutage, sondern muß aus den abstrakten Momenten, den Kategorien erschlossen werden. Wie bei Hegel, ist das "Moment" ein notwendiger Bestandteil des Ganzen, es hat aber auch seinen historischen Grund, von dem aus das Ganze seinen Anfang nimmt. So verweist das einzelne Moment auf seinen historischen Beginn, die einzelne Kategorie auf die Voraussetzung ihres Moment-Seins. Sie tritt historisch unmittelbar

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als Moment des Werdens des Kapitalismus auf; sie ist aber nur an sich Moment des Ganzen, noch nicht Moment der entfalteten innern Gliederung des Kapitals, als welches sie Resultat ist, jedoch wiederum nicht nur Resultat, sondern auch immer das, was als Moment historisch, also in seinem Anfang, vorausgesetzt war. Einmal sagt Marx, daß der Übergang aus der Lohnarbeit in das Kapital sich von selbst ergebe, "da dieses hier in seinen aktiven Grund zurückgegangen ist"*Z.8 das andere Mal sagt er, daß das Kapital als Grundrente schaffend "in die Produktion der Lohnarbeit als seines allgemeinen schöpferischen Grundes" zurückgeht*Z.9 . In beiden Fällen ist der Rückgang die gegenläufige Bewegung zum Werden des Kapitals, die Rückkehr zum aktiven, schöpferischen Grund ist die Rückkehr zu seinem Anfang, Beginn. Die Rückkehr ist jedoch bei Marx nicht die Rückkehr zu dem, was immer schon da war, sondern die Rückkehr in die Voraussetzung als Aufweis des Werdens. Die Rückkehr ist also eine wesentlich andere Kategorie als bei Hegel. Sie ist aus dem Begriff in den geschichtlichen Grund des Werdens zurückverlegt, zugleich aber auch im gewordenen Kapital als Voraussetzung des Produktionsprozesses gesetzt.

Mit dem Begriff der Rückkehr hängt das Problem der Darstellung eng zusammen.
Von den Übergängen zu Buch 2 (Grundeigentum) und Buch 3 (Lohnarbeit) bemerkt Marx, daß sie nicht nur dialektisch, sondern zugleich historisch seien*Z.10 . Der Ausdruck "dialektisch" bezieht sich auf das analytisch gewonnene und als ein Ganzes reproduzierte Resultat der innern Gliederung der kapitalistischen Produktionsweise als Gedankenkonkretum, der Ausdruck "historisch" anderseits bezieht sich auf das empirische Dasein geschichtlicher Gegebenheit, auf die sichtbare Erscheinungsform des Geschehens, auf die äußerlich wahrnehmbaren wirklichen Voraussetzungen und Effekte, auf die unmittelbar sinnfälligen Elemente der Kategorien. Die Dialektik ist sozusagen zweimal gesetzt: das eine Mal "begrifflich", wie sie sich den Stoff auf der klassischen Höhe der Produktion als ein Gedankenkonkretum aus seiner innern Gliederung aneignet, das andere Mal "historisch", wie sie konkret als Voraussetzung der innern Logik des

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Prozesses in Erscheinung tritt. Es zeigt sich nicht im landläufigen Sinne, daß zum Beispiel der Zins eine verwandelte, mystifizierte Form des Mehrwertes ist, es zeigt sich aber zum Beispiel historisch, daß die von ihrem "unorganischen Leib", dem Grund und Boden, getrennten Produzenten zu Lohnarbeitern werden, die nichts anderes zu verkaufen haben als sich selbst bzw. ihre Arbeitskraft. Das "zugleich" im Satze von Marx intendiert Formen, die sowohl mittelbar als auch unmittelbar aufgewiesen werden können.

Im "Historischen" ist dynamei, im Keime, die weitere Formverwandlung angelegt, im "Logischen" ist die Anlage zu ihrem entfalteten Dasein gelangt, die Formverwandlung vollendet, die klassische Höhe erreicht, der historische Entstehungsakt in der Totalität aufgehoben. Im "Historischen" ist die Unmittelbarkeit der Auflösung und Ablösung einer Wirtschaftsform von der andern gegeben, im "Begrifflichen" die Mittelbarkeit der dialektisch verschränkten Kategorien des Fürsichseins des Kapitals, die nur analytisch auf den historischen Entstehungsgrund zurückverweisen. Die Feststellung "der Übergang ist zugleich historisch" deutet auf die spezifische Formverschiedenheit, auf den historischen Ort des Formunterschiedes hin. Auf der klassischen Höhe des bürgerlichen Systems, also da, wo politische Ökonomie als Wissenschaft erst möglich wird, ist die historische Form des Werdens im entwickelten Begriff aufgehoben, und es kann nur aus der vermittelten Erscheinungsform des Begriffs analytisch auf das Werden geschlossen werden.

In der Beziehung der Kategorien zueinander findet zweierlei statt: Sie sind einerseits verselbständigte Momente des Produktionsprozesses, anderseits als Momente des Produktionsprozesses vermittelte Bestimmungen des Prozesses selbst. Ihre Vermittlung ist im Kapital als der tätigen Mitte des Ganzen beschlossen. In der Verselbständigung sind sie abstrakte Bestimmungen, in ihrer Vermittlung gehen sie in die bestimmte Bestimmung ihres Gegensatzes über. Selbstverständlich sind auch die einzelnen Momente eines einheitlichen Verhältnisses, die Bestimmungen und Übergänge, in denen sich das Verhältnis der Kategorien zueinander ausdrückt, Geschehnisse, Bewegungen, also historisch. Aber das Geschehen ist nicht Historizität, äußerlich in der gewöhnlichen Empirie fixiertes Dasein, sondern der hinter ihrer Faktizität an ihnen selbst sich vollziehende Prozeß. Im Historischen fällt auch dort, wo der Gegensatz phänomenologisch

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offenkundig ist, das Wesen mit der Erscheinung zusammen, wird die Kategorie im Begriff bzw. als Begriff verdinglicht. Das Resultat dieser unvermittelten Aneignung ist letztlich sistierte Geschichte, Geschichte als bewegungsloses Geschehen.

Die reale Basis bleibt ungeachtet ihrer Formbestimmtheit Inhalt, die Formbestimmtheit wiederum ungeachtet ihres Inhaltes spezifisches, wirkliches Verhältnis. Seine Realität hat das Grundeigentum an Grund und Boden, das Kapital an den vergegenständlichten Produktionsmitteln, die Arbeit am Arbeitsvermögen bzw. an der Arbeitskraft. Ihr Dasein als Kategorien der politischen Ökonomie ist jedoch ihre notwendige Beziehung in der Einheit ihrer Verhältnisse im kapitalistischen Produktionsprozeß.

Der Begriff der Kategorien hat seinen Inhalt an ihrem objektiven Dasein, an dem Material der Verhältnisse, in denen sie sich aufeinander beziehen. Als solche sind Grund und Boden, vergegenständlichte Produktionsmittel, Arbeitskraft die verdinglichten Formen, die ökonomischen Kategorien der sie personifizierenden Grundeigentümer, Kapitalisten und Lohnarbeiter. Ihr wirklicher Begriff ist im ausgeführten Verhältnis des Überganges enthalten. Dieser Übergang ist nicht eine begriffliche Aufhebung ihrer Bestimmtheit, sondern ihre reale Setzung als vermitteltes Dasein. Logisch ist nicht der Begriff ihrer Beziehungen zueinander als solcher, sondern die Einheit des real notwendigen Verhältnisses als Setzung des im Kapital vorausgesetzten Modus der Produktion. Setzung und Aufhebung sind immerwährende reale Verhältnisse in den Grenzen der historisch besonderen, kapitalistischen Produktionsweise. In der Vergegenständlichung des Arbeitsvermögens geht die Lohnarbeit in Kapital über und setzt in der ihr fremden Vergegenständlichung auf immer höherer Stufenleiter ihr Dasein als Lohnarbeit.

Das Kapital ist Vermittlung von Extremen, die es nicht gesetzt hat. Hat es die ihm vorausgesetzten Extreme seines Daseins als notwendige Bestimmungen inkorporiert und sich als tätige Mitte seines eigenen Daseins entwickelt, so setzt es die ihm ursprünglich vorausgesetzten Extreme als notwendige Bestimmungen der Selbsterneuerung seines Daseins. Als Produktionsverhältnis hat das Kapital die Extreme als Momente in der Einheit zusammengefaßt und entläßt sie ständig neu in der Bewegung seiner Reproduktion. Das Kapital ist ein Prozeß: der Übergang in die Extreme als Rückkehr zu sich, als Setzung seiner selbst. Die

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Verselbständigung des Kapitals ist nur relativ; absolut, von den Extremen getrennt, ist es Nicht-Kapital. Historisch und als Resultat zeigt sich, daß das Kapital eine andere Basis schafft, als die von der es unmittelbar ausging, und es zeigt sich damit auch die transitorische Form seines Daseins.

Während bei Hegel in der Subjekt-Objekt-Beziehung das Objekt versubjektiviert und die Dialektik zu einer illusionären, imaginären Bewegung wird, verharrt bei Marx das Objekt innerhalb der Subjekt-Objekt-Beziehung als reales Objekt im Spannungsverhältnis einer wirklichen, realen dialektischen Bewegung. Die Objektivität hat im Gegensatz zu Hegel den Gegenstand nicht im abstrakten Begriff; obwohl der Gegenstand im Denken nur als Begriff gedacht werden kann, bleibt er außerhalb des Denkens in seiner Objektivität bestehen. Die theoretische Abstraktion ist die Allgemeinheit des besondern Objekts bzw. das in den Objekten vermittelte Verhältnis des innern Zusammenhangs.

Durchaus materialistisch ist schon der Gedanke, den Marx kritisch an Hegels Staatstheorie übt:
"Die gewöhnliche Empirie hat nicht ihren eigenen Geist, sondern einen fremden zum Gesetz (in den dem Staate zugeteilten Sphären der Familie und der bürgerlichen Gesellschaft als Sphären seiner Endlichkeit. OM), wogegen die wirkliche Idee nicht eine aus ihr selbst entwickelte Wirklichkeit, sondern die gewöhnliche Empirie zum Dasein hat." (Marx)*Z.11
So wird die Idee bei Hegel zum Subjekt der Wirklichkeit im Gegensatz zur wirklichen Idee als Dasein der gewöhnlichen Empirie. Der Prozeß des Auf-die-Füße-Stellens der Hegelschen Dialektik ist eingeleitet und in der Verkehrung der wirklichen Verhältnisse erkannt. Das Setzen der Unterschiede in der versubjektivierten Idee ist nicht die Tätigkeit ihrer gegebenen wirklichen Voraussetzungen, sondern die "innere imaginäre Tätigkeit"*Z.12 ihres subjektiven allgemeinen Willens. Die Tätigkeit geht im Begriffe selbst vor; es ist die sich von sich selbst unterscheidende Tätigkeit, die sich mit sich selbst in der Einheit sich vermittelnde Tätigkeit, also nicht die sich wirklich vermittelnde Tätigkeit wirklicher Kategorien zur Einheit ihres wirklichen inneren Zusammenhangs. Der wirkliche Prozeß findet außerhalb der Idee statt und erscheint nur insofern als Produkt der Idee,

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als diese die geistige Reproduktion der von ihr reproduzierten bewußten Aneignung wirklicher Verhältnisse ist. Das Wahrhaftige, Notwendige, An-und-für-sich-Berechtigte, -Vernünftige ist die "gewöhnliche Empirie", und es hat sich zu erweisen, was an ihr wahrhaft, notwendig, berechtigt und vernünftig ist.

Der Inhalt der Empirie bei Hegel ist der von der Idee gesetzte Inhalt, die Unterschiede des Inhalts sind die Unterschiede des logischen Begriffs, in dem die Vermittlung nur scheinbar stattfindet, also nicht die Entwicklung wirklicher Verhältnisse ist. "... das Produzierende wird als das Produkt seines Produkts gesetzt"*Z.13 . Hegel sieht durchaus die empirische Wirklichkeit, nimmt sie auf, wie sie ist, aber nicht aus sich aus ihrer eigenen Vernunft, aus ihren eigenen Bestimmungen sich selbst bestimmend.
"Die Tatsache, von der ausgegangen wird, wird nicht als solche, sondern als mystisches Resultat gefaßt. Das Wirkliche wird zum Phänomen, aber die Idee hat keinen andern Inhalt als dieses Phänomen, auch hat die Idee keinen andern Zweck als den logischen ´für sich unendlicher wirklicher Geist zu sein´. In diesem Paragraphen (Paragraph 262 der Rechtsphilosophie. OM) ist das ganze Mysterium der Rechtsphilosophie niedergelegt und der Hegelschen Philosophie überhaupt." (Marx)*Z.14
Von hier aus wird sichtbar, worin der kardinale Unterschied von Hegel und Marx liegt, insbesondere an der Kategorie des Übergangs*Z.15 wie sie im Staatsrecht erscheint und wie sie Marx in den "Grundrissen" entwickelt, wo der Sprechweise nach scheinbar ein Rückfall in den Hegelschen Idiom statthat.

Die scharfe Abgrenzung von der Hegelschen Methode tritt bei Marx da in Erscheinung, wo die Dialektik als begrenzter Zweck der Analyse die historischen Voraussetzungen in die Bewegung des Ganzen aufnimmt, die Geschichte als wirkliche Geschichte und nicht als abstrakt-logische Begrifflichkeit entwickelt.

Die auf den ersten Blick eigenartige Scheidung von Dialektik und Geschichte expliziert Marx an dem Beispiel des Arbeitsvermögens, das der Geldbesitzer auf dem Markte als Ware vorfindet. Es ist dies die Voraussetzung, von der die bürgerliche Gesellschaft ausgeht und, wie Marx schreibt, "offenbar das Resultat einer langen historischen Entwicklung"*Z.16 sowie Grundlage

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"für das Werden und noch mehr das Dasein des Kapitals als solchen", denn: "Seine Existenz ist das Resultat eines langwierigen historischen Prozesses in der ökonomischen Gestaltung der Gesellschaft"*Z.17 . Marx fährt fort:
"Es zeigt sich an diesem Punkt ganz bestimmt, wie die dialektische Form der Darstellung nur richtig ist, wenn sie ihre Grenzen kennt." (Marx - Unterstreichung von uns. OM)*Z.18
Die dialektische Darstellung stößt somit an ihre Grenzen in der Negation der historischen Voraussetzungen da, wo sie das Werden nur begrifflich, nicht aber historisch wirklich begreift. So kehrt sich materialistisch verstanden der Begriff gegen die nur logisch aufgefaßte Begrifflichkeit, gegen die reine Darstellung in der reinen Form des Begriffs. Bezeichnend für den Hinweis auf die Grenzen der dialektischen Darstellung ist der dem Anschein nach in die überwiegend dialektischen Ableitungen der "Grundrisse" eingeschobene, nahezu fremd anmutende historische Exkurs über Produktionsformen, die der kapitalistischen vorangehen. Von den historischen Voraussetzungen her drängt sich der Gedanke einer Korrektur der Darstellung auf. Inmitten der Analyse des Tauschwertes als Geld steht der Satz:
"Es wird später nötig sein, eh von dieser Frage abgebrochen wird, die idealistische Manier der Darstellung zu korrigieren, die den Schein hervorbringt, als handle es sich nur um Begriffsbestimmungen und die Dialektik dieser Begriffe." (Marx)*Z.19
Die begrifflich-dialektische Darstellung, die den historischen, empirischen Akzent nicht klar und eindeutig unterschieden setzt, verfällt dem Verdikt, die wirkliche Entwicklung des Gegenstandes in "idealistischer Manier" darzustellen.

Man muß die Frage aufwerfen, ob die "idealistische Manier" in dem in der Darstellung ausgereiften Werk "Das Kapital" ausgemerzt worden ist. Die Antwort lautet: Ja, insofern der Schein, als handle es sich nur um Begriffsbestimmungen beseitigt ist; und nein, insofern der Begriff in die konkrete Dialektik des Gegenstandes integriert wird. Der terminologische Abstand zwischen dem "Kapital" und den"Grundrissen" ist augenfällig. Marx hat im "Kapital" den dem Gegenstand adäquaten Begriffsapparat ausgearbeitet, so daß der "Schein, als handle es sich nur um Begriffsbestimmungen und die Dialektik dieser

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Begriffe"
aufgehoben ist. In den "Grundrissen" ist die Darstellung, wie Marx betont, eine Manier, also eine Eigenart, aber eine bewußte Eigenart, die spezifisch die dialektische Methode in den Vordergrund rückt und die nicht allein einer neuerlichen Hegel-Rezeption zu verdanken ist. Diese Manier ist nicht ein kenntnisreiches und gekonntes Spiel mit dialektischen Formen, sondern es ist wortwörtlich eine "Strapazierung" der Dialektik bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten.

Die "Grundrisse" sind als das zu nehmen, was sie sind: ein Rohentwurf, ein vorläufiges und vorlaufendes, mit Gedankenexperimenten vollbefrachtetes Werk, das weder terminologisch noch in der Abfolge der Analysen ein Ganzes sein will und sein kann. Was aber die auf die Füße gestellte Hegelsche Dialektik als Dialektik bzw. als Methode, unter Beibehaltung der Hegelschen Termini, die in den "Grundrissen" in Hülle und Fülle vorkommen, leistet, wird dann evident, wenn die Umsetzung der Sprache der "Grundrisse" in die Sprache des "Kapitals" auf ihren Grund befragt wird.

Die eigene Terminologie des "Kapitals" beseitigt endgültig den Schein, als ob die Geschichte reine Logizität, Logodizee sei, als ob sie nur im Reiche des Begriffs stattfinde, als ob sie nur von der Subjektseite her beginne bzw. in Gang komme. Die Dialektik hat ihre wirklichen, realen Voraussetzungen, ohne die sie allein die abstrakte Reproduktion des Begriffs des Begriffes ist. Die Geschichte ist zur Grenze des Begriffs geworden, zum Grenzbegriff des Begriffs. Nicht aber so, daß sich der Begriff des Begriffs in den Begriff der Geschichte auflöste, sondern so, daß der Begriff nur im Spannungsfeld des Geschichtlichen konkreter Begriff und immerwährender konkreter Bezug des Subjekt-Objekt-Verhältnisses ist.

Es ist von keiner Seite, weder von den "Grundrissen" noch vom "Kapital" her, eine Revision vonnöten, wohl aber eine Klärung dessen, was den terminologischen Wandel bestimmt hat und wie sich die Analysen des Rohentwurfs zu denen des "Kapitals" verhalten.

1. Zur Wertformanalyse - (Untertitel eingefügt 2004 - mxks)

Aus dem methodologisch aufschlußreichen Bindeglied zwischen den Früh- und Spätschriften - eben dem Rohentwurf - findet sich im "Kapital" ein interessantes Residuum, das bisher wenig beachtet worden ist: der Anhang zu der Analyse der Wertform im Kapitel 1. der ersten Auflage, aus dem Jahre 1867.

Im Vorwort zur 1. Auflage bemerkt Marx, daß die Analyse

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der Wertform
schwerverständlich sei, "weil die Dialektik viel schärfer ist als in der ersten Darstellung" (d. h. in der Schrift "Zur Kritik der politischen Ökonomie" von 1859), und er rät dem "nicht durchaus in dialektisches Denken eingewohnten Leser"*Z.20 , diese Ausführungen zu überschlagen und statt dessen den beigehefteten Anhang zu lesen.

Wir gehen ausführlich auf diesen Anhang ein, weil sich daraus grundlegende Schlüsse in bezug auf das Verhältnis von Theorie und Geschichte ziehen lassen. Die Ausführungen folgen in zusammenhängender Weise, d. h. ohne die Unterteilungen des Marxschen Textes, weitgehend dem Wortlaut.

Während Wert und Gebrauchswert, nützliche und abstrakte Arbeit wie auch Wertsubstanz und Wertgröße relativ leicht zu begreifen sind, sind in der Wertform, d. h. die im Verhältnis zweier Waren zueinander unterschiedenen Bestimmungen "nur durch einige Anstrengung der Abstraktionskraft auseinander- und festzuhalten"*Z.21

Was zeigt sich im einfachen Wertausdruck, im Verhältnis zweier Waren zueinander? Vorerst einmal, daß sich die eine Ware in relativer Wertform, die andere in Äquivalentform befindet.

Relative Wertform undÄquivalentform sind unzertrennliche Momente des Wertausdrucks, d. h. des Verhältnisses, in dem sich zwei Waren aufeinander beziehen. Sie sind jedoch zugleich einander ausschließende, entgegengesetzte Extreme. Sie verhalten sich innerhalb des Wertverhältnisses gegensätzlich zueinander.

Als Wert kann sich die relative Wertform nicht auf sich selbst beziehen, sondern nur auf eine von ihr selbst verschiedene Ware, die in dem Wertausdruck als ihr Äquivalent erscheint. Das Wertverhältnis drückt die Gegensätzlichkeit der Wertform aus. Die Ware, die in relativer Wertform steht, kann nicht zugleich Äquivalentform sein und vice versa. Im Wertausdruck ist jede Ware immer nur in relativer Wertform oder in Äquivalentform, also in der Form, in der die andere Ware ihren Wert ausdrückt oder in der Form, in der sie als Naturalform zum Material des Werts der andern Ware wird.

Beide Formen sind aber nur Formen des Werts, innerhalb des Wertausdrucks voneinander verschieden, einander entgegen-

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gesetzt. Dem Inhalte nach sind sie indessen durchaus nicht verschieden. Nur nach Reduktion auf die gleiche Substanz der Waren sind sie als Gleiche vergleichbar, kommensurable Größen. Die Dialektik des Verhältnisses zeigt, daß relative Wertform und Äquivalentform als Wertformen einander entgegengesetzt, zugleich aber dem Inhalte nach in der Reduktion auf dieselbe Einheit identisch sind.

Dem quantitativen Maß der Vergleichbarkeit der Waren geht die qualitative Gleichsetzung in ihrer identischen Substanz voraus. Diese Voraussetzung ist Voraussetzung des Wertverhältnisses als Gleichheitsverhältnis, als Ausdruck des Werts oder des Wertseins der Ware.

Der Wert der einen Ware kann sich nur in der konkreten, sinnlichen Form der andern Ware reflektieren, dies aber wiederum nur, weil das Äquivalent wie die Ware, die darin ihren Wert ausdrückt, von derselben Substanz sind, Ausdruck der in ihrer Produktion verausgabten menschlichen Arbeitskraft, Gallerte abstrakt menschlicher Arbeit; der qualitative Gehalt der beiden Waren ist die ihnen gemeinschaftliche Wertsubstanz, d. h. menschliche Arbeit. Der Wert der einen Ware drückt sich in der sinnlichen Erscheinungsform des Äquivalentes aus, d. h. die einzelne Ware reflektiert ihren Wert im Gebrauchswert einer andern Ware, damit unterscheidet sie sich von sich selbst als Gebrauchswert. Der Gebrauchswert, in der sich die Ware im Verhältnis zu einer andern spiegelt, ist die Erscheinungsform ihres Wertes.

In der Dialektik dieses Verhältnisses zeigt sich, daß die Wertform der einen Ware in der Naturalform der andern Ware sich spiegelt, daß das Äquivalent als sinnliche, körperliche Erscheinung zum Spiegel des Wertes wird. Spiegel des Wertes kann das Äquivalent aber nur sein als gegensätzliche Form von identischer Substanz. Das Spiegeln der einen Form in der andern setzt diese Reduktion voraus, sie setzt jedoch zugleich die konkrete, sinnliche Form des Spiegels voraus, seine Gegenständlichkeit.

Der qualitativen Gleichsetzung ist das quantitative Maß der Vergleichbarkeit inhärent, das bestimmte Quantum, in dem sich Waren aufeinander beziehen. Die Qualität hat notwendig das Maß der Quantität, der bestimmt meßbaren Gleichsetzung mit einer andern Ware an sich.

In ihrem objektiven Dasein scheidet sich die Ware als Wert von sich als Gebrauchswert, als Naturalform. Diese Scheidung findet

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statt in der Beziehung auf eine andere Ware, die zum Ausdruck ihres Wertes wird; ihre eigene Naturalform erhält in der andern Ware ihre Wertform.

Alle Waren sind als Werte nur kommensurabel, sofern sie vertauschbare Ausdrücke derselben Einheit, der menschlichen Arbeit, sind. Die Naturalform des Äquivalents muß notwendig im Verhältnis zu der Ware, die ihren Wert in ihr ausdrückt, selbst Wert vorstellen. Ihre Naturalform ist unmittelbarer Ausdruck von Wert. Diese Unmittelbarkeit des Austausches realisiert sich in der qualitativen Gleichheit der Wertsubstanz der Waren und enthält keine quantitative Bestimmtheit; die quantitative Bestimmtheit setzt die Reduktion auf die Abstraktion Wert voraus.

Ist die Naturalform des Äquivalents Ausdruck der Wertform, der auf sie bezogenen Ware, so ist der Gebrauchswert des Äquivalents Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts; die Naturalform wird zur Wertform der Ware. Auf sich selbst kann sich eine Ware nur als Gebrauchswert beziehen, auf ihre Eigenschaft nützliches Ding zu sein; sie kann nicht Äquivalent ihrer selbst sein, nicht sich in sich selbst als Gebrauchswert und Wert unterscheiden. Sie kann nur die Naturalform einer andern Ware zu ihrer Wertform machen.

Ist die Körperform des Äquivalents im Wertausdruck der andern Ware gegenüber nur Wert, so ist sie es nur als Verkörperung unterschiedsloser menschlicher Arbeit, menschlicher Arbeit schlechthin. Die spezifisch bestimmte, Gebrauchswerte produzierende Arbeit ist aber eine konkrete Arbeitsart. Auf welche Warenart auch immer die sich in relativer Wertform befindliche bezieht, die in dem Äquivalent verkörperte konkrete, nützliche Arbeit muß notwendig als bestimmte Verwirklichungsform oder Erscheinungsform menschlicher Arbeit, d. h. abstrakt menschlicher Arbeit gelten. Das Äquivalent ist in seiner Naturalform verwirklichte konkrete, nützliche Arbeit, zugleich aber als Wert allen Waren zukommende Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, abstrakt menschlicher Arbeit schlechthin. Das Sinnlich-Konkrete ist innerhalb des Wertverhältnisses Erscheinungs-, Verwirklichungsform des Abstrakt-Allgemeinen (und nicht umgekehrt), in Wirklichkeit ist es jedoch Eigenschaft des Sinnlich-Konkreten; das Allgemeine ist die Abstraktion der im Sinnlich-Konkreten verwirklichten Arbeit. Die abstrakt-menschliche Arbeit erscheint im Äquivalent als die der konkret-nützlichen

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Tätigkeit vorgesetzte Arbeit. Diese Umkehrung ist Ausfluß der substantiellen Gleichartigkeit der im Wertausdruck aufeinander bezogenen Waren, der Reduktion des Wertausdrucks der Waren - auf abstrakt menschliche Arbeit. In dieser Verkehrung wird im Wertausdruck das Sinnlich-Konkrete zur Erscheinungsform des Abstrakt-Allgemeinen und nicht das Abstrakt-Allgemeine Eigenschaft des Konkreten.

Waren können die Arbeitsprodukte nur als selbständige Privatarbeiten sein, deren Zusammenhang stofflich Glieder einer naturwüchsigcn, gesellschaftlichen Teilung der Arbeit sind und die verschiedenartigsten Bedürfnisse befriedigen. Die Gesamtheit des ebenfalls naturwüchsigen Systems der Bedürfnisse wird durch die voneinander unabhängigen Privatarbeiten vermittelt im Austausch. Diese Vermittlung setzt die Wertform des Produktes voraus, d. h. die Privatarbeit als gesellschaftliche Arbeit, die sie unmittelbar nur ist, wenn ihre Naturalform anderen Waren als Wertform gilt. Nur in dieser Form, als Gleiches, kann das Äquivalent einer Ware, die Form unmittelbarer Austauscharbeit haben. Folglich ist auch die in ihr vergegenständlichte nützliche Arbeit Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form. Die nützliche, konkrete Arbeit ist somit in ihrer gesellschaftlichen Form abstrakt menschliche Arbeit, Verausgabung menschlicher Arbeitskraft.

Die historischen Grenzen der Dialektik des Wertverhältnisses weist Marx an der Analyse von Aristoteles nach. Dessen Analyse scheitert nicht an der logischen Konsistenz des Wertbegriffes, sondern an der historischen Schranke der auf Sklavenarbeit beruhenden griechischen Gesellschaft. Hier wird wiederum evident, was mit den Grenzen der dialektischen Entwicklung gemeint ist. Die Wirklichkeit versagt sich in bestimmten historisch gesetzten Grenzen der Theorie.

Das Spezifische an dem Begriff der Gleichheit ist die Verkehrung von Eigenschaften, die den Arbeitsprodukten in ihrer Naturalform nicht zukommen, sondern nur in ihrem Verkehr als Waren. Werte, Wertgrößen von gleicher Einheit sind sie untereinander nur im Verkehr als Waren. Im gesellschaftlichen Verkehr erscheinen dem Produzenten alle diese Momente als gesellschaftliche Natureigenschaften, als gegenständliche Bestimmungen der Arbeitsprodukte selbst. Was ihnen nur im Tausch zukommt, erscheint als ihrer Gegenständlichkeit eigen. Das gesellschaftliche Verhältnis von Menschen nimmt die phantasmagorische Form

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eines Verhältnisses von Dingen an. Diese Verkehrung der Verhältnisse nennt Marx Fetischismus.

An dem Äquivalent einer Ware erscheint der Fetischcharaktet schlagender als an der Ware, die ihren Wert am Äquivalent mißt. Daß die eine Ware an der andern ihren Wert mißt, setzt sie in vermittelte Beziehung zur andern Ware, in eine Beziehung, in der das Äquivalent unmittelbar als Wert erscheint, als unmittelbar austauschbar, als gesellschaftliche Form, die ihr scheinbar von Natur eigen ist, während in der relativen Wertform das sinnliche Dasein als etwas von ihr durchaus Unterschiedenes ausgedrückt und somit als gesellschaftliches Verhältnis aufgefaßt werden kann.

Im Wertausdruck sind die Pole relative Wertform und Äquivalentform Tauschwerte. Es ist die Form, in der der Wert selbständig erscheint. Das Äquivalent ist Tauschwert als Wertgestalt für andere Ware, als Körper in unmittelbar austauschbarer Gestalt. Die relative Wertform ist Tauschwert in ihrem Wertsein durch Austauschbarkeit mit anderer Ware, in ihrer Wertgröße, d. h. in ihrem quantitativen Austauschverhältnis mit anderer Ware. An beiden Polen erscheint der Wert in seiner selbständigen Gestalt als Tauschwert.

In der einfachen Wertform, in dem Verhältnis zweier Waren zueinander ist die Naturalform der einen Ware nur Gestalt von Gebrauchswert, die Naturalform der andern Ware nur Tauschwert. Der innere Gegensatz von Gebrauchswert und Tauschwert stellt sich dar in dem äußern Gegensatz des Verhältnisses von zwei Waren. Der innere Gegensatz ist die notwendige Verdoppelung des äußeren Gegensatzes. Das Arbeitsprodukt muß notwendig Wert, in selbständiger Gestalt als Gebrauchswert Tauschwert sein, um in den äußern Gegensatz derselben Form im Verhältnis zu andern Arbeitsprodukten zu treten. Die Ware ist in sich und in ihrem Verhältnis zu einer andern Ware Gegensatz und zugleich Einheit von Gebrauchswert und Tauschwert.

Gebrauchswert zu sein, ist die natürliche Form des Arbeitsproduktes. Es muß sich zur Wertform entwickeln, um Warenform zu besitzen; diese Entwicklung fällt mit der Entwicklung der Warenform zusammen. Das Arbeitsprodukt kann also nur Ware werden, sofern es Verkörperung von Wertsubstanz als das den Waren Gleiche ist. Damit erscheint es als Einheit der Gegensätze von Gebrauchswert und Tauschwert. Setzt man anstelle des Wertausdrucks zweier Waren den Preis-

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ausdruck, den Geldwert, so zeigt sich, daß die Geldform nur die entwickelte Warenform ist, daß sie der einfachen Warenform entspringt. Von hier aus sind die Metamorphosen der einfachen Warenform bis zur Geldform zu betrachten.

In relativer Wertform ist die Ware dem einzelnen Äquivalent gegenüber Wert. Als Wert ist sie jedoch qualitativ allen andern Waren gleich und tauscht sich in quantitativer Proportionalität damit aus. Folglich ist es dem einfachen Wertausdruck gleichgültig, in welcher Ware sich der Wert der relativen Wertform ausdrückt. Es sind ebensoviele Wertausdrücke möglich, als es Waren gibt. Der relative Wertausdruck einer einzelnen Ware besteht in der Summe ihrer einfachen Wertausdrücke. In der totalen, entfalteten Wertform setzt sich die Ware als selbständiger relativer Wertausdruck der Möglichkeit nach einer endlosen Reihe von Waren gleich.

So wird jede andere Ware zum Spiegel ihres Werts. Ihr Wert wird erst so in allgemeiner, universeller Form Gallerte unterschiedsloser menschlicher Arbeit, und so ist ihr jede andere Ware, welchen Gebrauchswert sie auch verkörpert, substantiell gleichgestellt, gleichgültig. Die einzelne Ware steht in einem gesellschaftlichen Verhältnis zur gesamten Warenwelt, ihr Wert ist jeder besondern Gebrauchswertform gegenüber in ein kommensurables Verhältnis gesetzt.

In der entfalteten Wertform gilt jeder Warenkörper als Äquivalent, jede Naturalform ist neben jeder andern eine mögliche, besondere Äquivalentform.

Das Mangelhafte der entfalteten oder totalen Wertform ist die nie abbrechende Reihe relativer Wertausdrücke, ihre mit jeder neu auftretenden Ware mögliche Vervielfältigung sowie die Vielzahl auseinanderfallender und verschiedenartiger Wertausdrucke. Die Eigenschaft einer einzelnen Ware sich auf eine endlose Reihe anderer Waren zu beziehen, ergibt wiederum eine endlose Reihe verschiedener Wertausdrücke. Wie endlos die Reihe der Äquivalentformen auch ist, so reflektiert sich in ihr der Reihe nach die Ware in relativer Wertform immer nur in je einer einzelnen, besondern Äquivalentform, die jede andere im Verhältnis zu der Ware in relativer Wertform ausschließt, somit ist die konkrete, nützliche, in jedem besondern Äquivalent verkörperte Arbeit nicht die erschöpfende, einheitliche Erscheinungsform der menschlichen Arbeit.

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Die totale oder entfaltete Wertform hat indessen die reziproke, rückbezügliche Form an sich, in der sich die Summe aller der in dem totalen Wertausdruck gleichgesetzten Äquivalentformen auf eine einzelne Ware beziehen. Diese implizite enthaltene Rückbeziehung aller möglichen Äquivalentformen auf eine einzelne Ware führt notwendig zur allgemeinen Wertform.

Die entfaltete relative Wertform ist zur allgemeinen Wertform geworden, in der alle Waren ihren Wert einfach und einheitlich ausdrücken, sie hat gesellschaftliche, allgemeine Wertgestalt angenommen. Als allgemeine Wertform ist sie Wertform aller Waren. In der Gleichsetzung mit der allgemeinen Wertform unterscheidet sich der Wert einer Ware nicht nur von ihr selbst als Gebrauchswert, sondern bezieht sich als Wert auf alle andern Waren, die sich ebenso wie sie selbst auf die allgemeine Wertform beziehen, sie erhält dadurch allgemein gesellschaftliche, universelle Wertform. In dieser allgemeinen Wertform entspricht die Wertform dem Wertbegriff. Sie ist erst jetzt Form der allen Waren gemeinsamen, unterschiedslosen, gleichartigen menschlichen Arbeit, sie ist Ausdruck einheitlicher Substanz geworden. In diesem allgemeinen Verhältnis sind die Waren auch quantitativ, in bestimmten Wertgrößen aufeinander reduziert.

Die besondere Äquivalentform ist nun fortentwickelt zur allgemeinen Äquivalentform. Ihre Naturalform gilt als Wertgestalt aller andern Waren in unmittelbarer Austauschbarkeit mit allen Elementen der Warenwelt und die in ihr verkörperte nützliche Arbeit als allgemeine, erschöpfende Verwirklichung abstrakt menschlicher Arbeit. Sie ist allgemein gesellschaftliche Form, Form der Gleichheit mit allen andern Waren, Inkarnation aller menschlichen Arbeiten. Die im Äquivalent enthaltene Privatarbeit ist im Wertausdruck in unmittelbar allgemein gesellschaftlicher Form vorhanden.

Die bisherige Entwicklung kann folgendermaßen resümiert werden: In dem einfachen Warenausdruck schließen sich die beiden aufeinander bezogenen Waren als relative Wertform und Äquivalentform nur formell aus, d. h. entsprechend ihrer Stellung im Wertausdruck: als Ware, die ihren Wert in der Naturalform einer andern ausdrückt oder als substanziell Gleiches, das in seiner Naturalform als Spiegel der andern Ware dient.

In der entfalteten oder totalen Wertform bezieht sich je nur eine Ware auf die Gesamtheit aller andern Waren als der sukzessiven Reihe ihrer Äquivalentformen.

In der allgemeinen Wertform hat die Warenwelt allgemein gesellschaftliche relative Wertform, sofern sie von der Äquivalentform, von der Form unmittelbarer Austauschbarkeit ausgeschlossen ist und umgekehrt ist die Ware, auf die sie sich bezieht, von der einheitlichen, allgemeinen relativen Wertform ausgeschlossen. Sie kann sich auf sich selbst nicht zugleich in beiden Formen beziehen, als unterschiedslos mit sich selbst substanzgleich oder identisch. Der relative Wert des allgemeinen Äquivalents kann als gemeinschaftliche relative Wertform nur ausgedrückt werden durch Umkehrung der allgemeinen Wertform, also in der Beziehung auf die endlose Reihe aller andern Warenkörper. Die totale Wertform ist die spezifische relative Wertform des allgemeinen Äquivalents.

Die allgemeine Wertform ist der Wert an sich. Im Prinzip kann jede Ware, wenn sie nur alle andern ausschließt, diese Stellung einnehmen.

In der entfalteten Wertform, in der eine Ware ihren relativen Wert in der Reihe aller andern Waren ausdrückt, schließt sie diese aus, um ihren eigenen Wert auszudrücken. Dies kann ein rein subjektiver Vorgang sein zur Schätzung des Werts einer Ware in vielen andern. Als allgemeines Äquivalent ist eine Ware durch alle andern Waren als Äquivalent ausgeschlossen; die Ausschließung ist ein objektiver, von der ausgeschlossenen Ware unabhängiger Prozeß. Es kann also historisch diese oder jene Ware als allgemeines Äquivalent auftreten, als allgemeines Äquivalent fungieren sie jedoch immer nur als Resultat eines objektiven gesellschaftlichen Prozesses.

Die Wertform hat allgemeinen Charakter, ist entwickelte Wertform insoweit sie dinglicher Ausdruck gleicher menschlicher Ar-

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beit ist. Die Waren müssen, um fertige Warenform zu erhalten, einheitliche allgemeine Wertform annehmen, und dies ist wiederum nur möglich, wenn sie eine bestimmte Ware als allgemeines Äquivalent aus ihrer Reihe ausschließen. Erst in diesem Moment entspricht die Ware ihrem Begriff: die einheitlich relative Wertform hat objektive Festigkeit, allgemein gesellschaftliche Gültigkeit.

Die ausgeschlossene, spezifische Warenart wird zur Geldware, funktioniert als Geld. Mit der besonderen Ware, die historisch das gesellschaftliche Monopol der allgemeinen Äquivalentform erobert hat, geht die allgemeine Wertform in die Geldform über, ohne daß zwischen beiden Formen ein wesentlicher Unterschied stattfände.

Allgemeines, gesellschaftlich sanktioniertes Äquivalent ist eine bestimmte Ware nur, wenn sie zuvor allen andern Waren als Ware gegenüberstand. Sein einziger Unterschied ist die Verwandlung der allgemeinen Wertform in die Geldform. Die allgemeine relative Wertform einer Ware ist die im allgemeinen Äquivalent ausgedrückte Preisform, ideeller Ausdruck ihrer Geldform. Der Begriff der Geldform verweist rückbezüglich auf das Begreifen der allgemeinen Äquivalentform als der allgemeinen Wertform überhaupt: die allgemeine Äquivalentform verweist wiederum auf die entfaltete oder totale Wertform und diese schließlich auf die konstituierenden Elemente der einfachen Wertform, in der sich relative Wertform und Äquivalentform zweier Waren gegenüberstehen. Die Metamorphosen sind durchlaufen, der Kreis ist geschlossen. "Die einfache Warenform ist das Geheimnis der Geldform."*Z.22

Was zu Beginn nur durch Abstraktion in seinen Unterschieden festgehalten und entwickelt werden konnte, ist in seiner konkreten Form als Verhältnis von Ware und Geld Resultat eines gesellschaftlichen Prozesses.


Der Anhang zu dem Abschnitt über die Wertform ist die analytische Darstellung der Dialektik des Wertverhältnisses in seinen historischen Voraussetzungen und Grenzen. Diese Grenzen sind in großen Zügen: erstens in den "Grundrissen" das "Einschiebsel" über Produktionsformen, die der kapitalistischen vorher

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gehen, zweitens im 1. Band des "Kapitals" das Kapitel über die ursprüngliche Akkumulation. Die vorkapitalistischen Produktionsformen sind geschichtliche Epochen, in denen die Produktion von Gebrauchswerten, die Einheit von Produzent, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand noch vorherrscht, so sehr auch einfache Tauschverhältnisse als keimhafte Präfigurationen der sich später allgemein entfaltenden Produktion von Tauschwerten auftreten; die ursprüngliche Akkumulation ist der radikale Schnitt, die Trennung des Produzenten von Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, die Geburtsstunde jener Wirtschaftsform, von der aus die Produktion von Tauschwerten allgemein wird. Dieser Wirtschaftsform ist spezifisch die Verwandlung der Gebrauchswerte in Waren als Tauschwerte, die Verwandlung der konkreten, nützlichen Arbeit in die abstrakt-menschliche Arbeit, der in der Einheit zusammengefaßte Gegensatz der Wertform, die Verdinglichung des Wertes bzw. des Tauschwertes in der allgemeinen Wertform des Geldes als Geldware usw. Die Übergänge zeigen den notwendigen innern Zusammenhang der Wertform bis zu der den Produktionsagenten gegenüber entfremdeten Form des Kapitals. Im Geld als Kapital hat das bürgerliche System des Gegensatzes von privater und gesellschaftlicher Arbeit, von abstrakter Arbeitskraft und abstrakt veräußerlichtem Tauschwert seine höchste Spitze erreicht, den Gegensatz in sich aufgehoben und die äußerlich selbständigen Kategorien seiner Wirksamkeit untergeordnet. Die Aufhebung ist jedoch prozeßhaft die sich widersprüchlich stets neu setzende Vermittlung des Gegensatzes der Kategorien.

In der Darstellung der Wertform sind alle Elemente der dialektischen Entwicklung des Gegenstandes explizite in treffender Analogie zu der Analyse der Übergänge der Kategorien Kapital, Grundeigentum, Lohnarbeit enthalten. Die Darstellung ist der inhaltlich bestimmte Aufweis der notwendigen Übergänge von der Form des einfachen Wertausdrucks im Verhältnis zweier Waren, d. h. in der Aufeinanderfolge der Metamorphosen von der einfachsten bis zur entwickeltsten und zugleich entäußertsten Form des Wertausdrucks: der Geldware als dem fetischisierten Pol der Tauschverhältnisse im bürgerlichen System. Die verdinglichte, materielle Form des gesellschaftlich bestimmten Tausches als Geld ist weiterentwickelt in der zusammenfassenden Totalität des Geldkapitals als Kapital schlechthin, Grundlage der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, verobjektivierte Form

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des den Produktionsagenten gegenübertretenden gesellschaftlichen Zusammenhangs. Die subjektive Tätigkeit (darunter fällt auch der Tausch) der Agenten der Produktion verkehrt sich in diesem Zusammenhang notwendig in die verobjektivierten Formen der Verhältnisse der Produktion. Die ideelle, begrifliche Entfaltung der Wertbestimmungen, von den konkreten Waren ausgehend in ihrem Verhältnis zueinander als einfacher Ausdruck des Werts, führt bis zur Verfestigung und Fixierung des Wertverhältnisses als Reduktion ihrer in Naturalform konkreten Unterschiedenheit auf das ihnen als Einheit gleiche Substrat. Das abstrakte Substrat, verkörpert in den Waren als entäußerte allgemein menschliche Arbeit, im Gegensatz zur konkreten, nützlichen Arbeit, muß sich in dinglich objektiver Form verwirklichen. Was begrifflich, "logisch", als Verhältnis entwickelt ist, kann nur objektiv, sachlich existent sein, Erscheinungsform des Verhältnisses werden.

In dieser Erscheinungsform ist ineins enthalten das geschichtliche und theoretische Moment der Entwicklung, die besondere und allgemeine Form des Zusammenhangs. Sind die Voraussetzungen dieses Verhältnisses gegeben, so sind die ihnen immanenten Momente nicht mehr zufällig, sondern notwendig. Die Dialektik von Notwendigkeit und Zufall wird zur zufälligen Notwendigkeit der konkret gesetzten Möglichkeit und diese Notwendigkeit einmal gesetzt wird von dem subjektiven Willen der Produktionsagenten unabhängig; die historischen Grenzen sind in der Objektivität des Zusammenhangs eindeutig bestimmt. Das Marxsche Diktum, daß wohl Entwicklungsphasen abgekürzt, jedoch nicht übersprungen werden können, ist konkretes Abbild dieser theoretischen Einsicht.

Kehren wir zurück zu der einfachen Wertform, einfach, weil - wie bekannt - sich hier nur zwei Waren aufeinander beziehen. In dieser Form stehen sich zwei selbständige Waren gegenüber und treten zugleich in ein Verhältnis, in dem ein von ihrer Gebrauchswertform Unterschiedenes ausgedrückt wird. Das von ihrer Gebrauchswertform Unterschiedene ist die in beiden Waren enthaltene Wertsubstanz als vergegenständlichte abstrakt menschliche Arbeit. Die Dialektik von konkret - abstrakt spiegelt sich in den sich aufeinander beziehenden Waren wider. Gebrauchswerte sind sie nur, insofern sie auch Werte sind, Werte nur, insofern sie Gebrauchswerte sind. In dieser Ableitung der Wertform zeigt sich als Ergebnis, daß die

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Identität der Ware mit sich selbst als Gebrauchswert im Verhältnis zu einer andern Ware sich entzweit in die Gegensätze von Naturalform und Wertform, daß sie in der Einheit der gegensätzlichen Formen des Ausdrucks mit sich identisch und nicht-identisch ist, daß sie sich auf sich selbst nur beziehen kann im Verhältnis zu einer andern Ware. Als Gebrauchswert hat sie nur natürliche Existenz, als Wert nur gesellschaftliche. Sie kann sich jedoch als Wert nur realisieren, sofern sie Gebrauchswert ist, sofern ihr Warenkörper einem gesellschaftlichen Bedürfnis entspricht. Die Identität ist die in der Entzweiung zusammengefaßte Nichtidentität der Gegensätze. Jede Ware erscheint als ein Selbständiges im Verhältnis zu einer andern Ware; diese Selbständigkeit ist ebenso ihre Unselbständigkeit als Ware und damit die sich in ihr reflektierende Entzweiung von Gebrauchswert und Tauschwert. Jede Ware hat diesen Gegensatz an sich als verdoppelte Form des Verhältnisses zu einer andern Ware. In derselben Einheit beschlossen sind die Gegensätze von konkret nützlicher und abstrakt allgemeiner, von privater und unmittelbar gesellschaftlicher Arbeit.

Wie sich die Identität der Identität und Nichtidentität in der Ware zugleich als ihren Gegensatz von Gebrauchswert und Tauschwert zeigt, so im Kapital als Gegensatz von Kapital und Nichtkapital, d. h. als Gegensatz von Kapital und Lohnarbeit, von Kapital und Grundeigentum. Wie die Ware notwendig den Gegensatz von Gebrauchswert und Tauschwert an sich hat, so das Kapital den Gegensatz von Lohnarbeit und Grundeigentum. Die gegensätzlichen Formen der Ware und des Kapitals sind als äußerlich erscheinende Verhältnisse immanente Momente ihres ökonomischen Daseins*Z.23 . Es ist ein besonderes historisches Verhältnis, das dieser Identität der Identität und Nichtidentität zugrunde liegt, ein theoretisch zu entwickelndes Verhältnis historischer Besonderheit, in der die objektiven Formen - Tauschwert als Geld, Geld als Kapital - das Allgemeine dieser Besonderheit ist.

Um den Schein zu vermeiden, als ob die Analyse mit der philosophischen Terminologie des Begriffs ihren Anfang nehme, ent-

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wickelt Marx die Darstellung der kapitalistischen Produktionsweise aus der konkreten gesellschaftlichen Gestalt des Arbeitsprodukts: der Ware. In seiner Polemik gegen Adolf Wagners "Lehrbuch der politischen Ökonomie" aus dem Jahre 1879/80 sagt er:
"Ich gehe nicht aus vom ´Begriff´, also auch nicht vom ´Wertbegriff´, und habe diesen daher auch in keiner Weise ´einzuteilen´." (Marx)*Z.24
Es ist also nicht der Begriff als mystifiziertes Abstraktum der wirklichen Erscheinung, sondern die konkrete Erscheinung des Begriffs als Erscheinungsform des in ihr Erscheinenden an den Beginn zu setzen, als das zu nehmen, was empirisch, wirklich erscheint. Die Wirklichkeit des Gegenstandes selbst, die Ware, unterscheidet sich in sich als Gebrauchswert und Tauschwert. Der Begriff ist die gedanklich verdoppelte Form ihrer wirklichen Unterscheidung, die in der begrifflichen Aneignung gesetzte Verdoppelung ihres Daseins als Ware. Sie ist Gebrauchswert und formspezifisch, in gesellschaftlicher Gestalt, Träger von Tauschwert. Die im Tauschwert erscheinende Wertgestalt zweier Waren setzt die "selbständige Darstellungsweise des in der Ware enthaltenen Werts"*Z.25 voraus. Rückbezüglich ist der Tauschwert Erscheinungsform des von ihm unterschiedenen Werts. Der Tauschwert ist die im Verhältnis zweier Waren erscheinende Form des Warenwerts, also des Verhältnisses, in der die Substanz ihrer Vergleichbarkeit in Erscheinung tritt. Der Tauschwert ist das dem Verhältnis der Waren zueinander Äußere, in der Dialektik des Verhältnisses zeigt sich jedoch das ihrer Erscheinung Wesentliche. Die Ware ist "einerseits Gebrauchswert und anderseits ´Wert´, nicht Tauschwert, da die bloße Erscheinungsform nicht ihr eigener Inhalt ist".*Z.26

Ebenso verhält es sich mit der Analyse der drei Kategorien. Obwohl von der "philosophischen" Einteilung des Begriffs des Kapitals, wie er im Rohentwurf dialektisch "strapaziert" wird, terminologisch in das Hauptwerk der Kritik der politischen Ökonomie anscheinend nichts übernommen wird, ist die Darstellung dem Inhalte nach den Vorarbeiten zur konkreten gesellschaftlichen Analyse durchaus adäquat. Die Umformung im "Kapital" ist nicht die dem Inhalte verschiedene, sondern die im Inhalt selbst unterschiedene, von seinem empirischen Dasein ausgehende Form.

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Der Anhang zur 1. Ausgabe des "Kapitals" erscheint wie ein Rückgriff auf die Darstellungsweise des Rohentwurfs, als ausdrücklicher Rekurs auf die Dialektik, ohne die die Darstellung im "Kapital", in dem die "philosophische Phrase" eliminiert ist, nicht verstanden werden kann. Im "Kapital" liest sich die Dialektik empirisch, im Rohentwurf die Empirie dialektisch.

Die theoretische Darstellung der Dialektik der Wertform und der Übergänge der drei großen Kategorien ist die Theorie eines nur unter besonderen historischen Verhältnissen möglichen Formverhältnisses. Die dialektische Entwicklung der Übergänge ist die besondere, auf die historische Einmaligkeit reduzierte Entwicklung des Kapitalismus, die Allgemeinheit des besondern Inhalts gesellschaftlicher Produktionsverhältnisse.

Was mit den historischen Verhältnissen der Theorie gemeint ist, expliziert Marx der Redaktion der "Otjetschestwennyje Sapiski" in einem Brief aus dem Jahre 1877. Er schreibt: Zum Schluß des Kapitels über die ursprüngliche Akkumulation habe er keinen Beweis dafür geliefert, daß die kapitalistische Produktion ihre eigene Negation erzeuge, weil diese Behauptung nichts anderes sei, "als die summarische Zusammenfassung langer Entwicklungen, die vorher in den Kapiteln über die kapitalistische Produktion gegeben worden sind"*Z.27 . Das Kapitel über die ursprüngliche Akkumulation schließt also in sich zusammen nicht allein die theoretische Begründung der kapitalistischen Produktion als einer besondern historischen Totalität, sondern zugleich die Historizität des theoretischen Zusammenhangs, seinen transitorischen Charakter. Mit der ursprünglichen Akkumulation sind alle Elemente gesetzt, die die gesetzmäßige Entwicklung des Kapitalismus bestimmen und die in ihrer Gegensätzlichkeit und Widersprüchlichkeit zur eigenen Negation forttreiben.

In demselben Brief wendet sich Marx expressis verbis gegen die Verwandlung seiner historischen Skizze der Entwicklung des Kapitalismus in Westeuropa (in dem Kapitel über die ursprüngliche Akkumulation im "Kapital") in eine
"geschichsphilosophische Theorie des allgemeinen Entwicklungsganges..., der allen Völkern schicksalsmäßig vorgeschrieben ist, was immer die geschichtlichen Umstände sein mögen, in denen sie sich befinden, um schließlich zu jener ökonomischen Formation zu gelangen, [236] die mit dem größten Aufschwung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit die allseitigste Entwicklung des Menschen sichert." (Marx)*Z.28
Diese Stelle ist die empirisch eindeutige Bestimmung des Verhältnisses von Theorie und Geschichte.

Das Verhältnis von Theorie und Geschichte kann theoretisch nur innerhalb vorausgesetzten historischen Grenzen begriffen werden, Geschichte ist nur theoretisch konkreter Begriff des spezifischen Inhalts, Theorie nur geschichtlich abstrakter Begriff der spezifischen Form. Das Form-Inhalt-Verhältnis ist ineins geschichtliche Theorie und theoretische Geschichte.

Die Marxsche Geschichtstheorie gründet nicht in einem abstrakt-allgemeinen, geradlinig-evolutionistischen Schema, in das revolutionäre Einschnitte, die sich letztlich zu akzidentellen Ereignissen verflachen, eingestreut sind. Sie ist die für jede Geschichtsepoche aus den vorherrschenden Momenten und ihres Verhältnisses zueinander sich entfaltende Theorie.

Marx hat die dem Kapitalismus vorhergehenden Produktionsweisen keiner ins einzelne ausgeführten Analyse unterworfen. Daß er die ihnen spezifischen Unterschiede nicht grau in grau gemalt hat, soll der abschließende Teil unserer Arbeit über den Begriff der Wirtschaftsentwicklung und des Wirtschaftswachstums zeigen.



ANHANG 2. Über wirtschaftliche Entwicklung und Wirtschaftswachstum

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1. Methodologische Vorbemerkung

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Die Marxsche Theorie ist eine Gesamttheorie. Als solche umfaßt sie nicht allein den ökonomischen Prozeß, die materielle Produktion, sondern auch die Produktionsverhältnisse, unter die die sozialen, rechtlichen und kulturellen Formen des gesellschaftlichen Lebens subsumiert werden. Nur unter diesem Gesichtspunkt kann man eine Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, zur Not noch, anhand der Reproduktionsschemata, eine Theorie des Wirtschaftswachstums als "verständige Abstraktion" aussondern. Die Wirtschaft als untrennbare Einheit von Produktionsprozeß und Produktionsverhältnissen bleibt jedoch der eigentliche Gegenstand der Analyse. Die Marxsche Analyse erhebt sich somit zwangsläufig in all ihren Teilen vom Einzelnen und Besonderen zum Allgemeinen als dem Ganzen, sie setzt sich zum Ziel, den notwendigen Zusammenhang der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kategorien zu ergründen. Die verschiedenen Vorarbeiten und Planvarianten des "Kapitals" und die endgültige inhaltliche Gestaltung des Hauptwerks, die hier nicht auszuführen sind, liefern den methodischen Beweis. Was Marx Ricardo nachrühmt, erstrebt in weiterem Sinne auch er: zu einer "einheitlichen, theoretischen Gesamtanschauung der abstrakten allgemeinen Grundlage des bürgerlichen Systems" zu gelangen (TM 1, 54. MEW, Bd. 26.1, S. 59) und zwar in weiterem Sinne insofern, als der Weg von dem analytisch erarbeiteten Allgemeinen wiederum zu den konkreten Erscheinungen der Ökonomie "als einer reichen Totalität von vielen Bestimmungen und Beziehungen" (Gr. 21) führt.

Wenn in bestimmten Wirtschaftsformen die Einheit des gesellschaftlichen Daseins an mehr oder weniger natürliche, unmittelbare Voraussetzungen gebunden ist, so ist es nicht von ungefähr,

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daß eine Theorie der Ökonomie sich erst da aufdrängt, wo diese natürlichen Voraussetzungen weitgehend durch historische aufgehoben und die unmittelbare Einheit der Produktion und Reproduktion des gesellschaftlichen Daseins gebrochen ist. Die Vielzahl der mittelbaren, vermittelten Glieder, ihr möglicher Gegensatz und Widerspruch, schafft den Boden einer expliziten Theorie. Hieraus ergibt sich für die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung ein qualitativ bedeutsamer Formunterschied, auf den wir später zurückkommen.

Methodologisch und saehlich ebenso bedeutsam ist der Satz aus dem "Elend der Philosophie", daß die Wirtschaft ein Ganzes sei (EP 102. MEW, Bd. 4, S. 130) und daß nicht "die logische Formel der Bewegung, der Aufeinanderfolge, der Zeit allein den Gesellschaftskörper erklären (kann), in dem alle Beziehungen gleichzeitig existieren und einander stützen" (EP 102. MEW, Bd. 4, S. 131). Dieser Standort wird gewonnen aus der allseitigen Interdependenz der kategoriellen Momente der kapitalistischen Wirtschaft, aus den alle Momente des gesellschaftlichen Lebens durchdringenden und erfassenden Tauschwertverhältnissen der Produktion. Im Gegensatz zu einer positivistisch, linear verstandenen, durch die Summation einzelner ökonomischer Vorgänge fortschreitenden oder durch Einflüsse sogenannter metaökonomischer, exogener Faktoren bewirkten Evolution, wird die wirtschaftliche Entwicklung als die Bewegung eines in sich selbst bewegten Ganzen, als die Selbstbewegung seiner innern Glieder begriffen. Das ist der Grund, warum Marx die Kategorien der bürgerlichen politischen Ökonomie nicht ihrem historischen Auftreten, d. h. genetisch, sondern ihrem Stellenwert innerhalb der kapitalistischen Produktion nach darstellt.

In der Einleitung zur "Kritik der politischen Ökonomie" hat Marx diesen Gesichtspunkt ausdrücklich festgehalten:
"Es wäre untubar und falsch, die ökonomischen Kategorien in der Folge aufeinanderfolgen zu lassen, in der sie historisch die bestimmenden waren. Vielmehr ist ihre Reihenfolge bestimmt durch die Beziehung, die sie in der modernen bürgerlichen Gesellschaft haben, und die genau das umgekehrte von dem ist, was als ihre naturgemäße erscheint oder der Reihe der historischen Entwicklung entspricht." (Gr. 28)
Diese Umkehrung hat für Marx ihren Grund darin, daß die bürgerliche Gesellschaft "die entwickeltste und mannigfaltigste Organisation der Produktion" ist (Gr. 25) und daß die Produktionsverhältnisse dieser

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Gesellschaft, die Gliederung ihrer Kategorien, "zugleich Einsicht in die Gliederung und die Produktionsverhältnisse aller der untergegangenen Gesellschaftsformen, mit deren Trümmern und Elementen sie sich aufgebaut" hat, gewähren (Gr. 26).

Jede Wirtschaftsepoche bildet in ihrem notwendigen innern Zusammenhang ein unverwechselbares, wenn auch nicht unveränderliches Ganzes.
"In allen Gesellschaftsformen ist es eine bestimmte Produktion, die allen übrigen, und deren Verhältnisse daher auch allen übrigen Rang und Einfluß anweist. Es ist eine allgemeine Beleuchtung, worein alle übrigen Farben getaucht und welche sie in ihrer Besonderheit modifiziert" (Gr. 27)
; darum ist der bestimmende Unterschied nachdrücklich festzuhalten. Wiewohl zum Beispiel die Produktion eine "verständige Abstraktion" (Gr. 7) ist, so würde die äußere, abstrakte Gleichheit der Momente und Kategorien, die verschiedenen Epochen gemeinsam sein können, nur die Unterschiedslosigkeit, den ewigen Gleichschritt der Produktion begründen, nicht aber das, wovon die Rede sein soll, nämlich die historische Entwicklung, "den Unterschied von diesem Allgemeinen und Gemeinsamen" (Gr. 7, ferner Gr. 10, K III 940. MEW, Bd. 25, S. 890/91, Bd. 26.1, S. 268, TM I 398/99). Im Bewußtsein der Produktionsagenten verselbständigt sich ideologisch das Besondere als Allgemeines. Am Besondern als Allgemeinheit entzündet sich die Positivität und Apologie, am Allgemeinen als Besonderem die Negativität und Kritik des Systems.

Die einzelnen und besonderen Kategorien einer Wirtschaftsepoche sind genuine Träger der wirtschaftlichen Entwicklung, wie überhaupt die bestimmte Gliederung dieser Kategorien dem Begreifen des historischen Fortschreitens vorhergeht, dem sich wandelnden Charakter des Gesellschaftsganzen in seiner abstrakten Allgemeinheit vorgesetzt ist. Der Wandel vollzieht sich über die völlige intensive und extensive Ausbildung seines herrschenden Prinzips.

Das historische Begreifen und dessen theoretische Darstellung stellt sich post festum ein. In der Bestimmtheit des Verhältnisses der Kategorien liegt ihr Eigenwert als konstituierendes Ganzes des Wirtschaftsprozesses und zugleich die spezifische Differenz des letztern innerhalb der wirtschaftlichen Entwicklung. Was für die Erarbeitung der Theorie der politischen Ökonomie für Marx unumgänglich war - die Gliederung der Kategorien im kapitalistischen Gesamtprozeß der Produktion zu analysieren -‚ kann in

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unserem Fall als Grundlage für die Darstellung der wirtschaftlichen Entwicklung dienen, so daß - mit allen methodologischen Vorbehalten - bewußt historisch verfahren wird.

2. Über den Begriff der wirtschaftlichen Entwicklung

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Aus didaktischen Gründen drängt sich folgende Scheidung von Entwicklungstheorie und Wirtschaftswachstum auf:
Unter den Begriff der wirtschaftlichen Entwicklung subsumieren wir nach Marx sämtliche relevanten Daten, die zu einer strukturellen und gesellschaftlichen Veränderung eines Sozialkörpers, eines Wirtschaftsganzen führen, während der Begriff des Wirtschaftswachstums jene Daten umfaßt, die infolge einer technischen oder organisatorischen Veränderung innerhalb einer bestimmten Produktionsform zu einer Mehrung des Sozialprodukts pro Kopf der Bevölkerung führen. Ersteres kann als wirtschaftliche Entwicklung im weiteren Sinne - als den Übergang der einzelnen Wirtschaftsformen und ihren spezifischen Unterschied - bezeichnet werden, letzteres als Entwicklung innerhalb einer besonderen Wirtschaftsform. Entwicklung und Wachstum stehen jedoch in wechselseitiger Beziehung.

Das Erkenntnisobjekt des entwicklungstheoretischen Begriffs ist folglich ein weiterer als der des wachstumtheoretischen. Für die von Marx befolgte Methode ist diese Scheidung insofern von grundlegender Bedeutung, als die im Wirtschaftswachstum versachlichte Objektwelt der Produktion nur sub specie einer das Gesamt der Gesellschaft verändernden Funktion des Wachstums der Produktivkräfte verstanden wird. Wenn auch einzelne, anscheinend rein ökonomische Problemkreise und Problemanalysen aus der Gesamttheorie herausgelöst und mit den modernen wachstumstheoretischen Arbeiten konfrontiert werden können, so bleibt doch ihr genuiner Gehalt an den die Totalität des Gesellschaftsganzen umfassenden Prozeß gebunden.

Einschränkend muß bemerkt werden, daß der Begriff des Wirtschaftswachstums als formneutraler, nur sachhaltiger Begriff bei Marx nicht vorkommt. Er läßt sich auch nicht in den Begriff der Akkumulation übersetzen, der zum Beispiel bei der sogenannten ursprünglichen Akkumulation eine eminent gesellschaftliche, durch die gewaltsame Expropriation der Produzenten von ihren Arbeitsstoffen und Arbeitsmitteln charakterisierte Bedeutung

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hat. Selbst in der einmal installierten kapitalistischen Produktionsweise kommt dem produktionssteigernden Effekt der Akkumulation in der organischen Zusammensetzung, in der Konzentration und Zentralisation des Kapitals, in der Konkurrenz der Kapitalien usw. formverändernde Wirkung zu.

Die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung kann nur eine Theorie der Produktion und der ihr entsprechenden Produktionsverhältnisse sein, jedenfalls nicht eine von den spezifischen Produktionsformen abstrahierende Theorie der Produktivkräfte, sofern diese nur als sachliche Momente der Produktion begriffen werden. Gerade darin liegt das Novum, daß Marx grosso modo die vorkapitalistischen Produktionsformen nicht als "wealthproducing" (Reichtum schaffende), sondern als "self-sustaining" (sich selbst erhaltende, Gebrauchswert schaffende) betrachtet (Gr. 380), daß sie sich von der kapitalistischen Produktion dadurch unterscheiden, daß sie innerhalb ihrer selbst an persönliche und natürliche Voraussetzungen der Produktion und Reproduktion gebunden sind, was indessen keineswegs besagt, daß nicht über die zur Reproduktion notwendigen Mittel hinaus ein Surplusprodukt produziert wird. Im Ganzen der Wirtschaftsform ist dies aber ein sekundäres Merkmal, das, rückt man es von einem modernistischen, unhistorischen Standpunkt aus in den Vordergrund, die eigentliche differentia specifica verdeckt. Das Begreifen dieser differentia specifica bildet die eigentliche Schwierigkeit, da aus dem immanenten Gang der Sache selbst nachzuweisen ist, wie in einem notwendigen Zusammenhang der Produktionsprozeß und die Produktionsverhältnisse einander bedingen. So wird für Marx erst in der universal versachlichten Welt der kapitalistischen Produktion das Problem des Wirtschaftswachstums zu einem Problem sui generis, weil erst da eine bewußt Reichtum schaffende Produktion einsetzt und durch die den Produktionsprozeß allseitig ausweitende und vertiefende Rationalität die Grundlage gegeben ist für die quantitative Erfassung wachstumstheoretischer Vorgänge.

Die inhaltliche Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung führt, so paradox dies scheinen mag, auf ein Qualitatives, auf ein Formproblem, in dem die sachlichen Momente der Produktion selbst formbestimmend, wie sie anderseits wieder von der besonderen Form der Produktion bestimmt sind. Der Stoff der Produktion - subjektiv die Arbeit oder objektiv die Gegenstände des Arbeitsprozesses - fällt erst dann in die Sphäre der Betrach-

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tung, "wenn er modifiziert wird durch die Formverhältnisse oder als sie modifizierend erscheint" (Gr. 736). Die Immanenz des Gesamtprozesses, worin die sachlichen Elemente zur Aufhebung einer bestimmten Form der Produktionsverhältnisse streben, entfaltet sich in dialektischer Wechselwirkung; wo die Produktionsverhältnisse mit den gesellschaftlichen Produktivkräften in Widerspruch geraten, drängt ein Formwandel sich auf, die Einheit von Produktion und Produktionsverhältnissen zerfällt.

Um zu einer wissenschaftlichen stringenten Trennung der Wirtschaftsformen zu gelangen, ist es somit wichtig, den dominierenden Modus der Produktion und die sie tragenden Kategorien zu bestimmen, die Einheit dieses dominierenden Modus, die Einheit von Wesen und Erscheinung dieses Prozesses, in concreto zu erfassen. Es ist nicht das rein punktuelle, phänomenologische Auftreten einzelner abstrakter Kategorien wie Ware, Tauschwert, Geld usw. entscheidend, denn das Abstrakte hat für Marx durchaus den Hegelschen Sinn des von der Totalität losgelösten Ansichseienden, den Sinn des Einzelnen, Unvermittelten. Daß die Kategorie in dieser Form, im Gegensatz zu einem entwickelten Ganzen der Wirtschaft, in dem sie nur ein Moment ist und darum abstrakt, historisch auftreten kann, hat Marx verschiedentlich betont. Auch vorkapitalistische Produktionsformen kennen Tausch, Geld, Handel, Kaufmannskapital, Kredit usw., sie sind jedoch keine oder nur in partikularem Sinn herrschenden Kategorien des Wirtschaftens und sterben meist ab oder ändern sich qualitativ grundlegend, wo sich eine neue Einheit von Produktionsverhältnissen und Produktivkräften anbahnt. Eine Wirtschaftsform verändert sich immer als Ganzes; es ist nicht eine einzelne Kategorie, wenn auch eine dominierend die Mitte des Prozesses beherrscht, die den Wandel der Produktionsform bewirkt.

Eine grundsätzliche Klärung bringt die Marxsche Unterscheidung jener Produktionsformen, in denen das Individuum mit den natürlichen Voraussetzungen der Produktion unmittelbar oder durch persönlich vermittelte Glieder verbunden ist, von der Produktionsform, in der sich das Individuum als Folge einer sehr fortgeschrittenen Teilung der Arbeit als Produzent vereinzelt hat und von den unmittelbaren Voraussetzungen seiner Werktätigkeit getrennt ist. Diese Scheidung bedingt eine neue Produktionsform; es ist die Scheidung der vorkapitalistischen von der kapitalistischen Produktion.

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Von der Analyse des Kapitals aus, und zwar des Kapitals im allgemeinen, als Ausdruck eines bestimmten Produktionsverhältnisses und Negation der vorhergehenden, beschäftigt sich Marx in einem größeren Abschnitt der "Grundrisse" mit den Produktionsformen, die die kapitalistische entwicklungsgeschichtlich abgelöst hat. Außer den in der "Deutschen Ideologie" enthaltenen Ausführungen ist es die einzige Arbeit, die sich zusammenhängend nichtkapitalistische Wirtschaftsformen zum Vorwurf nimmt. Der Anlaß zu dieser Analyse ist, wie auch der Abschluß des ersten Bandes des "Kapitals" durch den Abschnitt über die sogenannte ursprüngliche Akkumulation, die theoretische Vergegenwärtigung der besondern Eigenart der Produktionsverhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft, der notwendige Rekurs auf die historischen Bedingungen ihrer Entstehung und Entfaltung.

3. Vorkapitalistische Produktionsformen

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Während in den "Grundrissen" das Gewicht der Darstellung auf dem Gegensatz vorkapitalistischer Produktionsformen und kapitalistischer Produktionsweise ruht, auf der Darstellung der Auflösung der Einheit, "die zwischen dem Arbeitsmann und seinen Arbeitsmitteln bestand" (LPP 40), so werden in der "Deutschen Ideologie" mehr die sachlichen Momente der wirtschaftlichen Entwicklung, insbesondere die Wirkungen der Teilung der Arbeit als Grundlage der verschiedenen Formen des Eigentums (MEGA I 5, 11. MEW, Bd. 3, S. 22) betont. Die beiden Aspekte - der das Allgemeine der Produktionsweise und der das Besondere ihrer innern Gliederung hervorhebende - sind ineins die wirklichen Voraussetzungen der wirtschaftlichen Entwicklung, die sich an den Eigentumsformen wie an der Verflechtung der einzelnen Momente der Produktion ablesen läßt.

Wir gehen im folgenden von den historisch konkreteren, mehr die Formen als solche darstellenden Ausführungen der "Grundrisse" aus unter allgemeiner Berücksichtigung der in der "Deutschen Ideologie" und im "Kapital" enthaltenen Exkurse.

Unter den vorkapitalistischen Produktionsweisen hat Marx als wesentliche Formen festgehalten: die asiatische, die antike und die feudale (vgl. K I 83 Fn. MEW, Bd. 23, S. 92). All diesen Formen ist gemeinsam - so sehr sie sich schrittweise differenzieren und aus den unmittelbaren natürlichen Voraussetzungen ih-

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res Daseins herauslösen - die Erhaltung des Gemeinwesens und seine, noch nahezu organisch gesicherte, Reproduktion. Das charakteristische Merkmal im Modus der Produktion,
"worin das Gemeinwesen die Subjekte in bestimmter objektiver Einheit mit ihren Produktionsbedingungen, oder ein bestimmtes subjektives Dasein die Gemeinwesen selbst als Produktionsbedingungen unterstellt" (Gr. 396)
, bestimmt auch den Gang der Entwicklung.

Von gegebener Grundlage aus, vorerst natürlicher, dann historischer, arbeitet das Individuum. Die gegebene Grundlage schließt in sich die Zugehörigkeit des Individuums zu einem Stamm- oder Gemeinwesen und sein Verhalten zu den objektiven, in der natürlichen Umwelt vorgefundenen Bedingungen der Produktion. Beide zusammen bilden eine Einheit. So wenig die "ursprünglichen Bedingungen der Produktion" selbst produziert sein können (Gr. 389), so wenig ist "die Einheit der lebenden und tätigen Menschen mit den natürlichen, unorganischen Bedingungen ihres Stoffwechsels mit der Natur" (Gr. 389) in Frage zu stellen. Einer Erklärung bedarf vielmehr
"die Trennung zwischen diesen unorganischen Bedingungen des menschlichen Daseins und diesem tätigen Dasein, eine Trennung, wie sie vollständig erst gesetzt ist im Verhältnis von Lohnarbeit und Kapital." (Gr. 389)
Die Geschichte der Entwicklung der vorkapitalistischen Produktionsformen ist die Vorgeschichte der Trennung der Arbeit von den Bedingungen ihrer Verwirklichung.

Die "erste große Produktivkraft" ist das Gemeinwesen selbst als subjektiv-tätige Macht der Aneignung und Reproduktion seines Daseins. In der Aneignung und Reproduktion verhält es sich, soweit es nicht, wie in frühen, primitiven Verhältnissen sammelnd und jagend seine Existenz fristet, zu dem Grund und Boden, auf dem es sich niedergelassen oder den es kriegerisch okkupiert hat, als seinen "unorganischen Leib" (Gr. 388) und lebt mit ihm als seine Produktionsbedingung in objektiver Einheit. Unter diesen natürlichen, naturwüchsigen Voraussetzungen und dem Verhalten der Individuen als Mitglieder des Gemeinwesens zu den objektiven Grundlagen seiner Existenz, dem Grund und Boden, setzt es durch die Produktion selbst die entsprechende Form des Eigentums (Gr. 393). Die wirtschaftliche Entwicklung ist bestimmt durch sich differenzierende und unterscheidende Eigentumsformen; eine Produktion, die sich nichts aneignet, ist eine contradictio in subjecto (Gr. 9). Die Eigentumsverhältnisse aber sind nicht subjektive Willensäußerungen, die

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sich juridisch oder staatlich-institutionell objektivieren, sondern die reale Gestalt der Produktionsverhältnisse. Die tätige Aneignung in der Produktion ist zugleich Veränderung der Bedingungen dieser Produktion. Die Erhaltung und Reproduktion des Gemeinwesens, die Zweck dieser Produktion ist, schließt notwendig mit der Entwicklung der Produktivkräfte die "Destruktion der alten Form" (Gr. 393) ein; sie schlägt in ihr Gegenteil um durch Veränderung der subjektiven und objektiven Bedingungen ihres Daseins.

In allen Gesellschaftsformen, in denen das Grundeigentum vorherrscht und damit die Einheit der Arbeit mit ihren sachlichen Voraussetzungen, dominiert die Naturbeziehung (Gr. 27). Das Individuum hat unabhängig von seiner Arbeit in den ihm zugehörigen objektiven Bedingungen der Produktion eine gegenständliche Existenz, in der einen oder andern Form verhält es sich als Eigentümer und zu den andern als Miteigentümer, "ebensoviele Inkarnationen des Gemeineigentums, ... selbständigen Eigentümern neben ihm, selbständigen Privateigentümern..." (Gr. 375). Dieses Verhältnis realisiert sich im Laufe der Entwicklung in den verschiedensten Formen, von dem an die Stammgemeinschaft gebundenen, den Boden nur temporär sich aneignenden Hirtenwesen über die seßhaft ackerbauenden Gemeinwesen bis zu dem freien Privatgrundeigentum der historisch schon stark modifizierten Gemeinden.

Mit dem Übergang zu "festsitzendem Ackerbau" - "dies Festsetzen, wie Marx bemerkt, schon große Stufe" (Gr. 27) - prägen sich die innern Verhältnisse der Gemeinwesen deutlicher aus, d. h. die Beziehungen der Stammesmitglieder zur Aneignung des Bodens, der Arbeitsmittel, Arbeitsmaterial und Sitz der Gemeinde ist.

Als erste Form der gemeinschaftlichen Aneignung beschreibt Marx die asiatische Grundform der sich selbsttragenden Gemeinwesen, der es durchaus nicht widerspreche, daß
"die zusammenfassende Einheit, die über allen diesen kleinen Gemeinwesen steht, als der höhere Eigentümer oder als der einzige Eigentümer erscheint, die wirklichen Gemeinden daher nur als erbliche Besitzer"
, daß der Einzelne
"eigentumslos ist, oder das Eigentum.. . für ihn vermittelt erscheint durch das Ablassen der Gesamteinheit - an den Einzelnen durch die Vermittlung der besondern Gemeinde." (Gr. 376/77)
Das Gemeindeeigentum, das ungeachtet det faktischen Eigentumslosigkeit besteht, ist
"eine [247] Kombination von Manufaktur und Agrikultur innerhalb der kleinen Gemeinde, die so durchaus self-sustaining wird und alle Bedingungen der Reproduktion und Mehrproduktion in sich selbst enthält." (Gr. 377, vgl. ferner K I 374 ff. MEW, Bd. 23, S. 378 ff.)
Ein Teil der Mehrarbeit geht in Form des Tributs oder in Form gemeinschaftlicher Arbeit an die höhere Einheit. Je nach der Modifikation der Arbeit, ob sie vom Privatbesitzer isoliert verrichtet wird, von der Gemeinde oder von der über den besondern Gemeinden schwebenden Einheit bestimmt ist, unterscheiden sich diese Gemeinwesen selbst durch mehr despotische oder demokratische Verfassung. In all diesen Formen, besonders aber der asiatischen, erscheint das Gemeinwesen durchaus als Substanz, die Individuen als Akzidenzien. Das Eigentum ist, auch wenn nur durch Vermittlung der höheren Einheit, unmittelbar Gemeindeeigentum, nicht Eigentum des einzelnen, der nur Besitzer ist. Diese Gemeinwesen haben in ihrer Selbstgenügsamkeit als Folge der engen Verbindung von handwerklicher und landwirtschaftlicher Arbeit eine Tendenz zur Beharrung und Stagnation (K I 376. MEW, Bd. 23 S. 379). Städte bilden sich nur als Zentren der meist despotischen Herrschaft, die die Revenuen aus den Tributen der Gemeinwesen verzehrt.

Die zweite Form geht im Gegensatz zu der ersten nicht vom Land, sondern von der Stadt als dem Zentrum der Landeigentümer aus.
"Der Acker erscheint als Territorium der Stadt; nicht das Dorf als bloßer Zubehör zum Land." (Gr. 378)
Die Agrikultur ist durchaus vorherrschend; das Handwerk, die Manufaktur verselbständigen sich in einzelnen Branchen. Wo der Boden vom Gemeinwesen schon okkupiert ist, kann die Schwierigkeit seiner Aneignung nur von andern Gemeinwesen herrühren. So wird der Krieg
"die große Gesamtaufgabe, die große gemeinschaftliche Arbeit, die erheischt ist, sei es um die objektiven Bedingungen des lebendigen Daseins zu okkupieren, sei es um die Okkupation derselben zu beschützen oder zu verewigen." (Gr. 378)
Die Stadt ist die Grundlage der kriegerisch organisierten, aus Familien bestehenden Gemeinde (z. B. Rom). Obwohl das Individuum nur als Mitglied der Gemeinde Eigentümer sein kann, ist das Eigentum im Unterschied zu der ersten Form nicht mehr unmittelbar Gemeindeeigentum. Das Gemeindeeigentum ist getrennt von dem Privateigentum (Gr. 378). Der rein naturwüchsige Charakter des Stammes ist schon stark modifiziert; das naive Verhalten zu dem Boden als dem Eigentum des Gemein-

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wesens gebrochen und die Voraussetzungen geschaffen,
"daß der Einzelne Privateigentümer von Grund und Boden - besonderer Parzelle - wird, deren besondere Bearbeitung ihm und seiner Familie anheimfällt." (Gr. 378/79)
Bedingung dieser privaten Aneignung von Grund und Boden ist für den Einzelnen aber seine Stellung als Mitglied der Gemeinde. Bei der Okkupation von Boden durch Rom verbleibt ein Teil der Gemeinde (ager publicus), der andere Teil wird verteilt.
"Das Eigentum ist quiritorium, römisches, der Privatgrundeigentümer ist solcher nur als Römer, aber als Römer ist er Privatgrundeigentümer." (Gr. 380)
Handel und Gewerbe wie sehr sie sich ausbreiten und bei einzelnen Völkern, wie den Phöniziern, dominieren, werden im Altertum gering geachtet; es sind Tätigkeiten, die von Zugezogenen und Freigelassenen ausgeübt werden, während das eigentliche Geschäft des freien Mannes und zugleich die Schule des Soldaten der Landbau ist (Gr. 385).

Die dritte Form des Eigentums, die germanische geht nicht von der Stadt, sondern vom Lande aus. Die Gemeinde erscheint, da sich die Familienhäupter räumlich isoliert vorfinden,
"als Vereinigung nicht als Verein." (Gr. 383)
Wenn auch eine durch Abstammung, Sprache und Geschichte ansichseiende Einheit der Gemeinde besteht, so existiert sie als Dasein nur in ihrer wirklichen Versammlung für gemeinschaftliche Zwecke und als besondere ökonomische Existenz nur in dem gemeinsam benutzten Volksland. Das Eigentum ist hier nicht vermittelt durch die Gemeinde, die ihr Dasein als Stadt und Staat objektiviert hat, sondern durch die Beziehung selbständiger Subjekte mit selbständigen Zwecken der Produktion. Wohl kommt auch bei den Germanen der ager publicus, das Volksland, das als Jagd-, Weide- und Holzungsgrund verwendet wird, vor, doch erscheint er nicht als
"das besondere ökonomische Dasein des Staates neben den Privateigentümern" (Gr. 383)
, er ist vielmehr nur Ergänzung des individuellen Eigentums
"und figuriert als Eigentum nur, soweit er gegen feindliche Stämme als Gemeinbesitz des einen Stammes verfochten wird." (Gr. 383)
Das Eigentum hat hier einen von dem der Antike, wo die Einzelnen Privateigentümer sind, "soweit sie ausgeschlossen, priviert waren, wie die Plebejer, (von) der Benutzung des ager publicus" (Gr. 383), durchaus verschiedenen Charakter.

Entscheidend an all diesen Formen ist, daß das Individuum nicht

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als gesellschaftlich vereinzeltes sich zu den Bedingungen seiner Existenz verhält, sondern daß ihm als Mitglied einer Gemeinde das Eigentum an den objektiven Grundlagen der Produktion kraft der Zugehörigkeit zu dem Gemeinwesen als ihm gehörige vermittelt wird. In der Produktion (und dazu gehören nach Marx auch Fortschritt in der Bevölkerung, Krieg etc.) verändern indessen die Individuen die Grundlagen der gegebenen Eigentumsverhältnisse, zerstören die objektiven und subjektiven Bedingungen der Reproduktion des Gemeinwesens. Wenn im Krieg der Mensch mit dem Grund und Boden miterobert wird,
"so wird er miterobert als eine der Produktionsbedingungen, und so entsteht Sklaverei und Leibeigenschaft, die die ursprünglichen Formen aller Gemeinwesen bald verfälscht und modifiziert, und selbst zu ihrer Basis wird." (Gr. 391)
Die Sklaverei, in der der Mensch unter die sachlichen Bedingungen der Produktion versetzt wird, ist die Negation des Verhältnisses zum Grund und Boden als Eigentümer. Das persönliche Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnis, auf dem die "Macht des Grundeigentums" beruht (K I 153. MEW, Bd. 23, S. 161), wird hier zu einem wesentlichen Moment der Aneignung, zugleich jedoch auch
"ein notwendiges Ferment der Entwicklung und des Untergangs aller ursprünglichen Eigentums- und Produktionsverhältnisse." (Gr. 400)
Die griechische wie die römische Gesellschaft haben in der Sklavenarbeit
"die Ungleichheit der Menschen und ihrer Arbeitskräfte zur Naturbasis"
; diese Ungleichheit, die durch die stockende Zufuhr von Sklaven und der Freisetzung einer immer größeren Zahl von Landeigentümern als Folge der Konzentration des Grund und Bodens in den Latifundien zu einer Schranke der Entfaltung der Produktivkräfte wird, wirkt zersetzend auf die Gemeinwesen.

Die kleine Bauernwirtschaft und der unabhängige Handwerksbetrieb bilden vorwiegend die
"ökonomische Grundlage der klassischen Gemeinwesen zu ihrer besten Zeit, nachdem sich das ursprünglich orientalische Gemeineigentum aufgelöst und bevor sich die Sklaverei der Produktion ernsthaft bemächtigt hat." (K I 350. MEW, Bd. 23, S. 354)
Die Teilung der Arbeit ist gesellschaftlich, das übergeordnete Ganze weniger Produktionszweige betreffend, somit ist sie prinzipiell limitiert und gestattet auch nur eine limitierte Entwicklung der Produktivkräfte (Gr. 396). Wo einfache Kooperation in der Arbeit stattfindet, erstreckt sie sich auf Werke, die das Gemeinwesen als Ganzes

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erheischt oder der Verherrlichung seines wirklichen oder imaginären Repräsentanten dienen (Palastbau, Tempelbau). Diese Kooperation ist nicht kontinuierliches, planmäßiges Zusammenwirken, sondern erfolgt sporadisch und
"beruht auf unmittelbaren Herrschaft- und Knechtschaftsverhältnissen, zumeist auf der Sklaverei." (K I 350. MEW, Bd. 23, S. 354)
Mit fortschreitender Teilung der Arbeit - sei sie durch militärische Organisation, durch Bevölkerungswachstum usw. bedingt - löst sich die Tätigkeit der Individuen von der reinen Unterordnung unter die Agrikultur (Gr. 394); der Verkehr mit Fremden, der Handel mit Sklaven, der Austausch von Surplusprodukten wirken zersetzend auf die alte Produktionsweise. Schon die Trennung der
"Gemeindemitglieder als Privateigentümer von sich als Stadtgemeinde und Stadtterritoriumseignern"
enthält in sich die Möglichkeit, daß der einzelne sein Eigentum verlieren kann (Gr. 394), wodurch die Negation seines ursprünglichen Verhältnisses als Mitglied der Gemeinde und unmittelbaren Eigentümer der Bedingungen seiner Verwirklichung in der Produktion und Reproduktion gesetzt ist.

Die vorkapitalistischen Produktionsformen haben nach Marx als ökonomischen Zweck die Produktion von gesellschaftlichem Reichtum in Form von Gebrauchswerten (Gr. 384), und die Einheit des Individuums mit dem Gemeinwesen je nach dem fortschreitenden Stand der Teilung der Arbeit und der Entwicklung der Produktivkräfte in sich modifizierenden Gestalten des Eigentums zur Grundlage ihrer Existenz. Diese Entwicklung vollzieht sich in relativ engen Grenzen und wird erst universell, wo der Tauschwert zum ökonomischen Zweck der Produktion wird, wo der gesellschaftliche Zusammenhang nicht mehr an Herrschaftsund Knechtschaftsverhältnisse gebunden ist, sondern von dem "freien" Verhältnis von Kapital und Lohnarbeit bestimmt wird. Die Bedingungen, unter denen sich dieses Verhältnis realisiert, sind nicht vom Kapital geschaffen; es findet sie vor, und indem es sich unter diesen Voraussetzungen als Kapital setzt, bemächtigt es sich ihrer. Die Setzung seiner selbst ist die Trennung der subjektiven Bedingungen der Produktion von den objektiven Bedingungen ihrer Verwirklichung, später werden die Voraussetzungen seines Entstehens zu notwendigen Folgen seiner Reproduktion.


4. Die kapitalistische Produktionsweise

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Marx rekurriert am Ende des ersten Bandes des "Kapitals" auf die Voraussetzungen, die den Prozeß der industriellen Produktion einleiten und die schrankenlose Selbstverwertung des Kapitals in der Akkumulation begründen.
"Den Prozeß, der das Kapitalverhältnis schafft, kann... nichts andres sein als der Scheidungsprozeß des Arbeiters vom Eigentum an seinen Arbeitsbedingungen, ein Prozeß, den einerseits die gesellschaftlichen Lebens- und Produktionsmittel in Kapital verwandelt, anderseits die unmittelbaren Produzenten in Lohnarbeiter. Die sog. ursprüngliche Akkumulation ist also nichts als der historische Scheidungsprozeß von Produzenten und Produktionsmittel." (K I 753. MEW, Bd. 23, S. 742)
Die "fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte" (Kr. 25) ist historisch ohne die Freisetzung des Arbeiters als Lohnarbeiter, ohne die Trennung des Arbeiters vom Arbeitsmaterial und den Arbeitsmitteln nicht möglich. Unter diesen Bedingungen stellt der unmittelbare Tauschhandel "die beginnende Umwandlung der Gebrauchswerte in Waren" (Kr. 30. MEW, Bd. 13, S. 35) dar. Die "freie Gestalt", die der Tauschwert später mit der allseitigen Entäußerung der Gebrauchswerte als Waren im Geld annimmt, ist in dieser frühen Form noch "unmittelbar an den Gebrauchswert gebunden" (Kr. 30. MEW, Bd. 13, S. 35). Es ist Überschußproduktion, die sich austauscht an der Peripherie naturwüchsiger Gemeinwesen, die in ihrem Schoße noch unmittelbar gesellschaftlich produzieren. Der Tauschwert wirkt auf die innere Gliederung der noch vorwiegend Gebrauchswerte produzierenden Gemeinwesen zurück und löst die überkommene Ordnung der unmittelbaren gesellschaftlichen Produktion auf. Die sukzessive universell sich ausbreitende Sphäre des Tausches entwickelt "die Ware als Tauschwert, drängt zur Geldbildung und wirkt damit auflösend auf den unmittelbaren Tauschhandel" (Kr. 31. MEW, Bd. 13, S. 36), indem der Tausch zur allgemeinen gesellschaftlichen Vermittlung der Gebrauchswerte und das Produkt zur Ware wird. Wo die im unmittelbaren Tausch der Möglichkeit nach gegebene allseitige Produktion von Waren - also nicht unmittelbaren Gebrauchswerten - auf die im Feudalismus bereits einsetzende Trennung des Produzenten von seinen Produktionsmitteln trifft,

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sind realiter die Voraussetzungen geschaffen zur Verwertung von Geldvermögen in der industriellen Produktion.

Die neue Produktion, die neben den alten Formen (kleinbäuerlicher Betrieb, Zunfthandwerk) und diese zersetzend, durch freie Geldvermögen ausschließlich Produktion von Tauschwerten zum Zweck hat, erscheint in der Form der Manufaktur, die vorzüglich die ländlichen Nebengewerbe (Spinnerei, Weberei) ergreift und nicht das sogenannte städtische Gewerbe (Gr. 410, K. I 788. MEW, Bd. 23, S. 776).
"Das ländliche Nebengewerbe enthält die breite Basis der Manufaktur, während das städtische Gewerbe hoher Fortschritt der Produktion verlangt, um fabrikmäßig betrieben werden zu können." (Gr. 410)
Historisch führen die einzelnen Stufen von Kooperation über Manufaktur zur fabrikmäßigen industriellen Produktion.

In der Kooperation als "Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktion" vereinigt sich eine größere Arbeiteranzahl
"zur selben Zeit, in demselben Raum (oder, wenn man will auf demselben Arbeitsfeld), zur Produktion derselben Warensorte, unter dem Kommando desselben Kapitalisten." (K I 337. MEW, Bd. 23, S. 341)
In der Weise der Produktion ist diese Stufe eine quantitative Erweiterung der handwerksmäßigen Arbeit des Zunftmeisters, qualitativ aber stellt sie eine "Revolution in den gegenständlichen Bedingungen des Arbeitsprozesses" dar (K I 339. MEW, Bd. 23, S. 343). Der Maßstab konzentrierter und gemeinsam vernutzter Produktionsmittel wächst, und der gemeinsame Konsum im Arbeitsprozeß vieler drückt sich als Bedingung gesellschaftlicher Arbeit oder gesellschaftlicher Bedingung der Arbeit aus.
"Die Form der Arbeit vieler, die in demselben Produktionsprozeß oder in verschiednen, aber zusammenhängenden Produktionsprozessen, planmäßig neben- und miteinander arbeiten, heißt Kooperation." (K I 340. MEW, Bd. 23, S. 344)
Es entwickelt sich eine neue Produktivkraft, eine Massenkraft (K I 341. MEW, Bd. 23, S. 345), eine potenzielle Kraft zusammengefaßter gesellschaftlicher Arbeit. Die Vereinigung vieler Arbeitskräfte verlangt
"Konzentration größrer Massen von Produktionsmitteln in der Hand einzelner Kapitalisten" (K I 345/46. MEW, Bd. 23, S. 349)
, um die größtmögliche Selbstverwertung des Kapitals zu erreichen. Die Konzentration der Produktionsmittel in Form von Kapital unterstellt, wo sie nicht durch den gewaltsamen Prozeß der Expropriation in der ursprünglichen Akkumulation gegeben ist, das Kapitalverhältnis

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bzw. ein gesellschaftliches Verhältnis, in dem der Eigner von Produktionsmitteln die nun "freie" Arbeitskraft über die zur Existenzsicherung hinaus notwendige Arbeitszeit verwertet; sie unterstellt unbezahlte Mehrarbeit, die in der Form des Mehrwertes aus der Zirkulation erneut dem Produktionsprozeß zugeführt, d. h. akkumuliert wird. Der kapitalistische Produktionsprozeß hat zur Grundlage des ihm entsprechenden Produktionsverhältnisses die aufgehobene Einheit von Produzent und Produktionsmitteln, den Gegensatz von Lohnarbeit und Kapital von Proletarier und Kapitalist. Auf dieser Grundlage tritt die Kooperation nicht als eine besondere historische Form ihrer selbst auf, sondern sie ist
"eine dem kapitalistischen Produktionsprozeß eigentümliche und ihn spezifisch unterscheidende historische Form." (K I 350. MEW, Bd. 23, S. 354)
Der Unterschied zu den vorkapitalistischen Formen der Kooperation, die nur sporadisch und meist unter Anwendung von Zwang erfolgt, liegt in der Subsumtion der freien Arbeitskräfte unter das Kapital, auf der planmäßigen Verwertung einer größeren Anzahl von Lohnarbeitern in demselben Arbeitsprozeß (K I 351. MEW, Bd. 23, S. 354). Ist die Kooperation einerseits eine historische Notwendigkeit für die Verwandlung des Arbeitsprozesses in einen gesellschaftlichen Prozeß, so ist sie anderseits eine vom Kapital angewandte Methode, um ihn durch Steigerung seiner Produktivkraft profitlicher zu gestalten (K I 351. MEW, Bd. 23, S. 354).

Eine eigenständige Form behält die Kooperation in den noch handwerksmäßigen Anfängen der Manufaktur, sie bildet jedoch "keine feste, charakteristische Form einer besondren Entwicklungsepoche der kapitalistischen Produktionsweise" (K I 351. MEW, Bd. 23, S. 354/56).

In der Manufakturperiode, die Marx "rauh" von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum letzten Drittel des 18. Jahrhunderts ansetzt, entwickelt sich die in der einfachen Kooperation noch unbedeutende Teilung der Arbeit in doppelter Weise, einerseits durch die Vereinigung verschiedenartiger, selbständiger Handwerke, anderseits durch Vereinigung von Handwerkern desselben Produktionszweiges in eine Werkstatt. Die Konzentration der Arbeiter führt zu einer systematischen Teilung der Arbeit.
"Aus dem individuellen Produkt eines selbständigen Handwerkers, der vielerlei tut, verwandelt sich die Ware in das gesellschaftliche Produkt eines Vereins von Handwerkern, von denen jeder fortwährend nur eine und dieselbe Teiloperation verrich- [254] tet." (K I 353/54. MEW, Bd. 23, S. 357/58)
Die erste Form nimmt ihren Ursprung in der Kombination verschiedenartiger, die zweite in der Kooperation gleichartiger Handwerker und erzielt in beiden Weisen der Produktion einen Produktionsmechanismus, dessen Organe Menschen sind (K I 354. MEW, Bd. 23, S. 358). Wesentlich ist indessen auf dieser Stufe der Teilung der Arbeit die handwerksmäßige Verrichtung und die enge technische Basis, da "jeder Teilprozeß, den das Produkt durchmacht, als handwerksmäßige Teilarbeit durchführbar sein muß" (K I 354. MEW, Bd. 23, S. 358).

Als Ganzes bildet die Manufaktur einen als kombinierten Gesamtarbeiter tätigen lebendigen Mechanismus, der im Vergleich zum selbständigen Handwerk in weniger Zeit mehr produziert und die Produktivkraft der Arbeit steigert. Zugleich steigert sie die Methode der Teilarbeit durch deren Verselbständigung als Funktion einer Person. Die Methode der Teilarbeit wiederum verlangt differenziertere und spezialisiertere Arbeitsinstrumente, die der besonderen Nutzanwendung und der Sonderfunktion des Teilarbeiters angepaßt sind.

Nach den einfachen Elementen der Manufaktur, dem Teilarbeiter und dem Arbeitsinstrument, betrachtet Marx ihre Gesamtgestalt und unterscheidet die heterogene von den organischen Manufaktur. Die heterogene Manufaktur entsteht aus der bloßen mechanischen Zusammensetzung selbständiger Teilprodukte, die organische aus einer Reihenfolge zusammenhängender Prozesse (K I 358. MEW, Bd. 23, S. 362). Als Beispiel für die beiden Formen führt Marx an: die Uhr, deren membra disjecta sich zu einem mechanischen Ganzen verbinden und den Draht in der Nähnadelmanufaktur, den eine Reihenfolge von Stufenprozessen durchläuft.

Die Steigerung der Produktivkraft beruht in der Manufaktur auf der Verkürzung der räumlichen Trennung zwischen den verschiedenen Produktionsstufen, hebt indessen den beständigen Transport des Machwerks von einer Hand in die andere nicht auf. Es ist dies vom Standpunkt der großen Industrie eine dem Prinzip der Manufaktur immanente Schranke (K I 360/1. MEW, Bd. 23, S. 364).

Mit der Manufaktur verbindet sich zwangsweise eine unmittelbare Abhängigkeit der Arbeiter voneinander, eine Intensität der Arbeit, die im Gegensatz zum unabhängigen Handwerk eine

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ganz anders geartete Kontinuität, Gleichförmigkeit, Regelmäßigkeit und Ordnung erfordert. Unter dem Druck den Konkurrenz muß die Ware zur gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit produziert wenden.
"Lieferung von gegebenem Produktenquantum in gegebner Arbeitszeit wird.., in der Manufaktur technisches Gesetz des Produktionsprozesses selbst." (K I 362. MEW, Bd. 23, S. 366)
Neben den qualitativ unterschiedenen Teilfunktionen des Arbeiters schafft die Manufaktur
"ein mathematisch festes Verhältnis für den quantitativen Umfang dieser Organe, d. h. für die relative Arbeiterzahl oder relative Größe der Arbeitergruppen in jeder Sonderfunktion. Sie entwickelt mit der qualitativen Gliederung die quantitative Regel und Proportionalität des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses" (K I 363. MEW, Bd. 23, S. 366)
, sie entwickelt ferner mit der Spezialisierung eine Klasse sogenannter ungeschickter Arbeiter und damit eine Entwertung der Arbeitskraft, die unmittelbar eine höhere Verwertung des Kapitals zur Folge hat.

Als letztes untersucht Marx die Teilung der Arbeit innerhalb der Manufaktur und innerhalb der Gesellschaft. Geht man von der Arbeit aus, so ist die Trennung der gesellschaftlichen Produktion in ihre großen Gattungen wie Agrikultur, Industrie usw. Teilung den Arbeit im allgemeinen, die Sonderungen dieser Gattungen in Arten und Unterarten Teilung der Arbeit im besondern und die Aufgliederung der Arbeit innerhalb einer Werkstatt Teilung der Arbeit im einzelnen (K I 368. MEW, Bd. 23, S. 371).

Wie die Teilung der Arbeit innerhalb der Manufaktur geht die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft von zwei verschiedenen Polen aus. Sie entwickelt sich einesteils auf rein physiologischer Grundlage, aus den Geschlechts- und Altersverschiedenheiten in den Stämmen und Familien vorkapitalistischer Produktionsformen, andernteils aus dem Produktenaustausch an den Peripherien der Gemeinwesen, die die durch die Verschiedenheit der natürlichen Umgebung bestimmten Produkte tauschen.
"Der Austausch schafft nicht den Unterschied der Produktionssphären, sondern setzt die unterschiednen in Beziehung und verwandelt sie so in mehr oder minder voneinander abhängige Zweige einer gesellschaftlichen Gesamtproduktion." (K I 369. MEW, Bd. 23, S. 372)
Wenn sich im einen Fall besondere Organe aus einem Ganzen ausgliedern, so finden sich im andern Fall voneinander unabhängige Produktionssphären zusammen.

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"Es ist in dem einen Fall Verunselbständigung der früher Selbständigen, in dem andren Verselbständigung der früher Unselbständigen." (K I 369. MEW, Bd. 23, S. 373)
Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit setzt eine schon fortgeschrittene Teilung den Arbeit im Innern der Gesellschaft voraus, wie sie wiederum diese Teilung der Arbeit vertieft und intensiviert; die Erweiterung des Weltmarkts und das Kolonialsystem liefern ihr weiteres Material zur Expansion des sich aufgliedernden Arbeitsprozesses. Manufakturmäßige und gesellschaftliche Teilung der Arbeit unterscheiden sich durch die Konzentration der Produktionsmittel in der Hand eines Kapitalisten und durch die Zersplitterung der Produktionsmittel unter viele voneinander unabhängige Warenproduzenten (K I 373 MEW, Bd. 23, S. 376). Der Planmäßigkeit innerhalb des Manufakturbetriebes steht die Zufälligkeit der Verteilung der Warenproduzenten in den verschiedenen gesellschaftlichen Arbeitszweigen gegenüber. Wenn auf der einen Seite im Innern der Werkstatt die Teilung der Arbeit einer rationellen Regel unterstellt wird, so ist auf der andern Seite, dem Wentgesetz gehorchend, die Produktion gesellschaftlich von dem äußern, naturnotwendig wirkenden Faktum des Marktpreises bestimmt. Die Rationalität des Betriebes steht im Gegensatz zur Irrationalität des Marktes, auf dem sich die voneinander unabhängigen Warenproduzenten treffen. Die "Verselbständigung der Produktionsmittel als Kapital gegenüber dem Arbeiter" (K I 377. MEW, Bd. 23, S. 380) kehrt das Verhältnis einer plan- und autoritätsmäßigen Organisation der gesellschaftlichen Arbeit früherer Gesellschaftsformen, die die Teilung der Arbeit innerhalb der Werkstatt ganz ausschließen, (K I 377. MEW, Bd. 23, S. 380) um. Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit ist "eine ganz spezifische Schöpfung der kapitalistischen Produktionsweise" (K I 377. MEW, Bd. 23, S. 380). Als das ihr eigene Gesetz, das dem durch die Teilung der Arbeit entwickelten technischen Imperativ folgen muß, bezeichnet Marx einen wachsenden Minimalumfang von Kapital "oder wachsende Verwandlung der gesellschaftlichen Lebensmittel und Produktionsmittel in Kapital." (K I 377. MEW, Bd. 23, S. 385). Wie sich das Verhältnis von innerbetrieblicher und gesellschaftlicher Teilung der Arbeit gegenüber früheren Produktionsformen verkehrt, so auch das Verhältnis des Arbeitens zum Produkt. Die manufakturmäßige Produktivkraft der Arbeit erscheint als Produktivkraft des Kapitals. Der in der Einheit von

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Produzent und Produktionsmittel noch durchsichtige Produktionsprozeß wird im Kapital, als das dem Produzenten fremde Eigentum zu der ihn beherrschenden Macht. Die wachsende Macht der im Kapital verkörperten gesellschaftlichen Produktivkraft ist zugleich "Verarmung des Arbeiters an individuellen Produktivkräften" (K I 379. MEW, Bd. 23, S. 383), Verarmung durch Unterteilung, durch Atomisierung der Arbeitskraft in immer spezialisiertere Handfertigkeiten. Aber das Handwerksgeschick - städtisches Handwerk und ländlich häusliche Industrie - bleibt die Grundlage der Manufaktur, zugleich auch die Schranke, die "mit den von ihr selbst geschaffnen Produktionsbedürfnissen in Widerspruch" gerät (K I 387. MEW, Bd. 23, S. 390), und diese Schranke fällt, wo in der Werkstatt Arbeitsinstrumente, Maschinen produziert werden.

Die Manufakturperiode entwickelt den Gebrauch der Maschine nur sporadisch, ihr eigentlicher Kern ist der kombinierte Gesamtarbeiter, die Verwendung der noch handwerksmäßigen Arbeitskraft innerhalb der Werkstatt, während die große Industrie mit der fabrikmäßigen Herstellung von Waren vom Arbeitsmittel her ihren Ausgangspunkt nimmt. Marx unterscheidet im Ganzen der entwickelten Maschinerie drei wesentliche Teile: Die Werkzeuge des Menschen, auf die Maschine übertragen, werden nunmehr zu Werkzeugen eines Mechanismus, der die enge Entfaltungsmöglichkeit des Handwerkzeugs radikal erweitert und damit auch aufhebt.
"Die Maschine, wovon die industrielle Revolution ausgeht, ersetzt den Arbeiter, der ein einzelnes Werkzeug handhabt, durch einen Mechanismus, der mit einer Masse derselben oder gleichartigen Werkzeuge auf einmal operiert und von einer einzigen Triebkraft, welches immer ihre Form, bewegt wird." (K I 392/93. MEW, Bd. 23, S. 396)
Die technischen Unvollkommenheiten der Antriebs- und Übertragungsmechanismen führen zur Erfindung ständig verbesserten Modelle.

Marx unterscheidet in der Industrie die Kooperation vieler gleichartiger Maschinen und das Maschinensystem. Durch die Kooperation vieler Maschinen wird das Produkt von denselben Arbeitsmaschinen hergestellt, die den in der Manufaktur geteilten Gesamtprozeß zusammenfassen. Räumlich, in einer Fabrik

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beisammen, bilden solche Maschinen eine technische Einheit.
"Ganz wie viele Werkzeuge die Organe einer Arbeitsmaschine, bilden viele Arbeitsmaschinen jetzt nur noch gleichartige Organe desselben Bewegungsmechanismus." (K I 396. MEW, Bd. 23, S. 400)
Anstelle der Vereinigung vieler handwerksmäßig tätigen Arbeitskräfte in der Werkstatt der Manufaktur, die alle das gleiche Produkt herstellen, ist die Vereinigung gleichartigen Maschinen in der Fabrik getreten.

Das Maschinensystem entsteht, wenn der Arbeitsgegenstand
"eine zusammenhängende Reihe verschiedner Stufenprozesse durchläuft, die von einer Kette verschiedenartiger, aber einander ergänzender Werkzeugmaschinen ausgeführt werden." (K I 396. MEW, Bd. 23, S. 400)
Anstelle der in der Manufaktur handwerksmäßig in Teiloperationen aufgespaltenen Herstellung des Produkts tritt die Kombination von Teilarbeitsmaschinen. Der Arbeitsprozeß hat sich grundlegend gewandelt; das subjektive Prinzip der manufakturmäßigen Arbeitsteilung wird zum objektiven Prinzip des maschinenmäßigen Gesamtprozesses.
"Wenn in den Manufaktur die Isolierung der Sonderprozesse ein durch die Teilung der Arbeit selbst gegebnes Prinzip ist, so herrscht dagegen in der entwickelten Fabrik die Kontinuität der Sonderprozesse." (K I 398. MEW, Bd. 23, S. 401)
Marx vergleicht das System der Maschinerie, ob in der Anwendung gleichartigen oder verschiedenartiger Maschinen, mit einem großen Automaten, der
"alle zur Bearbeitung des Rohstoffs nötigen Bewegungen ohne menschliche Beihilfe verrichtet und nur noch menschlicher Nachhilfe bedarf." (K I 398. MEW, Bd. 23, S. 402)
Ihren eigentlichen Aufschwung nimmt die große Industrie, wo Maschinen von Maschinen produziert werden. Es ist dies eine späte Entwicklung, die erst Anfang des 19. Jahrhunderts einsetzt. Sie setzt die Überlieferung einfacher Maschinen der Manufakturperiode voraus, die Erfindung von Antriebsmotoren, die zentral eine Fabrik mit Bewegungsenergie versorgen (Dampfmaschinen) und universell anwendbar sind; sie setzt aber auch voraus eine schon entwickelte Herstellung von Maschinen, eine Umwälzung der Produktionssphäre, die Hand in Hand mit der Erweiterung des Warenmarktes im Innern der Industrieländer und mit der Erweiterung der Kommunikations- und Transportmittel geht.

Mit der Anwendung der Maschinerie wächst die Produktivkraft der Industrien ins Ungeahnte und damit wächst auch, als Maß

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der gesteigerten Produktivkraft, der Grad, Arbeitskräfte freizusetzen. Wie dies überhaupt die Wirkung der kapitalistisch angewandten Maschinerie und ihre besondere historische Form ist: Attraktion und Repulsion der Arbeitskräfte folgen sich in zyklischem Rhythmus unter dem Zwang der Konkurrenz. Der Verwertungsprozeß des Kapitals, als deren Träger die Maschinen fungieren, senkt die zur Reproduktion nötigen Kosten der Arbeitskraft, vergrößert das Verhältnis der Mehrarbeit zur notwendigen Arbeit und somit den realisierbaren Mehrwert. Vergrößerung des Mehrwerts ist Zweck und Resultat der Anwendung der Maschinerie.

Der Arbeiter, dem objektiven Automaten, den die Fabrik darstellt, untergeordnet, verliert die ihm in der handwerklichen Tätigkeit noch eigene Virtuosität der Führung der Arbeitsmittel, die persönlichen Schranken und Unzulänglichkeiten der Arbeit werden aufgehoben und die Tätigkeit in Anpassung an die mechanischen Prozesse der Maschine nivelliert. Die Gesamtbewegung geht nicht mehr vom Menschen, sondern von der Maschine aus.
"Aus der lebenslangen Spezialität, ein Teilwerkzeug zu führen, wird die lebenslange Spezialität, einer Teilmaschine zu dienen." (K I 443. MEW, Bd. 23, S. 445)
So verkehrt sich die Beziehung des Arbeiters zum Arbeitsprozeß in eine technisch handgreifliche Wirklichkeit, deren gesellschaftliche Form dem Arbeiter nicht mehr bewußt ist. Die Entfremdung des Arbeiters drückt sich realiter als objektive Zugehörigkeit zum mechanisierten Arbeitsprozeß aus.


5. Die kapitalistische Produktion als Ganzes

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Wir haben, was Marx über die wirtschaftliche Entwicklung im Anschluß an seine Studien über das Kapital in den verschiedenen Vorarbeiten und im Hauptwerk ausgeführt hat, in historisierender, genetischer Form zusammengefaßt. Diese Zusammenfassung wäre unvollständig, wenn sie nur phänomenologisch die sich ablösenden Wirtschaftsweisen beschriebe, und nicht die formbestimmende Qualität, die notwendigen, tragenden Kategorien als die eigentlichen Motoren der Entwicklung analysierte. Der Verflechtung der Erscheinungsform und des Wesens einer Epoche als unverwechselbares Ganzes ist Marx bei seiner Untersuchung des Kapitalismus systematisch nachgegangen, so daß wir hier - im

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Gegensatz zum Aufbau des "Kapitals" die unumgängliche Ergänzung durch den im allgemeinen bekannteren "abstrakt-logischen" Teil kursorisch folgen lassen. Diese zugegebenermaßen willkürliche Trennung ergab sich aus der uns gestellten Aufgabe, und unser Vorgehen läßt sich insofern verteidigen, als Marx in der Erarbeitung des Materials denselben Weg einschlug (vgl. "Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie"). Die Marx-Forschung wird sich aber immer vor Augen halten, daß die wissenschaftliche Darstellung sich von der analytischen Arbeit unterscheidet und daß der systematischen Darstellung des Kapitals der Vorrang gebührt (vgl. unsere methodologische Einleitung).

Marx bemerkt im "Kapital", daß die politische Ökonomie die Teilung der Arbeit, als die Totalität aller Beschäftigungsweisen, nur nach ihrer stofflichen Seite hin betrachtet, als Gebrauchswerte produzierende Tätigkeit, "als Mittel, mit demselben Quantum Arbeit mehr Ware zu produzieren, daher die Waren zu verwohlfeilern und die Akkumulation des Kapitals zu beschleunigen" (K I 383. MEW, Bd. 23, S. 386). Diese nur technische Seite der Teilung der Arbeit "produziert" aber bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse, Produktionsverhältnisse und damit die subjektiven Träger einer besondern Produktionsweise als die formbestimmenden Elemente der Produktion: einerseits die Lohnarbeit, anderseits das Kapital. Die Entwicklung der Produktivkräfte ist nicht eine ansichseiende Entwicklung der materiellen Mittel zur Vervielfältigung des Quantums an Gebrauchswerten, sondern sie ist die aus früherer Formbestimmtheit übernommene und in eine neue Form übergehende und übergegangene Produktionsweise. Äußerlich erscheint das Kapital als technisch erweiterte Kombination und vervielfachte planmäßige Anwendung von Produktionsmitteln zu fabrikmäßigen Verfahren; in Wahrheit ist es ein unter dinglicher Gestalt verhülltes, gesellschaftliches Verhältnis (K I 78. MEW, Bd. 23, S. 87), und nur in dieser historisch spezifischen Form des Produktionsprozesses als völlige Umwertung des Inhalts früherer Produktionsweisen ist bei Marx von Kapital und von Kapitalismus die Rede. Mit der Trennung des Produzenten von seinen Arbeitsstoffen und Arbeitsmitteln nimmt das Kapital als dem Produzenten entfremdeten gesellschaftlichen Reichtum die herrschende Mitte der neuen Produktionsform ein und unterwirft sich alle Momente des Produktionsprozesses.

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Von hier aus beginnt die eigentliche Marxsche Analyse, die vorerst das Kapital im allgemeinen behandelt. Wir betrachten nachstehend nur die für die Marxsche Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung und des Wirtschaftswachstums wichtigsten Kategorien der politischen Ökonomie.

Den Ausgangspunkt der Marxschen Analyse des kapitalistischen Produktionsprozesses im "Kapital" ist die Elementarform des bürgerlichen Reichtums, die Ware. Die gleich zu Beginn seiner Untersuchung getroffene Unterscheidung von Gebrauchswert und Tauschwert zielt auf das spezifische Merkmal der kapitalistischen Produktion, die nicht mehr unmittelbar gesellschaftliche, sondern auf Privataustausch gründende Produktion ist.

Qualitativ sind die Waren im Zustand der Ungleichheit, sie sind voneinander unterschiedene Gebrauchswerte. Quantitativ können sie einander nur gleichgesetzt werden durch eine ihnen gemeinsame Eigenschaft, in der die qualitative Verschiedenheit negiert wird. Die ihnen gemeinsame Eigenschaft ist die auf ihre Produktion verausgabte Arbeit als ihre Wertsubstanz, während die Wertgröße an der aufgewendeten Arbeitszeit gemessen wird. Die Wertgröße wiederum veräußerlicht sich im Tauschwert den Ware als ihre Wertform.

In allen Gesellschaftsformen enthalten die Produkte als Wertsubstanz menschliche Arbeit, aber nicht in allen Gesellschaftsformen verhält sich der Gebrauchswert gegensätzlich zum Wert der Produktion. Erst in der kapitalistischen Produktionsweise entwickelt sich der Widerspruch, daß die Produkte der menschlichen Arbeit nicht unmittelbar gesellschaftliche Gebrauchswerte sind; sie werden dies erst ex post, d. h. nachdem sie sich als Tauschwerte gegen andere Waren realisiert haben.

Die Beziehung von Ware zu Ware in der unentwickelten oder einfachen Warenwirtschaft weist noch auf den unmittelbaren Gebrauchswertcharakter, auf den noch unmittelbaren konsumtiven Zweck der Produktion hin. Der Gebrauchswert steht noch vorherrschend im Mittelpunkt der Produktion. Auch wo das Geld in die Mittlerrolle des Austausches von Ware gegen Ware tritt, ist es als besondere Ware Äquivalent einer andern. Spezifisch ist dem Geld aber, daß es als besondere Ware nicht unmittelbar einem konsumtiven Zweck dient, sondern als Vermittler der der Produktion und Konsumtion dienenden Waren erscheint. Die Besonderheit der Ware Geld als universelles Tauschmittel ist die Möglichkeit seiner Verselbständigung. Und in dieser in sich

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selbst reflektierten Allgemeinheit ist es die Inkarnation des bürgerlichen Reichtums, das Sichselbständigsetzen gegenüber der besondern Warenwelt, die Repräsentanz des Reichtums schlechthin.

Wo der Tauschwert allgemein den gesellschaftlichen Zusammenhang der Produzenten bestimmt, muß notwendigerweise die Teilung der Arbeit ein solches Ausmaß erreicht haben, daß die Produkte nicht mehr unmittelbar der eigenen oder gesellschaftlich vorbestimmten Bedürfnisbefriedigung dienen, sondern als Produkte fungieren, die sich zwangsläufig im Tausch gegen andere Produkte realisieren müssen. Die Allgemeinheit gesellschaftlich nützlicher Arbeit erhält die Ware nur auf dem Umweg über ihre Verwirklichung als Tauschwert, d. h. in der entäußerten Form des allgemeinen Tauschwerts, des Geldes (vgl. TM I, 167. MEW, Bd. 26.1, S. 175). Der Austausch ist jedoch nicht Grundlage der Wertgröße; die Waren besitzen sie unabhängig von ihrem Tauschwertcharakter. Der Tauschwert vermittelt nur die allgemein gesellschaftliche Form der Arbeit, durch ihn realisiert sich die gesellschaftliche Eigenschaft besonderer Privatarbeiten. Wo die Privatarbeiten als Kapital, das die Produktionselemente in Bewegung setzt, erscheinen, wird das Produkt zum Tauschwert als Form des Wertes oder allgemein: zur Ware.

Im Geld wird die Ware zum allgemeinen Wert und die Wertproduktion zum allgemeinen Prinzip, zu der als Kapital verselbständigten Kategorie. Die Produktion um der Produktion willen ist Produktion des abstrakten Reichtums in Form von Geldkapital, das die Produktion dem Zweck seiner Vermehrung, seiner unendlichen Vervielfältigung unterordnet. Die Veräußerlichung des Kapitals als Mittler der Produktion von Gebrauchswerten verkehrt den unmittelbaren Zweck der Produktion in den Selbstzweck der Produktion von Mehrwert, der Produktion von wachsendem Geldkapital. Der Gebrauchswert gewinnt folglich erst auf dem Umweg über den Tauschwert das Signum seines gesellschaftlichen Nutzens, seine Verwertbarkeit ist an die Vermittlung durch den Tauschwert gebunden.

Wo der Tausch und damit der Tauschwert von den Grenzen des Gemeinwesens, an denen er sich ursprünglich abspielt, in die innere Gliederung der Produktion zurückschlägt, gewinnt der Wert der Ware als quantitative Bestimmtheit im Geld qualitatives Dasein. Die Unterschiedenheit des Produkts bzw. den wirklichen Ware "muß zugleich eine von ihrer natürlichen Existenz

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verschiedene (Eigenschaft) gewinnen"
(Gr. 60), die Ware verdoppelt sich in sich selbst. In dieser Verdoppelung, in der die Ware neben ihrer natürlichen, besondern handgreiflichen Existenz Tauschwert ist, unterliegt sie dem ökonomischen Zwang, sich als Drittes zu setzen, als Allgemeinheit seiner Tauschwerteigenschaft, d. h. sich in Geld zu verwandeln.
"Der Tauschwert der Ware, als besondere Existenz neben der Ware selbst, ist Geld; die Form, worin alle Waren sich gleichen, sich vergleichen, sich messen, worin alle Waren sich auflösen, was sich in alle Waren auflöst, das allgemeine Äquivalent." (Gr. 60)
Im Wert vollzieht sich die Abstraktion von den stofflichen Existenz der Waren: "Als Wert ist sie allgemein, als wirkliche Ware eine Besonderheit" (Gr. 60). Die Abstraktion selbst, als die Allgemeinheit der besondenn Ungleichheiten der Waren, verlangt im "wirklichen Umtausch" eine "wirkliche Vermittlung", d. h. ein wirkliches objektives Mittel "um diese Abstraktion zu bewerkstelligen" (Gr. 61). Der Umschlag der Abstraktion in eine faßbare Realität ist ein historisches Produkt der Warenwirtsdiaft; das Symbol, an dem sich der Wert aller Waren mißt, "kann nun ein gesellschaftliches Symbol sein; es drückt in der Tat nur ein gesellschaftliches Verhältnis aus" (Gr. 63). Die Geldform des Tauschwertes, die in der einfachen Warenzirkulation ein Mittel zur Förderung der Produktion, ein Mittel der gesellschaftlichen Entwicklung ist, wird in der universellen Tauschwirtschaft zur transzendenten Macht, verwandelt alle Verhältnisse in Geldverhältnisse (Gr. 65), sie drückt als die von der Ware losgelöste "soziale Existenzform" ein bestimmtes Produktionsverhältnis aus (Gr. 42), denn:
"Die Auflösung aller Produkte und Tätigkeiten in Tauschwerte setzt voraus sowohl die Auflösung aller festen persönlichen (historischen) Abhängigkeitsverhältnisse in der Produktion, also die allseitige Abhängigkeit der Produzenten voneinander." (Gr. 73)
Mit der Verselbständigung des Tauschwertes, sozusagen mit seiner Materialisation in Form des handgreiflichen Geldes, tritt in der kapitalistischen Produktion ein völlig neues Moment auf, das der wirtschaftlichen Entwicklung eine besondere Prägung verleiht. Der Stachel zur sich immer erweiternden Produktion ist nicht mehr das unmittelbar gesellschaftliche Bedürfnis nach den Vermehrung von Gebrauchswerten, sondern die aus der Kapitalform des Geldes sich entäußernden Verwertungsbedürfnisse. Daß hieraus ex post eine bisher ungeahnte Steigerung der Pro-

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duktivität resultiert, ist für Marx die eigentliche "List der Vernunft", die die objektiven Voraussetzungen den subjektiven Trägern des Wirtschaftsprozesses aufzwingt, anderseits beinhalten die Verwentungsbedürfnisse des Kapitals die immanenten Widersprüche einer nur vermittelten Produktion, die sich erst hinterher gesellschaftlich rechtfertigt.

Aus der Genesis des Geldes als allgemeines Äquivalent der Waren exemplifiziert Marx einerseits die "Versöhnung" des Gegensatzes von Gebrauchswert setzenden besonderer Arbeit und Tauschwert setzenden allgemeiner gesellschaftlicher Arbeit, anderseits die notwendige Vermittlung den Pnivatarbeiten einzelner mit den gesellschaftlichen Bedürfnissen aller.

Das Geld entfaltet sich aus einem Zirkulationsmittel des Tausches zu der sich als Zweck setzenden Selbstvenwertung, aus einem verschwindenden Moment des Tauschvorganges zu einer veräußerlichten, als Kapital alles beherrschenden Kategorie einer neuen Wirtschaftsform. Die Transformation der Tauschformel der einfachen Zirkulation Ware-Geld-Ware (W-G-W) in die Verwertungsformel Geld-Ware-Geld (G-W-G) impliziert den bezeichnenden historischen Gestaltwandel. In ihm beschlossen ist zugleich das Geheimnis einer sich ins Unendliche vervielfältigenden Produktion von Tauschwerten (Waren), der ökonomische Impetus zur schrankenlosen, zwangsweisen Erweiterung der Produktion.

Auf der Basis der vorhandenen Produktivkräfte und auf der Grundlage einer entwickelten Teilung der Arbeit sind die bestimmenden ökonomischen Kategorien die Träger und treibenden Kräfte der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Das Geld, "der spezifische Charakter des bürgerlichen Reichtums" (Kr. 37, MEW, Bd. 13, S. 41) ist, wie Marx als Einsicht von Petty rühmt, der tatkräftige Trieb, "der ein Volk zur industriellen Entwicklung und zur Eroberung des Weltmarkts" (Kr. 36, MEW, Bd. 13, S. 40) befeuert.

Die Verwertungsformel setzt aber noch ein anderes voraus: Wo das Geld zur verselbständigten Gestalt der universellen Aneignung aller Waren und Tätigkeiten, zum Selbszweck der Produktion wird, muß sie, um die quantitative Gleichheit von vorgeschossenem und realisiertem Geld zu transzendieren, auf eine Ware treffen, die über ihnen Wert hinaus einen Mehrwert erzeugt. Diese Ware findet sich vor in der Arbeitskraft des von seinen Arbeitsstoffen und Arbeitsmitteln getrennten Produzen-

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ten, des Lohnarbeiters. Die in den Verwertungsprozeß, d. h. in die produktive Konsumtion des Arbeitsprozesses eingehende Arbeitskraft des Arbeiters schafft über die zu seiner Reproduktion nötigen Kosten hinaus einen Wert, den sich der Kapitalist ohne Entgelt aneignet und in seiner realisierten Geldform dem persönlichen Konsum oder der Erweiterung den Produktion zuführt.

Die im Geld veräußerlichte und verfestigte, gegen jede konkrete Besonderheit der Ware abstrakte Form des Tauschwertes hat ihre Grundlage und ihr Gegenbild im zwieschlächtigen Charakter der Arbeit als abstrakte allgemeine Arbeit im Gegensatz zu der nützlichen Tätigkeit, die qualitativ verschiedene Gebrauchswerte schafft. Als abstrakte Arbeit ist sie, ungeachtet ihrer besondern nützlichen Tätigkeit, Verausgabung von Arbeitskraft schlechthin und quantitativ vergleichbar ist sie durch die Dauer ihren Verausgabung. Diese Reduktion, als Folge der Produktion von Waren durch voneinander unabhängige Produzenten, ist Grundlage den Wertbestimmung des Produkts, zugleich aber auch Grundlage des durch die Konkurrenz bestimmten Maßes den Steigerung der Produktivkraft. Die Verwohlfeilerung der Waren steht in umgekehrtem Verhältnis zu der auf die Produktion verwendeten gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit. In notwendigem Zusammenhang steht damit als Anreiz zur Erweiterung der Produktion das Verhältnis der notwendigen Arbeit zur Mehrarbeit, d. h. das Verhältnis der Arbeitszeit, die der Arbeiter dem Produkt als Äquivalent zur Reproduktion seiner Arbeitskraft zusetzt zu der Arbeitszeit, die er auf das Produkt ohne entsprechenden Gegenwert überträgt. Mehrwert als Folge der Verlängerung des Arbeitstages bei gegebener notwendiger Arbeitszeit bezeichnet Marx als absoluten Mehrwert, als Folge den Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit bei gegebenem Arbeitstag als relativen Mehrwert. Die relative Größe oder Rate des Mehrwertes mißt sich an seinem Verhältnis zu dem für die Arbeitskraft verausgabten Geldkapital (variables Kapital): m/v. Als weiteren Teil des angewandten Gesamtkapitals bezeichnet Marx mit c den konstanten Kapitalanteil, der als Produktionsmittel (Maschinen, Rohstoffe, Hilfsstoffe usw.) in den Produktionsprozeß eingeht, ohne der Ware Neuwert zuzusetzen. Die Mehrarbeit ist kein Spezifikum der kapitalistischen Produktionsweise; im Kapitalismus entspringt aber aus dem Charakter der Produktion ein schrankenloses Bedürfnis nach Mehrarbeit in

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Form des Mehrwertes und steigert in bisher ungekanntem Maße die Produktivkraft der Gesellschaft.

Die Realisierung des Mehrwertes erfolgt durch Veräußerung der Ware. Ihr voran geht der Kauf, der zu ihrer Herstellung notwendigen Teile: der Stoffe und Arbeitskräfte, die in den Prozeß der Produktion eingehen. Das Ganze stellt sich dar als Kreislauf, als Warenzirkulation, aber als spezifische Warenzirkulation, die sich in der Formverschiedenheit von der einfachen Warenzirkulation (W-G-W) ausdrückt. Der vollständige Prozeß vollzieht sich so, daß sich das für die Produktion vorgeschossene Geld in seiner Wertgröße verändert, sich durch Zusatz eines Mehrwertes verwertet. Diese Bewegung verwandelt den ursprünglich vorgeschossenen Wert in Kapital (K I 158. MEW, Bd. 23, S. 165). In dieser Form wird die Zirkulation des Geldes nicht zum Zweck der Aneignung von Gebrauchswerten, sondern zum Selbstzweck. Die Verwertung des Wertes als Bewegung des Kapitals ist maßlos. G-W-G´ (G´ = ursprünglich vorgeschossenes Geld plus einem Inkrement) ist nach Marx die allgemeine Formel des Kapitals. Voraussetzung dieser Formel ist aber, daß die Bewegung nicht innerhalb der Zirkulationssphäre vor sich geht, in der der Vorteil des einen der Nachteil des andern ist (profit upon alienation), also kein neuer Wert geschaffen wird, sondern in der Produktionssphäre, die den Kreislauf zeitweilig unterbricht und die angeeigneten Werte produktiv, d. h. im Prozeß der Produktion verwertet.

Als immanentes Gesetz der kapitalistischen Produktion treibt die Verwertung des Wertes zur ständigen Erhöhung der Produktivkraft als einer Veränderung im Arbeitsprozeß, die die zur Produktion einer Ware gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit verkürzt und mit einem kleineren Quantum Arbeit mehr Gebrauchswerte herstellt (K I 329/30. MEW, Bd. 23, S. 333). Dieses Zwangsgesetz ist die Grundlage der Akkumulation, die Grundlage den Veränderung des Verhältnisses von angewandtem variablem und konstantem Kapital, das Marx als die organische Zusammensetzung des Kapitals bezeichnet (K I 644. MEW, Bd. 23, S. 640).

Auf die Analyse des Produktionsprozesses, mit dem sich Marx im ersten Buch des Kapitals beschäftigt und worin er die konstitutiven Kategorien der politischen Ökonomie begrifflich-systematisch untersucht, folgt die Analyse der Zirkulation des Kapitals. Die Zirkulation ist ein Moment des Prozesses der Produk-

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tion; ihre relative Selbständigkeit innerhalb den Einheit des Gesamtprozesses ist Ausdruck der Produktion von Waren als Produkte getrennter Privatarbeiten, die sich auf dem Markt als Tauschwerte gegenübertreten. Das in der Produktion vorgeschossene Geldkapital setzt als Bedingung der Kontinuität des Produktionsprozesses die Realisierung des Tauschwertes voraus; in der ungeregelten kapitalistischen Teilung den gesellschaftlichen Arbeit wird somit die Zirkulation zu einem expliziten Problem, das Marx theoretisch als Teil des Gesamtprozesses darstellt. Die Frage, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um den Kreislauf des Kapitals zu gewährleisten, erörtert er anhand der Schemata der einfachen und erweiterten Reproduktion. Das Schema der erweiterten Reproduktion gibt zugleich Auskunft über die Bedingungen des Wachstums innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise.

6. Die Schemata der Reproduktion

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Im Verfolg seiner Analyse behandelt Marx im 2. Buch des "Kapitals" die Reproduktion als gesellschaftliche Reproduktion des Gesamtkapitals. Was bei der Reproduktion eines individuellen Kapitals vorausgesetzt war, die Umsetzung des Warenprodukts in Geld und die Rückverwandlung des Geldkapitals in die Elemente der Produktion, bedarf bei der gesellschaftlichen Reproduktion einer Erklärung. Marx formuliert die Frage nach den Bedingungen der gesellschaftlichen Reproduktion wie folgt:
"Wie wird das in der Produktion verzehrte Kapital seinem Wert nach aus dem jährlichen Produkt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung dieses Ersatzes mit der Konsumtion des Mehrwerts durch die Kapitalisten, und des Arbeitslohns durch die Arbeiter?" (K I 396. MEW, Bd. 24, S. 392)
Die Voraussetzungen, unter denen die Bedingungen der Reproduktion untersucht werden, sind:
  1. daß die Produkte ihrem Werte nach sich austauschen
  2. daß keine Wertrevolution in den Bestandteilen des produktiven Kapitals stattfindet, ferner
  3. daß jener Teil des fixen Kapitals, der auf das Warenprodukt übergeht, während des Jahres auch wieder in natura ersetzt wird.
Die Schemata stellen abstrakt die Zirkulationsbedingungen innerhalb und zwischen den beiden großen Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion, der Produktion von Produktionsmitteln

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und der Produktion von Konsumtionsmitteln dar. Sie sehen ab von dem zyklischen Ablauf des Produktionsprozesses, in dem sich die Reproduktion als Mittel aus den interdependenten Zuständen des Gleichgewichts und des Ungleichgewichts durchsetzt. Wiewohl Marx gerade im 2. Buch mehrfach auf die Krisen als notwendige Erscheinungen der kapitalistischen Reproduktion zu sprechen kommt, ist es nicht von ungefähr, daß er den Prozeß der Verwertung des konstanten und variablen Kapitals in den beiden Abteilungen in ihrer reinen Form darstellt, d. h. frei von allen störenden Momenten.

In jeder der beiden Abteilungen zerfällt das in der Produktion eingesetzte gesellschaftliche Kapital in den Wertteil der Produktionsmittel (c), die fixes und zirkulierendes Kapital umfassen, und den in Arbeitslöhnen verausgabten Wertteil (v). Im Prozeß der produktiven Konsumtion des eingesetzten Kapitals wird der Wertteil der aufgezehrten Produktionsmittel auf das neue Produkt übertragen, während der in Löhnen ausgelegte Wertteil über die Reproduktion der Arbeitskraft hinaus einen in das Eigentum des Kapitalisten übergehenden unbezahlten Wertteil, den Mehrwert (in) schafft. Das Gesamtprodukt jeder Abteilung zerfällt folglich in c + v + m. Die organische Zusammensetzung des Kapitals ist das Verhältnis des konstanten zum variablen Kapital (c:v), die Rate des Mehrwertes das Verhältnis des Mehrwertes zum variablen Kapital (m:v).

Es ist zu beachten, daß in den Schemata immer nur jener Wertteil von c erscheint, der dem im Produktionsprozeß den Produktionsmitteln durch Verschleiß entzogenen Wert entspricht.

a. Die einfache Reproduktion

In der einfachen Reproduktion, als Reproduktion auf gleicher Stufenleiter, die als abstrakte Annahme erscheint, jedoch, wie Marx bemerkt, soweit Akkumulation stattfindet, stets einen Teil derselben bildet, treten die ursprünglich vorgeschossenen Kapitalteile bei Neubeginn der Produktion in der gleichen Größenordnung wieder in sie ein. Der Mehrwert wird unproduktiv konsumiert, d. h. er geht ganz in den Konsum der Kapitalisten ein.

Das Schema gliedert sich nach dem Zahlenbeispiel von Marx wie folgt auf:
Abt. I 4000 c + 1000 v + 1000 m = 6000 Produktionsmittel
Abt II 2000 c + 500 v +500 m = 3000 Konsumtionsmittel

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In beiden Abteilungen verhält sich die organische Zusammensetzung des Kapitals wie 4:1 und die Rate des Mehrwerts beträgt 100%.
Die Bedingungen der Realisierung und damit des reibungslosen Ablaufs sind:
1. 4000 Produktionsmittel dienen zum Ersatz der in die Produktion eingegangenen Teile von c1
. 2000 Produktionsmittel zum Ersatz der in die Produktion der Konsumtionsmittel übergegangenen Teile von c2
2. 2000 Konsumtionsmittel gehen über in den Konsum der Arbeitskräfte (variables Kapital v1)
. . und der Kapitalisten von Abteilung I (Mehrwert m1)
. 1000 Konsumtionsmittel gehen über in den Konsum der Arbeitskräfte (variables Kapital v2)
. . und den Kapitalisten von Abteilung II (Mehrwert m2)
oder Daß die Zirkulation zwischen beiden Abteilungen ohne Störungen vor sich geht, verlangt daß c2 stets gleich v1 + m1 ist.

In allgemeiner Form kann das Schema der einfachen Reproduktion folgendermaßen dargestellt werden:
  1. Die Produktionsmittel von I dienen zum Ersatz des konstanten Kapitals von I und II:
    c1 + v1 + m1 = c1 + c2 (1)
  2. Die Konsumtionsmittel von II gehen in den Konsum der Arbeiter und Kapitalisten von I und II ein:
    c2 + v2 + m2 = v1+ v2 + m1 + m2 (2)
  3. Um das konstante Kapital zu reproduzieren muß II das in Konsumtionsmittel bestehende c2 gegen das in Produktionsmitteln vergegenständlichte Produkt von I tauschen:
    c2 = v1 + m1 (3)
    Es ist dies, wie erwähnt, die Bedingung des ungestörten Verlaufs der einfachen Reproduktion.
Wir erhalten die Gleichung (3) auch aus (1) und (2), wenn wir bei:

b. Die erweitere Reproduktion

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In der erweiterten Reproduktion, die der wachsenden kapitalistischen Produktion entspricht, wird ein Teil des Mehrwertes akkumuliert, d. h. zum Einsatz von mehr Arbeitskräften und Produktionsmitteln verwendet. Wir illustrieren dies an dem Schema von Marx, das eine organische Zusammensetzung des Kapitals in beiden Abteilungen im Verhältnis von 5 : 1 annimmt; die Mehrwertrate beträgt auch in diesem Beispiel 100%: Die Rate den Akkumulation beträgt nach Marx 50%, d. h. daß 500m1 im Verhältnis der organischen Zusammensetzung des Kapitals zur Erweiterung der Produktion verwendet werden; somit werden 417m1 zum konstanten Kapital geschlagen und 83m1 zum variablen. Wir erhalten nunmehr für die erste Abteilung: Um die 1500 Produktionsmittel von I, das nur 5000 braucht, gegen IIc umzusetzen, das im Schema nur 1430c2 beträgt, muß Abteilung II 70m2 akkumulieren, so daß 215m2 übrigbleiben. Zugleich muß II im Verhältnis der organischen Zusammensetzung des Kapitals 70 : 5 an variablem Kapital zusetzen, also 14m2; von m2 verbleiben sodann noch 201m2. Die akkumulierten 83v1 erhöhen die von IIc gegen m2 aufzunehmenden Produktionsmittel, so daß wir schließlich für Abteilung II erhalten: Wir haben nunmehr bei Beginn der nächsten Produktionsperiode (immer eine Mehrwertrate von 100% unterstellt) für die beiden Abteilungen:

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Innerhalb des großen Rechtecks sind mit c2 = v1 + mk1 die Bedingungen der einfachen Reproduktion erfüllt, mit der Gleichheit von mav1 und mac2 erhalten wir die Bedingungen des störungsfreien Verlaufs der erweiterten Reproduktion, d. h. Was aus dem Schema der erweiterten Reproduktion, das die Bedingungen der Übereinstimmung der Austauschverhältnisse untersucht, nicht abgelesen werden kann, ist der wachsende Umfang des konstanten Kapitals gegenüber dem variablen, die relative Abnahme des letzteren gegenüber dem Gesamtkapital. Diese im Fortgang der kapitalistischen Produktion wachsende höhere Zusammensetzung des Kapitals ist das Resultat der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit und zwar bei steigender Rate der Akkumulation. Eine notwendige Folge der relativen Abnahme des variablen Kapitals im Vergleich zu den angewandten Produktionsmitteln ist auch die Abnahme des Mehrwertes gegenüber dem Wertumfang des angewandten Gesamtkapitals. In Wirklichkeit mißt der Kapitalist den Mehrwert nicht im Verhältnis zu dem ausgelegten variablen, sondern im Verhältnis zu dem gesamten in der Produktion vorgeschossenen Kapital (c + v). Das Verhältnis von m : (c + v) bezeichnet Marx als die Profitrate, c + v als den Kostpreis (k) und, da sich unabhängig von den verschiedenen Zusammensetzungen des Kapitals in den einzelnen Produktionszweigen als Wirkung der Konkurrenz eine durchschnittliche Profitrate herausbildet, den Kostpreis plus den Durchschnittsprofit als den Produktionspreis. Der Durchschnittsprofit ist nur ein anderer Ausdruck für die Tatsache, daß die einzelnen Kapitalien als aliquote Teile

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eines Gesamtkapitals erscheinen und zu gleichen Teilen an dem Gesamtmehrwert partizipieren.

Sinkt mit der wachsenden organischen Zusammensetzung des Kapitals der Mehrwert im Verhältnis zum angewandten Gesamtkapital, so sinkt tendenziell auch die Profitrate. Diese relative Abnahme von v und m findet bei absolutem Wachstum von c und v statt.

Wie in keiner früheren Gesellschaftsformation ist die Akkumulation als wesentliches Moment der kapitalistischen Produktion das materielle Mittel zur Steigerung der Produktivkraft. Die
"Gesetze der Produktion und Akkumulation steigern, mit der Masse, den Wert des konstanten Kapitals in zunehmender Progression rascher als den des variablen, gegen lebendige Arbeit umgesetzten Kapitalteils. Dieselben Gesetze produzieren also für das Gesellschaftskapital eine wachsende absolute Profitmasse und eine fallende Profitrate." (K III 1, 246. MEW, Bd. 25, S. 229)
Die Schemata selbst sind jedoch, wie sehr sie ihrem Aufbau nach dazu verleiten, keine Beispiele dafür, wie der kapitalistische Produktionsprozeß reibungslos verlaufen könnte. Analog zu der Bemerkung von Marx, daß die einfache Reproduktion immer auch Teil der erweiterten sei, kann gesagt werden, daß die Einhaltung der Austauschverhältnisse Teil der im Kapitalismus prinzipiell ungleichgewichtigen Relation zwischen den einzelnen Produktionszweigen ist. Die Interdependenz ist ohne die grundsätzliche Vergegenwärtigung des Kreislaufs in seinen ungestörten Verhältnissen nicht möglich, sowenig wie das Ungleichgewicht bzw. die Krise als Höhepunkt des Ungleichgewichts ohne das Bild der in sich lückenlos rücklaufenden Zirkulation verstanden werden kann. Der ungleichgewichtige Ablauf, der zyklisch in den Krisen eine gewaltsame Lösung der gestörten Beziehungen zwischen Produktion und Konsumtion herbeiführt, ist das typische Moment des Gesamtprozesses, und zwar als Folge einer Produktionsweise, in der sich erst ex post auf dem Markt die Beziehung zwischen angebotenen und nachgefragten Waren herstellt.

Die allgemeine Möglichkeit der Krise liegt bereits in der Warenmetamorphose W-G-W, in den Kauf und Verkauf auseinanderfallen und die Wiederverwandlung von Geld in Ware aufgeschoben werden kann, sie liegt ferner in der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, in dem Wechsel der Wertverhältnisse, d. h. in den Momenten, in denen das Geld als Maß der Werte und als Realisierung des Werts auftritt.

-273-

Das Grundphänomen der Krisen äußert sich nach Marx in der kapitalistischen Wirtschaft in der Form periodischen Überproduktion, die nicht aus der Disproportionalität zwischen den Produktionszweigen erklärt und folglich auch nicht auf das Theorem eines partiellen Ungleichgewichts reduziert wenden kann. Die Grundlage der Überproduktion ist einerseits die schrankenlose Ausweitung der Produktion bei beschränkter Konsumtionskraft der Massen, anderseits die durch den Profit gezogene Schranke der Verwertungsbedürfnisse des Kapitals. An der ökonomischen Oberfläche erscheint dieser Widerspruch in den Bewegungen der Profitrate, als dem für den Einzelkapitalisten sichtbaren Resultat des Prozesses. Mit dem absolut wachsenden Umfang von c und mit seinem relativen Wachstum gegenüber v sinkt tendenziell die Profitrate, d. h. das Verhältnis des Mehrwerts (m) zum angewandten Gesamtkapital (c + v), obgleich die Profitmasse bei absolutem Wachstum von c und relativem Wachstum von v ebenfalls wächst. Mit dem tendenziellen Fall der Durchschnittsprofitrate meint Marx jedoch, daß entgegenwirkende Faktoren, wie erhöhter Exploitationsgrad der Arbeit, Verringerung der Reproduktionskosten des Arbeitslohnes, Verwohlfeilerung der Elemente des konstanten Kapitals, Vorhandensein einer relativen Überbevölkerung, auswärtiger Handel etc., das Sinken der Profitrate aufhalten oder zeitweilig die Profitrate erhöhen können. A la longue setzt sich aber der Fall der Durchschnittsprofitrate, entsprechend der Steigerung der Produktivkraft und gemäß den Schranken der Konsumtionskraft der Massen bzw. den Verwertungsbedürfnissen des Kapitals durch.
"Die ungeheure Produktivkraft, im Verhältnis der Bevölkerung, die innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise sich entwickelt, und, wenn auch nicht im selben Verhältnis, das Wachsen der Kapitalwerte (nicht nur ihres materiellen Substrats), die viel rascher wachsen als die Bevölkerung, widerspricht der relativ zum wachsenden Reichtum immer schmaler werdenden Basis, für die diese ungeheure Produktivkraft wirkt, und den Verwertungsverhältnissen dieses schwellenden Kapitals. Daher die Krisen." (K III 1, 296. MEW, Bd. 25, S. 277)
In den Krisen entfalten sich sämtliche Widersprüche der kapitalistischen Produktion und führen eine momentane gewaltsame Lösung herbei, die aber wiederum nur der Ausgangspunkt zur Reproduktion der Widersprüche auf noch größerer Stufenleiter

-274-

ist. An der maßlosen Entwicklung der Produktivkräfte, die Marx als die historische Aufgabe der kapitalistischen Produktionsweise bezeichnet, und an den Schranken der Verwertung, muß der Kapitalismus, ökonomisch durch die Verschärfung der Widersprüche und politisch durch die Aktion des Proletariats, letztlich zusammenbrechen.

7. Ausblick

-274-

Es sei zum Abschluß auf eine bemerkenswerte Stelle der "Grundrisse" verwiesen, eine der wenigen Stellen, in der Marx seine Auffassung über die künftige Entwicklung ausspricht.
Mit der wachsenden Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit, die aus den Widersprüchen der kapitalistischen Produktion zur Vergesellschaftung der Produktionsmittel drängt, setzt sich zugleich die Verwissenschaftlichung des Produktionsprozesses durch, der die Möglichkeit der Aufhebung der Lohnarbeit und des Wertverhältnisses eröffnet. In der Entwicklung der großen Industrie wird die Produktion von Gebrauchswerten weniger abhängig von dem Umfang angewandter Arbeitszeit, "als von der Macht der Agentien, die während der Arbeitszeit in Bewegung gesetzt werden" und deren "powerfull effectiveness" allein abhängt von der Anwendung der technischen Wissenschaften auf die Produktion. Die Macht der Agentien steht nunmehr in krassem Mißverhältnis zu der auf "eine reine Abstraktion reduzierten Arbeit". Der Mensch wird zum Wächter und Regulator des Produktionsprozesses, "er tritt neben den Produktionsprozeß, statt sein Hauptagent zu sein". Wenn die Arbeit aufgehört hat Quelle des Reichtums zu sein, "hört und muß aufhören die Arbeitszeit sein Maß zu sein und daher der Tauschwert das Maß des Gebrauchswerts". Marx fährt fort:
"Damit bricht die auf dem Tauschwert beruhende Produktion zusammen, und der unmittelbare, materielle Produktionsprozeß erhält selbst die Form der Notdürftigkeit und Gegensätzlichkeit abgestreift. Die freie Entwicklung der Individualitäten und daher nicht das Reduzieren der notwendigen Arbeitszeit um Surplusarbeit zu setzen, sondern überhaupt die Reduktion der notwendigen Arbeit der Gesellschaft zu einem Minimum, der dann die künstlerische, wissenschaftliche etc. Ausbildung der Individuen durch die für sie alle freigewordene Zeit und geschaffenen Mittel entspricht." (Gr. 592/93)


ANMERKUNGEN: Die Originalfußnoten sind Seitenweise gesetzt und ihre Nummerierung Kapitelweise neuangefangen. Fürs Netz sind sie demgemäss kapitelweise indiziert durchnummeriert als Endnoten gesetzt.
*E.1
Berlin: Akademie-Verlag 1968, S. 67/68.

*E.2
Internationale Literatur, 8. Jg., H. 7, S. 1.

*E.3
Zelen, 1. c., S. 67.

*V.4
Brief an Kugelmann vom 6. 3. 1868. MEW, Bd. 32, S. 538.

*V.5
Brief an Friedrich Engels vom 16. 1. 1858. MEW, Bd. 29. S. 260.

*V.6
Lenin, Aus dem philosophischen Nachlaß. Wien-Berlin: Verlag für Literatur und Politik 1932, S. 99. Und in: Werke Bd. 38, S. 170.

*V.7
MEW, Bd. 30, S. 639.

*V.8
MEW, Bd. 29, S. 551.

*V.9
In den Vorchapters wollte Marx offenbar behandeln, was er in der Einleitung zur Kritik als die "allgemein abstrakten Bestimmungen, die daher mehr oder minder allen Gesellschaftsformen zukommen" (Grundrisse, S. 28), bezeichnet.

*V.10
MEW, Bd. 27, S. 457.

*V.11
MEW, Bd. 27, S. 457.

*V.12
Grundrisse S. 28.

*V.13
Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. 1. Heft. Volksausgabe, Zürich 1934, S. 191. (Im folgenden als Kritik zitiert.) MEW, Bd. 13, S. 468.

*V.14
Kritik, S. 200. MEW, Bd. 13, S. 475.

*V.15
Grundrisse S. 28.

*V.16
Grundrisse S. 27.

*V.17
Kritik, S. 205 ff. MEW, Bd. 29, S. 311 ff., vgl. auch Brief an Weydemeyer vom 1. Februar 1859, Kritik, S. 213. MEW, Bd. 29, S. 570. - Die Gliederung ist im Brief an Engels mit textlichen Erklärungen versehen. Die einzelnen Kapitelüberschriften und Unterteilungen stammen von Marx, außer 2. d), dessen Überschrift sich aus dem erläuternden Text ergibt und aus parallelen Stellen in den Grundrissen, vgl. Gr., S. 858, 901 ff.

*V.18
Grundrisse S. 189.

*K.1
Grundrisse, S. 375 - 413.

*K.2
L. c., S. 398.

*K.3
L. c., S. 398.

*K.4
L. c., S. 398.

*K.5
L. c., S. 398.

*K.6
L. c., S. 397.

*K.7
L. c., S. 397.

*K.8
L. c., S. 405.

*K.9
Diese Stelle klingt überaus hegelisch; sie ist es nicht mehr als etwa jene, wo Marx von der Vermittlung der individuellen Bedürfnisse spricht: "Es ist nun beides in dem Bewußtsein der beiden Individuen vorhanden:
  1. daß jedes nur seinen Zweck erreicht, soweit es dem andern als Mittel dient;
  2. daß jedes nur Mittel für das andere (Sein für Andres) wird als Selbstzweck (Sein für sich);
  3. daß die Wechselseitigkeit, wonach jedes zugleich Mittel und Zweck, und zwar nur seinen Zweck erreicht, insofern es Mittel wird, und nur Mittel wird, insofern es sich als Selbstzweck setzt, daß jeder sich also als Sein für andres setzt, insofern er Sein für sich, und der andre als Sein für ihn, insofern er Sein für sich
. . ."
(Grundrisse, S. 155). Die Parallele zu Hegel läßt sich mühelos belegen. Im Naturrecht (H. 7, S. 263) lesen wir: "In der bürgerlichen Gesellschaft ist jeder sich Zweck, alles Andere ist ihm Nichts. Aber ohne Beziehung auf Andere kann er den Umfang seiner Zwecke nicht erreichen: diese Andern sind daher Mittel zum Zweck des Besonderen. Aber der besondere Zweck gibt sich durch die Beziehung auf andere die Form der Allgemeinheit und befriedigt sich, indem er zugleich das Wohl des Andern mit befriedigt."

*K.10
Grundrisse, S. 404.

*K.11
Marx modifiziert später diesen Ansatz, wenn auch nicht grundsätzlich. Am Rande von S. 76 des 1867 in Charkow erschienenen Buches des russischen Ökonomen Kaufmann "Theorie der Preisschwankungen" vermerkt Marx: "Der Fehler ist, überhaupt vom Wert als einer obersten Kategorie auszugehn, statt vom Konkreten, der Ware." (Karl Marx-Album, Berlin 1953, S. 115).

*K.12
Grundrisse, S. 170.

*K.13
Grundrisse, S. 169.

*K.14
Grundrisse, S. 171.

*K.15
Grundrisse, S. 171/72.

*K.16
Grundrisse, S. 172.

*K.17
Grundrisse, S. 172.

*K.18
Grundrisse, S. 171.

*K.19
Grundrisse, S. 173.

*K.20
Die Formel G-W-W-G drückt für die einfache Zirkulation nur den Austausch von der Zirkulation vorausgesetzten Produkten vergegenständlichter Arbeit aus, der "Tauschwert erscheint nur als Produkt der Arbeit" (Gr. S. 175). Sie ist eine ausgesprochene Zirkulationsformel oder in der Sprache der "modernen" Theorie: Kreislaufformel. Wo die Verwertung des Tauschwertes zum ausschließlichen Zweck der Zirkulation wird, ergreift und bestimmt der Tauschwert als Kapital unter dem Zwang dauernder Erneuerung und Verwertung den Produktionsprozeß. Die einzig richtige Formel, die nur in weiterem Sinne eine Formel der Zirkulation sein kann, lautet G - W... P. . . W‘ - G‘ bzw. G - W(Ak, Pm) ... P... W‘ - G‘, worin die Verwandlung des Geldkapitals in produktives Kapital durch die Aneignung von Arbeitskraft und Produktionsmitteln und den darauf folgenden Produktionsprozeß, also die Verwandlung von Geldkapital in Gebrauchswerte, von denen einer, die Arbeitskraft, die Eigenschaft hat, mehr Tauschwerte zu liefern als ursprünglich vorgeschossen wurden, ausgedrückt ist. Die Formel der einfachen Zirkulation wird von der "modernen" Theorie meist für die zweite gesetzt, womit selbstverständlich die differentia specifica der Marxschen Analyse vor die Hunde geht. (Vgl. den ersten Abschnitt des zweiten Buches des Kapitals: Der Kreislauf des Geldkapitals.)

*K.21
Grundrisse, S. 173.

*K.22
Grundrisse, S. 174.

*K.23
Grundrisse, S. 174.

*K.24
Grundrisse, S. 174.

*K.25
Grundrisse, S. 175.

*K.26
Grundrisse, S. 175.

*K.27
Grundrisse, S. 175.

*K.28
Grundrisse, S. 186.

*K.29
Grundrisse, S. 186.

*K.30
Grundrisse, S. 186.

*K.31
Grundrisse, S. 186/87.

*K.32
Grundrisse, S. 186.

*K.33
Grundrisse, S. 187.

*K.34
Wenn auch Hegel über die wirkliche Fundierung der philosophischen Kategorien keine Klarheit gewinnen konnte und eine mystiflzierte Dialektik entwickelt hat, so ist er doch weit davon entfernt, die philosophischen Kategorien nur als abstrakt-reflexive, mechanische Bestimmungen zu verstehen. Im Kapitel über den Schluß in der Wissenschaft der Logik schreibt er:
"Alle Dinge sind der Schluß, ein Allgemeines, das durch die Besonderheit mit der Einzelheit zusammengeschlossen ist; aber freilich sind sie nicht aus drei Sätzen bestehende Ganzes." (Hegel 5, S. 126)

*K.35
Grundrisse, S. 313.

*K.36
Grundrisse, S. 237.

*G.1
MEW, Bd. 29, S. 312.

*G.2
Grundrisse, S. 187.

*G.3
Grundrisse, S. 187.

*G.4
TM II 1, S. 294/S. MEW, Bd. 26.2, S. 149.

*G.5
K III 2, S. 667. MEW, Bd. 25, S. 632.

*G.6
TM II 1, S. 294/S. MEW, Bd. 26.2, S. 149.

*G.7
TM II 1, S. 20S. MEW, Bd. 26.2, S. 36/37.

*G.8
K III 2, S. 874/7S. MEW, Bd. 25, S. 829.

*G.9
TM II 1, S. 292. MEW, Bd. 26.2, S. 148.

*G.10
TM II 1, S. 293/4. MEW, Bd. 26.2, S. 148/49.

*G.11
K III 2, S. 662. MEW, Bd. 25, S. 627, ferner S. 66S. MEW Bd. 25, S. 630.

*G.12
K III 2, S. 668.

*G.13
K III 2, S. 663. MEW, Bd. 25, S. 627/28, , ferner S. 667. MEW Bd. 25, S. 631.

*G.14
K III 2, S. 663. MEW, Bd. 25, S. 628.

*G.15
K III 2, S. 66S. MEW, Bd. 25, S. 630.

*G.16
K III 2, S. 66S. MEW, Bd. 25, S. 630.

*G.17
K III 2, S. 672. MEW, Bd. 25, S. 636.

*G.18
Grundrisse, S. 189.

*G.19
K I, S. 805/6. MEW, Bd. 23, S. 793.

*G.20
Grundrisse, S. 186.

*G.21
Grundrisse, S. 188.

*G.21
Grundrisse, S. 188.

*L.1
Grundrisse, S. 367.

*L.2
Grundrisse, S. 156.

*L.3
Es wird vergessen, "daß diese vollständige Expropriation des Arbeiters von seinen Arbeitsbedingungen nicht ein Resultat ist, dem die kapitalistische Produktionsweise zustrebt, sondern die fertige Voraussetzung, wovon sie ausgeht" (K III 2, S. 643. MEW, Bd. 25, S. 609).

*L.4
Grundrisse, S. 203.

*L.5
Grundrisse, S. 203.

*L.6
Grundrisse, S. 357/8.

*L.7
Grundrisse, S. 182.

*L.8
Grundrisse, S. 183.

*L.9
Grundrisse, S. 181.

*L.10
Grundrisse, S. 181.

*L.11
Grundrisse, S. 182.

*L.12
Grundrisse, S. 198.

*L.13
Grundrisse, S. 202.

*L.14
Grundrisse, S. 199.

*L.15
Grundrisse, S. 199.

*L.16
Grundrisse, S. 199/200.

*L.17
Grundrisse, S. 200.

*L.18
Grundrisse, S. 200.

*L.19
Grundrisse, S. 188.

*L.20
Grundrisse, S. 186.

*L.21
Grundrisse, S. 187.

*L.22
K II, S. 30. MEW Bd. 24, S. 37.

*L.23
Grundrisse, S. 177.

*L.24
Grundrisse, S. 177.

*L.25
Grundrisse, S. 180.

*L.26
Grundrisse, S. 178.

*Z.1
Grundrisse, S. 189.

*Z.2
Grundrisse, S. 164.

*Z.3
Das Kapital, 1. Ausg., S. 19.

*Z.4
Grundrisse, S. 226.

*Z.5
Grundrisse, S. 226.

*Z.6
".. . in der kapitalistischen Produktionsweise und beim Kapital, welches ihre herrschende Kategorie, ihr bestimmtes Produktionsverhä1tnis bildet . . " (K III 2, S. 881. MEW, Bd. 25, S. 835).

*Z.7
Gespräche mit Georg Lukács. Reinbek: Rowohlt 1967, S. 58.

*Z.8
Grundrisse, S. 187.

*Z.9
Grundrisse, S. 189.

*Z.10
Vgl. Brief an Engels vom 2. April 1858. MEW Bd. 29, S. 311.

*Z.11
MEW, Bd. 1, S. 206.

*Z.12
MEW, Bd. 1, S. 206

*Z.13
MEW, Bd. 1, S. 207.

*Z.14
MEW, Bd. 1, S. 208.

*Z.15
MEW, Bd. 1, S. 203.

*Z.16
Grundrisse, S. 945.

*Z.17
Grundrisse, S. 945.

*Z.18
Grundrisse, S. 945.

*Z.19
Grundrisse, S. 69.

*Z.20
Das Kapital, 1. Ausg., Vorwort VIII.

*Z.21
Das Kapital, 1. Ausg., S. 15.

*Z.22
Das Kapital, 1. Ausg., S. 783.

*Z.23
Ebenso verhält es sich z. B. mit dem Verhältnis von Quantität und Qualität. Die Quantität summiert sich nicht äußerlich zum Umschlag in eine neue Qualität; sie kann dies nur, soweit die Qualität das ihr immanente Moment der Gleichsetzung als Maß ist, soweit sie als Quantität auf allgemein verbindliche Qualität reduziert worden ist. Die Quantität ist nur proportional gleichsetzbarer Ausdrusk der ihr immanenten Qualität.

*Z.24
MEW, Bd. 19, S. 368/9.

*Z.25
MEW, Bd. 19, S. 369.

*Z.26
MEW, Bd. 19, S. 369.

*Z.27
MEW, Bd. 19, S. 111.

*Z.28
MEW, Bd. 19, S. 111.


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